Die Befreiung der Frau
Bestehende Übersetzungen
INHALT
Frauen des Demokratischen Volksblocks (BDP), Peru
Marokkanische Marxisten-Leninisten – Proletarische Linie (MMLPL)
Allgemeine Merkmale der Unterdrückung von Frauen in Marokko
Kommunistische Partei der Türkei – Marxistisch-Leninistisch (TKP-ML)
Frauen sind gemeinsam stark!
Marxistisch-Leninistische Proletarische Union (UPML), Frankreich
Unsere Positionen in Bezug auf die Frage der Frauen und der Frauenbewegung
Marxistisch-Leninistische Kommunistische Partei (MLKP), Türkei- Kurdistan
Der Ursprung der Unterdrückung der Frau und die Notwendigkeit einer doppelten Revolution
Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD)
Position der MLPD für die Online-Zeitschrift zur 1. ICOR- Frauenkonferenz
Frauen des Demokratischen Volksblocks (BDP), Peru
Die Frauenbefreiung ist Teil des Kampfes um gesellschaftliche Veränderung: Wir erheben unsere Stimme, um gegen die doppelte Ausbeutung und Diskriminierung von Frauen zu protestieren. Im Kapitalismus wird die soziale Ungleichheit trotz der enormen Fortschritte in der Wissenschaft und der Arbeitsproduktivität immer größer.
Der Feminismus ist eine politische, soziale und philosophische Bewegung, die die Frau als Person mit Rechten anerkennt. Diese Bewegung hat ihren Ursprung in revolutionären und freiheitlichen Kämpfen, insbesondere mit den emanzipatorischen Idealen der Französischen Revolution im 18. und 19. Jahrhundert. Frauen begannen den Kampf um die Anerkennung ihres Wahlrechts und ihrer Arbeitsrechte. Der Feminismus schließt Männer nicht aus, sondern ein und fordert sie auf, die Gleichheitsverhältnisse zu ändern und schlägt eine neue soziale, politische, wirtschaftliche und kirchliche Ordnung vor, welche Männern und Frauen gleichermaßen zugute kommt, auf Harmonie beruht und niemals auf Herrschaft oder gewaltsamer Auferlegung.
Die Realitäten, von denen sich die lateinamerikanischen Frauen dringend befreien müssen, sind vielfältig. Nichtsdestotrotz ist es notwendig, einige von ihnen zu nennen: Armut, die das Ergebnis von Ungerechtigkeit als unterdrückendem Element ist, körperliche und sexuelle Gewalt, Ausgrenzung aufgrund von Rasse und ethnischer Zugehörigkeit, die Ausgrenzung von Rasse, Geschlecht, Gender und Klasse, die Ausbeutung von Frauen in ihrer doppelten Arbeitszeit (im Haus und am Arbeitsplatz), Analphabetismus, die Nutzung des Körpers der Frau als Ware auf dem Markt, der Ausschluss der Frauen von politischen und religiösen Führungspositionen, um nur einige zu nennen.
Es gibt verschiedene feministische Strömungen, da dies vom gesellschaftlichen,
historischen, kulturellen und religiösen Kontext des täglichen Lebens der Frauen abhängt und so ist auch der Feminismus strukturiert. Es gibt den Feminismus des Nordens (Europa und Nordamerika, die USA), den Feminismus des Südens oder der Dritten Welt, den asiatischen Feminismus und den afrikanischen Feminismus. Es gibt aber auch zwei historische feministische Strömungen, den Feminismus der Gleichheit und den Feminismus der Differenz.
In unserem Fall ist Peru dem Feminismus der Dritten Welt zuzuordnen, wo wir Frauen am meisten betroffen sind. Das Gehalt der Arbeiter reicht nicht aus und noch schlimmer ist es, wenn sie im so genannten informellen Sektor arbeiten. Wir Frauen werden unter dem Zwang der Notwendigkeit oder durch den vitalen Impuls unser eigenes Schicksal aufzubauen als zweitklassige Ware auf den Arbeitsmarkt geworfen. Und trotz allem werden die Bedürfnisse des häuslichen Lebens nicht weniger, sondern mehr und verlangen den Frauen noch mehr ab. Doppelt ausgebeutet bei der Arbeit und verurteilt zu einem lähmenden häuslichen Leben sehnen wir Frauen uns nach unserer Befreiung.
In der Zwischenzeit schreitet die Entwicklung des Kapitalismus weiter voran und ist auch in die Familienwirtschaft eingedrungen. Sie macht jedes einzelne unserer Bedürfnisse zur Ware: Erziehung, Bildung, Gesundheit, Freizeitgestaltung etc. Noch schlimmer ist es unter dem Neoliberalismus. Er verdrängt die Arbeit des Staates durch die Privatisierung der öffentlichen Bildung, des Gesundheitswesens, der Wasserversorgung, der Elektrizität, des Verkehrs und der Kommunikationsdienste. Er macht Wohnraum zu einer Quelle für Geschäfte und Spekulationen. Die Krise am Arbeitsplatz aufgrund von wenigen und schlecht bezahlten Arbeitsplätzen und einer Krise im Haushalt aufgrund zu hoher Ausgaben: Das ist der Zustand, der die Menschen krank macht oder sie dazu zwingt, ums nackte Überleben zu kämpfen.
Angesichts dessen befindet sich der liberale Feminismus in einer Krise. Seit der Vierten Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen im Jahr 1995, auf der das Gender-Mainstreaming angenommen wurde, bis hin zur Aufnahme in Punkt 5 der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung im Jahr 2015 ist der liberale Feminismus zur Leitlinie des Imperialismus geworden. Ihr Ziel ist es, die wachsende Unzufriedenheit und den Kampf der Frauen in die Bereiche der bürgerlichen Demokratie zu lenken, damit sie sich mit der scheinbaren juristischen Gleichstellung zwischen Männern und Frauen begnügen. Aber nach der Logik des Kapitalismus hat sich die doppelte Ausbeutung von uns Frauen und ihre besondere Unterdrückung und soziale Diskriminierung überall auf der Welt weiter verschärft. Auch in unserem Land ist die Gender-Mainstreaming zur Frauenpolitik aller neoliberalen Regierungen geworden, von Fujimori bis Sagasti. Auch die Regierung Pedro Castillo hat trotz ihres anti-neoliberalen Ursprungs die Gender-Mainstreaming als offizielle Politik übernommen. Es besteht kein Zweifel, dass der liberale Feminismus fast widerstandslos in die Sphären des kleinbürgerlichen Feminismus, der NGO‘s - wie das Beispiel Flora Tristan - aber auch in der Gewerkschaftsbewegung eingedrungen ist. So bereitete die Führung der CGTP im Jahr 2012 eine Reform ihrer Satzung vor, um einen geschlechtsspezifischen Ansatz zu verwirklichen und die Gender-Mainstreaming umzusetzen sowie eine Quote für Frauen in Führungspositionen einzuführen.
Nichtsdestotrotz zeigt die harte Realität das Scheitern und die Krise des liberalen Feminismus. Und es ist so, dass zwischen den Gesetzen zugunsten der Frauen und der harten Realität Welten aufeinanderprallen. Die Fakten zeigen, dass es nicht so ist, wie die Gender-Mainstreaming behauptet, dass soziale Ungleichheit zwischen Männern und Frauen nur aus Kultur und Ideen entsteht, die auf biologischen Unterschieden zwischen Männern und Frauen basieren. Für den liberalen Feminismus basiert die doppelte Ausbeutung und soziale Diskriminierung von Frauen nicht auf der kapitalistischen Produktionsweise. Daher ist der liberale Feminismus dagegen, dass die Befreiung der Frau untrennbar mit dem Kampf der Arbeiterklasse für den Sozialismus verbunden werden muss.
Der kleinbürgerliche Feminismus hatte keine Schwierigkeiten damit, sich der antikommunistischen Ausrichtung des liberalen Feminismus unterzuordnen oder sich anzupassen. Es gehe demnach vielmehr darum, als Zeichen unserer "Ermächtigung" (Empowerment) Zugang zu Führungspositionen in Regierung, Parlament oder anderen staatlichen Institutionen zu erlangen. Oder alle möglichen Seminare und Schulungen über das "Unternehmertum" von Frauen zu veranstalten, um die Illusion des Volkskapitalismus zu verbreiten und so die "Informalität" zu überwinden. All dies natürlich mit der finanziellen "Unterstützung" der imperialistischen Agenturen.
