Internationales Bulletin / Ausgabe 194
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Hintergrund Der Besatzungsdrohung Gegen Rojava
Die Erdoğan-Diktatur verwendet den Symbolismus vielleicht mehr als jede andere Regierung in der Geschichte der türkischen Republik. Erdoğan kündigte an, dass die Besatzung des Norden Syriens, östlich des Euphrat (natürlich nimmt er den Namen Rojava nicht in den Mund) bevorsteht, und das ausgerechnet während eines Militärsymposiums am 19. Dezember, dem Jahrestag des Gefängnismassakers und des Maraş-Massakers [1]. Es geht um die Botschaft, die Erdoğan allen Revolutionär*innen durch diese Ankündigung an einem solchen Tag in einem Land geben will, das sich in einer der tiefsten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte befindet.
Mit der Besatzung verfolgt Erdoğan das Ziel seine politische Macht zu festigen und zu legitimieren, sowie das Fortbestehen der Diktatur zu gewährleisten, die er durch die politisch-islamistische ideologische Transformation des Staates errichtet hat. Dies gibt ihm auch die Möglichkeit, kommenden Schläge abzuwehren, die in harten Zeiten folgen werden. Er ist sich der Tatsache bewusst, dass seine Macht den nächsten Schritt nicht ohne gesellschaftliche Legitimation aufrechterhalten werden kann, obwohl er in seiner 16-jährigen Herrschaft bereits einen langen Weg der Machtkonsolidierung hinter sich gebracht hat. Deshalb profitiert er vom Krieg als nützliches, ideologisches Mittel und dem kolonialistischen Joch über Kurdistan, wodurch auch Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Naturfeindlichkeit, eine Sprache des Hasses und eine militarisierte gesellschaftliche Basis gesät werden.
Der Krieg richtet sich gegen den revolutionären Kampf, der für die Diktatur die größte Gefahr darstellt. Der kurdische nationale Befreiungskampf steht in Anbetracht seiner Größe und historischen Entwicklung an erster Stelle dieser Kämpfe. Kommunist*innen, die in diesem über 40 Jahren andauernden und von der PKK-geführten nationalen Befreiungskampf als sozialistische Patrioten teilnehmen, beteiligen sich sowohl mit bewaffneten, als auch unbewaffneten Kampfmitteln an ihm. Sie bauen die heutige Verbindung zwischen der jetzt in Kurdistan stattfindenden Revolution und der zukünftigen sozialistische Revolution auf.
Durch das Selbstvertrauen, das er durch die Besetzung Afrins gewonnen hat, glaubt der politisch-islamistische Chef Erdoğan, dass er die gesamte Grenze von Rojava problemlos besatzen werden kann. Dieses Selbstvertrauen lehnt sich an zehntausende von Jihadisten und an die Möglichkeiten, auf die Erdoğan durch die Konflikte zwischen dem US-amerikanischen und dem russischen Imperialismus hofft. Die Entscheidung der USA, ihre Streitkräfte aus Syrien und Afghanistan abzuziehen und die Worte von John Bolton, nach denen sie die Türkei nicht dazu veranlassen würden, Kurd*innen anzugreifen, verringern jedoch die Möglichkeit, dass die Türkei auf diesen imperialistischen Konflikt setzen werden kann.
