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Über den Erfolg des „Sieg Sicherns“ entscheidet wesentlich, WIE wir arbeiten!

MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands), Interview mit Gabi Fechtner, Rote Fahne 01/2018
Kurz vor Jahresende hatten wir noch Gelegenheit, mit Gabi Fechtner zu sprechen. Die Vorsitzende der MLPD berichtet über einige Ergebnisse der letzten Tagung des Zentralkomitees (ZK).

Worin sieht das Zentralkomitee der MLPD die Hintergründe für die derzeitige offene politische Krise in Deutschland?

Auch drei Monate nach den Wahlen konnte keine neue Regierung gebildet werden. Das ist beispiellos in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands. In diesem Prozess ist auch das System der kleinbürgerlichen Denkweise als Regierungsmethode zeitweise in eine offene Krise geraten. Und das, obwohl die maßgeblichen Kräfte unter den Herrschenden daran festhalten. Ständig scheitern aber neue Versuche, eine stabile Situation zu erreichen. Dies steht in Verbindung mit wachsenden Widersprüchen in und zwischen den bürgerlichen Parteien.


Der maßgebliche Hintergrund dieser Entwicklung: Der zwischenimperialistische Konkurrenzkampf verschärft sich. Die „alten“ imperialistischen und die neuimperialistischen Länder wetteifern aggressiv um Einflusssphären und Weltmarktführung. Kennzeichnend dafür ist die deutlich ungleichmäßige wirtschaftliche Entwicklung der verschiedenen Länder und der internationalen Übermonopole. In seiner neuen „Sicherheitsstrategie“ erklärte US-Präsident Donald Trump China und Russland offiziell zu strategischen Rivalen. Und er spricht von einer „neuen Ära des Wettbewerbs“. Das drückt sich in einem massiven Rüstungswettlauf aus. Allein die USA erhöhen ihren „Wehr“etat auf 700 Milliarden US-Dollar (ca. 586 Milliarden Euro)1. Die Gründung von PESCO2, der Militärunion der Europäischen Union (EU), bedeutet eine neue Stufe im Zusammenwachsen dieses imperialistischen Blocks. PESCO wird ausdrücklich begründet mit einer größeren Selbstständigkeit und Positionierung gegen den US-Imperialismus. Die 23 Mitgliedsländer verpflichten sich, ihre Rüstungsausgaben jährlich zu steigern. Mit der Offensivstrategie zum Ausbau einer „neuen Seidenstraße“ nimmt das neuimperialistische China in Angriff, die USA als Weltwirtschaftsmacht Nummer 1 abzulösen. Dabei geht es um den Ausbau der Verkehrs- und Wirtschaftsverbindungen zwischen Asien und Europa. Ihr Ziel ist zunächst, auf bisherige Machtgebiete anderer Imperialisten Einfluss zu nehmen, dann: sie zu erobern. Dazu hat China mit zahlreichen osteuropäischen Ländern eine Zusammenarbeit begonnen. Dabei nutzen die chinesischen Machthaber auch die Widersprüche, die die Visegrád-Gruppe3 unter Führung Ungarns zu den führenden imperialistischen Staaten in der EU hat.


Auch durch deutlich zunehmende grenzüberschreitende Fusionen und Übernahmen internationaler (Über)Monopole – wie in Deutschland PSA/Opel, Air Berlin/Lufthansa, ThyssenKrupp/Tata – versuchen die Imperialisten, ökonomische und politische Machtpositionen zu sichern und auszubauen. In dieser Situation drängen die Monopolverbände in der BRD auf eine stabile Regierung, möglichst mit Merkel an der Spitze. Nach dem Scheitern von „Jamaika“ favorisieren sie die Neuauflage einer Großen Koalition. Auch, um mithilfe der SPD den Einfluss auf die Arbeiterklasse zu sichern. In einem offenen Brief ermahnte Siemens-Chef Joe Kaeser die SPD und Martin Schulz unverblümt, ihren Beitrag zu leisten, um den BRD-Imperialismus im internationalen Konkurrenzkampf fit zu machen. Sonst würden zuletzt andere lachen, „… allen voran China und Indien“.4 Für diese Situation will sich der deutsche Imperialismus in Stellung bringen. Dagegen haben die Monopolparteien allesamt grundlegend nichts einzuwenden. Immerhin führt die geschäftsführende Regierung aus CDU/CSU und SPD die Regierungsgeschäfte die ganze Zeit weiter, wie selbstverständlich und in diesem Sinne.


