Direkt zum Inhalt | Direkt zur Navigation

Benutzerspezifische Werkzeuge

Sektionen

Sie sind hier: Startseite / 2020 / Redebeiträge zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus

Redebeiträge zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus

Gabi Fechtner, Parteivorsitzende der MLPD und Stefan Engel, Leiter der Redaktion des theoretischen Organs REVOLUTIONÄRER WEG, 21. Mai 2020

Liebe Freunde und Genossen,

 

aus Anlass der Feier zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus schicken wir Euch im Anhang die Redebeiträge von Gabi Fechtner, Parteivorsitzende der MLPD und Stefan Engel, Leiter der Redaktion des theoretischen Organs REVOLUTIONÄRER WEG. Sie wurden auf einer würdevollen Veranstaltung am 8. Mai vor der Parteizentrale der MLPD gehalten, mit einer Kranzniederlegung zu Ehren des Siegs der Roten Armee, der damals noch sozialistischen Sowjetunion. In ganz Deutschland fanden auf Initiative oder mit Mitwirkung der MLPD noch ca. 60 weitere Feiern statt. Von der Veranstaltung in Gelsenkirchen – die mit Corona-bedingten Schutzmaßnahmen durchgeführt wurde - gibt es unter www.rf-news.de ein 5-minütiges Video und auch eine livestream-Aufnahme. Bei dieser Gelegenheit konnten wir auch revolutionäre Grüße aus der Ukraine und aus Russland vortragen, wofür wir uns herzlich bedanken.

 

Mit revolutionären Grüßen,

 

Internationalismus-Abteilung des ZK der MLPD

Rede Gabi Fechtner


Liebe Gäste,

liebe Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener,

liebe Genossinnen und Genossen,

Ich freue mich, auch unter den aktuell erschwerten Bedingungen, diesen bedeutenden Tag der Befreiung hier in aller Öffentlichkeit mit Euch und Ihnen begehen zu können.

So wie auch am 1. Mai vor einer Woche in über 100 Städten stellt die MLPD auch heute in zahlreichen Städten Deutschlands unter Beweis, dass sich die wichtigen Kampf- und Gedenktage der internationalen Arbeiterbewegung weder verbieten lassen noch ins Internet verbannen oder auf bürgerliche Deutungen reduzieren lassen.

Der Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus ist ein Tag des historischen Sieges der sozialistischen Gesellschaftsordnung über den Faschismus als die brutalste Form der kapitalistischen Gesellschaftsordnung.

Dieser Jahrestag ist auch ein Tag der Niederlage des Antikommunismus in seiner faschistischen Variante. Deshalb ist diese Feierlichkeit auch Teil unserer Bewegung unter dem Motto „Gib Antikommunismus keine Chance!“ Denn auch heute müssen wir diesen Tag begehen gegen den Antikommunismus, der die geschichtlichen Tatsachen leugnet.

Wir begehen diesen Tag auch in dem Bewusstsein, wie wichtig es heute ist, an die Verbrechen des Faschismus und die unvergänglichen Erfolge des Sozialismus zu erinnern. Heute, wo in mindestens 22 Ländern der Welt in den letzten vier Jahren faschistische, faschistoide oder offen reaktionäre Regierungen an die Macht gekommen sind und faschistische Kräfte erstarken.

Nach zwölf Jahren Hitlerfaschismus und nach sechs Jahren zerstörerischem Weltkrieg war es am 8. Mai vor genau 75 Jahren soweit. Dem blutigen Völkermorden war nach einem aufopferungsvollen und erbitterten Kampf ein Ende gesetzt, der Feldzug des deutschen Imperialismus, des Hitler-Faschismus, war besiegt. Man kann sich nur eine ungefähre Vorstellung davon machen, wie es gewesen sein muss, als die beiden sowjetischen Rotarmisten auf dem Reichstag in Berlin die rote Fahne hissten. Immerhin war es nicht lange her, dass Hitler die - wie er es nannte - „Ausrottung des Bolschewismus“ als sein Hauptziel verkündet hatte und mit äußerster Brutalität die Umsetzung in Angriff genommen hatte.

