Kapitel III - Die drohende globale Umweltkatastrophe - Das Zerstörungspotenzial der globalen Fracking-Pläne

 

Fracking wurde schon in den 1940er Jahren in den USA entwickelt, aber erst in den 1990er Jahren auf neuer technologischer Grundlage wieder aufgenommen und vermehrt eingesetzt. Beim Fracking werden Gesteinsschichten zertrümmert, um Öl oder Gas zugänglich zu machen, das in feinsten Klüften des Gesteins eingeschlossen ist.


Hauptsächliches Ziel ist die Gewinnung des in Kohle- und Schieferformationen in bis zu 6 000 Metern Tiefe gebundenen Methans. Um dieses Gas freizusetzen, werden über der Lagerstätte ganze Felder senkrechter Tiefbohrungen angelegt. Anschließend wird computergesteuert ein Netz horizontaler Bohrungen in die gasführenden Schichten eingebracht. Ein mit Drücken bis zu 700 bar dort eingepresstes Gemisch aus Wasser und Sand sprengt dann das Gestein auf. Das Frackwasser enthält giftige Chemikalien, die Mikroorganismen abtöten, damit diese nicht die aufgesprengten Klüfte wieder schließen. Trotzdem lassen sich beim Fracking nicht mehr als 25 Prozent des in einer Lagerstätte gebundenen Gases auffangen. Verglichen mit dem stofflichen Gehalt eines Kohleflözes liegt der Ertrag beim Fracking bei gerade fünf Prozent. Trotzdem scheinen beim Fracking Milliarden Dollar Gewinne zu winken, sonst würden dafür nicht die Ökosysteme in der tiefen Lithosphäre unwiderruflich zerstört.


Fracking bedeutet eine Zerstörung der teilweise nur zehn Kilometer dicken Erdkruste in Tiefen bis zu sechs Kilometern, wie sie die Geschichte der Menschheit bisher nicht kannte. Zusammenhängende Gesteinsschichten werden großflächig ihrer Stabilität beraubt. Deshalb treten in Fracking-Gebieten gehäuft Erdbeben auf. Ein internationales Team von Geophysikern stellte fest:
»Die Bewegung von Hochdruck-Flüssigkeiten im Untergrund – entweder in natürlichen Prozessen oder injiziert bei industriellen Aktivitäten – hat das Potenzial, starke Erdbeben auszulösen.« (www.wissenschaft-aktuell.de vom 27. Juli 2012)


Fracking funktioniert nur, wenn dabei riesige Mengen mit Giften belastete Flüssigkeiten in den Boden gedrückt werden. Ein Team von Wissenschaftlern der Leibniz-Universität Hannover unter Professor Dr. Rosenwinkel untersuchte drei als repräsentativ bezeichnete Bohrfelder. Er fand heraus, dass bei jedem Frack rund 1,6 Millionen Liter Flüssigkeit aus etwa 80 Prozent Trinkwasser, 15 Prozent Sand und 5 Prozent Chemikalien eingesetzt wurden. Knapp ein Viertel der Gesamtmenge kam vermischt mit Wasser aus den Lagerstätten als »Flowback« (Rückfluss) wieder nach oben. Nach zehn Fracks fielen 3,7 Millionen Liter »Flowback« an, die entsorgt werden mussten. 12,3 Millionen Liter der Giftbrühe verblieben unter Tage oder wurden in Versenkbohrungen verpresst.


Die Tatsache, dass die Untersuchung im Auftrag von ExxonMobil stattfand, weist darauf hin, dass sich künftig niemand mit Unwissenheit über die eklatanten Folgen herausreden kann!


