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Filmvorführung der Marxistischen Studiengruppe

10. März 2018

 

Am Freitag kam die Marxistische Studiengruppe im Klub „Kocherga“ in Moskau zusammen und sah sich den Dokumentarfilm „She's Beautiful When She's Angry” (Sie ist schön, wenn sie wütend ist; 2014) von Mary Dore (mit russischen Untertiteln) an. Der Film behandelt den Anfang der zweiten Welle der feministischen Bewegung in den Vereinigten Staaten in den 1960er Jahren, die Probleme, mit denen es die Feministinnen zu tun hatten, die Organisationsprobleme ihrer Bewegung und ihre Erfolge und Misserfolge.

Die feministische Bewegung der 60er begann als Bewegung weißer Frauen der städtischen Mittelschicht gegen die Diskriminierung von Frauen in der amerikanischen Gesellschaft jener Zeit, fehlende Berufsaussichten und persönliche Freiheit, Abtreibungsverbot mit der Folge illegaler Abtreibungen und vieler Toten, Beleidigungen durch Männer, in der Gesellschaft Gesetze und Traditionen, die Frauen die Teilnahme in der Politik, im Bildungswesen usw. versperrten. Frauen begannen, etwas über sich und ihren Körper zu erfahren – vorher hatte die Gesellschaft ihnen dies verboten. Sie begannen, ihre Sexualität zu erkunden, was zuvor nur den Männern erlaubt war.

Die Feministinnen griffen Frauenfragen auf und bauten zu Beginn mit Studiengruppen und kollektiven Aktionen in wenigen Jahren eine Massenbewegung auf, die die amerikanische Gesellschaft und ihre Haltung gegenüber Frauen radikal veränderte. Das Abtreibungsverbot wurde aufgehoben. Frauen erreichten die Freiheit, sich so zu verhalten, wie sie wollten, und sich so zu kleiden, wie sie wollten (obwohl es damit immer noch Probleme gibt). Heutzutage haben sie mehr berufliche Möglichkeiten, es gibt viel mehr Frauen in der akademischen Welt und in der Politik. Natürlich gibt es weiterhin Probleme, doch aufgrund des Einsatzes der feministischen Bewegung hat sich die moderne Welt gegenüber früher sehr verändert und Frauen sind freier.

Nachdem wir den Film gesehen haben, gab es eine Diskussion (auf Russisch), in der wir über die Geschichte der Frauenbewegung in Russland gesprochen haben und darüber, wie die russischen Frauen nach der Revolution 1917 die Rechte erreichten, für die die amerikanischen Frauen in den 1960er Jahren kämpften, wie Kinderbetreuung und das Recht auf Abtreibung. Doch in den 1960ern stand die sowjetische Gesellschaft ähnlich wie in Amerika vielen Problemen gegenüber, zum Beispiel waren Frauen fast vollständig von der Politik ausgeschlossen, Zugang zu Führungspositionen und zu vielen für Männer vorhandenen Berufen wurde ihnen verweigert und es gab Lohnunterschiede (alle diese Probleme gibt es immer noch im modernen Russland).

Es wurde auch die Frage der Organisation und Propaganda aufgeworfen. An diesem Internationalen Frauentag gab es in Moskau keine von Feministinnen durchgeführten Kundgebungen oder Versammlungen. Eine Meinung war, es sei falsch, die Aufmerksamkeit auf die Frauenfrage zu lenken, besonders in kleinen Städten außerhalb Moskaus. Es sei wichtig, Kundgebungen zu veranstalten, die die Menschen sehen und über die sie in Zeitungen und im Internet lesen können. Eine andere Meinung war, dass die sozialen Medien ein wichtigeres Instrument für die Organisierung und Propaganda seien. Es wurde auch gesagt, dass man soziale Medien und Kundgebungen im echten Leben nicht trennen sollte, weil sie miteinander verbunden seien. Eine andere Meinung war, dass man noch weiter gehen könnte: Während des Arabischen Frühlings spielte Facebook eine Schlüsselrolle als Mittel, Leute zu Protesten gegen die Regierung zu organisieren.

Eine andere wichtige Frage in der Diskussion war, ob die Kommunisten den Kampf der Frauen unterstützen oder die proletarische Befreiung an die erste Stelle und die Befreiung der Frau an die zweite Stelle setzen sollen. In der darauf folgenden Diskussion waren sich alle einig, dass sich die Kommunisten an der Frauenbewegung beteiligen und sie unterstützen sollen, weil der Kampf gegen jede Form von Diskriminierung, sei es aufgrund der Klasse, des Geschlechts, der Ethnie oder der Nationalität das ist, was Kommunisten tun. Doch es gibt einen Punkt, an dem unser eigenes Programm nicht verloren gehen darf. Alle diese Formen der Diskriminierung werden in einer kapitalistischen Gesellschaft nicht vollständig verschwinden, also ist der Kampf für die Veränderung dieser Gesellschaft das endgültige Ziel.

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