 

Liebe Gäste,

es hat sage und schreibe 40 Jahre lang gedauert, bis sich der erste offizielle Vertreter der BRD, damals Bundespräsident von Weizsäcker, dazu bekannte. Ihr müsst euch vorstellen, bis dahin haben die bürgerlichen Politiker nicht vom Tag der Befreiung gesprochen. Und selbst das wird heute von zahlreichen reaktionären bis faschistischen Politikern wieder infrage gestellt. Da der Antikommunismus fest in die DNA der bundesdeutschen Verfassung gepflanzt wurde, konnte und kann von ihrer Sicht aus ein Sieg des Sozialismus über den Faschismus nicht als Befreiung angesehen werden. Das ist ihre ganze Grundauffassung der Geschichte. Und selbst da, wo diese Befreiung heute anerkannt wird, wird von vielen bürgerlichen Medien und Politikern ein wirklich waghalsiger Eiertanz darum vollführt, wer eigentlich die Befreier dieser Befreiung waren. Wenn ich von Befreiung spreche, muss ich ja auch sagen, wer eigentlich diese Befreiung geleistet und erkämpft hat.

Der Deutschlandfunk verkündete heute Morgen allen Ernstes, um diese Frage zu umgehen, dass die Befreiung durch die Kapitulation des Hitlerfaschismus erfolgt wäre. Soll man jetzt noch dem Hitler-Faschismus dankbar sein, dass er kapituliert hat? Die haben ja bis zum letzten Tag noch versucht, die Städte zu zerstören, die kommunistischen Gefangenen zu ermorden und haben nur kapituliert, weil sie besiegt wurden. Diese Befreiung ist durch Kampf erfolgt! Es ist nichts anderes als der Antikommunismus, der zu Verblendungen, Verzerrungen, Lügen und Falschdarstellungen führt. Viele Medien haben hier die Alliierten hervorgehoben und dabei insbesondere die sogenannten Westmächte, also die USA, Großbritannien und Frankreich. Natürlich werden diese auch zurecht genannt, denn sie waren enge Verbündete in der Anti-Hitler-Koalition.

Entscheidende Kraft war allerdings sowohl für das Zustandekommen dieser Anti-Hitler Koalition als auch für den aufopferungsvollen Kampf zur Befreiung vom Hitlerfaschismus das Sowjetvolk und die Rote Armee, also ein sozialistisches Volk und eine sozialistische Armee. Und selbstverständlich standen diese damals unangefochten unter Führung von Josef Stalin. Trotzdem – oder vielleicht auch gerade deshalb - wurde uns allen Ernstes vor zwei Tagen eine Gedenkveranstaltung zu diesem 8. Mai als Tag der Befreiung in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald mit der Begründung verboten, man müsste bei uns als Veranstalter davon ausgehen, dass „der Stalinismus bei dieser Veranstaltung glorifiziert werden könnte.“ Übrigens: Zwei Tage vorher noch hatte man uns die Begründung geschickt, die Veranstaltung könne nicht stattfinden, weil auf den Toiletten nicht genug Desinfektionsmittel stehen würden. Wir haben gesagt, das kann nicht euer Ernst sein, wir bringen gern für jede Toilette zwei Packungen Desinfektionsmittel mit. Und dann kam zwei Tage später diese Begründung. Man sieht also, wie hier auch etwas vorgeschoben wird. Die Schutzmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie halten wir für berechtigt, man sieht das hier. In aller Ernsthaftigkeit halten wir hier Abstand und tragen Mundschutz. Aber es gibt doch auch Beispiele, wo das missbraucht wird, um die Kämpfe, die Proteste, die berechtigten Kampf- und Gedenktage der Arbeiterbewegung zu verbieten. Das hier war ein eindeutiges Beispiel dafür. Die Argumentation, man dürfe am 8. Mai nicht über Stalin sprechen, zeigt die ganze Absurdität der Tabus des Antikommunismus!

Selbstverständlich werden wir an einem solchen Tag auch die Leistungen Stalins und der Roten Armee würdigen! Wo stünde unser Land heute ohne die harten Kämpfe, die die Sowjetunion ausgefochten hat? Und wo stünden all diejenigen, die sich heute echauffieren über den harten Kampf, der damals geführt wurde, wenn dieser harte Kampf eben nicht gegen den Hitlerfaschismus geführt worden wäre? Wir hätten doch hier völlig andere Verhältnisse! Deshalb sollen sich diese Leute einmal fragen, auf welcher Seite sie eigentlich stehen.