Erdoğan propagiert, das Nordsyrien arabischer Boden sei. Durch die Aktivitäten des Geheimdienstes MIT wird versucht, arabischen Nationalismus zu entfachen. Der kurdische nationale Befreiungskampf, der in Nordkurdistan begonnen hat und sich nun über ganz Kurdistan erstreckt, entwickelt sich immer mehr zu einer regionalen Revolution. Der Fortschritt der nationalen Befreiung hin zum Aufbau einer demokratischen Revolution wurde mit den Dynamiken der Rojava-Revolution, der Befreiung der Frau, der Selbstverwaltung auf Grundlage einer gleichberechtigten Vertretung von Nationalitäten und Gemeinschaften, des Gemeindesystems, der Selbstverteidigungskräfte etc. immer deutlicher. Mit der Revolution wurde die Grundlage dafür geschaffen, die Ideen der Freiheit und des Sozialismus im Mittleren Osten zu entfalten. Eben dieser demokratische, freiheitliche Charakter von Rojava lehrt die vier reaktionären und kolonialistischen Staaten, die Kurdistan unter sich aufteilen, Angst und Schrecken. Er gefährdet ihre Existenzgrundlage. Die Völker von Rojava, die nach Jahren der Unterdrückung durch das Assad-Regime gelernt haben, sich auf den Widerstand und ihre eigene Kraft zu stützen, haben diesen Aufbauprozess mit großer Aufopferung vorangebracht. In Anbetracht der historischen Tatsache, dass der türkische Staat, wann immer möglich, die Errungenschaften der Kurd*innen angreift, konnte sich Rojava in den letzten 6,5 Jahren vor Angriffen aller Art schützen. Die Revolution begann in Rojava und weitete sich nach Nord- und Ostsyrien aus. Sie hat die Beteiligung anderer Nationalitäten, insbesondere des arabischen Volkes, erreicht. Sie wehrte sich gegen die IS-Banden, Al-Qaida und Al-Nusra unter dem Namen der FSA, sowie gegen die direkte Aggression der türkischen Armee, indem sie sich auf ihre eigenen militärischen Kräfte stützte. Sie zog Lehren aus dem Widerstand und übernahm die Aufgabe, durch diese Lektionen die Schwächen des revolutionären Aufbaus zu überwinden.
Erdoğan‘s Ankündigung, die Besatzung in wenigen Tagen beginnen zu wollen, war hoch angesetzt. Der faschistische türkische Staat versuchte, die Ernsthaftigkeit dieser Ankündigung zu beweisen, indem er das Militär an der Grenze stationierte und dann Maxmur und Shingal bombardierte. Bei diesem kürzlichen Bombenanschlag starben 4 Zivilist*innen. Gleich nach der Kriegserklärung am 19. Dezember kündigte Trump den plötzlichen Rückzug aus Syrien an, weshalb mit dem sofortigen Beginn des Besatzungsangriff durch die Türkei gerechnet wurde, aber es stellte sich heraus, dass der türkische Staat diese Ankündigung von Trump ebenfalls nicht erwartet hatte. Der Rückzugsentschluss der USA hängt also nicht mit dem Erfolg türkischer Diplomatie zusammen, sondern mit der Politik der USA in der Region.
Zunächst verzögerten die USA die Umsetzung des Rückzugs und setzten eine Art unbegrenzte Frist. Desweiteren werden die US-Streitkräfte auf eine neu eingerichtete Militärbasis im Irak verlegt, was beweist, dass die USA ihre militärischen Pläne in dieser Region nicht aufgeben werden. Amerikanische Militärs, Berater großer Monopole, Vertreter der Kriegsindustrie werden weiterhin in Syrien arbeiten. Schließlich sprechen sowohl Erdoğan als auch Trump über den gemeinsamen Kampf gegen den IS. Ausnahmsweise hat der IS momentan keine direkte Verbindung zur türkischen Grenze. Eine autonome Pufferzone an der Grenze steht den Plänen Erdoğan‘s im Weg.
Hier können wir sehen, dass die USA/Trump versuchen, der Türkei/Erdoğan einen Deal aufzuerlegen, wonach die Türkei die Erlaubnis für einen von der USA begrenzten Angriff auf die Errungenschaften der Revolution erhalten werde, unter der Bedingung die syrisch-iranische US-Politik zu unterstützen. Auf der anderen Seite versuchen sie die Kurd*innen einer Bedrohung auszusetzen, um sie auf eine Barzani-Linie zu zwingen, indem die USA grünes Licht für Angriffe der Türkei geben, wenn ohne die Zustimmung der USA mit dem Assad-Regime verhandelt wird. Da es in Syrien außer Kurd*innen kein anderen vertrauenswürdigen Partner gibt, mussten die USA von Anfang an mit den Kurd*innen zusammenarbeiten, gemäß ihrer traditionellen Politik "wenn wir sie nicht besiegen können, dann beteiligen wir uns an ihr". Das ist der Grund, warum sie nicht mit ihren NATO-Verbündeten, der Türkei, gemeinsam arbeiten. Die Verzögerungen nach der schnellen Verkündung eines Rückzugs zeigen auch, dass sich diese Zwickmühle für die USA weiter fortsetzt. Die arabischen Staaten, unter ihnen die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi Arabien, planen, ihre offiziellen Vertretungen in Syrien zu eröffnen, und einige von ihnen planen, militärische Streitkräfte zum Aufbau einer neuen Armee zu entsenden. Die Verhinderung dieses Plans wird die Stärke der revolutionären Völker unter Beweis stellen. Die Aussagen der arabischen Streitkräfte innerhalb der SDF, die besagen, dass sie sich gegen den türkischen Staat wehren werden, verdeutlichen, dass sie an der Seite der Revolution stehen werden.