Nach mehreren Jahrzehnten Erfahrung steht die Frauenbewegung also an einem Scheideweg. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem die Debatte gegen den liberalen Feminismus entscheidend für die Strategie der Frauenbewegung geworden ist. Ohne Klarheit über Ziel und Richtung können kaum echte Fortschritte erzielt werden. Der große Marsch #NiUnaMenos im Jahr 2016 war sicherlich sehr wichtig, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und uns Frauen zu ermutigen, voranzukommen. Die Realität zeigt uns jedoch, dass das nicht ausreicht. Um weiterzukommen, muss die Frauenbewegung auch den Charakter einer Umgestaltung der Gesellschaft annehmen.
Es ist notwendig, die Kräfte zu organisieren und die Kämpfe zu einer Faust zu bündeln.
Überall im Land blühen Fraueninitiativen und -organisationen an der Basis auf. Sie haben die Form von Suppenküchen, Milchkomitees, Frauenverbänden, Gewerkschaften, vor allem in der Textil- und Agrarindustrie, sowie organisierte Ehefrauen von Bergarbeitern und Streikkomitees oder Ronderas [in Peru: Freiheitskämpferin] und sind in bäuerlichen oder ethnischen Gemeinschaften vertreten. Es gibt auch Intellektuelle oder Kleinunternehmerinnen, die sich auf ihre Weise für eine andere Zukunft der Frauen einsetzen. All diese verstreuten Initiativen sind wie Wassertropfen. Vereint werden sie zu einem verändernden Strom werden.
Wir, die BDP-Frauen, fördern die Koordinatorin der Basisfrauenorganisationen, mit gemeinsamen Kampfplattform, Aktionstage und jährliche Treffen zur Erneuerung der Verpflichtungen und der Tagesordnung für den sozialen Wandel. Jeder Verband oder jede Gruppe soll seine/ihre Besonderheiten und seine/ihre Ideologie vertreten können, aber wir sollten es schaffen, uns in den dringendsten Fragen zusammenschließen können. Lasst uns lernen, gemeinsam zu marschieren und zu kämpfen und gleichzeitig in einer Atmosphäre der Solidarität offen zu diskutieren. Revolutionäre und organisierte Frauen haben die Verantwortung, künftigen Generationen ein Vermächtnis zu hinterlassen, um die Denkweise zu ändern, das Patriarchat als Hauptursache für die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu beseitigen, welches das System uns aufzwingt, wobei es uns zum sexuellen Objekt macht und uns bis zu diesem Punkt degradiert. In Peru stellt das System ein großes Problem für arbeitende Frauen dar, in vielen Fällen wird ihr Recht auf Mutterschaft nicht respektiert, die Löhne liegen unter dem Mindestlohn mit Arbeitszeiten von 10 Stunden, ohne eine würdige Rente. Es ist an der Zeit, dass wir Frauen uns zusammen mit unseren revolutionären Genossinnen und Genossen organisieren und hinausgehen, um unsere Rechte zu erobern, denn der Kampf ist kein Geschlechterkampf, sondern ein Klassenkampf gegen die Unterdrückerklasse und der Kampf von uns Frauen als Teil des Kampfes zur Umgestaltung der Gesellschaft ist nicht nur eine Angelegenheit von uns Frauen. Im Kampf um Brot und Rosen haben Frauen und Männer einen Ehrenplatz und tragen das Banner der Frauenbefreiung mit der Perspektive des Sozialismus.
Lima-Peru, 12. Juli 2022
Katia Fernandez Anyaipoma,
Frauenkomission des BDP
Cristhy Martel Ruiz,
Sekretärin der BDP-Frauen
Marokkanische Marxisten-Leninisten - Proletarische Linie (MMLPL), Marokko
Trotz der zentralen Stellung der Frau im Prozess der Produktion und Reproduktion des direkten Lebens sind die Unterdrückungsverhältnisse der Frauen historisch von Klassen- und religiösen Erwägungen abhängig, wodurch die patriarchalische Herrschaft aufrechterhalten wurde, die sich mit dem Durst nach aufeinanderfolgenden Produktionsweisen, Sklaverei, Feudalismus, Kapitalismus und Imperialismus für mehr ökonomische Ausbeutung und politische Kontrolle intensiviert. Es scheint heute, dass die Beseitigung der Unterdrückungsverhältnisse gegen Frauen das wichtigste Ziel des Klassenkampfes gegen Kapitalismus und Imperialismus darstellt. Marokkanische Frauen leiden unter chronisch unterdrückenden Beziehungen. Die folgenden sind die wichtigsten Eigenschaften, die kritisiert werden:
1 - Die Ursprünge der Frauen-unterdrückung in Marokko
Die Ursprünge der Frauenunterdrückung in Marokko gehen auf den Prozess der arabisch-islamischen Invasion in Nordafrika und die Einführung eines kulturellen Musters zurück, das aus dem Mittleren Osten importiert wurde und für seine Unterdrückung von Frauen als Folge der Dominanz patriarchalischer Beziehungen und der religiösen Glorifizierung dieser Beziehungen bekannt ist.
Angesichts der ökonomischen Natur der Unterdrückungsverhältnisse von Frauen blieben diese trotz der Abfolge von sklavischen, feudalen und kapitalistischen Produktionsweisen und weil sie es Männern ermöglichen, Reichtum und Macht zu monopolisieren und an nachfolgende Generationen von Männern weiterzugeben, fest bestehen. Zumal ist das globale imperialistische System heute auf den Fortbestand und die Kontinuität dieses Systems angewiesen, weil es die Kontinuität und Stabilität der kapitalistischen Ausbeutungsverhältnisse garantiert.
2 - Beziehungen der Frauenunterdrückung quer durch alle Klassen
Die Beziehungen der Frauenunterdrückung sind nicht auf die Klassenverhältnisse der Ausbeutung beschränkt, sondern wir stellen fest, dass diese Beziehungen in verschiedene Klassen eindringen. Die Unterdrückung der Frau existiert in der bürgerlichen Klasse, in der Männer das System der patriarchalischen Beziehungen und der religiösen Entfremdung ausnutzen, das in den geltenden Gesetzen verankert ist, um die bürgerliche Frau zu unterdrücken und die Grenzen ihres politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhaltens einzuengen, damit sie unter der absoluten Kontrolle der Männer bleibt. Auch kleinbürgerlichen Kreise leiden unter der Unterdrückung der Frauen, da die Männer darauf zurückgreifen, die Unterdrückung der kleinbürgerlichen Frauen durch Gesetze fortzusetzen, die diese Unterdrückung ermöglichen und decken. Die durch das religiöse und patriarchalische System erzeugte Entfremdung und die herrschenden Gesetze verschärfen die Unterdrückung der Frauen unter der Arbeiterklasse und der armen Bauernschaft.
Anthropologische Studien stellen fest, dass die Arbeiter und armen Bauern im System der Frauenunterdrückung ein Mittel finden, um die Schwere der Klassenausbeutung zu lindern, der sie durch die herrschenden Klassen ausgesetzt sind.
Angesichts dieser komplexen Verhältnisse der Frauenunterdrückung und ihrer Verflechtung mit den Verhältnissen der Klassenausbeutung und der Dominanz patriarchaler Verhältnisse ist der Kampf der Frauen gegen das patriarchalische, kapitalistische und imperialistische System nicht mehr eine Angelegenheit einer bestimmten Klasse der Frauen, sondern erfordert vielmehr einen massiven Frauenaufstand, der alle Klassen durchdringt.
Die Bedeutung dieses gemeinsamen Frauenkampfes zeigt sich aus den Herausforderungen, die mit der Verschärfung der Krise des kapitalistischen Imperialismus, der Abwälzung der Kosten der Krise auf die Schultern der Arbeiterinnen und Arbeiter überall, der daraus resultierenden steigenden Arbeitslosigkeit und Armut, den Lohnkürzungen und Entlassungen, worunter Frauen als erstes leiden und der im Vergleich zu den Männern deutlich weniger bezahlten Arbeit der Frauen entstehen.
3- Formen der Kontinuität der Unterdrückungsverhältnisse, unter denen marokkanische Frauen leben
Auf rechtlicher und menschenrechtlicher Ebene ist Marokko noch weit davon entfernt, die Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Bereichen, einschließlich der bürgerlichen und politischen Rechte, zu erreichen. Trotz der Unterzeichnung des CEDAW-Übereinkommens durch Marokko hält der Staat an Erklärungen fest, die den Kern des Übereinkommens berühren und kommt immer noch nicht seinen internationalen Verpflichtungen nach, diskriminierende Gesetze gegen Frauen in der Gesetzgebung abzuschaffen, was in völligem Widerspruch zu seinen offiziell erklärten Absichten bezüglich der Einhaltung universeller Menschenrechte steht. Frauen sind in Arbeitseinrichtungen der Industrie und Landwirtschaft nach wie vor wirtschaftlicher Gewalt ausgesetzt, die insbesondere während der Ausbreitung der Covid-19-Pandemie angesichts der mangelnden Gleichstellung bei der Arbeit, der Achtung des Rechts auf Mutterschaft zugenommen hat und Frauen noch mehr Gewalt aussetzt und angreifbar macht, wie z.B. alleinerziehende Mütter, Migrantinnen, Frauen mit Behinderungen, Vergewaltigungs-opfer, Gefangene und Frauen, die an mentalen und psychischen Krankheiten leiden und Opfer von Menschenhandel sind.