Wie soll man einen Tag der Befreiung begehen, ohne die Befreier zu nennen und ihre Verdienste bis zur heutigen gesellschaftlichen Realität ? Was sollen wir denn an einem Tag wie heute in Bezug auf Stalin machen? Sollen wir Stalin dafür verurteilen, dass er Hitler besiegt hat? Sollen wir verurteilen, dass er alles dafür getan hat, dass die Anti-Hitler-Koalition zustande kam? Selbstverständlich werden wir das nicht machen und wir werden uns auch nicht vom Antikommunismus vorschreiben lassen, wie dieser Tag zu begehen ist.

Weiter muss man aber auch dazu sagen, dass wir nicht den „Stalinismus“ glorifizieren, sondern wir lehnen diesen antikommunistischen Kampfbegriff ab. Wir vertreten den Marxismus-Leninismus, den Stalin zu seiner Zeit im Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion angewendet hat. „Stalinismus“ ist nur geeignet, so zu tun, als wäre das was ganz anderes, was dort stattgefunden hat. Die Drahtzieher dieses Verbotes der Kundgebung in Buchenwald sind übrigens die gleichen, die auch schon das Gedenken an den Kommunisten Thälmann im letzten Jahr verbieten wollten: Der Stiftungsrat der Gedenkstätte, zusammengesetzt aus hochrangigen Politikern ausgerechnet der Linkspartei-Regierung Thüringens, aber auch CDU-Größen wie die Kulturstaatsministerin Monika Grütters.

Wir begrüßen also, dass in dieser Diskussion zugleich auch immer mehr kritische Stimmen lauter werden, ob es Esther Bejarano ist, eine der letzten KZ-Überlebenden, kritische russische Historiker oder auch Journalisten, die kritisieren, dass an dem heutigen Tag die Verdienste der sowjetischen Roten Armee nicht entsprechend gewürdigt werden. Eine immer breitere Bewegung fordert, den 8. Mai zum Feiertag zu machen. Aber es traut sich doch heute - unter dem Damoklesschwert des Antikommunismus - kaum jemand, offensiv zu verteidigen, was die sozialistische Sowjetunion unter Führung Stalins geleistet hat und dafür damals auch weltweit höchsten Respekt und Anerkennung bekommen hat.

Geschichtlich kann niemand ernsthaft diese Rolle bestreiten! So schreibt z.B. der bürgerliche britische Historiker Geoffrey Roberts 2006: „Im Zusammenhang mit dem schrecklichen Krieg an der Ostfront war Stalin für den sowjetischen Sieg über Nazideutschland unverzichtbar.“ „Er setzte alles daran, das Kriegsbündnis mit dem Westen zu einem Erfolg zu machen und wollte es nach dem Krieg weiter bewahren.“1 Selbst der britische Premier, Winston Churchill, erklärte damals: „Meine große Bewunderung und Achtung gilt dem tapferen russischen Volk und meinem Mitkämpfer in Kriegszeiten, Marschall Stalin.“

Völlig undenkbar, dass heute solche Dinge gesagt werden. Da Man wird ja schon schräg angeguckt, wenn man es wagt, diese Fragen - in einer streitbaren Diskussion natürlich - zu diskutieren. Es braucht also kein Journalist oder Beobachter zu erschaudern, wenn wir sachlich und vom Standpunkt der Arbeiterklasse heute über die Verdienste der sozialistischen Sowjetunion und Stalins sprechen. Das machen wir auch, weil es ohnehin Zeit wird, dass dieses Tabu in Deutschland endgültig mal gebrochen wird und diese Diskussion eine breite, eine offene, eine gleichberechtigte gesellschaftliche Diskussion wird.

Selbstverständlich sind Fragen, die in dieser Diskussion aufkommen, über den Verrat am Sozialismus, über Probleme oder auch Verbrechen, die im Namen des Sozialismus begangen wurden, berechtigt und auch nötig. Aber es ist etwas völlig anderes, ob diese Diskussion deshalb geführt wird, weil wir es besser machen wollen, weil wir die Leute gewinnen wollen für einen neuen Aufschwung im Kampf für den Sozialismus oder ob sie genutzt wird, um den Sozialismus zu diffamieren und die Verbrechen des Faschismus zu verharmlosen. Und das machen doch hier die bürgerlichen Parteien und die Regierung.