Der Besatzungsangriff auf Rojava wird auf die eine oder andere Weise vor den Kommunalwahlen am 31. März in der Türkei stattfinden. Während die militärische Mobilisierung in der Grenzzone andauert, wird die Türkei die erstbeste Gelegenheit dafür nutzen. Bis dahin sollte jede Verhandlung, jede Erklärung der Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens im Zusammenhang mit dem Schutz der Menschen und dem voranbringen der Revolution gegen diese Bedrohung verstanden werden. Auch der Angriff auf Manbidsch durch die FSA-Banden wurde von den SDF entgegen gewirkt, indem sie den Stadtrand der syrischen Armee überlassen haben. Die Banden riskierten in Manbidsch keinen direkten Krieg mit Syrien und Russland. Die autonome Verwaltung von Rojava hingegen hinterließ ihnen ein Stück Land, um den Schutz der ganzen Region zu gewährleisten. Welche Bedeutung Rojava hat, muss nicht näher erläutert werden, historische Fakten beweisen dies zur Genüge. Natürlich birgt diese Realität für die Revolutionär*innen des Mittleren Ostens wichtige Pflichten.
[1] Am 19. Dezember 2000 führten Armee und Polizei des faschistischen Staates eine Militäroperation gegen Gefangene, die gegen die Einführung der "F-Typ" Isolationszellen in den Gefängnissen protestiert hatten und sich dagegen wehrten. Bei dieser Operation wurden 28 politische Gefangene getötet.
Am 19. Dezember 1978 hat das Massakers gegen die linke Bevölkerung in der Stadt Maraş stattgefunden, die meisten unter ihnen Aleviten. Die rassistischen, nationalistischen Grauen Wölfen wurden hierfür vom Staat provoziert und versorgt. Es war eines der schlimmsten Massaker seit dem Völkermord an den Armeniern und dem Massaker von Dersim. Hunderte Menschen wurden getötet, Tausende von ihnen wurden verletzt und in die Flucht gezwungen. Das Massaker dauerte Wochen und endeten mit der Verkündung eines Marshall-Gesetzes in der Stadt.
Was Internationalist*innen Tun Können
Internationales Bulletin / Ausgabe 194 / Januar 2019
Eine neue Zeit bricht an - Die Revolution von Rojava überall verteidigen!
Was bisher geschah
Nachdem Donald Trump verkündet hat, dass sich die US-Soldaten aus Syrien und Afghanistan zurückziehen werden, nimmt das Kriegsgetrommel Erdoğan's kein Ende mehr. Der lange vorgesehene Angriffskrieg gegen Rojava wird bald beginnen. Die Revolution in Rojava nähert sich damit entscheidenden Stunden, denn in diesem Krieg wird es um die Zukunft des Faschismus und der Revolution gehen. Der faschistische Kolonialismus will mit diesem Krieg den Status der kurdischen Nation vernichten.
Es ist eindeutig, dass der faschistische Chef auf die geeignetsten Bedingungen für den Angriffskrieg wartet. Letztendlich soll der nationale Status der Kurd*innen durch eine völlige Besatzung Rojava's verhindert werden. Diese faschistischen Kolonialisierungspläne werden nicht reibungslos verlaufen, denn Erdoğan's Besatzungspläne werden auf viele unterschiedliche politische Interessen stoßen, angefangen von den Interessen der USA, Frankreich, Russland, Iran, sogar Saudi Arabien und natürlich des syrischen Regimes. Wogegen der Faschismus definitiv stoßen wird, ist die Entschlossenheit der Revolutionär*innen in Rojava, koste es was es wolle, Widerstand zu leisten.
