Direkt zum Inhalt | Direkt zur Navigation

Benutzerspezifische Werkzeuge

Sektionen

Sie sind hier: Startseite / 2017 / Seminar 100 Jahre Oktoberrevolution - Themenblock 6: / Revolutionäre Arbeiterpartei neuen Typs – damals und heute

Revolutionäre Arbeiterpartei neuen Typs – damals und heute

MLPD, Otwin Herzig, Beitrag Nr. A24 für die „Internationale Internetdiskussion zur Bedeutung 100 Jahre Oktoberrevolution“, 15. Oktober 2017

 

In der objektiv revolutionären Situation die der erste imperialistische Weltkrieg in Europa erzeugt hatte, konnte nur die russische Arbeiterklasse die Revolution siegreich führen, weil sie mit den Bolschewiki eine Partei neuen Typs hatte.

Stalin hat die hauptsächlichen Merkmale dieser Partei heraus geschält, wie ihre Rolle als Vortrupp, als organisierter Kampfstab, als höchste Form der Klassenorganisation des Proletariats. Im Gegensatz zu den sozialdemokratischen Wahlparteien, wo die Parlamentsfraktion die erste Geige spielte, waren die Bolschewiki demokratisch-zentralistisch organisiert. Das vereinigte demokratische Diskussion mit eiserner Disziplin zu einer Partei die man „die Felsenfesten“ nannte.

Dabei war die Kommunistische Partei (Bolschewiki) kein vorgefertigtes Modell. Aus der Geschichte des Bolschewismus seit 1903 (s. Lenin's „Linker Radikalismus – die Kinderkrankheit des Kommunismus“) kann man erschließen, welcher Kampf um den Parteiaufbau in der russischen Revolution ausgefochten werden musste. Lenins Genialität bestach insbesondere durch die schöpferische Anwendung der dialektischen Methode und ihre Weiterentwicklung auf die Einheit von Parteiaufbau und Klassenkampf. Konkret bezog sich das auf den Übergang des Kapitalismus zum Imperialismus, im Wechsel von der Periode der relativ friedlichen Entwicklung des Klassenkampfs zur Periode der proletarischen Revolution, des Hinüberwachsens der demokratischen in die sozialistische Revolution:

 

Trotz schwieriger Bedingungen während des 1. Weltkriegs gelingt es den festen Kern der revolutionären Partei zusammen zuhalten. Mit der Februarrevolution 1917 tritt die Partei aus der Illegalität. Von 24.000 Mitgliedern wächst sie rasch auf 100.000, am Vorabend der Oktoberrevolution zählt sie 350.000. (Zahlen nach Jaroslawski, Geschichte der KPdSU). Die Mehrheit, etwa 60 Prozent, sind Arbeiter aus den Industriezentren. Die bolschewistische Partei wächst nicht nur mitgliedermässig zur Massenpartei, sie stärkt ihre Organisation: „Die Zahl ihrer Organisationen, die nach dem Heraustreten aus der Illegalität 150 betrug, stieg bis Ende April auf 600.“ (ebenda, S. 44) Darunter waren etwa 100 Betriebsorganisationen, in den großen Industriegebieten wächst sie besonders schnell. Die Militärorganisation der Partei leistete politische Aufklärung unter den Soldatenmassen, baute die Rote Garde in den Betrieben auf, so dass bis zum Oktoberaufstand 200.000 Fabrikarbeiter militärisch organisiert waren. Manchen superklugen Intellektuellen, die gerne die Nase rümpfen über die Konzentration der MLPD auf die Gewinnung des internationalen Industrieproletariats, zur Erinnerung: Die bolschewistische Partei Lenins, Stalins und Swerdlows war auch nach ihrer sozialen Zusammensetzung eine revolutionäre Arbeiterpartei. Sogar die menschewistische „Nowaja Shisn“ musste zugeben, daß „der Kern der bolschewistischen Partei aus der Elite der russischen Arbeiterklasse, ihrem schöpferischsten, standhaftesten und begabtesten Teil“ bestand. (ebenda S.282)

 