4 - Frauenkämpfe gegen Unterdrückung
Die Formen des Frauenkampfes in Marokko unterscheiden sich je nach Klassenzugehörigkeit, da die verschiedenen Kämpfe noch auf keine Art integriert sind, obwohl die Unterdrückungsverhältnisse letztlich einen gemeinsamen Charakter haben. Alle Frauen in Marokko leiden unter dem mittelalterlichen Polygamiegesetz und unter der Bevorzugung von Männern gegenüber Frauen in Erbschaftsfällen, in denen die verwitwete Frau keinen gesetzlichen und religiösen Anspruch auf das Erbe ihres verstorbenen Mannes hat. Dadurch verarmt sie gleich nach dem Tod des Mannes, dasselbe gilt für die Tochter, die nur die Hälfte dessen zugesprochen bekommt, was der Sohn nach dem Tod des Vaters erbt.
Die Kämpfe der Frauen in Marokko haben viele Fronten, insbesondere der Kampf gegen Gewalt in all ihren physischen, psychischen, wirtschaftlichen und sozialen Formen. Marokkanische Frauen stehen auch an vorderster Front im Kampf gegen hohe Preise, für das Recht auf Wasser, für die Gleichberechtigung beim Erbe und gegen die Usurpation von familiärem Land, wofür Männer entschädigt werden, Frauen jedoch nicht.
5 - Dringende Forderungen der marokkanischen Frauen
Die wichtigsten dringenden Forderungen der marokkanischen Frauenbewegung, entsprechend ihrer Priorität, sind wie folgt zusammengefasst:
- Umfassende Überarbeitung des Familiengesetzbuches in einer Weise, die die vollständige Gleichstellung der beiden Geschlechter in der Familie garantiert, einschließlich der Gleichberechtigung bei der gesetzlichen Vertretung der Kinder, des Erbes und des Rechts, einen Nicht-Muslim zu heiraten, sowie die vollständige Abschaffung der Polygamie, und die Abschaffung der Eheschließung Minderjähriger...
- Radikale Reform des Strafrechts und der Strafjustiz, um den rechtlichen Schutz für Frauen zu gewährleisten
- Änderung des Gesetzes zur Einrichtung der Kommission für Parität und Bekämpfung aller Formen der Diskriminierung, da es die universelle Referenz für Menschenrechte an den Rand drängte und ihre Rolle auf die Abgabe einer beratenden Stellungnahme beschränkte
-Änderung des Gesetzes 13-103, weil es nicht mit internationalen Standards für Gesetze zum Schutz von Frauen vor Gewalt vereinbar ist und angesichts der hohen Rate von Gewalt gegen Frauen, die ein Ende der Straflosigkeit erfordert
- Achtung des Rechts der Frau, die Schwangerschaft freiwillig unter medizinischer Betreuung abzubrechen, über ihren eigenen Körper zu verfügen sowie Entscheidungen über Schwangerschaft und Geburt zu treffen und sich darauf vorzubereiten
- Ablehnung der Anforderungen des Hausangestelltenschutzgesetzes (Alter, Lohn, Arbeitszeit, Sozialschutz, Aufsicht...)
Kommunistische Partei der Türkei – Marxistisch-Leninistisch (TKP-ML), Turkei-Nordkurdistan
Wir befinden uns in einer Zeit, in der die Auswirkungen der Wirtschaftskrise des imperialistisch-kapitalistischen Systems und der Widerspruch zwischen Unterdrückern und Unterdrückten mit der Pandemie immer deutlicher werden. Während das System versucht, schnelle Maßnahmen gegen die möglichen großen Aufstände der unterdrückten Völker zu ergreifen, ist es andererseits bestrebt, die Menschen die Kosten der Krise zahlen zu lassen.
Es ist eine Tatsache, dass die Frauen in der dunkelsten Ecke dieses Bildes zu finden sind. Die schwere Gewalt und die Armut führen dazu, dass sich Wut anstaut, die das Feuer des Kampfes entfacht. Es ist sicher, dass der Widerstand der Frauen einen wichtigen Anteil an dem Ausmaß dieser Wut hat, die sich auf die Straße ergießt.
Denn die Tatsache, dass die Frauen mit der Pandemie die ersten Betroffenen zunehmender Armut und Unsicherheit werden, welche sich mit den Arbeitsbedingungen verschärft, die in dieser neuen Periode entsprechend den Interessen der Herrschenden geändert werden sollen, und die Tatsache, dass die Pflege in Häusern mit älteren Menschen, Kindern und Menschen mit Behinderung angesichts der Pandemie und der eskalierenden männlich-staatlichen Gewalt auf den Schultern der Frauen lastet usw., löste ebenfalls eine Frauenrevolte aus, die sich von Land zu Land ausbreitete und Grenzen überschreitete.
Auch wenn die Form dieses Aufstands in jedem Land unterschiedlich ist, sollte seine allgemeine Qualität, d. h. seine Forderungen, die angewandten Methoden, die Form der Aktionen usw., ebenfalls als Ganzes bewertet werden.
Eines der grundlegendsten Merkmale des weltweiten Frauenaufstands ist, dass Frauen, die in verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Forderungen und auf unterschiedliche Weise auf die Straße gehen, sich einander annähern, voneinander lernen und gegenseitige Unterstützung und Solidarität leisten. Mit anderen Worten: Der Kampf der Frauen wird "global" und ebnet den Frauen den Weg, Kraft und Erfahrung voneinander schöpfen. Dies ist der stärkste Aspekt der Bewegung.
Der Frauenstreik mit der Forderung nach "gleichem Lohn für gleiche Arbeit" in der Schweiz oder in Island beispielsweise fand in der ganzen Welt Unterstützung und Solidarität und weitere Streiks wurden in vielen Ländern organisiert. Der Tanz "Las Tesis" der Frauen in Chile konnte zur gemeinsamen Melodie von Frauen in der ganzen Welt werden. Die Tatsache, dass Frauen im Kampf gegen die IS-Banden in Rojava an vorderster Front stehen, konnte zur Gründung von Komitees und Plattformen zur Verteidigung von Rojava in Dutzenden von Ländern führen und am Tag der Befreiung von Kobanê gingen Zehntausende von Frauen in Dutzenden von Ländern auf der ganzen Welt mit den Bildern von Arîn Mîrkan auf die Straße etc. Die Solidarität der Frauen über diese Grenzen hinweg nährt sich gegenseitig und schafft eine stärkere gemeinsame Linie des Kampfes.
Ein weiterer gemeinsamer Aspekt der Frauenaufstände in den einzelnen Ländern ist, dass sie sich derzeit auf die dringendsten und wichtigsten Probleme der Frauen konzentrieren und fast alle Frauen in diesem Land betreffen. Der "Brotaufstand" der Frauen in Ägypten z. B. betraf alle Frauen mit Ausnahme eines privilegierten Teils der ägyptischen Frauen und berührte ihr Leben unmittelbar.
Andererseits ist eines der wichtigsten Merkmale dieses Aufstandes, dass er so organisiert ist, dass alle Frauen an den Themen, die auf der Tagesordnung stehen teilhaben können. Das konkreteste Beispiel dafür, spezifisch für unser Land, war der langjährige Kampf gegen den Austritt aus der Istanbul-Konvention. Dadurch wurde ein wichtiger Teil der Frauen von den sozialen Medien zu Hause bis hin zur Straße ein Teil dieses Prozesses.
Wir müssen sagen, dass ein weiteres Merkmal dieser Bewegung darin besteht, dass der vereinte Kampf der Frauen erfolgreich war, wobei der Schwerpunkt auf der Zusammenarbeit und nicht auf den Unterschieden zwischen allen beteiligten Parteien lag. In diesem Frauenaufstand wurde die Realität der gemeinsamen Stärke der Frauen gegen das frauen- und LGBTI+-feindliche, tyrannische patriarchalische System konkret.