Der neue kolonialistische Besatzungskrieg gegen Rojava richtet sich in erster Linie gegen die demokratischen, nationalen Sehnsüchte des kurdischen Volkes. Er richtet sich aber auch gegen alle Werktätigen und Unterdrückten, die ein freies, gerechtes, ehrenwertes und menschliches Leben in der Türkei und Nordkurdistan wollen. Er richtet sich ebenso gegen alle Menschen in der Region und weltweit, die gegen den Faschismus und Unterdrückung kämpfen, die den Internationalismus verteidigen, die Freiheit der Frau auf ihre Fahne schreiben und die Hoffnung auf eine freie Welt in sich tragen. Darum ist der Widerstand gegen den Krieg des faschistischen Chef-Regimes nicht nur eine Frage der Völker in Nordsyrien, sondern aller Werktätigen und Unterdrückten.
Was Internationalist*innen tun können
In diesem Widerstand müssen wir zu einer Barrikade gegen den politisch-islamistischen Faschismus werden. Es wurden Lehren aus der Besatzung Afrins gezogen, gegen die keine ausreichende Vorbereitung bestand. In Rojava wird heute politisch und militärisch mit aller Kraft mobilisiert. Weltweit müssen wir Teil dieser Mobilisierung werden und eine Aufbruchsstimmung entfachen.
Die Werktätigen und Unterdrückten, sowie die antifaschistische Massendynamik in der Türkei stehen wichtigen Prüfungen bevor. Sie dürfen sich dem Polizei- und Gefängnisterror nicht beugen, während die finanz-ökonomische Krise im Land Arbeitslosigkeit und Armut in die Höhe schießen lässt. Die sich entfachende Wut der Arbeiter*innen muss in eine Kampfentschlossenheit münden.
In derselben Zeit müssen fortschrittliche und revolutionäre Kräfte weltweit der Erdoğan-Diktatur entgegentreten, sich an die Seite der Völker, Patrioten*innen, Demokraten*innen und Kommunist*innen von Rojava stellen. Wir kämpfen nicht unter Bedingungen, die wir uns selbst ausgesucht haben, sondern die gegeben sind. Es ist legitim alle Mittel und Formen des Kampfes zu nutzen.
Also, was können Internationalist*innen tun? Vor allem entschlossene Propaganda, stille Mahnwachen, Massenproteste organisieren; alle Aktionsformen inbegriffen, welche die Wut der Völker nach außen kanalisieren. Bühnen schaffen, auf denen sich Intellektuelle, Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Journalist*innen etc. gegen den Krieg des Palastes aussprechen. Kampagnen organisieren, welche die Revolution auf vielfältige Weise thematisieren. Gemeinsame Kampagnen mit verschiedenen Organisationen, darunter Migrant*innen-Organisationen starten. Weltweit vereinigte, demokratische Kampffronten zu entschlossenen politischen Haltungen bewegen. Aktionseinheiten bilden und mit diesen alle revolutionären, antifaschistischen Kräfte zu Straßenaktionen bewegen. Verschiedene Arten von Protesten vor Vertretungen des türkischen Staates organisieren. Vertretungen des türkischen Staates besetzen und verbarrikadieren. Die bürgerlichen Staaten verschiedener Länder für ihre Zusammenarbeit mit dem faschistischen türkischen Staat verurteilen, mit der Forderung, diese sofort zu beenden, insbesondere den Waffenhandel. Jede Form von Spenden für alle Mittel des Kampfes sammeln. Unterschriften sammeln, mit denen ein Bewusstsein in der Bevölkerung geschaffen und Druck auf Staaten und Institutionen ausgeübt werden kann. Mit Massenaktivitäten zeigen, dass man Schulter an Schulter mit dem Volk von Rojava steht und diese Entschlossenheit und Kampfkraft in aller Winde wehen lassen. Soziale Medien müssen auf effektivste Weise großflächig genutzt werden. Darüber können auch weltweite Vernetzungen und Koordinierungen gestärkt werden. Frauen spielen in der Solidaritätsarbeit eine besondere Rolle, denn sie müssen nicht nur ein wesentlicher Bestandteil der allgemeinen politischen Aktionen sein, sondern auch ein eigenständiger Wille, der die Frauenrevolution überall auf der Welt verteidigt, denn die Errungenschaften der Frauen in Rojava gehören allen Frauen der Welt und tragen den Freiheitskampf der Frau voran. Jede Solidarität der arabischen Völker und ihrer werktätig-linken Parteien und Gruppen hat eine besondere Bedeutung, denn gegen die Spaltungsangriffe der Herrschenden, vereinigen wir uns! Natürlich ist die direkte Verteidigung der Revolution durch eine Beteiligung von Revolutionär*innen immer noch die bedeutendste Form der Aufopferung und revolutionären Aktion. Auf den Fußstapfen der Internationalistischen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg, befinden wir uns in einer historischen Phase internationalistischer revolutionärer Kämpfe. Kommunist*innen auf der ganzen Welt tragen die Verantwortung, diesen Widerstand an vorderster Front zu tragen, die fortschrittlichsten Teile der Massen zu mobilisieren und zu einer Vorhut zu werden. Rojava hat Hoffnung, Moral und Widerstandsgeist der Revolutionär*innen weltweit gestärkt. Jetzt sind wir an der Reihe die Widerstandsfronten in Rojava auf jegliche Weise zu stärken.
