Wieso konnte die Oktoberrevolution, die in dem Weltkrieg entstandene revolutionäre Situation mit einer siegreichen Revolution krönen?
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Es gibt sehr vieles was wir, KommunistInnen heute von der Oktoberrevolution lernen können und müssen. Die wichtigste Lehre aber liegt unserer Meinung nach in der Antwort auf die Frage: Wieso konnte die Oktoberrevolution, die in dem Weltkrieg entstandene revolutionäre Situation mit einer siegreichen Revolution krönen? Während in vielen anderen Ländern Europas, wo die Situation objektiv reif war für die Revolution, wo revolutionäre Situationen entstanden, wo sogar teilweise revolutionäre Aufstände ausbrachen und zeitweise regionale Sowjetmächte gegründet wurden, wie zum Beispiel in Deutschland und Ungarn – warum konnte da die sozialistische Revolution nicht siegen? Wieso kam es dazu, dass dem Prolog der proletarischen Weltrevolution in Russland lange Zeit keine direkte Hilfe durch sozialistische Revolutionen in Europa, in den Zentren des Imperialismus, zu Hilfe kam? Die Antwort heißt eindeutig: Das Vorhandensein der bolschewistischen Partei – die sich in drei Revolutionen in Russland im Kampf gestählt hat und imstande war den Aufstand der werktätigen Massen anzuführen. Keine der damaligen kommunistischen und Arbeiterparteien waren so wie die bolschewistische Partei vorbereitet auf die Führung der Revolution.
Also müssen wir, wenn wir von der Oktoberrevolution lernen wollen uns vor allem mit der Frage, auseinandersetzen, wie die bolschewistische Partei aufgestellt war, was für eine Partei sie war, und worin sie sich von den anderen kommunistischen Parteien unterschied.
*Die Geschichte der Oktoberrevolution lehrt uns, dass der Sieg der proletarischen Revolution unmöglich wäre, ohne eine revolutionäre Partei an der Spitze der Revolution. Eine Partei, die vom Opportunismus frei, gegen Paktierer und Kapitulanten unversöhnlich, gegenüber der Bourgeoisie und ihrer Staatsgewalt revolutionär ist. So eine Partei war die Bolschewistische Partei in Russland.
*Die Geschichte der Oktoberrevolution lehrt uns, die bolschewistische Partei in Russland war imstande die Rolle des Führers der Arbeiterklasse, die Rolle des Führers und Organisators der proletarischen Revolution zu erfüllen. Das war nur möglich, weil diese Partei die wissenschaftliche Theorie der Arbeiterbewegung, den Marxismus als ihre theoretische Grundlage genommen hat. Diese Theorie hat sie in der Praxis angewendet, unter den grundlegend veränderten Bedingungen weiter entwickelt und auf eine neue Stufe, auf die Stufe des Marxismus-Leninismus gehoben. Während viele andere sozialdemokratische Parteien, sogar Parteien die in der damaligen internationalen Arbeiterbewegung führend waren, wie die deutsche Sozialdemokratie, sich mehr an den Worten der marxistischen Theorie orientiert haben, als an ihrem revolutionäres Wesen. Oder sie haben im Namen der Entwicklung des Marxismus, den Marxismus verflacht und verfälscht. Somit haben sie ihn zu einer Lehre gemacht, die auch die Bourgeoisie akzeptieren konnte.
Heute müssen wir daraus lernen. Ohne die marxistisch-leninistische Theorie zu meistern, können wir keine marxistisch-leninistische Parteien aufbauen und günstige objektive Bedingungen für den Sieg einer sozialistischen Revolution nicht ausnützen. Natürlich gibt es heute vielfältige Neuerscheinungen im System des Imperialismus. Natürlich müssen wir diese mit Hilfe der marxistisch-leninistischen Theorie erklären und in dem Sinne diese Wissenschaft weiter entwickeln. Aber diese Neuerscheinungen betreffen nicht das Wesen des Imperialismus. Es handelt sich um quantitative Veränderungen innerhalb ein und desselben Systems. Insofern wird die Weiterentwicklung nicht so vor sich gehen, dass die marxistisch-leninistischen Wissenschaft nicht auf eine neue Stufe gehoben wird.
*Aus siegreichen Oktoberrevolution lernen wir weiter: Die Geschichte der Bolschewistischen Partei ist die Geschichte der Bekämpfung der kleinbürgerlichen Parteien: Narodniki, Sozialrevolutionäre, Menschewiki, Anarchisten, Nationalisten. Ohne Überwindung dieser Parteien durch den ideologischen Kampf, ohne Zurückdrängung ihres Einflusses in der Arbeiterklasse und der Werktätigen wäre der Sieg der Oktoberrevolution unmöglich gewesen.
Der ideologische Kampf der Bolschewiki richtete sich aber nicht nur gegen die in der Arbeiterklasse wirkenden Parteien. Lenin und Bolschewiki führten auch fortwährend eine ideologische, kritische und selbstkritische Auseinandersetzung mit opportunistischen Fehlern und Opportunisten in der bolschewistischen Partei.