Der schwächste Aspekt der Bewegung ist natürlich, dass revolutionäre und kommunistische Frauen sowohl qualitativ als auch quantitativ in diesen Bewegungen begrenzt sind. Das wirkt sich unmittelbar auf die Qualität der Bewegung aus. Obwohl es sehr wichtig ist, trotz aller Unterschiede Millionen von Frauen um gemeinsame Probleme zu vereinen, kann die Tatsache, dass die Bewegung nicht auf die endgültige Befreiung der Frauen abzielt und dass es kein gemeinsames Verständnis in dieser Frage gibt, der Grund dafür sein, dass ihre Beschleunigung in verschiedenen Prozessen nachgelassen hat und sie sich sogar gespalten hat.
Dieser Frauenaufstand sollte von den revolutionären und kommunistischen Frauen in Bezug auf seine Verbreitung und seine konkreten Errungenschaften behandelt werden, indem sie sich sowohl an ihm beteiligen als auch praktisch den Anspruch erheben, ihn anzuführen. Nicht nur revolutionäre und kommunistische Frauen, sondern auch alle Organisationen, die sich im Klassenkampf engagieren, sollten diese Frauenbewegung beobachten, sie kritisch bewerten und sich auf die Punkte konzentrieren, die man aus dieser Bewegung lernen kann.
Die revolutionäre und kommunistische Frauenbewegung sollte diesen Aufstand, der weitgehend außerhalb ihrer selbst stattfand, nicht unterschätzen, nur weil es feministische Bewegungen unter ihrer Führung gibt. Es ist unvereinbar mit dem Kampf für den Kommunismus, eine Bewegung zu ignorieren, die legitime demokratische Forderungen stellt und Millionen von unterdrückten Frauen mobilisiert. Andererseits kann die Führung dieser Bewegung nicht durch Interventionen von außen gewonnen werden. Mit der quantitativen und qualitativen Beteiligung am praktischen Prozess selbst, kann der Weg der Bewegung zur endgültigen Befreiung der Unterdrückten aufgezeigt werden. Sie kann die aktuelle Frauenbewegung vom Radikalismus zur Militanz führen.
Um dies und mehr zu erreichen, muss die kommunistische Frauenbewegung zunächst einen Weg finden, die Kräfte in allen Ländern zu vereinen. Von Chile bis Argentinien, von Ägypten bis Sri Lanka, von Kurdistan bis zur Türkei... die Schaffung einer kommunistischen und kämpferischen Frauenbewegung wird eine der wichtigsten Säulen des revolutionären Kampfes sein. Eine kommunistische Frauenbewegung, die sich nicht selbst vereinigen kann, kann keine starke Verbindung mit der Bewegung außerhalb von ihr haben und den Frauenmassen kein Vertrauen geben. Um dies zu erreichen, müssen wir den gemeinsamen Kampf der kommunistischen und revolutionären Frauen vorantreiben, der sich auf die Befreiung der unterdrückten arbeitenden Frauen stützt und nicht auf unsere engen Gruppeninteressen. Die Einheit, die wir durch die Diskussion unserer Unterschiede, aber durch unsere Gemeinsamkeiten schaffen werden, wird auf einem soliden Fundament aufbauen.
Es ist unerlässlich, dass revolutionäre und kommunistische Frauen zusammenarbeiten und eine gemeinsame Haltung einnehmen, um den Freiheitskampf der Frauen zu einem integralen Bestandteil des Befreiungskampfes der Arbeiterklasse und der unterdrückten Völker gegen das imperialistisch-kapitalistische System, Ausbeutung, Faschismus und ungerechte Kriege zu machen und eine kämpferische Frauenbewegung zu schaffen.
Abgesehen von den Hauptthemen der Weltfrauenkonferenz, die in Tunesien stattfinden wird, wird es ein wertvoller Gewinn sein, sich mit Frauenorganisationen, die sich zum Kommunismus bekennen, zu verbinden und als ersten Schritt ein gemeinsames Netzwerk mit diesen Bewegungen zu bilden. Schon die Schritte eines solchen Zusammenschlusses sollten als Erfolg gewertet werden.
Natürlich wird die gemeinsame Aktion der ICOR-Mitgliedsfrauenorganisationen unter dem Grundkriterium der Agitations- und Propagandafreiheit auch Auswirkungen auf andere Frauenorganisationen und Frauen haben. Daher wird der Meinungsaustausch vor großen Organisationen wie der Weltfrauenkonferenz unsere Teilnahme an solchen Konferenzen qualitativ verbessern.
Das größte Manko von Großveranstaltungen, wie z.B. internationalen Konferenz, Foren etc. sind die Schwierigkeiten, mit konkreten Entscheidungen einen Schritt weiter zu kommen. Deshalb sollten wir als ICOR-Mitgliedsfrauenorganisationen mit konkreten Vorschlägen antreten, die dem Ziel der Schaffung einer praktischen, kämpferischen Frauenbewegung entsprechen, um auf der Weltfrauenkonferenz und danach eine gemeinsame Position einzunehmen. Dies sollte einer der wichtigsten Tagesordnungspunkte der ICOR-Frauenkonferenz sein, die wir abhalten werden.
Unsere Befreiung liegt im Kommunismus!
Keine Revolution ohne Frauen, keine Befreiung der Frauen ohne Revolution!
Juli 2022
TKP-ML
Marxistisch-leninistische Proletarische Union (UPML), Frankreich
Vorwort: Es ist eine sehr gute Methode für die Zusammenarbeit und Einigung innerhalb der ICOR, vor der 3. Weltfrauenkonferenz eine Konferenz für die Frauen der ICOR-Organisationen zu organisieren und die Positionen und Ansichten der Organisationen dazu zu erfragen.
Die UPML schrieb in ihrem Programmentwurf von 2018: "Im Kampf für den Sozialismus ist ein besonderer Kampf für die Befreiung der Frauen notwendig, der das besondere System der Ausbeutung und Unterdrückung der Frauenmassen berücksichtigt - für ihre wirkliche Emanzipation und gegen ihre Diskriminierung. Die proletarischen Frauen müssen danach streben, die führende Rolle der gesamten Frauen im Kampf für den Sozialismus zu übernehmen. Für ihre Befreiung hat die kämpferische Frauenbewegung ein Interesse daran, sich mit der Arbeiterbewegung zu verbinden und umgekehrt". (S. 27) und wir entwickelten eine Reihe von Forderungen für die Gleichstellung von Männern und Frauen.
Seit der Erstellung des Programmentwurfs haben wir diese Frage nicht weiter vertieft, und es fällt auf, dass der Absatz ziemlich allgemein bleibt, was das "besondere System der Ausbeutung und Unterdrückung der Masse der Frauen" betrifft.
Antwort auf Eure Fragen :
1. Wie ist die Situation der Frauenbewegung in der Welt?
Wir erheben nicht den Anspruch, eine weltweite Analyse der kämpferischen Frauenbewegung zu haben, aber wir sehen folgende Elemente: Verschiedene große Frauenkämpfe auf allen Kontinenten, die ein sich entwickelndes Bewusstsein für das besondere System der Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen zeigen; Kämpfe gegen Belästigung, Vergewaltigung, Frauenmorde und die Komplizenschaft der Staatsapparate; die "Me too"-Bewegung; Kämpfe für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und Verhütung, Kämpfe für Frauenrechte in Ländern mit besonderer Repression (Afghanistan...). Internationale Solidarität und Internationalismus haben sich entwickelt und auch ein Stolz auf die Frauenbewegung. Die "Frauenstreiks" in immer mehr Ländern am 8. März prangern die besondere Ausbeutung an. Es entwickelt sich ein Antikapitalismus (Slogan "Gegen Kapitalismus und Patriarchat") und Frauen beteiligen sich an allen sozialen, ökologischen, friedenspolitischen und anderen Kämpfen.
Die gegenwärtige kämpferische Frauenbewegung hat politischen Grenzen, da Gesellschaftsentwürfe kaum diskutiert werden und der Sozialismus fast nicht über die revolutionären Organisationen hinausgeht, die in der Bewegung schwach bleiben. Dies ist nicht die Folge der Stärke des Reformismus, sondern auf den Antikommunismus und die Dominanz des Neoliberalismus zurückzuführen, auch wenn diese in der Krise sind! Der Kampf gegen den Kapitalismus wird von einem Teil diffus als Voraussetzung für die Gleichberechtigung von Mann und Frau gesehen. Aber der Zusammenhang zwischen dem Kapitalismus und der besonderen Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen als strukturelles Problem ist unklar. Dies wäre ein sehr interessanter Punkt, der auf der Konferenz diskutiert werden sollte - wenn möglich?
Als Form des Reformismus/Opportunismus gibt es auch den kleinbürgerlichen Feminismus, der das Patriarchat und den Mann im Allgemeinen als Feind denunziert.