Dieser Auftrag kollidiert allerdings, aus unterschiedlichen Gründen, mit der jeweiligen Massenbasis der potenziellen Regierungsparteien. Die SPD zerreißt es fast beim Versuch, das Schwinden ihrer Massenbasis aufzuhalten und zugleich den verschärften Rechtsruck durchzusetzen. Angela Merkel signalisierte bereits eine harte Linie gegen die Durchsetzung „sozialer“ Versprechen der SPD in einer Regierungskoalition. Die CSU beharrt auf ihren reaktionären Kernpositionen angesichts der Landtagswahlen in Bayern im Herbst 2018. Dabei ist es eine Farce, dass sich die SPD als der „linke Flügel“ einer solchen Regierung darstellt. Seit mehr als 100 Jahren betätigt sie sich als willfährige Dienerin zur Umsetzung der Monopolinteressen.


Von einer neuen Regierung ist mit einem weiteren Rechtsruck und verschärfter Reaktion nach innen und außen zu rechnen. Dazu gehört, als Gegenstück zur „Linksextremismus“kampagne, dass das neofaschistische Element verstärkt hoffähig gemacht wird. Die AfD rückt seit der Wahl noch weiter nach rechts – sie ist Wegbereiterin des Faschismus. Außerdem spielt sie eine zentrale Rolle im Rahmen der Faschisierung des Staatsapparats. Nicht nur propagandistisch, sondern auch in Form personeller Durchdringung mit der Polizei und dem sonstigen Staatsapparat. Sie repräsentiert freilich nur einen Teil der deutschen Bourgeoisie. Die CDU allerdings hatte in ihrer Wahlkampfstrategie für die Bundestagswahlen bewusst entschieden, die AfD nicht anzugreifen, sondern den Hauptstoß gegen links zu richten.5 Die Rolle der AfD müssen wir auch dem beträchtlichen Teil der AfD-Wähler deutlich machen, die subjektiv ihre Stimme abgaben, um vermeintlich ein Zeichen des Protestes zu setzen.


Morddrohungen – wie die gegen Monika Gärtner-Engel – bedeuten einen bisherigen Höhepunkt faschistischer Attacken gegen die MLPD. Mit antikommunistischer Hetze bemühen sich verschiedene Medien, die versuchte Kriminalisierung der MLPD ideologisch zu rechtfertigen. Gegen Bündniskräfte erleben wir ebenfalls verstärkte staatliche Repressionen und antikommunistische Attacken. Auch dagegen gilt es, die Wachsamkeit und Solidarität in den nächsten Monaten auszurichten. Man spürt die Sorge der Herrschenden vor zunehmenden Arbeiterkämpfen und einem Erstarken revolutionärer Kräfte. Nicht zuletzt deshalb sitzen auch die Arbeiterklasse und die rebellische Jugendbewegung sozusagen mit am Sondierungstisch.

Wie beurteilst du die zunehmenden Arbeiterkämpfe in den letzten Monaten?

Die MLPD hat richtig prognostiziert: Nach den Wahlen wird es zu verschärften Angriffen auf die Belegschaften kommen – und diese Belegschaften werden den Kampf aufnehmen. Viele sind selbstbewusst in den Kampf um jeden Arbeitsplatz gegangen, wie bei ThyssenKrupp, Siemens, Bombardier oder Air Berlin. Die gegenwärtigen Kämpfe sind meist gewerkschaftlich geführt, gehen aber oft auf den Druck der Basis in den Betrieben und Gewerkschaften zurück. Zehntausende beteiligten sich im November/Dezember an tariflichen Warnstreiks. 8.000 am Aktionstag der Stahlarbeiter - verbunden mit Streiks - in Andernach. Hunderte Kolleginnen und Kollegen an selbständigen Aktionen in den VW-Betrieben. In diesen Kämpfen mehren sich selbstständige Elemente. An wichtigen Kämpfen ist die MLPD mit ihrem jahrzehntelangen Einfluss und ihrer Kleinarbeit aktiv beteiligt.