1941 fiel die deutsche Wehrmacht schließlich in die Sowjetunion ein. Man sollte meinen, das müsste man eigentlich nicht extra erwähnen. Aber die Diskussion wird ja im Moment in den bürgerlichen Medien so geführt, als ginge es nicht in erster Linie um den Überfall einer faschistischen Armee, sondern vielmehr um vermeintliche Verbrechen im Sozialismus. Siegesgewiss machten die Faschisten zunächst große Gebietsgewinne. Sie richteten unfaßbare Verbrechen an. Sie vernichteten 70.000 Städte und Dörfer auf sowjetischem Boden, sie richteten Judenpogrome an, sie erhängten politische Kommissare der Roten Armee, sie schändeten Frauen. Über 27 Millionen Sowjetbürger verloren ihr Leben - die weitaus höchste Opferzahl aller am Krieg gegen die faschistischen Staaten beteiligten Länder. Über 50 Millionen Menschen ließen in diesem Krieg ihr Leben.

Und wer hat dies ermöglicht? Hitler war kein „Unfall der Geschichte“ oder einfach nur ein persönliches Monster. Er wurde ermächtigt, finanziert und bewusst an die Macht gebracht vom deutschen Finanzkapital. Von eben den Konzernen wie Thyssen, Krupp, IG Farben, der Rüstungsindustrie usw., die bis heute, oft unter anderem Namen, weiterhin für die Diktatur der Monopole in der deutschen Bundesrepublik stehen.

Sie haben heute eine andere Herrschaftsform errichtet. Aber doch mit der Bereitschaft, faschistischen Kräften und ihrer Ideologie einen Boden zu erhalten, damit sie im Notfall gegen die revolutionäre Arbeiterbewegung eingesetzt werden können. Das Sowjetvolk war geeint im unbedingten Willen, das sozialistische Vaterland zu verteidigen und den Faschismus zu besiegen. Die wesentliche Grundlage der Einheit war der gemeinsame sozialistische Aufbau und die tiefe Überzeugung, diesen Kampf zu führen. Niemals hätte eine von innen zersetzte Terrorherrschaft, wie die heutigen Antikommunisten die Sowjetunion darstellen, eine solch einzigartige Kraft entwickeln können, wie sie nötig war, um diesen Hitlerfaschismus zu besiegen. Ein solcher Kampf kann nur stattfinden, wenn man sich auf die Massen stützt, wenn man sich auf die Arbeiterklasse stützt und wenn diese zutiefst überzeugt sind, dass sie für eine richtige Sache kämpfen. Das machte letztlich auch die Überlegenheit dieses Kampfes gegenüber diesem hochgerüsteten Hitlerfaschismus, der immer mehr an Rückhalt in der Bevölkerung verlor.

Der 8. Mai ist auch ein Tag, der uns an die verbrecherische Geschichte des Antikommunismus erinnert. Oft wird der Hauptverdienst der Befreiung den westlichen Alliierten zugeschrieben. Dabei haben sie einen wesentlichen Anteil daran, dass der II. Weltkrieg überhaupt so viele Jahre wüten konnte. Um den Faschismus zu besiegen, bemühte sich Stalin schon seit der Machtergreifung Hitlers um ein Bündnis mit den USA und Großbritannien. Doch aus antikommunistischen Gründen ließen diese Länder den Hitler-Faschismus gegen die Sowjetunion zeitweise sogar bewusst gewähren und schlugen alle Angebote der Sowjetunion zur Zusammenarbeit aus. Damals gab es in den USA und Großbritannien eine zehntausende Menschen umfassende Solidaritätsbewegung für „Uncle Joe“, wie Stalin damals genannt wurde.. Es gab Massendemonstrationen der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, die forderten, dass die USA und Großbritannien der Sowjetunion im Kampf gegen den Hitlerfaschismus mit einer zweiten Front beistehen solle!