Die Kämpfe gegen die verschiedenen Formen von Gewalt gegen Frauen mobilisieren am meisten und viele junge Mädchen - das ist neu!!! Die Kämpfe gegen die verschiedenen Formen sind jedoch isoliert und wenig organisiert. Sie sind spontan und lösen sich nach einem Sieg oder einer Niederlage wieder auf.
Der geringe Organisationsgrad der kämpferischen Frauenbewegung ist auf eine Form des Antiautoritarismus und den Einfluss autonomer Strömungen zurückzuführen. Das Engagement bleibt begrenzt und eine längerfristige praktische oder theoretische Arbeit ist schwierig oder fehlt ganz.
Wenn Frauen organisiert sind, handelt es sich oft um Aktivistinnen, die verschiedenen Organisationen nahestehen (NPA - Le pain et les roses, PCOF - Egalité, SKB – aveg kon, Femmes solidaires - PCF. Die Aktivistinnen sind sehr engagiert und aktiv, aber das zerstreut die Bewegung und setzt die Messlatte sehr hoch, zu hoch, um ihr beizutreten, z. B. wird erwartet, bereits für den Sozialismus zu sein. Die Arbeit unter den Frauenmassen wird zum Teil entwickelt, aber im Allgemeinen sehr wenig. Sie findet zum Teil auf lokaler Ebene unter der Schirmherrschaft der Stadtverwaltungen statt und hat zum Teil nur einen sehr begrenzten gesellschaftlichen Inhalt.
2. Welche Aufgaben haben revolutionäre Frauen in diesem Zusammenhang?
Die Konsequenzen der beschriebenen Situation für unsere Aufgaben sind:
- Die Botschaft "Organisiert euch" auf einer höheren Ebene angesichts der Angriffe durch die Rechtsentwicklung und Faschisierung der Politik und der Krise des Systems.
- Für die Öffnung der kämpferischen Frauenbewegung und die Teilnahme revolutionärer Frauen in ihren Reihen kämpfen, die revolutionäre Kritik des Kapitalismus für die Befreiung der Frauen gegen die Positionen des opportunistischen kleinbürgerlichen Feminismus und gegen jede andere Form des Idealismus entwickeln.
- Propagierung des Sozialismus und dessen, was er zur Befreiung der Frauen beigetragen hat, sowie positive und negative Erfahrungen gegen verschiedene kleinbürgerliche, antikommunistische Tendenzen.
- Der Schlüssel liegt darin, die revolutionären Organisationen zu stärken und zu vereinen, für die Frauen gewonnen werden müssen. Auch in der ICOR vertreten wir nicht alle die gleichen Positionen. Wenn einige Genossinnen von einer Frauenrevolution sprechen, wie auf der nationalen Konferenz in Paris zur Vorbereitung der Konferenz in Tunis, können wir dem nicht zustimmen. Das steht im Widerspruch zur Grundposition der ICOR, die für eine sozialistische Revolution kämpft, deren Hauptkraft das internationale Industrieproletariat, Frauen wie Männer, ist.
3. Was sind die Aufgaben von Revolutionärinnen in der Weltfrauenkonferenz?
Auf der europäischen Weltfrauenkonferenz wurde gesagt, dass die Konferenz in Tunis zu einem Manifest gegen den imperialistischen Krieg werden muss. Für revolutionäre Frauen gilt es, dem imperialistischen System in seinen vielfältigen Krisen den Sozialismus als soziale Alternative entgegenzustellen und die Notwendigkeit, sich in der ICOR und bei den Freundinnen der ICOR zu organisieren. In diesem Sinne muss im Vorfeld, während und nach der Konferenz gearbeitet werden.
Die ICOR und ihre Organisationen sollten mit einem Propagandastand und Schriften zur Frauenfrage präsent sein (Rede auf dem Seminar über die Oktoberrevolution, Clara Zetkin...).
Ein Workshop "Revolutionäre Frauen" wird es nicht geben? Ist bislang nicht angekündigt.
Vielleicht gibt es noch weitere Ideen.
Information für die Genossinnen, Kontaktadresse: www.worldwomensconference.org dort gibt es einen schönen Film zur Konferenz in Kathmandu.
15. Juli 2022
Marxistische Leninistische Kommunistische Partei (MLKP), Türkei-Kurdistan
Der Ursprung der Unterdrückung der Frauen und die Notwendigkeit einer doppelten Revolution
Der Kampf von Tausenden von Frauen auf den Straßen Argentiniens für das Recht, über ihren eigenen Körper zu entscheiden. Der militante Widerstand mexikanischer Frauen gegen den brutalen Alltag des Femizids. Die mutige und entschlossene Haltung der Frauen, die an vorderster Front der sozialen Kämpfe im Sudan und im Iran gegen Diktaturen und die Unterdrückung von Frauen stehen. Die vorreitenden Frauen in Afghanistan, die gegen die Barbarei der Taliban Widerstand leisten. Die Frauen in der Türkei überwinden Polizeibarrikaden und erobern den Taksim-Platz zurück, der jahrelang verboten war. Die YPJ, eine der größten Errungenschaften der Frauen in der Welt, verteidigen die Rojava-Revolution gegen die Invasionsangriffe des türkischen Faschismus. Die Frauenstreikbewegung, die sich seit Jahren von Lateinamerika, Polen und den USA nach Spanien und anderen Ländern ausbreitet...
Wenn man sich dieses Bild anschaut, was viel mehr ist, als hier gesagt werden kann, dann ist es klar, dass die internationale Frauenbewegung in einem neuen Aufschwung mit großem revolutionärem Potential ist. Obwohl die Corona-Pandemie den Aufschwung der Bewegung vorübergehend aufgehalten hat, haben wir in den letzten Jahren viele Massenaktionen von Frauen erlebt, die sich in Wellen ausbreiteten, sich gegenseitig beeinflussten und verstärkten, nicht nur über die Grenzen desselben Landes und derselben Sprache hinweg, sondern auch über ozeanische Grenzen hinaus.
Zu den Zielen der heutigen Frauenbewegungen gehören gleicher Lohn für gleiche Arbeit, der Kampf gegen patriarchale Gewalt und der Kampf für das Recht der Frauen, über ihren eigenen Körper zu bestimmen, insbesondere das Recht auf einen freien, sicheren und legalen Schwangerschaftsabbruch. Die Bewegungen sind jedoch nicht darauf beschränkt und ihr Klassencharakter wird immer deutlicher. Vor allem in Ländern, die in der Wirtschaftskrise sind, erheben die Frauen neben ihren geschlechtlichen Forderungen, ihre Stimme gegen die Verarmung von Frauen, für die Verbesserung der Lebensbedingungen und den Schutz sozialer Rechte. Um konstruktive Schlussfolgerungen aus diesem Prozess zu ziehen, der enorme Chancen für revolutionäre Kräfte birgt und sie herausfordert, müssen wir einige Fragen stellen.
Für welches Programm müssen wir die Frauen gewinnen?
Die Klassenausbeutung und sexuelle Ausbeutung, von der Frauen in der heutigen patriarchalen kapitalistischen Welt betroffen sind, existieren auf derselben materiellen Grundlage, auf dem Boden des Privateigentums und sie teilen dasselbe Schicksal angesichts der Existenz des Privateigentums. Das Patriarchat, das als erste Klassenherrschaft in der Geschichte der Menschheit, setzte sich in verschiedenen Formen mit der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung, der Monogamie, dem Erbrecht des Mannes usw. fort und verschmolz schließlich mit der gesamten wirtschaftlichen, politischen und sozialen institutionellen Struktur des Kapitalismus. Die wirtschaftlichen, politischen und militärischen Institutionen des Kapitalismus, von der Familie bis zur Armee, von der Schule bis zur Fabrik, sind gleichzeitig die Institutionen des Patriarchats, die Hauptpfeiler seiner Selbsterhaltung. Diese Einheit zwischen Patriarchat und Kapitalismus ist jedoch eine widersprüchliche Einheit, diese beiden Formen der Ausbeutung harmonisieren nicht unendlich miteinander. An der Wurzel dieses Widerspruchs liegt der Grundwiderspruch des Kapitalismus, der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem privaten Charakter des Eigentums. Während die Vergesellschaftung der Produktion unweigerlich die Teilnahme der Frauen am gesellschaftlichen Leben (als Produzentinnen, Konsumentinnen und Waren) vorantreibt, zieht der private Charakter des Eigentums sie unweigerlich aus dem gesellschaftlichen Leben in die Enge des Hauses zurück. Diese historisch zunehmende Widersprüchlichkeit prägt zwar die schwankenden Auswirkungen des Patriarchats auf das gesellschaftliche Leben, sie gibt aber auch dem Befreiungskampf der Frauen Auftrieb.
