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Einleitender Beitrag für die Veranstaltung der ICOR Europa zu den Lehren aus der Pariser Kommune von 1871

ICOR Europa Koordination, Joachim, Hamburg 27. Mai 21

 

Liebe Freunde,

Liebe Genossinnen und Genossen,

 

herzlich willkommen auf unserer Veranstaltung der ICOR!

150 Jahre-es lebe die Pariser Kommune –

organisieren wir uns für den revolutionären Sozialismus

Wir erleben bewegte Zeiten, in der das imperialistische Weltsystem mit all seinen Krisen die Welt überzieht.

Es ist eine tiefe Weltwirtschaft und Finanzkrise, die insbesondere durch die Corona-Pandemie verstärkt wurde und Millionen Menschen zusätzlich in Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung und Armut drängt.

Es gibt aber auch eine gewachsene allgemeine Kriegsgefahr, in der sich die zwischenimperialistische Konkurrenz im Kampf um Einflussgebiete niederschlägt, wie dies in der Ukraine der Fall ist und in der brutalen Bombardierung von Palästina bzw. dem Gazastreifen.

Es ist aber auch eine weltumspannende Umweltkrise, die den Charakter einer beschleunigten Entwicklung hin zu einer Umweltkatastrophe angenommen hat. Der Imperialismus ist bereit, für die Erzielung des Maximalprofits die Lebensbedingungen der ganzen Menschheit aufs Spiel zu setzen!

Doch was vor 150 Jahren mit der Pariser Kommune begann, das setzt sich heute im millionenfachen Kampf der Arbeiter, der Werktätigen und Massen international fort.

Wir erleben in Kolumbien eine Situation, in der die Arbeiter und Massen nicht mehr in der bisherigen Art und Weise leben wollen und können und mit machtvollen Streiks, Demonstrationen sich eine revolutionäre Situation herausbildet.

In Myanmar kämpfen die Menschen mutig, in Todesverachtung gegen das brutale Militärregime. Und sie beantworten jede gesteigerte Unterdrückung mit gesteigertem Widerstand!

Es sind vor allem Bergarbeiter, Arbeiter in den Automobilfabriken, Hafenarbeiter, die rund um den Globus immer wieder mit ihren Streikaktionen deutlich machen, dass es im Kampf um Arbeitsplätze, Löhne und menschenwürdige Arbeitsbedingungen immer auch um die Freiheit der Arbeiterklasse geht.

Wir gedenken der Pariser Kommune von 1871, weil sie auch die erste große Herausforderung war für eine internationale Zusammenarbeit der ausgebeuteten.

Mit ihr wurde der proletarische Internationalismus lebendig.

Es wurde deutlich, wie notwendig eine starke revolutionäre Bewegung und der Geist des proletarischen Internationalismus ist angesichts des gemeinsamen Vorgehens der französischen und preußischen Mächte gegen die Kommune. Eben noch im erbitterten Krieg waren die Herrschenden sofort bereit, gemeinsam die Pariser Kommune zu zerschlagen.

Und es war die erste internationale Arbeiterassoziation, in der Karl Marx und Friedrich Engels unermüdlich für die Ziele der Pariser Kommune eintraten und die grenzüberschreitende Solidarität mit organisierten. Allerdings war die Pariser Kommune noch zu schwach, es gab einen schädlichen Einfluss von anarchistischen Kräften und eine fehlende Klarheit, um der Kommune dauerhaft zum Erfolg zu verhelfen.

Wir gedenken der Pariser Kommune, weil sie der erste Arbeiterstaat war.

Mit Karl Marx sagen wir: »das Paris der Arbeiter, mit seiner Kommune, wird ewig gefeiert werden als die ruhmvolle Vorgeschichte einer neuen Gesellschaft«.

Die Kommune entwickelte ihre Gesellschaft befreit von der Diktatur der Ausbeuter, der Kapitalisten und entwarf ein Bild der proletarischen Demokratie.

Sie war die erste Form der Diktatur des Proletariats, die sich dem sozialistischen Ziel verpflichtet.

Die Kommune erkämpfte wichtige Regeln und Eigenschaften dieser Demokratie, verpflichtete sich auf die Wahl und Abwahl aller Politiker, Beamten, Richter und Lehrer, die Trennung von Kirche und Staat, die Kontrolle der Arbeitstarife, die Auflösung des stehenden Heeres usw.

Die Pariser Kommune dient als unverzichtbares Experiment für die Revolutionäre im 20. Jahrhundert und fand mit der Oktoberrevolution in Russland ihre Fortsetzung.