Die Haltung Der Kommunist*innen Angesichts Der Drohenden Besatzung
Internationales Bulletin / Ausgabe 194 / Januar 2019
Die letzten Entwicklungen in Rojava/Nordsyrien haben erneut bewiesen, dass die militärisch-taktische Zusammenarbeit mit den USA nur vorübergehend und niemals vertrauenswürdig gewesen ist. Sie konnte höchstens eine indirekte Reserve für Rojava sein. Das Bedürfnis nach einem Schutz durch die USA schwindet bei den Menschen, da der Glaube an die eigene Kraft immer weiter zunimmt. Die Politik der USA, PYD auf eine Barzani-Linie zu bringen, ist gescheitert, denn die zunehmende Beteiligung der Menschen an der Revolution verhindert diesen Plan.
Was sind die aktuellen Ziele des seit langem geplanten Besatzungsangriffs, außer Kurdistan unter dem Joch des Kolonialismus zu halten? Ein Blick auf die bereits begonnenen Bombardements auf Shingal, Maxmur und Kandil als Teil des Besatzungsplans zeigt, dass der konkrete Zweck darin besteht, militärische und politische revolutionäre Zentren zu demoralisieren, die qualifiziertesten revolutionären Kräfte zu ermorden und die Organisation der Revolution zu zerschlagen. Die ersten Ziele der Besatzung werden Girê Spî und Serêkaniyê sein. Damit wird das Ziel verfolgt, die nordsyrischen Kantone voneinander zu trennen und sie von den anderen Teilen Kurdistans zu isolieren. Das Ziel der Übernahme von Manbidsch durch den türkischen Staat ist, eine Grundlage für weitere Besetzungen zu schaffen und die eigene kolonialistische Fratze zu verbergen, indem Kollaborateure aus der arabischen und türkmenischen Bevölkerung angeworben werden, welche die Besatzung weiterführen werden sollen. Insgesamt versucht die Türkei, die Revolution von Rojava an ihren schwächsten Stellen anzugreifen, um letztendlich die gesamten Errungenschaften der Kurd*innen zu vernichten.
Nun, welcher Wille widersetzt sich diesen Zielen? Warum konnte die Türkei trotz der Rückzugsverkündung der USA keine schnelle Operation beginnen? So sehr dies taktische und diplomatische Gründe hat, sind auch politische Gründe ausschlaggebend, vor allem ist mit dem Widerstand der Völker Rojava‘s und ihrer revolutionären Avantgarden zu rechnen. Die Entschlossenheit der Revolutionär*innen von Rojava, ihre Fähigkeit, die direkten und indirekten Reserven der Revolution und die Solidarität der Völker zu aktivieren; sowie Bewusstsein, Selbstverteidigung und die Selbstverwaltung sind wichtige Faktoren auf diesem Weg. Jetzt bereitet sich Rojava auf die dauerhafte Verteidigung vor, neue Schützengräben werden ausgegraben, immer mehr Menschen werden für den Widerstand mobilisiert und politische Manöver, einschließlich Verhandlungen mit Assad, werden eingeschlagen.