Aber der Widerspruch besteht nicht nur in den Ausbeutungsverhältnissen zu finden, sondern auch in den Subjekten, die diese aufheben werden. Mit der Entwicklung des Kapitalismus begann die Ära der Freiheitskämpfe der Frauen, die eine kollektive Identität erlangten, und Frauen aus verschiedenen Klassen erkämpften bahnbrechend wichtige Errungenschaften, von grundlegenden Bürgerrechten bis hin zu geschlechtlichen Rechten. Diese Reformen hielten sich jedoch in Grenzen. Die Frau als Geschlecht ist weder die Totengräberin des Privateigentums noch des Patriarchats, denn die Frauen außerhalb des Proletariats sind den grundlegenden Interessen ihres Geschlechts entfremdet, indem sie auf verschiedene Weise an das Privateigentum gebunden sind. Andererseits haben auch proletarische Männer als dessen Nutznießer ein Interesse an der Aufrechterhaltung der sexistischen Ausbeutung und können in dieser Hinsicht zur herrschenden Ordnung tendieren. Diese widersprüchliche Situation erfordert auch spezifische Wege und Mittel des Kampfes für die Befreiung der Frauen innerhalb unserer eigenen Klasse.
Aber die innere Polarisierung des Proletariats in Bezug auf das Geschlecht schwächt nicht seine Klassenposition und spaltet nicht. Im Gegenteil, die Auseinandersetzung über die Geschlechterfreiheit zwischen den Proletariern und Proletarierinnen stärkt die Fähigkeit des Proletariats, seine revolutionäre Rolle zu spielen, und je mehr das weibliche Proletariat ein kollektives Geschlechterbewusstsein entwickelt, desto mehr wird es zu einer zerstörerischen gesellschaftlichen Kraft gegen das Privateigentum. Die spezifischen Formen der Klassendifferenzierung innerhalb des Geschlechts und der Geschlechterdifferenzierung innerhalb der Klasse führen dazu, dass die proletarische Frau sowohl als Teil des Proletariats, im Kampf um ihre eigene Klassenemanzipation und als dessen Repräsentantin, als auch als Geschlecht, als Verbündete des proletarischen Mannes, an der sozialen Revolution teilnimmt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die wichtigste zerstörerische Kraft, das wichtigste konstituierende Subjekt, welche die auf dem Privateigentum beruhende sexuelle und Klassenausbeutung und Unterdrückung beseitigen wird, das Proletariat ist, und die Frauen, die Teil des Proletariats sind, sind nun eine Hauptkraft und keine Reservekraft dessen. Angesichts der Realität, dass Frauenbefreiungskampf gegen das Patriarchat und der proletarische Befreiungskampf gegen die Herrschaft des Kapitals ineinanderübergegangen sind, zeigt das Programm der Kommunist:innen für die Frauenrevolution*, also das Frauenbefreiungs-programm, den einzigen Weg zur Befreiung der Frau auf. Als Garant für den Sieg jeder gesellschaftlichen Revolution müssen wir eine angemessene Organisation und Vorgehensweise für die Frauenrevolution entwickeln, die mit ihr verflochten ist.
In diesem Sinne stellen die wachsenden Frauenbewegungen die materielle Kraft der Frauenbefreiung dar. Während die klassenspezifischen Forderungen innerhalb der Bewegungen zunehmen und der Kapitalismus zumindest im Diskurs ins Visier genommen wird, bleibt der Einfluss der revolutionären Frauenorganisationen relativ schwach. Dies stärkt den Zustand der Frauenbewegungen, die spontanistisch und politisch in der Oppositionshaltung bleiben. Hierfür gibt es verschiedene historische und aktuelle Gründe. Zum Beispiel neben der Schwäche der weltweiten kommunistischen Bewegung ist der Einfluss des Feminismus/der Feminismen (mit anderen Worten evolutionäre Frauen-befreiungsprogramme) innerhalb der Frauenbewegungen vorherrschend. Natürlich sind die feministischen Kräfte** auf verschiedenen Ebenen unsere politischen Verbündeten und als Revolutionär:innen müssen wir im politischen Kampf eine vereinigende Rolle spielen. Aber es ist klar, dass Horizonte, die das eigentliche Problem nicht an der Wurzel packen oder Verständnisse, die die Ausbeutung isoliert betrachten, den Frauen keine uneingeschränkte Freiheit bringen können. Darum gilt es, die Frauen für ihr eigenes Revolutionsprogramm zu gewinnen.
Welche Aufgaben sollten wir uns stellen?
Um das revolutionäre Programm zur Befreiung der Frauen von sexueller und Klassenunterdrückung zu verwirklichen, müssen wir Worte sprechen, die fortschrittlicher und stärker sind als der aktuelle Diskurs der Frauenbewegungen, wir müssen eine Praxis entwickeln, die unseren Worten entspricht und uns entsprechende politische Ziele setzen. Wir müssen Kräfte sammeln und einen bahnbrechenden Anspruch haben mit einer Herangehensweise, die sich nicht mit dem Gewohnten zufrieden gibt. Die objektive Grundlage für unsere entschlossenen Interventionen ist gegeben. Um als Revolutionär:innen ein Fokus der Frauenbewegungen zu werden müssen wir ihnen den Weg ebnen und gegebenenfalls ihre Selbstverteidigung organisieren. Auf diese Weise müssen wir die Einheit der revolutionären Frauen in der Aktion sicherstellen und dürfen nicht zulassen, dass ideologische und theoretische Spaltungen die Bewegung zum Stillstand bringen.
Wir sollten die Kontinuität im Rahmen eines konkreten Aktionsplans sicherstellen. Bisher standen die Frage der Frauenbewegung eher sporadisch auf der Tagesordnung der ICOR. Die ICOR braucht einen organisatorischen Mechanismus, der sicherstellt, dass die Probleme der Frauenbewegung kontinuierlich diskutiert und gemeinsame Praktiken entwickelt werden. Ein internationales Frauenbüro, das in der Lage ist, die regelmäßige Berücksichtigung frauenpolitischer Agenden, die Vertretung der ICOR auf internationalen Plattformen und die Schaffung und Entwicklung eines Frauennetzwerks unter den Organisationen zu gewährleisten, kann die gegenwärtige politische Intervention der ICOR-Mitgliedsparteien und -Organisationen im Kampf für die Befreiung der Frauen organisieren.
Wir müssen die Kräfte mobilisieren, um eine praktische Zusammenarbeit auf der Weltfrauenkonferenz zu entwickeln. Die Weltfrauenkonferenz darf nicht mit ihrem letzten Tag enden. Ein internationaler Frauenstandpunkt gegen Krieg und Imperialismus wäre ein wichtiger Schritt hin zu einer international koordinierten Frauenbewegung. Darüber hinaus sollten wir an anderen Aktionstagen als den historischen Frauenkampftagen am 8. März und 25. November Informationen zu verschiedenen frauenrelevanten Themen austauschen und unsere Möglichkeiten zur Organisation einer schnellen internationalen Solidarität verbessern. Um die internationale Zusammenarbeit langfristig aufrechtzuerhalten und zu vertiefen, ist ein theoretischer Austausch erforderlich. Die internationale Frauenbewegung und wir Revolutionäre stehen vor Fragen, die dringend beantwortet werden müssen. Daher sollten wir uns bemühen, ähnliche Anlässe wie diese Veröffentlichung zu schaffen, bei denen theoretische und politische Fragen eingehend erörtert werden können.
Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber wir wissen, dass es sich lohnen wird. Viel Glück für uns alle!
Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD)
1. Frauen sind wesentliche, unverzichtbare treibende Kräfte im Kampf gegen den Imperialismus, für die internationale sozialistische Revolution und die Befreiung der Frau. Nur einige wenige aktuelle Schlaglichter zeigen das: Von den Zehntausenden in den USA für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch auf der Straße bis zu den mutigen Frauen in Chișinău (Moldau), die seit Kriegsbeginn vor der russischen Botschaft mit Frauen aus der Ukraine gegen den Krieg demonstrieren. Die weltweit verbundene kämpferische Frauenbewegung hat eine „strategische Bedeutung für die internationale Revolution, weil sie als Bindeglied der internationalen Arbeiterbewegung und der breiten Volksbewegungen fungieren kann“.1 Aktuell ist eine zentrale Herausforderung die Masse der Frauen gegen den imperialistischen Krieg zusammenzuschließen und den Kampf gegen den Krieg auf revolutionäre Veränderungen auszurichten.