In der Entwicklung des Klassenbewusstseins beginnen sich neue Merkmale herauszubilden: Das gewerkschaftliche Bewusstsein entwickelt sich auf breiter Front. In verschiedenen Tarifrunden wächst die Streikbereitschaft, und die Forderung verbreitet sich, die Gewerkschaften zu Kampforganisationen zu machen. Die Kollegen werden besser mit dem Einfluss der kleinbürgerlich-sozialchauvinistischen Denkweise fertig. Sie bringen mit den Kämpfen zum Ausdruck, dass sie nicht bereit sind, ihre Klasseninteressen dem Ausbau der Macht der deutschen Übermonopole zu opfern. Auch gegen Spaltungsmanöver – wie zwischen Leiharbeitern und „Stammbelegschaft“, oder zwischen Ost und West – richten sich zunehmend Kämpfe. Bemerkenswert ist dabei der Kampf an verschiedenen VW-Standorten für die Übernahme der Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter. Denn im VW-Konzern ist die Klassenzusammenarbeitspolitik seit Jahrzehnten besonders ausgeprägt. Zunehmend weisen Arbeiter auch antikommunistische Attacken zurück, und sie lassen sich, zum Beispiel zu den Betriebsratswahlen, davon nicht den Takt diktieren. Das setzt allerdings voraus: Unsere Betriebsgruppen müssen diesen Kampf um die Denkweise auch offensiv und massenhaft austragen.


Der Kampf um die Angleichung der Löhne von Ostdeutschland an die im Westen ist objektiv eine politische Bewegung. Immerhin haben alle Regierungen der letzten Jahrzehnte ihre Versprechen gebrochen, die Löhne, Renten und Arbeitszeiten anzugleichen. In dieser Auseinandersetzung entfaltet sich natürlich der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung. So versucht die SPD, wieder mehr Einfluss zu bekommen und Illusionen in der Arbeiterklasse zu befeuern. Aktuell beklagt Sigmar Gabriel demagogisch, die SPD werde „mit einem unidentifizierbaren Postmodernismus gleichgesetzt“. Er beschwört, die SPD müsse sich wieder mehr um die Arbeitsplätze kümmern – statt um Umwelt- und Klimaschutz.6


Doch ganz „postmodernistisch“ hat die SPD der Arbeiterklasse schon lange abgeschworen7, und auch die Interessen der natürlichen Umwelt hat sie mit Füßen getreten. Die MLPD muss in dieser Situation selbstbewusst ihren Anspruch anmelden als DIE revolutionäre Arbeiterpartei und im Auf- und Ausbau ihrer neuen gesellschaftlichen Rolle vor allem ihre Betriebsgruppen weiter stärken! Besondere Initiativen werden wir dazu in Ostdeutschland entfalten.

2017 war ein ereignisreiches Jahr für die MLPD, wie soll es 2018 weitergehen?

Mit der „Taktischen Offensive für den echten Sozialismus und gegen den modernen Antikommunismus“ sollten uns 2017 alle finden, die nach einer gesellschaftlichen Alternative suchen. Das traf ins Schwarze angesichts des eingeleiteten fortschrittlichen Stimmungsumschwungs unter den breiten Massen als bestimmende Seite in der gesellschaftlichen Polarisierung. Jetzt kommt es darauf an, den „Sieg zu sichern“. Diese Aufgabe steht in der Strategie und Taktik dafür, die Kräfte dauerhaft zu stärken und dadurch die erkämpften Erfolge nachhaltig zu sichern. Wir wollen deshalb mit all den Menschen in organisierte Verbindungen treten, die uns fanden und noch finden werden, die offen sind für den Sozialismus, die in den letzten Monaten und Jahren fortschrittlich aktiv wurden. Dabei haben wir erste Erfolge erzielt. Die MLPD konnte sich um acht Prozent stärken, unser Jugendverband REBELL sogar um 50 Prozent. Aber – beides ist noch ausbaufähig. Dafür muss die Partei im Jahr 2018 noch besser lernen, die wissenschaftliche Methode der marxistisch-leninistischen Organisations- und Kaderarbeit neuen Typs zu verwirklichen.

Was bedeutet das?

Es geht darum, die Aufgaben nicht einfach irgendwie zu erledigen. Wir müssen so arbeiten, dass dabei die Kräfte gestärkt, neue Menschen einbezogen und für ihre Selbstbefreiung ausgebildet werden. Es kommt also wesentlich darauf an, WIE gearbeitet wird. Das Kernstück dabei ist die Kaderarbeit neuen Typs. Die MLPD hat sich in den letzten Jahren wichtige neue Felder ihrer Kleinarbeit erobert. Zum Teil wurde das aber tendenziell aktionistisch angegangen. Dann werden Kräfte stark angespannt – neue Kräfte aber oft nicht angemessen gewonnen. Solche Erscheinungen sind auch darauf zurückzuführen, dass kleinbürgerliche – zum Beispiel kleinbürgerlich-parlamentarische – Maßstäbe an die Arbeit angelegt werden.