Wir gedenken also heute voller Stolz der Sieger vom 8. Mai 1945! Und wir verbinden dieses Gedenken mit der Losung, ja sogar mit dem Aufruf zu einer Bewegung: „Gib Antikommunismus keine Chance!“ Und wir haben auch eine erweiterte Losung: „Gib Antikommunismus, Faschismus, Rassismus und Antisemitismus keine Chance!“ Für uns gehören alle diese Verbrechen, die der Imperialismus hervorbringt, zusammen. Der Antikommunismus hat darin eine besonders wichtige Rolle, weil er die ideologische Rechtfertigung dafür ist, Faschismus, Rassismus und Antisemitismus eine Berechtigung einzuräumen. Wenn in deutschen sogenannten „Dokusendern“, in Schulbüchern und im Internet der Sozialismus und Kommunismus als einziges Gräuel-System verunglimpft wird, dann haben nach dieser Logik natürlich auch die Faschisten eine Berechtigung, denn deren Hauptfeind sind ja die Kommunisten.

Und so läuft es ja dann auch. Aktuell kann die AfD mitsamt ihrem faschistoiden Flügel mehr oder weniger ungehindert ihre Hetze verbreiten, unter anderem aktuell Fraktionschef Gauland, der allen Ernstes den 8. Mai als „vollständige Niederlage“ bezeichnet. Eine faschistische Position, die er hiervertreten hat.

Die MLPD wiederum wird ausgehend von Seehofers Innenministerium in den letzten Jahren sogar noch verstärkt bekämpft und diffamiert. Aber: Das hat keine Zukunft! Diese Tabus brechen auf und zweifellos hat sich die MLPD in den letzten Jahren eine gesamtgesellschaftliche Rolle erkämpft! Während von den Revisionisten, also denen, die den Sozialismus in der Sowjetunion, der DDR usw. verraten haben, nur die Opfer und Leiden der Kommunisten unter dem Faschismus betont werden, bewiesen die Kommunisten damals, dass und wie man den antikommunistischen Krieg Hitlers besiegen konnte. Der Kampf war nicht nur von defensiver, verteidigender Art. Von der Verteidigung des Heimatlandes gingen sie schließlich zum Angriff über, befreiten halb Europa vom Faschismus und in der Folge lebte – nach dem Sieg der chinesischen Revolution – ein Drittel der Menschheit in sozialistischen oder volksdemokratischen Ländern.

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

ich möchte in diesem Zusammenhang heute auch nicht versäumen, Willi Dickhut zu gedenken. Er war Mitbegründer und Vordenker der MLPD, der genau heute - am 08. Mai vor 28 Jahren - verstarb. Willi Dickhut repräsentierte die unerschütterliche Überzeugung in den Sieg des Sozialismus: Er prägte den konsequenten Kampf der KPD gegen den Hitlerfaschismus in der Illegalität und seinen unverzichtbaren Anteil an der damaligen Befreiung Solingens.Damalsverhinderten Arbeiter und Kommunisten, dass die Stadt noch kurz vor der Befreiung von den Faschisten zerstört wurde, das bleibt unvergessen. Die Zerschlagung des Hitlerfaschismus war ein Sieg über den Antikommunismus, den Faschismus und den Antisemitismus. Wir stehen heute hier als die Erben einer mutigen zukunftsgewandten Politik – mit der Perspektive der vereinigten Sozialistischen Staaten der Welt.

Bundespräsident Steinmeier hat heute in seiner Rede qualifiziert, dass man Deutschland nur mit einem gebrochenen Herzen lieben könne. Ich frage mich: Wann muss denn ein Herz brechen? Ein Herz muss doch nur brechen, wenn ich mich mit der anderen, mit der falschen Seite irgendwann mal identifiziert habe oder immer noch identifiziere. Mein Herz muss nicht brechen, wenn ich an diese Geschichte denke, weil wir auf der Seite der aufrechten Kommunisten stehen, der Widerstandskämpfer, der mutigen Kämpfer der Roten Armee und aller, die im Bündnis mit ihnen gemeinsam gekämpft haben. Und in dieser Tradition führen wir auch den Gedenktag durch! Mit 58 revolutionären Parteien und Organisationen aus fünf Kontinenten ringen wir in der ICOR um den Aufbau einer weltweiten antiimperialistischen Einheitsfront gegen Faschismus und Krieg.