2. Das Buch der MLPD „Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau“ beginnt mit dem doppelten Produktionsbegriff von Marx und Engels, der nach Lenin in der Politischen Ökonomie der kommunistischen Bewegung weitgehend verdrängt wurde. Engels schrieb: „Nach der materialistischen Auffassung ist das in letzter Instanz bestimmende Moment in der Geschichte: die Produktion und Reproduktion des unmittelbaren Lebens. Diese ist aber selbst wieder doppelter Art. Einerseits die Erzeugung von Lebensmitteln, von Gegenständen der Nahrung, Kleidung, Wohnung und den dazu erforderlichen Werkzeugen; andrerseits die Erzeugung von Menschen selbst, die Fortpflanzung der Gattung.“2 Bestimmende Faktoren in der Gesellschaft sind demnach immer die Entwicklungsstufe einerseits der Arbeit, andererseits der Familie. Beide Arten der Produktion und Reproduktion sind untrennbar miteinander verbunden. Die Verdrängung des doppelten Produktionsbegriff in der kommunistische Bewegung führte dazu, den Kampf um die Befreiung der Frau von der bürgerlichen Staats- und Familienordnung allgemein gering zu schätzen oder auf die Einbeziehung der Frauen in die Produktion und den Einsatz für juristische Gleichberechtigung zu reduzieren. Sie führte auch zu ökonomistischen Tendenzen in der Arbeiterbewegung, sich einseitig mit den Lohn- und Arbeitsverhältnissen zu befassen, nicht auch mit den Familien- und Lebensverhältnissen und fälschlich den Kampf um die Befreiung der Frau als »Nebenwiderspruch« herabzuwürdigen.
3. Kampf gegen die doppelte Ausbeutung der Masse der lohn- und gehaltsabhängigen Frauen: Feministinnen etwa in der Frauenstreik-Bewegung sagen: Erstens besteht die Ausbeutung der Frauen in ihrer Ausbeutung durch den Kapitalisten und zweitens zu Hause, in der Ausbeutung durch den Mann. Der Marxismus definiert: Die doppelte Ausbeutung der Masse der Frauen besteht erstens in der Ausbeutung, der die Arbeiterin als Teil der Arbeiterklasse insgesamt unterliegt, zweitens in der noch niedrigeren Bewertung ihrer Arbeitskraft gegenüber den männlichen Kollegen. Der Kapitalist bewertet die Arbeitskraft der Frauen niedriger, weil sie ihm nach der bürgerlichen Familienordnung aufgrund der hauptsächlichen Verantwortung der Frau für die Kindererziehung und Haus-/Familienarbeit nicht im selben Umfang zur Ausbeutung zur Verfügung steht, wie die des Mannes. Deshalb setzen wir uns in unserem aktuellen Buch "Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus" auch kritisch-selbstkritisch mit Positionen wie der "Jineologie" aus der kurdischen Bewegung auseinander. Dort heißt es nach der Würdigung der wertvollen Impulse und bedeutenden Rolle der kurdischen Frauenbewegung: "Anstelle der führenden Rolle des Proletariats (einschließlich der proletarischen Frauen) propagiert die PKK die führende Rolle der Frau im revolutionären Befreiungskampf. ... Der wissenschaftliche Sozialismus hat … die Lehre gezogen, dass die Lösung der sozialen Frage die Befreiung der Arbeiterklasse von kapitalistischer Ausbeutung in Einheit mit der Befreiung der Frau bedeutet. "3
4. „Die besondere Unterdrückung der Frau ist ein wesentliches Element jeglicher Herrschaftsausübung in der auf Ausbeutung und Unterdrückung beruhenden Klassengesellschaft.“4 Zur besonderen Unterdrückung der Frau zählen: die systemimmanente Verantwortung der Frauen für die private Haushalts- und Familienführung, die auch eine ökonomische Abhängigkeit vom Mann mit bedingt, die Kontrolle der Sexualität und Gewalt gegen Frauen, ein ganzes System an „Ketten der bürgerlichen Moral“, die über Traditionen, Rollenzuweisungen, Religionen, Moralvorstellungen wirken, vielfältige Diskriminierung auf Grund des Geschlechts, der Sexismus als Methode der Zerstörung des Selbstbewusstseins von Frauen und Mädchen. Davon sind alle Frauen und Mädchen in der Gesellschaft aus allen Klassen und Schichten betroffen. Diese Tatsache ist in Verbindung mit der sich verschärfenden weltweiten Krise der bürgerlichen Familienordnung auch die Grundlage dafür, dass eine breite selbständige, kämpferische Frauenbewegung (»von Religion bis Revolution«) entstehen kann. Die proletarische Frauenbewegung ist ihr unabdingbares Rückgrat. Die doppelte Unterdrückung der Arbeiterinnen besteht einerseits in der Unterdrückung wie der gesamten Arbeiterklasse, andererseits in der Unterdrückung als Frau.
5. Das Haupthemmnis bei der Entwicklung einer breiten kämpferischen Frauenbewegung ist die zersetzende Wirkung des Systems der kleinbürgerlichen Denkweise! Die kleinbürgerliche Denkweise gibt sich gesellschaftskritisch und orientiert in ihrer antikommunistischen Grundausrichtung auf den Erhalt und die Verewigung des Kapitalismus und Imperialismus. Neben dem kleinbürgerlichen Feminismus hat auch der Postmodernismus mit dem Konzept der »kulturell konstruierten Identitäten« - oder auch als Queer-Theorie bekannt - auf die Frauenbewegung Einfluss genommen. Selbstredend stehen die Marxisten-Leninisten auf der Seite aller Ausgebeuteten und Unterdrückten, was den Kampf um sexuelle Selbstbestimmung, gegen sexuelle Ausbeutung und Gewalt und Pornografie einschließt.
6. Die Geschichte des Kampfes um Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung war stets eng, wenn auch mehr oder weniger bewusst mit dem Kampf um die Befreiung der Frau verbunden beginnend mit der Pariser Kommune wurden in den ehemals sozialistischen Ländern vor allem in der sozialistischen Sowjetunion und dem China Mao Zedongs herausragende Zeichen für die Gleichberechtigung und den Kampf um die Befreiung der Frau gesetzt. Vor allem in Verbindung mit der Großen Proletarischen Kulturrevolution wurde die Dialektik zwischen Veränderung der materiellen Grundlage in der Gesellschaft und der Überwindung bürgerlicher Traditionen und Denkweisen verwirklicht.
7. Aus alledem erwächst die fundamentale Bedeutung der Dialektik zwischen revolutionärem Parteiaufbau und überparteilichen Selbstorganisationen und Bewegungen in der Frauenarbeit, als die grundlegende Beziehung im Kampf um die Befreiung der Frau. Dies ist von strategischer Bedeutung. Die Entwicklung im Klassenkampf erfordert den Aufbau starker marxistisch-leninistischer Parteien und großer Massenorganisationen und -bewegungen im Kampf gegen den Imperialismus. In den revolutionären Parteien der Welt spielen die Frauen noch keine ihrer Bedeutung im Klassenkampf entsprechende Rolle. Die dafür notwendige Selbstveränderung muss die ganzen Parteien, die Frauen und Männer ebenso wie insbesondere die Jugendarbeit erfassen. Es ist deshalb programmatischer Bestandteil der Arbeit der MLPD: "In ihrer Parteiarbeit organisiert die MLPD eine gezielte Frauenförderung zur Übernahme von Aufgaben und Funktionen."5 Ganz in diesem Zeichen wurde in der MLPD ein Generationswechsel verwirklicht, der zum ersten Mal mit Gabi Fechtner eine Arbeiterin an die Spitze einer revolutionären Partei in Europa gebracht hat.
Vorwärts mit der Befreiung der Frau im echten Sozialismus!
Vorwärts zur internationalen sozialistischen Revolution!
*Beispiel für ein Programm einer Frauenrevolution, siehe Programm der MLKP; mlkp-info.org
**Der Kampf für die Befreiung der Frauen ebnete auch den Weg für den allgemeinen Kampf für sexuelle Befreiung, und der Queer-Feminismus, der einen wichtigen Platz in der aktuellen feministischen Bewegung einnimmt, entwickelte sich auf diesem Weg. Die LGBTI+-Bewegung, welche ein wichtiger Verbündeter der Frauen ist, ist größtenteils zu einer dynamischen politischen Kraft des Queer-Feminismus geworden und stellt die von patriarchalen Vorstellungen von Geschlecht in erheblichem Maße in Frage und eröffnete neue Horizonte für die Frage des gesellschaftlichen Geschlechts. Aber als postmoderne feministische Strömung hat der Queer-Feminismus sowieso nicht den Gedanken einer materiellen Revolution und verfügt auch über kein Programm zur gesellschaftlichen Umwälzung. Während wir die Bewegung für den Sozialismus gewinnen wollen, sehen wir den lgbti+Kampf nicht als Unterbereich des Frauenbefreiungskampfes. In ihrem gemeinsamen Kampf gegen die sexistische Gesellschaft bemühen wir uns darum, dass der Frauenbefreiungskampf und der LGBTI+Kampf sich gegenseitig fördern und sich als politische Verbündete in zwei eigenständigen Kanälen entwickeln.
