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Die deutsche Revolution von 1918

MMLPL/Marokko, Abou Tarik 26. August 2019

 

1.  Im November 2018 feierte die Welt das hundertjährige Jubiläum der deutschen Revolution von 1918, trotz der bürgerlichen Versuche, die Erinnerung an sie auszulöschen.

2.  Die objektiven Faktoren für diese Revolution hatten sich während der vier Jahre des Ersten Weltkriegs (1914-1918) entwickelt, in denen die Arbeiterklasse das schlimmste Blutbad in der Geschichte der Menschheit erleiden musste, Schützengräben, Giftgas und Hungersnot, sowie Millionen von Toten: etwa 24 Millionen Opfer. Deswegen kam es zu Streiks und Aufständen innerhalb der Armee. Die Bourgeoisie antwortete darauf mit der Inhaftierung der Streikführer in den Fabriken und der Hinrichtung von Soldaten wegen Disziplinlosigkeit oder Fahnenflucht. Aber die Unterdrückung reichte nicht aus, um die Unzufriedenheit zum Schweigen zu bringen... im Gegenteil! Die Unruhen nahmen weiter zu, in den Fabriken und überall.

3.  Der Erfolg der Oktoberrevolution in Russland war eine Quelle der Inspiration für die deutschen Revolutionäre. Der Klassenkampf und die Vorbereitung des revolutionären Angriffs mündeten in den November 1918. Allerdings hat die deutsche Bourgeoisie großen Nutzen aus der Oktoberrevolution gezogen. Durch ihre ehemalige Partei, die Sozialdemokratische Partei SPD, setzte ein Prozess der Vergiftung der Arbeiterräte von innen heraus ein.

4.  Nach und nach gelang es der deutschen Bourgeoisie, gestützt auf ihren neuen Verbündeten, die Sozialdemokratische Partei SPD, die deutsche Revolution zu hintertreiben und zu ersticken. Am Abend des 15. Januar wurden Rosa Luxemburg und Liebknecht entführt und dann umgehend ermordet.

5.  Die Faktoren, die zur Niederlage der deutschen Revolution geführt haben, waren subjektiv und nicht objektiv: auf der einen Seite war eine ausgeklügelte Bourgeoisie am Werk; auf der anderen eine Arbeiterklasse, die immer noch Illusionen in die revisionistische Sozialdemokratie hatte, und eine schlecht organisierte kommunistische Partei.

6.  Die verspätete Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) im Dezember 1918 war nicht nur der Repression gegenüber dem Spartakusbund während der Kriegsjahre geschuldet, sondern beruhte auch auf einer falschen Konzeption des Parteiaufbaus; darin formulierte Rosa Luxemburg selbst ihre Kritik an dem bemerkenswerten Experiment der seit 1903 von Lenin geführten bolschewistischen Bewegung, wobei das Experiment der Partei Lenins erfolgreich war, und das Experiment Rosa Luxemburgs innerhalb des Spartakusbundes scheiterte.

7.  Bis heute bleibt die Anbetung der Spontanität ein Problem innerhalb der weltweiten Arbeiterbewegung, trotz der wiederholten historischen Niederlagen von Arbeiterparteien in der Folge von spontanen Erhebungen. Es ist wünschenswert, das Klassenbewusstsein und eine starke Organisation zu fördern und zu entwickeln. Nur durch eine starke revolutionäre Organisation auf der Grundlage des demokratischen Zentralismus kann dem Einfluss der herrschenden Klasse auf die Massen entgegen getreten, kann er geändert werden. Es sind nicht allein die Regeln der Parteiorganisation sondern die politische und ideologische Linie, die die Organisationsregeln und die Art und Weise, wie sich die entscheidende revolutionäre Führung heraus kristallisiert, integriert.

8.  Die ICOR lässt sich vom Studium der revolutionären Erfahrung von Rosa Luxemburg und dem Spartakusbund während der deutschen Novemberrevolution 1918 inspirieren und von der Art und Weise, wie der bürgerliche Apparat der deutschen Sozialdemokratischen Partei vermittels der kleinbürgerlichen Denkweise, der Illusionen von einer bürgerlichen Demokratie und der Verfassunggebenden Versammlung die revolutionäre Orientierung der proletarischen Führer untergraben hat.

9.  Am 14. Januar 1919 schrieb Rosa Luxemburg in der Zeitung „Rote Fahne“ ihren berühmt gewordenen Spruch: „'Ordnung herrscht in Berlin!' Ihr stumpfen Schergen! Eure 'Ordnung' ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon 'rasselnd wieder in die Höh’ richten' und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden:

Ich war, ich bin, ich werde sein!“

(Rosa Luxemburg, Die Ordnung herrscht in Berlin, 14. Januar 1919, veröffentlicht in : Die Rote Fahne (Berlin), Nr. 14, 14. Januar 1919 und in Rosa Luxemburg, Gesammelte Werke, Bd. 4 (6. überarbeitete Auflage), Berlin 2000, S. 531–536.

Marokko, August 2019

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