Die Pariser Kommune zeigte auch die Notwendigkeit, dass der kapitalistische Staatsapparat zerschlagen werden muss und nicht übernommen oder reformiert werden kann, wie es uns revisionistische Kräfte jeder Couleur weismachen wollen.

Der Sozialismus kann nur auf den Trümmern der kapitalistischen Staatsmaschinerie aufgebaut werden!

Die wichtigste Lehre der Pariser Kommune besteht darin, dass für die proletarische Revolution eine starke, klare, einheitliche und entschlossene Organisation der Arbeiterklasse aufgebaut werden muss, um den Sieg zu erringen und zu sichern. Die Pariser Kommune trug vor allen Dingen einen spontanen Charakter. Noch spiegelte sich in ihr der Einfluss eines utopischen Sozialismus, anarchistische Vorstellungen wider, aber auch des Marxismus.

Eine unauslöschliche Lehre der Pariser Kommune kann heute nur sein, dass angesichts des hochgerüsteten Imperialismus mit dem US-Imperialimus an der Spitze, aber auch seinen verschiedenen Herrschaftsformen und Varianten der bürgerlichen Ideologie, es unabdingbar ist, hoch organisiert, mit einer revolutionären Strategie und Taktik und klaren Vorstellungen über eine sozialistische Perspektive diesen Gegner auf revolutionäre Art und Weise zu überwinden.

Es findet dazu ein wichtiges Vorgefecht auf weltanschaulichem Gebiet statt, in der es entscheidend ist, dass die proletarische Weltanschauung, die Weltanschauung des dialektischen und historischen Materialismus die bürgerliche Ideologie angreift, sich als stärker erweist und mit all ihren Einflüssen auf die Arbeiterbewegung und Volksmassen in Form von reformistischen, revisionistischen, spontaneren Tendenzen und Denkweisen fertig wird.

Insbesondere hat sich gezeigt, dass dies bedeutet, mit dem Einfluss des Antikommunismus in allen Schattierungen abzurechnen, die alle nur einen Zweck verfolgen: der Arbeiterklasse den Weg in eine befreite Gesellschaft zu versperren, die Errungenschaften des Sozialismus in Russland nach der Oktoberrevolution bis nach dem Zweiten Weltkrieg, die Errungenschaften weiterer sozialistischer Länder wie China in den Dreck zu ziehen.

Und insbesondere den Verrat am Sozialismus und die Wiedererrichtung einer bürokratisch-kapitalistischen Herrschaft zu vertuschen.

 

Liebe Genossinnen und Genossen,

die ICOR, die internationale Koordinierung revolutionäre Parteien und Organisationen, hat sich vor mehr als zehn Jahren gegründet. Sie startete mit 42 Ländern, heute umfasst die ICOR insgesamt 62 Mitglieder aus 47 Ländern auf allen Kontinenten.

In Europa haben 28 Parteien und Organisationen ihren Weg in die ICOR gefunden.

Der vielleicht wichtigste Grundgedanke der ICOR ist, dass wir nur in der praktischen Zusammenarbeit, der Koordinierung und Kooperation im Klassenkampf und Parteiaufbau, nur im Aufbau des gegenseitigen Vertrauens schrittweise auch bestehende ideologisch politische Differenzen überwinden können.

Die Gründung der ICOR ist bis zum heutigen Tag eine Kampfansage daran, diese bestehenden ideologisch politischen Differenzen als Anlass zu nehmen, eine praktische Zusammenarbeit zu verweigern.

Die ICOR hat die Lehren gezogen, auch mithilfe der Pariser Kommune, dass es keinen Kampf, keinen Streik, keinen Aufstand und keine revolutionäre Entwicklung auf dieser Welt geben darf, dem die Solidarität der revolutionären Arbeiterbewegung, der marxistisch-leninistischen Bewegung verweigert wird.

So hat die ICOR und vielen Fragen mit ihren Resolutionen, Solidaritätsbewegungen und den internationalen Kampftage zur Entwicklung und Festigung der Kooperation und Koordination beigetragen.

Vor sechs Jahren hat die ICOR den kurdischen Befreiungskampf unterstützt und mit über 170 Brigadisten wurde in Kobane / Rojava ein Gesundheitszentrum unter schwierigsten Kriegsbedingungen aufgebaut. Das Gesundheitszentrum arbeitet heute vor allen Dingen als Kinderklinik und Geburtshaus.