2 „Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau eine Streitschrift“ deutsch, S. 15, MEW, Bd. 21, S. 27/28
5 Parteiprogramm der MLPD S. 64/65
Bolshewik Parti Nordkurdistan-Türkei
Unsere Aufgabe ise es, die kommunistische Frauenbewegung in unseren Ländern und in der Welt aufzubauen!
Wir erleben eine Zeit, in der der Imperialismus und die Weltreaktion immer aggressiver werden und die Errungenschaften der Arbeiterbewegung und der Frauenbewegung angreifen. Rassismus, Faschismus und religiöse Reaktionen aller Couleur in Verbindung mit Sexismus bedrohen das Leben von Frauen. In der imperialistisch-kapitalistischen Welt verschärfen sich die Konflikte um Herrschaft und Teilung. Millionen von Menschen sind aufgrund von Kriegen und Umweltkatastrophen gezwungen, zu migrieren. Und diejenigen, die am meisten darunter leiden, sind Frauen und ihre Kinder. Gegen all dies regt sich überall auf der Welt der gerechte Widerstand und Kampf der Frauen. Der Kampf gegen Abtreibungsverbote, die #me too-Bewegung, der Kampf für gleichen Lohn ("equal pay"), der Kampf gegen Femizid, der Kampf gegen Belästigung und Vergewaltigung usw. sind konkrete Beispiele dafür.
In unseren Länder Nordkurdistan - Türkei entwickelt sich im Vergleich zu anderen Oppositionsbewegungen eine relativ starke und kämpferische Frauenbewegung. Angesichts des sexistischen Diskurses gegen Frauen oder der Versuche der Machthaber, die Rechte der Frauen einzuschränken, können Frauengruppen aus sehr unterschiedlichen Bereichen sehr schnell mobilisieren, indem sie sich zu einer gemeinsamen Agenda zusammenschließen. Neben zeitlich begrenzten Aktionsbündnissen zu einem aktuellen Thema wurden auch ständige Frauenplattformen gebildet: „Frauen sind Gemeinsam Stark“, „Wir werden Femicide Beenden“ Platform, „Istanbul Convention Women's Platform“ und lokale Frauen-Solidaritätsplattformen in vielen Städten. Bestandteile der Plattform sind feministische Frauengruppen, die kurdische Frauenbewegung und linksrevolutionär-demokratische Frauengruppen.
Kampagnen zur Solidarität mit patriotisch-demokratisch-revolutionären Frauen im Gefängnis und der Kampf gegen sexuelle Belästigung und Vergewaltigung in Haft haben in den letzten Jahren ebenfalls an Gewicht gewonnen.
Mit den ArbeiterInnenwiderständen, die sich nach der Pandemie und der Währungskrise entwickelten, gewann die Solidarität und Unterstützung für den Widerstand der Arbeiterinnen, die sich an diesen Widerständen beteiligten und sie organisierten, einen wichtigen Platz. Im Jahr 2022 haben Arbeiterinnen, die sich im Textil- und Strumpfwarensektor, wo die Mehrheit der Beschäftigten Frauen sind, wehren, wichtige Rechte erhalten.
Die Frauen gehen auf die Straße und setzen ihren kämpferischen Kampf trotz aller Unterdrückung und Behinderungen durch den Staat fort.
Der Kampf der Frauen in Nordkurdistan-Türkei richtet sich nicht nur gegen die Unterdrückung der Frauen, sondern auch gegen alle Formen der Diskriminierung. Im Kampf gegen Angriffe auf LGBTI+, im Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, insbesondere gegen syrische Flüchtlinge, versuchen verschiedene Frauenplattformen und -gruppen, die Aktionseinheit zu gewährleisten.
Die größte Aufgabe steht vor uns!
Das größte Manko der Frauenbewegung in Nordkurdistan - Türkei ist das Fehlen einer starken revolutionär-kommunistischen Alternative. Die heutige Frauenbewegung wird hauptsächlich von Feministinnen und Reformistinnen dominiert. Dies äußert sich zum Beispiel in Versuchen, kommunistische Agitationspropaganda auf Demonstrationen zu verhindern. Dagegen muss zweifelsohne vorgegangen werden. In diesem Zusammenhang ist es jedoch besonders wichtig, nicht in den Fehler zu verfallen, kurzfristige Gruppeninteressen über die allgemeine Ausrichtung der Aktion zu stellen. Wir kämpfen für die Durchsetzung des Prinzips der Einheit in der Aktion und der Freiheit in der Agitation und Propaganda im Rahmen einer solidarischen Diskussion. Wir halten die feindselige Haltung einiger linker Organisationen oder linker Männer (und manchmal auch Frauen) gegenüber kleinbürgerlichen feministischen Gruppen, die sie in der Praxis an den Tag legen, für grundlegend falsch. Es darf nicht vergessen werden, dass die männlich dominierten Einstellungen, die in linksrevolutionären und sogar kommunistischen Kreisen auch heute noch stark ausgeprägt sind, das Haupthindernis für die Rekrutierung von weiblichen Kadern darstellen. Die Spitze des Pfeils muss in diese Richtung gedreht werden, und der grobe und subtile männliche Chauvinismus innerhalb der revolutionär-kommunistischen Bewegung muss bekämpft werden.
Obwohl der Horizont der kleinbürgerlichen feministischen und reformistischen Frauenbewegung mit ihrer ideologischen Position darauf beschränkt ist, innerhalb der Grenzen des Kapitalismus zu bleiben, stellt sie mit ihrer aktuellen Position und ihrem kämpferischen Kampf den wirksamsten Bestandteil des demokratischen Massenkampfes dar. Im Kampf gegen sie müssen Methoden und Formen angewandt werden, die darauf abzielen, die Masse der Frauen zu überzeugen und zu gewinnen.
Im Kampf für die Befreiung der Frauen ist es unsere Aufgabe, angesichts der versöhnlerisch-feministischen Politik in ihrer Endposition die kommunistische Frauenbewegung zu stärken. Dazu ist es notwendig, kommunistische Frauenkader auszubilden und zu qualifizieren, die in der Masse der Frauen effektiv und einflussreich sein können. Der ideologische Einfluss des bürgerlichen Feminismus wird nur dann überwunden werden können, wenn die Fähigkeit bewiesen wird, die gerechten Forderungen und den Kampf der Frauenmassen auf die beste praktische Weise zu verteidigen. Unsere Aufgabe ist es, revolutionär-kommunistische Frauenpolitik in allen Bereichen des Kampfes der Unterdrückten zu etablieren.
Unsere Aufgabe ist es, aus den Errungenschaften und Fehlern der Kommunistischen Internationale und der kommunistischen Frauenbewegung unter der Führung von Clara Zetkin, Inessa Armand, Krupskaja, Alexandra Kollontai und anderen kommunistischen Frauen zu lernen.
Revolution und Sozialismus werden mit der kommunistischen Frauenbewegung aufsteigen!
August 2022
--------------
Aus dem Teil „Erläuterungen zu den Statuten der bolschewistischen Partei KK-T“:
"ZUR GEWALT GEGEN FRAUEN UND KINDER
Unser Parteitag erklärt, dass Gewalt gegen Frauen und Kinder mit der Mitgliedschaft in unserer Partei unvereinbar ist und dass diejenigen, die Gewalt gegen Frauen und Kinder ausüben, nicht in unsere Partei aufgenommen werden und in unserer Partei keinen Platz finden.
Auf dem 10. Parteitag wurde im Zusammenhang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder folgender Beschluss gefasst
"Die Bestimmung in unserer Parteisatzung "Die Ausübung von Gewalt gegen Frauen und Kinder ist mit unserer Parteisatzung unvereinbar, wer Gewalt gegen Frauen und Kinder ausübt, wird nicht in unsere Partei aufgenommen und hat in unserer Partei keinen Platz" kann nur in einem Sinne im Zusammenhang mit dem Zentralkomitee und anderen Führungsgremien und im Zusammenhang mit denjenigen, die schon sehr lange Parteimitglieder sind, interpretiert werden: Sofortiger Ausschluss".