Für uns ist jeder einzelne Mensch entscheidend, den wir überzeugen konnten, uns zu wählen; jeder, der in der einen oder anderen fortschrittlichen Art und Weise aktiv geworden ist. Und unser Maßstab ist nicht die Wahlarithmetik8. Natürlich steht in unserer Arbeit insgesamt der Mensch im Mittelpunkt. Wenn jedoch diese aktiv gewordenen Menschen manchmal sogar als „Helfer“ bezeichnet wurden, dann verletzt das die Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Es würdigt ihre Entscheidung, sich zu engagieren, herab, und auch ihre Fähigkeiten. Auch und gerade in der Jugendarbeit ist die Kaderarbeit das A und O. Damit steht und fällt, ob wir die vielen neuen Jugendlichen, aber auch die jungen Leute in der Partei festigen können. Ob sie in die Lage kommen, die komplizierten Fragen der Zeit mithilfe des Marxismus-Leninismus zu lösen und sich selbständig zu orientieren. Diese Kaderarbeit ist auch der eigentliche Kern der marxistisch-leninistischen Jugendarbeit als Massentaktik des Parteiaufbaus. Diese Kaderarbeit zum selbstverständlichen Bestandteil jeder Tätigkeit jedes Parteimitglieds zu machen, ist eine Kernfrage dessen, WIE gearbeitet wird.


Bei allen Erfolgen und neben objektiven Hürden und Hindernissen gibt es auch noch eine Reihe subjektiver Hemmnisse für einen beschleunigten Parteiaufbau. So muss die Partei ihre Kräfte richtig einteilen. Im Zentralkomitee hatten wir eine kritische und selbstkritische Auseinandersetzung um eine Vorstellung von „objektiven Aufgaben“ der Partei, die uns den Takt diktieren würden. Doch was wir tun, bestimmen wir bewusst aufgrund der dialektischen Analyse der Entwicklung des objektiven und subjektiven Faktors. Davon ausgehend muss festgelegt werden, welche Kettenglieder zu ergreifen sind. Nur wenn wir das beachten, können wir unser System der Kleinarbeit allseitig festigen und höherentwickeln. Dazu gehört, mit der tendenziellen Verdrängung wichtiger Grundelemente der Arbeit aufzuräumen.


Bei den Aktivitäten zum Jahrestag der Oktoberrevolution in St. Petersburg haben wir erneut beeindruckt festgestellt, welche Rolle unsere ideologisch-politische Linie spielt. In Russland – und darüber hinaus – wurde jahrelang und tausendfach die Übersetzung des Buchs „Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion“ von Willi Dickhut vertrieben. Das hat den Boden bereitet für unseren gewachsenen Einfluss unter Kräften mit revolutionärem Anspruch. Unsere ideologisch-politische Linie wird aber in vielen Organisationseinheiten geradezu stiefmütterlich vertrieben – außer zu bestimmten Verkaufsoffensiven. Es ist auch eine kleinbürgerlich-intellektuelle Unart, wenn manchmal Leute, die wir neu kennenlernen, geradezu überhäuft werden mit unseren vielen Erfahrungen und mit Wissen. Doch es geht darum, sie zu befähigen, die Bücher der Reihe REVOLUTIONÄRER WEG⁹ selbst zu lesen, dadurch ein ideologisch-politisches Fundament zu erhalten und sich damit selbständig zu orientieren.


In diesem Sinne haben wir auch eine Kampagne beschlossen zur Gewinnung von Probe- und festen Abonnenten für das Rote Fahne Magazin. Weiterhin planen wir Initiativen in der Schulungs- und Ausbildungsarbeit, wie sie beispielsweise vorbildlich auf dem Sommercamp verwirklicht wurden: immer darauf ausgerichtet, dass gerade die Jugendlichen lernen, WIE genau gearbeitet werden muss und wie man die Arbeit organisiert – in der Ansprache, der Festigung, der Überzeugung der Menschen. So werden sie zu Trägern unserer systematischen Klein- und Überzeugungsarbeit. Viele unserer ZK-Abteilungen und Landesleitungen müssen in diesem Sinne selbst künftig mehr an die Basis gehen.