Wir legen heute diesen Kranz nieder an der Stelle, an der die Statue des russischen Revolutionärs und Führers der Oktoberrevolution, Lenin, errichtet werden wird. Wir haben ja gehört, dass in Horst das Gerücht rum geht, dass wir vielleicht heute die Lenin-Statue aufstellen werden. Ich muss euch leider enttäuschen – heute werden wir das nicht machen. Aber wir werden diese Lenin-Statue in nicht allzu ferner Zeit aufstellen und freuen uns sehr über die Fortsetzung der großen Diskussion, die sie hier in Horst, aber bis in die halbe Welt ausgelöst hat. Damit werden wir auch unsere Bewegung „Gib Antikommunismus keine Chance“ weiterführen.

Ohne Lenin und die Oktoberrevolution hätte es den ersten sozialistischen Staat dieser Welt nicht gegeben.

Ohne den selbstlosen Einsatz der sozialistischen Sowjetunion unter der Leitung Stalins wäre der Faschismus nicht besiegt worden.

Wir verneigen uns heute vor dem Sowjetvolk.

Wir verneigen uns vor den Partisanen, vor den Kommunisten, den Sozialdemokraten, vor allen, die die Befreiung vom Hitlerfaschismus erkämpft und mit ihrem Leben bezahlt haben.

 

Vielen Dank.

1

Stalins Kriege, 2006, Vorwort

 

Rede Stefan Engel


Liebe Freunde, liebe Freundinnen, Kolleginnen und Kollegen,

liebe Genossinnen und Genossen!

Es ist bedeutend, dass wir solche Gedenktage in unsere Arbeit einbeziehen. Derartige Gedenktage sind in erster Linie Tage der weltanschaulichen Auseinandersetzung. Gabi Fechtner hat schon dargestellt, dass der Kampf gegen den Antikommunismus eine der bedeutendsten Aufgaben für Marxisten-Leninisten in der heutigen Zeit ist.

Der Antikommunismus betreibt Geschichtsklitterung. Er beseitigt die Demokratie. Er stellt den Freiheitsbegriff auf den Kopf. Er trägt dazu bei und rechtfertigt, dass Ausbeutung und Unterdrückung der Menschheit weiterbestehen. Keinerlei Alternativen zum herrschenden System sollen möglich erscheinen.

Wenn wir heute sagen, der 8. Mai ist ein Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg, dann sagen wir zugleich, dass der weltanschauliche Hauptgrund und die Hauptursache des Faschismus der Antikommunismus war - und nicht etwa der Antisemitismus, wie es die bürgerliche Geschichtsschreibung heute darstellt. Nicht Hitler hat den Antisemitismus erfunden. Er wurde von der katholischen Kirche vor über 1.800 Jahren erfunden. Martin Luther war glühender Antisemit. Die erste Reichstagung der evangelischen „Deutschen Christen“ 1933 erklärte: „Der Staat Adolf Hitlers ruft nach der Kirche, die Kirche hat den Ruf zu hören.“

Nein, der Antisemitismus war nicht der Kern des Faschismus. Der Antisemitismus war wichtiger Bestandteil des Faschismus, seines hasserfüllten Rassismus, mit dem er eine Massenbasis aufbaute. Der Judenhass war vorher schon in der Bevölkerung tief verankert und hatte eine sehr große Verbreitung durch die Jahrhunderte lange Verleumdung und Diskriminierung des jüdischen Volkes.

Der Antikommunismus richtete sich gegen die sozialistische Sowjetunion, aber auch gegen die Menschen, die bei uns im Land gegen den Faschismus gekämpft haben. Es war nicht nur Willi Dickhut, es waren auch viele Bergleute, die damals - am Ende des Krieges - ihre Arbeitskollegen in Kartoffelkisten im Keller zu Hause versteckten, damit sie von den Faschisten nicht gefunden wurden. Sie haben sie gerettet. Zahlreiche Rotarmisten und andere russische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden hier in Gelsenkirchen von den Bergleuten, von den Mitarbeitern von der damaligen Firma Gelsenberg, geschützt, damit sie nicht am Ende des Krieges noch von den Faschisten liquidiert wurden, wie das üblich war. Wir wissen von alten Bergleuten, dass sie für die Zwangsarbeiter ein paar Stullen mehr auf die Arbeit mitgenommen haben, um den Leuten etwas zu essen zu geben. Das war streng verboten, wer erwischt wurde, dem drohte die Todesstrafe. Sie haben es trotzdem gemacht und sie waren stolz darauf. Keiner dieser Leute wird heute geehrt, wenn man den Kampftag für Befreiung und die Befreier nicht richtig definiert. Wir stehen in der Tradition der Arbeiterbewegung und wir ehren auch diese Bergleute, die Arbeiter und die vielen Familien, die damals im Faschismus - bei Einsatz ihres eigenen Lebens - dafür gesorgt haben, dass dieser Befreiungskampf der Roten Armee und des antifaschistischen Kampfs zum Erfolg wurde.