Jahrzehntelang und zum Teil bis heute versuchten die beteiligten Konzerne, die im Frackwasser verwendeten Gifte geheim zu halten. Ein Gutachten des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (Leipzig/Halle) vom Februar 2012 enthüllte, welche Gifte – unter vielen anderen – verwendet wurden: Tetramethylammoniumchlorid, das bereits in kleinsten Dosen große Mengen Wasser vergiftet, die Nervengifte Diethylenglykol oder Methanol, Butoxyethanol, eine Leben vernichtende Substanz, Nonylphenol, das krebserregend ist und die Fruchtbarkeit schädigt.
Im Lagerstättenwasser nachgewiesen wurden auch gesundheitsschädliche Schwermetalle wie Blei, Kadmium und Quecksilber, radioaktive Stoffe wie Strontium sowie große Mengen der aromatischen Kohlenwasserstoffe Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylol (BTEX), die alle Wasser gefährden und als krebserregend gelten. Eine umweltverträgliche Entsorgung des »Flowback« ist nach heutigem Stand der Technik nicht möglich. Menschenverachtend ist die verbreitete Methode, diese Giftbrühe in Lagerbecken verdunsten zu lassen oder sie sogar in die Luft zu versprühen.


Das alles stellt ein enormes Gefahrenpotenzial nicht nur für die Lithosphäre, sondern auch für die Hydrosphäre dar.


»Eine neue Untersuchung von Jahrzehnte alten Quellen im Osten Montanas (angrenzend an North Dakota) durch die Geologische Vermessungsbehörde der USA zeigt, dass Salzwasserfahnen in die Grundwasserleiter und in private Wasserbrunnen wandern und diese für Trinkwasserzwecke unbrauchbar machen.« (National Geographic, »The New Oil Landscape«, März 2013 – eigene Übersetzung)


Auch über die angeblich abgedichteten Bohrlöcher gelangen Gifte in die natürlichen Kreisläufe. Schlumberger, eines der weltweit führenden Unternehmen für Bohrungen, gab zu, dass 43 Prozent seiner 6 692 Bohrlöcher im Golf von Mexiko undicht sind.


Fracking gefährdet in hohem Maß die menschliche Gesundheit:

 

  • Stark überhöhte Konzentrationen von Siliziumstaub aus dem Quarzsand erhöhen die Lungenkrebsrate unter den Arbeitern und der Bevölkerung in der Nähe der Bohrstellen.
  • Radioaktive Stoffe, die aus der Tiefe gehoben wurden, wirken über lange Zeit krebserregend.
  • Stoffe, die Fruchtbarkeit und Erbgut schädigen, geraten in natürliche Kreisläufe und bedrohen die Fortpflanzungsfähigkeit von Menschen und Tieren.
  • Wenn Nervengifte in die Umwelt gelangen, können sie zu Lähmungen führen und Hirnschäden hervorrufen.
  • Millionen Menschen und Tieren wird der Zugang zu sauberem Trinkwasser abgeschnitten.

 

2013 räumte auch der damalige deutsche Bundesumweltminister Altmaier indirekt Gefahren des Frackings ein. Er musste der öffentlichen Meinung Rechnung tragen und bis auf Weiteres Fracking in Trinkwasserschutzgebieten verbieten. Das durch Fracking vergiftete Wasser hält sich jedoch nicht an irgendwelche Schutzzonen. Außerdem wird Trinkwasser aus Zigtausend Flüssen, Quellen und Brunnen gewonnen, die außerhalb solcher Schutzgebiete liegen, aber übers Grundwasser mit den Fracking-Gebieten verbunden sind.


Die Hauptakteure des Frackings zählen zum internationalen Finanzkapital. Unter den 500 größten Monopolen der Welt sind 89 bei der Gewinnung und Verarbeitung fossiler Rohstoffe oder bei der Produktion der dazu eingesetzten Technologie tätig. Für den Börsenwert internationaler Übermonopole wie ExxonMobil oder BP sind die Förderreserven, die sie ausweisen können, von ausschlaggebender Bedeutung. 2010 änderte die US-Börsenaufsicht ihre Regeln und erlaubte den Öl- und Gaskonzernen, auch »unkonventionelle« Lagerstätten als Reserven zu bilanzieren, was deren Aktienkurse stabilisierte oder steigerte.


Schon zuvor war in den USA ein Fracking-Boom ausgebrochen, eingeleitet durch ein Gesetz des US-Kongresses von 2005, »Energy Policy Act«, das Fracking ausdrücklich von der Überwachung nach dem Trinkwasserschutzgesetz ausnahm.