Kurzum, das ganze Jahr 2018 wird im Zeichen des „Sieg Sicherns“ stehen – mit der wissenschaftlichen Methode der marxistisch-leninistischen Organisations- und Kaderarbeit neuen Typs. WIE man arbeitet, ist Gradmesser für die Beherrschung der dialektischen Methode auf dem Niveau der Lehre von der Denkweise und des systemischen Denkens.

Wenn die theoretische Arbeit eine so wichtige Rolle spielt, dann hat das Zentralkomitee dafür sicher weitere Vorhaben beschlossen?

Priorität legt das Zentralkomitee auf die Erstellung der Ausgabe 36/37 in der Reihe REVOLUTIONÄRER WEG: „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise“. Das wird ein weltanschauliches Vorgefecht zukünftiger revolutionärer Klassenkämpfe.


In dem Zusammenhang haben wir festgestellt: Der moderne Antikommunismus fährt seine schärfsten Attacken gegen Stalin. Die MLPD hat eine treffende ausgearbeitete Linie zu Stalin als Klassiker des Marxismus-Leninismus. Diese Erkenntnisse wurden aber noch nicht allseitig auf der Grundlage der Lehre von der Denkweise weiterentwickelt. Naturgemäß konnten sie die heutigen Besonderheiten der massiven Anti-Stalin-Kampagne auch noch nicht kontern. Zu dieser Frage hat das ZK ein Seminar abgehalten. Wir werden nach dem neuen REVOLUTIONÄREN WEG Biografische Betrachtungen der MLPD zu Stalin herausgeben. Darin werden wir dialektisch die großen Errungenschaften – wie auch Fehler und Probleme – des sozialistischen Aufbaus unter Stalins Leitung behandeln. Damit wollen wir den Massen eine Hilfe geben, mit der Hetze gegen Stalin und den damit verbreiteten Vorbehalten gegen den Sozialismus/Kommunismus fertigzuwerden.

Wie passt die beschlossene taktische Offensive in Thüringen zur „Sicherung des Siegs“? Ist das nicht ein Widerspruch?

Das Zentralkomitee hat eine konzentrierte taktische Offensive in Thüringen beschlossen im Zusammenhang mit der Kandidatur zur Landtagswahl 2019. Auch hier kommt es darauf an, WIE wir diese Aufgabe machen. Wir werden diese Arbeit als eine Schule des systematischen Parteiaufbaus für die ganze Partei durchführen. Im industriell – und nicht zuletzt von einer revolutionären Tradition – geprägten Thüringen ist die Suche nach einer gesellschaftlichen Alternative besonders groß. Auch dort richtet sich der Hauptstoß unserer Arbeit gegen den Rechtsruck der Bundesregierung und der bürgerlichen Parteien. Allerdings müssen wir dort auch die Landesregierung ins Visier nehmen. Sie wird von der Linkspartei geführt, die dort in einer latenten Krise ist. Der Anspruch, durch die Wahl der Linkspartei etwas grundlegend positiv zu verändern, ist hier mit am offensichtlichsten gescheitert. In gewisser Weise wird links also Platz frei – und wir haben eine Perspektive.


Der ideologische Einfluss der Linkspartei darf dennoch nicht unterschätzt werden. Den Menschen zu helfen, mit der Wirkung der kleinbürgerlich-revisionistischen Denkweise fertigzuwerden, gewinnt sogar an Bedeutung. Sie kommt zum Beispiel darin zum Ausdruck, abzuwarten, „dass es jemand besser macht für einen“. In Thüringen sind wichtige Betriebe, die größte Konzentration des Kali-Bergbaus. Tausende demonstrierten 2017 erfolgreich gegen eine geplante „Gebietsreform“. Gleichzeitig ist die gesellschaftliche Polarisierung besonders scharf. In Thüringen liegt ein Schwerpunkt des offen faschistischen Flügels der AfD. Dagegen rebelliert vor allem die Jugend. MLPD und REBELL haben sich Anerkennung und teils eine führende Rolle in antifaschistischen Protesten erkämpft.