Die „Geschichte der KPdSU/B“ zieht das entscheidende Fazit:
„Ohne die ‚Ökonomisten‘ und Menschewiki geschlagen zu haben, hätten wir nicht die Partei aufbauen und die Arbeiterklasse zur proletarischen Revolution führen können. Ohne die Trotzkisten und Bucharinleute geschlagen zu haben, hätten wir nicht die für die Errichtung des Sozialismus notwendigen Bedingungen herbeiführen können. Ohne die Vertreter der nationalistischen Abweichungen aller und jeglicher Spielarten geschlagen zu haben, hätten wir nicht das Volk im Geiste des Internationalismus erziehen, nicht das Banner der großen Freundschaft der Völker der UdSSR behaupten, nicht die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken errichten können. Es könnte scheinen, daß die Bolschewiki dem Kampf gegen die opportunistischen Elemente in der Partei zu viel Zeit gewidmet, daß sie deren Bedeutung überschätzt hätten. Das ist jedoch völlig unrichtig. Man darf in seiner Mitte nicht den Opportunismus dulden, wie man in einem gesunden Organismus kein Geschwür dulden darf. Die Partei ist der führende Trupp der Arbeiterklasse, ihre vorgeschobene Festung, ihr Kampfstab. Man darf nicht zulassen, daß in dem führenden Stab der Arbeiterklasse Kleingläubige, Opportunisten, Kapitulanten, Verräter sitzen.“1 Wir brauchen so eine Partei.
*Die Geschichte der Oktoberrevolution lehrt uns ein weiteres, zentrales Merkmal der führenden Partei dieser Revolution: Bescheidenheit und Fähigkeit zur Selbstkritik. In dem kurzen Lehrgang wird dazu angemerkt:
„Die Partei ist unbesiegbar, wenn sie Kritik und Selbstkritik nicht fürchtet, wenn sie die Fehler und Mängel ihrer Arbeit nicht verkleistert, wenn sie an den Fehlern der Parteiarbeit die Kader erzieht und schult, wenn sie es versteht, ihre Fehler rechtzeitig zu korrigieren. Die Partei geht zugrunde, wenn sie ihre Fehler verheimlicht, wunde Punkte vertuscht, ihre Unzulänglichkeiten bemäntelt, indem sie ein falsches Bild wohlgeordneter Zustände zur Schau stellt, wenn sie keine Kritik und Selbstkritik duldet, sich von dem Gefühl der Selbstzufriedenheit durchdringen läßt, sich dem Gefühl der Selbstgefälligkeit hingibt und auf ihren Lorbeeren auszuruhen beginnt.“2
Wir müssen feststellen, dass in der revolutionären Bewegung, diese Lehre der Oktoberrevolution nicht genügend verstanden und befolgt wird. Was vorherrschend ist, ist die Überhöhung der kleinen Erfolge und Selbstlob. Was vorherrschend ist unnachgiebige Kritik gegenüber „anderen“ aber Liberalismus und Vertuschung wenn es um eigenen Fehler geht. Was vorherrschend ist, die Bemäntelung der Fehler und Unzulänglichleiten.
*Wir müssen vom Oktober lernen. Wir müssen von der Geschichte des Führers dieser gigantischen Revolution von der leninistischen Partei, von der Partei der Bolschewiki lernen. Uns diese Partei als Beispiel nehmen, daran zu arbeiten, so eine Partei aufzubauen. Immer verbunden mit dem Klassenkampf der Arbeiterklasse und der Werktätigen gegen die Bourgeoisie. Allerdings ohne zu vergessen, dass diese Partei bei ihrem Aufbau, vor der Revolution zwei Phasen durchlebt hat. Die Hauptaufgabe der ersten Phase einer bolschewistischen Partei ist die Gewinnung der besten, aktivsten und der Sache des Proletariats ergebensten Kräfte der Arbeiterklasse, die Partei des Proletariats zu formieren und auf die Beine zu stellen. Lenin formuliert diese Aufgabe dahin, „die Vorhut des Proletariats für den Kommunismus“ zu gewinnen. Heute kennen wir keine einzige wirklich marxistisch-leninistische Partei auf der Welt, die ernsthaft behaupten kann, sie hätte schon die Vorhut des Proletariats für den Kommunismus gewonnen. Aber vielfach wird diese Wirklichkeit nicht wahrgenommen. Die eigene Lage wird sich schön geredet. Mit einer solch falschen Haltung können wir nicht vorwärts kommen.
Diese Situation ist nur durch systematische, ständige, bewusste kommunistische Tätigkeit der heutigen Kommunistischen Parteien zu überwinden.
Lernend von der Oktoberrevolution, werden wir unsere Aufgaben meistern – werden wir unsere Parteien bolschewisieren, werden wir starke bolschewistische Parteien aufbauen.
So werden wir gewappnet sein, Aufstände der werktätigen Massen zur Revolution zu führen. So werden wir gewappnet sein um die Menschheit vom Untergang in der imperialistischen Barbarei zu retten. So werden wir gewappnet sein, eine neue, sozialistische Welt aufzubauen, und dem Kommunismus entgegenschreiten!
Vom Oktober lernen, heißt von Lenin lernen, heißt siegen lernen.