Es ist auch eine Lüge, dass die Faschisten zu allererst Juden in die KZs brachten. Am Anfang waren es die Kommunisten - darunter auch viele kommunistische Juden –, Sozialdemokraten und Kriminelle. Erst später, mit der Reichspogromnacht, wendete sich das Blatt. Dann wurden in erster Linie Juden verhaftet. Anfangs wurden sie aufgefordert, sich freizukaufen. Dabei ging es Hitler v.a. um Geld. 1938 war der Faschismus in einer tiefen Finanzkrise. Er war pleite, weil die internationalen Banken ihm kein Geld mehr gaben. Der Hitlerfaschismus war völlig verschuldet und sanierte sich über die brutale Enteignung wohlhabender Juden und dadurch, dass sie sich für ihre Emigration teilweise freikauften, damit sie mit ihren Familien in die USA auswandern konnten.

Viele Verfolgte des Naziregimes wurden auch nach 1945 weiter verfolgt. Nach dem KPD-Verbot hat man über 100.000 Kommunisten ihre Rente als Verfolgte des Naziregimes aberkannt. Die Leute hatten dann überhaupt keine Rente mehr. Ich will damit betonen, dass der Antikommunismus nicht aufhörte nach 1945. Aber der Sieg über den Hitlerfaschismus war ein großartiger Sieg über den Antikommunismus.

Der Antikommunismus ist im Kapitalismus und im Imperialismus systemimmanent. Er gehört zu den weltanschaulichen Grundlagen des kapitalistischen Systems. Deswegen wird der Antikommunismus erst verschwinden, wenn der Kapitalismus verschwindet. Die Auseinandersetzung mit dem Antikommunismus wird sogar im Sozialismus noch eine wichtige Rolle spielen! Darüber muss man sich klar sein. Deshalb ist der Kampf gegen den Antikommunismus auch ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit von Anfang an.

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass der Antikommunismus auch tief in die Bevölkerung eingedrungen ist. Wir kennen doch die Vorbehalte: das Gefühl, „bei Kommunisten und ‘Stalinisten‘“, wie sie uns immer nennen – was natürlich ein Unsinn ist –, „da muss man ein bisschen vorsichtig sein“. „Nichts Genaues weiß man nicht, aber man muss aufpassen“, „Da hält man sich lieber ein bisschen fern“.

Glaubt doch nicht, dass man die MLPD über Jahrzehnte in eine relative Isolierung hätte bringen können ohne den Antikommunismus. Es ist von uns noch niemand aufgrund seiner politischen Arbeit verhaftet worden. Das machen die heute noch nicht. Sie versuchen uns politisch zu isolieren, indem sie uns in den Medien nicht zulassen, indem sie uns ausschließen aus den Gewerkschaften, aus Frauenverbänden, aus Jugendorganisationen usw.. Sie versuchen uns zu isolieren und man versucht auch, solche Kundgebungen wie heute zu verhindern. Dies mit so hanebüchenen Begründungen wie von dem „linken“ Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und seinen Freunden in Thüringen anlässlich des Verbots von Gedenkfeiern auf dem Gelände des ehemaligen KZ Buchenwald. Sie können das absolut nicht haben, dass wir dem Sozialismus und der Sowjetunion zur Zeit Stalins zu neuem Ansehen verhelfen.

Der Kampf gegen den Antikommunismus bleibt eine große Aufgabe. Wenn man ihn nicht führt, dann werden wir auch keinen Sieg erringen. Ohne dass die Bevölkerung den Antikommunismus in ihrem Denken, Fühlen und Handeln überwindet, werden wir auch keine neue sozialistische Revolution vorbereiten und durchführen können.