In unserer konzentrierten taktischen Offensive wollen wir trainieren, WIE wir arbeiten müssen, um die Partei und den REBELL beschleunigt aufzubauen, die Selbstorganisationen der Massen zu fördern und das Internationalistische Bündnis aufzubauen. Auch hier ist die hauptsächliche Aufbaumethode die marxistisch-leninistische Jugendarbeit als Massentaktik des Parteiaufbaus. Natürlich wollen wir damit auch den Ostaufbau wieder stärker in den Fokus der gesamten Partei rücken. An der Überwindung der dabei aufgetretenen Schwächen wird die gesamte Partei im neuen Landesverband Thüringen – unter anderem mit Partnerschaften – arbeiten und für die Arbeit „zu Hause“ lernen. Unsere Ortsgruppen und die Verankerung in verschiedenen Betrieben sind gute Ausgangspositionen dafür. Ebenso die Ferien- und Freizeitanlage „Im Waldgrund“, wo der Jugendverband REBELL seine Sommercamps und 2018 das 3. Rebellische Musikfestival mitveranstaltet. Wir suchen noch viele Organizer, die eine Zeit lang, oder auf Dauer, diese Arbeit vor Ort in Thüringen unterstützen.

In der internationalen revolutionären Bewegung werden derzeit sozusagen „die Karten neu gemischt.“ Welche Aufgaben sieht die MLPD darin?

Verschiedene revisionistische Kräfte – in Deutschland und international – sind in einem regelrechten Zerfallsprozess. Manche schlagen sich sogar auf die Seite eines der imperialistischen Lager – wie China oder Russland. Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) ist nicht zuletzt deshalb in eine existenzielle, offene Parteikrise geraten. Die revisionistische These von der „friedlichen Zurückdrängung der Macht der Monopole“ hält der gesellschaftlichen Realität nicht stand. Zugleich bildet sich international ein revolutionärer Flügel im bisher neorevisionistischen Lager heraus. Im Zusammenhang mit „100 Jahre Oktoberrevolution“ nähert er sich revolutionären Positionen deutlich an, beziehungsweise findet zu ihnen zurück. Die MLPD und das Internationalistische Bündnis sowie international die ICOR haben als revolutionärer Pol erheblich an Einfluss gewonnen. Dieses Potenzial zu heben, bedeutet eine große Selbstveränderung für alle Beteiligten. Deshalb bewerten wir kritisch, dass in einigen Regionen der Aufbau des Internationalistischen Bündnisses noch zu wenig vorankommt und damit viele Möglichkeiten ungenutzt bleiben. Wir müssen mehr Kräfte in die internationale Arbeit investieren und andere Parteien ebenfalls dafür gewinnen.

Woher kommt die große Einmütigkeit in der MLPD, während es in allen anderen Parteien heftige Flügelkämpfe gibt?

Die objektive Situation zwingt jeden, sich zu verändern. Die MLPD ist dazu – im Gegensatz zu den bürgerlichen Parteien oder kleinbürgerlichen Kräften – auch willens und in der Lage. Sie hat das gerade 2017 eindrücklich unter Beweis gestellt! Wer in so einer Situation – wie derzeit die DKP – nicht bereit ist, augenscheinlich falsche Positionen zu überdenken oder auch nur darüber zu diskutieren, der muss scheitern.


Natürlich ist auch in der MLPD ein weiterer Selbstveränderungsprozess nötig. Wir organisieren dafür sogar eine ganze Kritik-Selbstkritik-Kampagne. Denn es ist für uns ein revolutionäres Prinzip, an uns zu arbeiten. Anders sind die neuen Herausforderungen auf dem bisher erkämpften, höchsten Niveau unseres Parteiaufbaus nicht zu meistern! Wenn wir das einlösen, was wir uns in der Selbstveränderung vorgenommen haben, kann das nächste Jahr wichtige Fortschritte bringen für einen neuen Aufschwung im Kampf um den Sozialismus!


Allen Genossinnen und Genossen an dieser Stelle noch einen herzlichen Dank für den großen Einsatz im letzten Jahr und für die gute Unterstützung dabei, den Generationswechsel an der Parteispitze zu meistern.


Auf ein erfolgreiches gemeinsames Jahr 2018!

Vielen Dank für das Gespräch!


Quellen & Links

1 2016 waren es noch 611 Milliarden US-Dollar

2 Permanent structured Cooperation = Permanente strukturierte Zusammenarbeit

3 Bündnis der Staaten Ungarn, Polen, Tschechien, Slowakei innerhalb der EU

4 Handelsblatt, 23.11.17

5 Rote Fahne Magazin 26/2017, S. 14

6 Der Spiegel, 51/2017

7 Der Postmodernismus behauptet unter anderem, dass die Wirklichkeit letztlich nicht erkennbar und erklärbar sei, erst recht nicht durch den Marxismus-Leninismus, dass die Arbeiterklasse verschwinden würde und der Klassenkampf überholt sei

8 Rein zahlenmäßige Berechnung des Wahlergebnisses

9 Theoretisches Organ der MLPD

 

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