Von 2000 bis 2012 stieg der Anteil der »unkonventionellen« Förderung an der Gasproduktion der USA von zwei auf 40 Prozent. 2012 gab es dort mindestens 40 000 Fracking-Bohrungen. Der US-Imperialismus nutzt Fracking auch, um seine machtpolitischen Ziele abzusichern. »Energieunabhängigkeit«, also Minderung der Importe von Erdöl und Erdgas, soll seine globale Vormachtstellung stärken.


Auch Deutschland bleibt nicht verschont. Schon 1995 führte das internationale US-Übermonopol ConocoPhilips Fracking-Versuchsbohrungen am Nordrand des Ruhrgebiets durch. Die Ruhrkohle AG war von Anfang an maßgeblich beteiligt. Nachdem es ihr nicht gelungen war, eine weltmarktbeherrschende Stellung bei der Kohleförderung zu erringen, wollte sie nun als mögliche Alternative nach »Erdgas in Kohleflözen« suchen. (»Hellweger Anzeiger« vom 12. April 2011)


Nicht ohne Zusammenhang mit diesen Plänen strebte die RAG eine beschleunigte Stilllegung des Steinkohlebergbaus an, denn Schachtbergbau und Fracking schließen sich aus technischen Gründen gegenseitig aus.


1997 streikten Zehntausende Bergleute sieben Tage lang selbständig gegen die Stilllegung des Steinkohlebergbaus in Deutschland und gegen die geplante Entlassung von 60 000 Bergleuten. Das machte den Fracking-Plänen der RAG vorerst einen Strich durch die Rechnung, obwohl sie damals noch kaum bekannt waren.


In den Gremien der EU wurden die Fracking-Pläne weiter verfolgt. Das EU-Rahmenprogramm HORIZON soll von 2014 bis 2020 Subventionen von 80 Milliarden Euro bereitstellen, mit denen unter der Parole »sichere, saubere und effiziente Energie« die Energiemonopole und ihre Fracking-Vorhaben gefördert werden.


Unter Federführung des deutschen EU-Kommissars für Energie, Günther Oettinger, beschloss die EU-Kommission 2010, den subventionierten Steinkohle-Bergbau in Europa bis 2014 weitgehend stillzulegen. Das hätte den Fracking-Vorhaben auf breiter Front Raum gegeben. Um die brodelnde Unruhe unter den Bergleuten in Deutschland zu dämpfen und die gefürchteten Bergarbeiterkämpfe zu vermeiden, wurde in Deutschland der Stilllegungstermin auf 2018 verschoben. Mit umfassenden Sozialplänen und der Propaganda vom »sozial verträglichen Auslauf-Bergbau« wird der Zusammenhang mit den Fracking-Plänen in der Öffentlichkeit vertuscht, um zu verhindern, dass Bergleute und Umweltbewegung gemeinsam gegen die Stilllegung der Kohlezechen und gegen die Fracking-Pläne kämpfen.


Die EU drohte Frankreich und Bulgarien ein Verfahren an, als dort Fracking gesetzlich verboten wurde. Das internationale Finanzkapital nimmt auf nationale Beschlüsse keine Rücksicht. Die Fracking-Pläne haben inzwischen alle fünf Kontinente erfasst.


Von den Energiemonopolen wird mit Fracking gefördertes Gas als »der sauberste fossile Energieträger« angepriesen. (»Westdeutsche Allgemeine Zeitung« vom 3. Mai 2013) Das Gegenteil beweist eine Studie der National Academy of Science aus den USA. Danach ist »die Verstromung von Schiefergas bereits dann klimaschädlicher als die von Kohle, wenn die Methanleckagen 3,2 Prozent der Gasförderung übersteigen.« (»Die Zeit« vom 7. Februar 2013)


Dass diese Werte vielfach sogar deutlich überschritten werden, zeigen Messungen aus Colorado, wo unkontrollierte Me- thangas-Emissionen von durchschnittlich neun Prozent ermittelt wurden. Die US-amerikanischen Forscher bezeichnen Schiefergas und Kohleflözgas daher als »schmutzige« Gase, denn ihre Verbrennung schädigt das Klima mehr als die Verbrennung konventionellen Erdgases. Fracking wird damit zu einem zusätzlichen Faktor der beschleunigten Erderwärmung und der drohenden Klimakatastrophe.

 

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