Deshalb ist es so wichtig, solche Kampftage durchzuführen, solche Tage wie heute, und darum zu kämpfen, dass wir so auch zur Geschichtsklärung beitragen. Wir folgen nicht diesem allgemeinen Mainstream, dass über den Kommunismus überhaupt nicht mehr diskutiert wird, dass man überhaupt nicht mehr in der öffentlichen Diskussion auftreten darf. Jeden Tag erleben wir drei bis vier Talkshows im Fernsehen. Glaubt doch nicht, dass da irgendwann mal ein Marxist-Leninist dabei ist, der etwas sagen darf wie hier auf der Kundgebung. Das gibt’s nicht. Der Antikommunismus ist in Deutschland eine Staatsreligion geworden. Diese Tatsache steht nicht zur Diskussion, das ist einfach so. Wir arbeiten hier aus einer Minderheitenposition heraus. Um aus dieser Minderheitenposition weiter herauszukommen, müssen wir dem Kampf gegen den Antikommunismus einen höheren Stellenwert einräumen.

Gib Antikommunismus keine Chance!“ heißt unsere aktuelle Losung. Manche Leute schrecken vor dieser Diskussion etwas zurück und raten: „Mach' das doch nicht von dir aus zum Thema“. Wenn wir den Antikommunismus angreifen, dann zuckt mancher ein bisschen zusammen. Nein, wenn wir das nicht zum Thema machen, macht das überhaupt keiner zum Thema. Und dann wirkt der Antikommunismus weiter. Ohne dass die Leute bewusst diesen Antikommunismus überwinden, diese Vorbehalte, die gegen die Kommunisten geschürt werden, werden wir sie auch nicht gewinnen können für einen neuen Anlauf im Kampf für den Sozialismus und für eine befreite Gesellschaft.

Es ist wichtig, dass man den Antikommunismus richtig versteht. Er behauptet, der Kommunismus sei ein Machtsystem, das auf Gewalt aufbaue. Aber das ist eine völlige Ablenkung von dem System der Diktatur der Monopole, das wir hier haben - Monopole, die über den gesamten staatlichen Gewaltapparat, die gesamten Medien, die öffentliche Meinung verfügen.

Wir befinden uns mit dieser Weltwirtschafts- und Finanzkrise in Verbindung mit der Corona-Krise in einer Situation, wo wir auf eine gesamtgesellschaftliche Krise des imperialistischen Weltsystems zusteuern. Noch nie seit dem II. Weltkrieg steckte das imperialistische Weltsystem in einer so tiefen Krise. Wir steuern darauf zu - trotz oder vielleicht auch wegen aller „Lockerungsmaßnahmen“ und allen Debatten, die da geführt werden. Nicht umsonst wird gerade eine NATO-Strategie zur Niederschlagung von revolutionären Aufständen und Kämpfen in allen Ländern der Welt vorbereitet. In dieser kommenden Auseinandersetzung spielt der Antikommunismus eine wichtige Rolle.Setzen wir uns dagegen zur Wehr, können wir in dieser gesamtgesellschaftlichen Krise die Massen gewinnen für eine neue Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung? Das geht nur, wenn sie mit dem Antikommunismus fertig werden. Der Sozialismus ist keine Gewaltgesellschaft, der Sozialismus ist eine befreite Gesellschaft und zwar befreit von Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen auf dem Weg zur klassenlosen Gesellschaft des Kommunismus. Eine befreite Gesellschaft, in der die Umwelt geschützt wird und nicht der Profit im Vordergrund steht, sondern der Mensch im Wechselverhältnis zur Erhaltung der Natur. Er ist die Perspektive für die Jugend, für die wir hier kämpfen. Der Kampf um den Sozialismus ist der demokratischste Befreiungskampf, den man heute überhaupt führen kann.

In diesem Sinne sollte uns der 75. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus und II. Weltkrieg Anlass sein, diesen Kampf gegen Antikommunismus unter der Losung „Gib' Antikommunismus keine Chance!“ in unseren Herzen zu tragen und ihm auch in unseren Aktivitäten einen größeren Stellenwert einzuräumen.

 

In diesem Sinne Glückauf!

Es lebe der Kampf gegen den Faschismus!

Es lebe der Kampf für den Sozialismus/Kommunismus - für eine befreite Gesellschaft!

 

Download  Rede Gabi Fechtner als PDF

 

Download Rede Stefan Engel als PDF

 

Artikelaktionen