Ein Angriff auf Rojava wird nicht nur ein Angriff gegen die nationalen, demokratischen Errungenschaften der kurdischen Freiheitsbewegung sein, sondern auch ein Angriff auf die Arbeiter*innen und alle Unterdrückten in der Türkei und in Nordkurdistan, die für Freiheit, Gerechtigkeit und ein ehrenvolles Leben kämpfen. Es wird ein Angriff auf Frauen, Jugendliche und auf die regionale Revolution sein. Widerstand gegen die Besatzung bedeutet Widerstand für die Freiheit und Befreiung von Arbeiter*innen und Unterdrückten. Die Zerschlagung der Erdoğan-Diktatur wird dadurch beschleunigt, Teil der Barrikaden in Rojava zu sein.
Nach den gezogenen Lehren aus Afrin, wurde bereits eine stärkere militärische, politische und gesellschaftliche Mobilisierung erklärt. Es gehört zu den Aufgaben der Kommunist*innen, die Mobilisierung gegen diesen Besatzungsangriff auf die Türkei, Nordkurdistan und Europa auszuweiten. Bereits vor dem Besatzungsangriff müssen voller Opferbereitschaft Aktionen verwirklicht werden. Die Wut, die sich gegen die rassistischen Politik des Ausnahmezustands und gegen die Zwangsverwaltung in den Kommunen in Nordkurdistan angesammelt hat, muss in eine organisierte Kampfkraft umgewandelt werden. Antifaschistische Massen, die sich nicht den Angriffen der Polizei, den Korridoren der Gerichtsgebäude und den Gefängnissen beugen, müssen im Kampf mit den Arbeiter*innen, die sich nicht der in dieser finanz-ökonomischen Krise drohenden Arbeitslosigkeit und Armut ergeben, vereinigt werden. Die einzige Möglichkeit, diesen Besatzungsplan zurück zu schlagen, besteht darin, eben diese Aufgaben zu erfüllen.
Mit der Erweiterung ihrer Kurdistan-Organisation von Nordkurdistan bis nach Rojava hat die MLKP, die in der Rojava-Revolution ihren Platz einnimmt, auch ihre Arbeit beim Aufbau der Revolution in verschiedenen Städten politisch fortgesetzt. Sie verstärkte ihre Bemühungen die Menschen während dieser Besatzungsdrohung für die Revolution zu mobilisieren, sie in den Kommunen und in der Verteidigung zu organisieren und ihr Bewusstsein zu stärken. Sie trägt ihren Teil dazu bei, Menschen am Widerstand zu beteiligen, indem sie sich den Aktionen der menschlichen Schutzschilde an der Grenze anschließt und dafür mobilisiert.
Kommunist*innen kämpften bisher an verschiedenen Kriegsfronten gegen die faschistische Banden, sowohl in ihren eigenen Einheiten, als auch im Internationalen Freiheitsbataillon. Sie haben die Revolution mit den Märtyrern Paramaz Kızılbaş in Mishtenur, Kobanê, sowie Tirej Alişer, Zeynel Seyid Rıza und Özgür Avaroni in Afrin verteidigt. Sie haben den Freiheitskampf und das Ziel des Sozialismus nie aus den Augen verloren. Heute kämpfen zwei Bataillone der MLKP für die Verteidigung der Revolution. Das FOC-Bataillon, bestehend aus Kämpfern des arabischen Volkes, bindet das arabische Volk an Rojava und öffnet einen direkten Kanal für sozialistische Propaganda innerhalb dieses Volk.
Der Klassenkampf in der Türkei und in Nordkurdistan erfordert von uns heute die Fähigkeit, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erfüllen. Wir müssen unseren Blickwinkel erweitern, unsere praktische und geistige Entschlossenheit festigen, unsere Planungsqualität und unsere kreative Kraft steigern. Wie schwierig die Umstände auch sein mögen, es gibt keine andere Möglichkeit als zu lernen und Erfolg zu haben. Unsere Aufgaben konkretisieren sich in der nationalen Befreiung Kurdistans, im Frauen*streik am 8. März, im wachsenden Widerstand der Arbeiter*innen gegen die Wirtschaftskrise und in den politisch-militärische Aktionen in den Metropolen der Türkei. Kommunist*innen übernehmen in diesem Freiheitskampf eine Vorreiterrolle, konzentrieren sich auf ihre politischen Aktivitäten in jeder Stadt und jeder Zelle der Gesellschaft, um in dieser Zeit die Massendynamik in eine organisierten Kraft umzuwandeln. Kommunist*innen werden sich selbst erneuern, während sie mit einer Guerilla-Haltung an jeder Front kämpfen.