Die ICOR hat wichtige Ereignisse je 100 Jahre Oktoberrevolution zum Anlass genommen, um mit einem entsprechenden Seminar die Lehren aus der Oktoberrevolution für die heutige Zeit zu ziehen. Hunderte Revolutionäre beteiligten sich an dieser Auseinandersetzung.

Die ICOR Europa hat sich vor allen Dingen der Unterstützung, dem Erfahrungsaustausch in Fragen des Parteiaufbaus gewidmet. In zwei Seminaren wurden die Erfahrungen des Aufbaus revolutionärer und marxistisch - leninistischen Parteien ausgewertet. Immer unter Beachtung des gegenseitigen Respekts, der Nichteinmischung in die innnerorganisatorischen Angelegenheiten der Parteien und mit der Entwicklung eines großen Vertrauens.

Natürlich hat die ICOR auch wichtige ideologisch-politische Grundlagen.

Grundlegende Bedingung für die Mitgliedschaft der ICOR ist:

  • »die reale revolutionäre Arbeit unter den Massen der Ausgebeuteten und Unterdrückten in den jeweiligen Ländern,

  • eine klassenkämpferische Politik und die Ablehnung einer Klassenzusammenarbeit mit den herrschenden Monopolen und ihren Marionetten,

  • die Anerkennung der revolutionären Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse und die Notwendigkeit der Errichtung der Diktatur des Proletariats, welcher Form auch immer,

  • ein klarer Trennungsstrich zum Revisionismus, zum Trotzkismus und zum Anarchismus sowie jeder Form von Antikommunismus wie feindselige Angriffe und die bürgerliche Hetze gegen den sogenannten »Stalinismus« oder »Maoismus« und die Diktatur des Proletariats,

  • die Anerkennung und Verwirklichung des proletarischen Internationalismus als das gemeinsame Band für die Theorie und Praxis der internationalen Koordination und Kooperation der Mitgliedsorganisationen in Parteiaufbau und Klassenkampf.«

(aus dem Statut der ICOR)

 

Die ICOR hat sich zu einer unübersehbaren Kraft und Stimme für Freiheit, Demokratie und Sozialismus entwickelt.

 

Die gemeinsamen Kampftage ergreifen in immer mehr Ländern die Arbeiter und Massen,

wie

  • am 8. März, dem Internationalen Frauentag,

  • dem 1. Mai – dem Internationalen Kampftag der Arbeiterklasse

  • dem 8./9. Mai und 1. September als Tag gegen imperialistische Kriege und dem Gedenken an die Opfer zweier Weltkriege,

  • sowie im November an einem Umweltkampftag.

 

Diese Kampftage und reale Streiks und Kämpfe sind für die ICOR immer Anlass, um die Zusammenarbeit mit wichtigen internationalen Zusammenschlüssen wie die der Automobilarbeiter, der Bergarbeiter, der Hafenarbeiter und der kämpferischen Frauenbewegung zu praktizieren und höher zu entwickeln.

Die ICOR betreibt eine Politik der offenen Tür, jede Zusammenarbeit auf der Grundlage des Kampfes ist herzlich willkommen!

Und der 1. Mai 2021 war die Geburtsstunde für die internationale Einheitsfront im Kampf gegen Faschismus und Imperialismus. Zusammen mit der ILPS hat die ICOR über die letzten zwei Jahre dieses Projekt zielstrebig verfolgt und es konnte erfolgreich am Tag der Arbeiterklasse gestartet werden.

Diese Einheitsfront trägt auch der Tatsache Rechnung, dass wir es mit verschiedenen Rechtsentwicklungen von Regierungen, Parteien bis hinein in die Gesellschaft zu tun haben.

Dass immer wieder neue faschistische Kräfte auftreten und sich als Todfeinde der revolutionären Arbeiterbewegung erweisen.

 

Liebe Genossinnen und Genossen,

die Pariser Kommune hat viele Facetten und zahlreiche Lehren.

Diese werden sicher in unserer nachfolgenden Diskussion zum Tragen kommen.

Unser Anliegen der Europakoordinierung der ICOR Europa ist es, dass wir in einer solidarischen Streitkultur diese Erfahrungen und Lehren beraten.

Aber dass wir nicht bei einer geschichtlichen Betrachtung stehen bleiben, sondern unsere Kräfte für die heutigen Aufgaben im Kampf um Demokratie, Freiheit und Sozialismus bündeln.

Das gelingt nur organisiert!


In diesem Sinne haben wir dazu aufgerufen

organisieren wir uns für die sozialistische Revolution!

Vorwärts in der ICOR!

Vive la commune de Paris

 

Herzlichen Dank

 

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