So konsequent Lenin die radikale Trennung der Bolschewiki von den Opportunisten, Sozialchauvinisten und Liquidatoren vollzog, so bestrebt war er im Kampf gegen den imperialistischen Krieg alle „revolutionären Internationalisten“ in einer Organisation zu vereinigen. Schon kurz nach Ausbruch des 1. Weltkrieg im September 1914 fordert er, eine neue, vom Opportunismus gereinigte, proletarische Internationale aufzubauen. Im Mai 1917, als die russische Revolution in ihre sozialistische Etappe eintrat, rief die gesamtrussische Parteikonferenz der Bolschewiki zum vollständigen Bruch mit den kleinbürgerlichen Parteien der „Vaterlandsverteidiger“ und zur Vereinigung der revolutionären Internationalisten in einer Partei auf (Lenin Werke, Bd. 24, S. 286 und S. 430/431). So wurde u.a. die „Zwischengruppe“ mit 4.000 Leuten, der auch Trotzki angehörte, beim VI. Parteitag im August in die Partei aufgenommen, nachdem sie sich mit der Linie der bolschewistischen Partei einverstanden erklärte. Zuvor schwankte sie während des Kriegs zwischen Menschewiki und Internationalisten, daher der Name. Bei den Wahlen zur Petrograder Bezirksduma im Mai 1917 bildeten die Bolschewiki mit der „Zwischengruppe“ einen Block. Auf die revolutionär gestimmten Arbeitermassen wirkte die Vereinigung mobilisierend.

Von Anfang an stand der Aufbau der MLPD in Übereinstimmung mit der Leninschen Partei neuen Typs. Er bewahrt ihre revolutionäre Wurzeln, Prinzipien und Traditionen. Unser Parteiaufbau konnte sich aber nicht in einer Wiederauflage der alten, ehemals revolutionären KPD erschöpfen. Wir mussten Lehren ziehen aus der revisionistischen Entartung, der Restauration des Kapitalismus in allen ehemals sozialistischen Staaten, den gesellschaftlichen Bedingungen im staatsmonopolistischen Kapitalismus, dem Eindringen der kleinbürgerlichen Denkweise in die marxistisch-leninistischen Organisationen als ideologisches Haupthindernis des revolutionären Parteiaufbaus. Unsere Schlussfolgerung: „Der marxistisch-leninistische Parteiaufbau muss auf der Grundlage der proletarischen Denkweise erfolgen.“ (Revolutionärer Weg Nr. 34, S. 572) Auf der weltanschaulichen Grundlage des Marxismus-Leninismus und der Mao-Zedong-Ideen ist die bewusste Anwendung der dialektischen Methode in der ideologisch-politischen und praktischen Arbeit der Partei die Leitlinie zur Lösung der Fragen der Zeit.

 

So haben sich Alleinstellungsmerkmale der marxistisch-leninistischen Partei neuen Typs herausgebildet, die in ihrem vom X. Parteitag 2016 beschlossenen überarbeitetem Programm ausgeführt werden und hier nur skizziert werden können:

  • gefestigter proletarischer Charakter, System der Kleinarbeit neuen Typs zur Höherentwicklung der Einheit von Partei und Massen, jedes Mitglied beteiligt sich aktiv entsprechend seinen Möglichkeiten, Parteiführung und Kader eng mit Parteibasis und breiten Massen verbunden, jede Leitung ist rechenschaftspflichtig gegenüber den Mitgliedern. Die Mitglieder entscheiden, der Parteitag ist das höchste Organ der MLPD, Finanzielle Unabhängigkeit, die Parteiarbeit wird nur aus Beiträgen und Spenden der Mitglieder und aus den Massen finanziert.

  • Festes theoretisches Fundament, mit dem System des theoretischen Organs REVOLUTIONÄRER WEG wird der Marxismus-Leninismus schöpferisch angewendet, die Denk- und Arbeitsweise der Partei vereinheitlicht. Das Programm richtet mit der politischen Linie die wesentlichen Aufgaben der Etappe des Klassenkampfs aus. Der demokratische Zentralismus als Organisationsprinzip gewährleistet, dass die Erfahrungen aller Mitglieder in das einheitliche Handeln der Partei eingehen und die prinzipielle Einheit der Partei erhalten wird und sich festigt. Systematischer Parteiaufbau in Einheit mit der Förderung der Selbstorganisation der Massen.

  • Prinzipielle Kritik und Selbstkritik mit den Massen und innerhalb der Parteiarbeit als permanenter Prozess der Selbstveränderung, um immer den stets neuen Bedingungen in Parteiaufbau, Klassenkampf und Vorbereitung der internationalen Revolution gerecht zu werden. System der Selbstkontrolle, um Fehler zu vermeiden und mit dem Vordringen der kleinbürgerlichen Denkweise stets fertig zu werden. System der Selbstkontrolle der Partei als lebendige Einheit von unabhängigen Kontrollkommissionen, demokratischer Kontrolle von unten und der Selbstkontrolle der Leitungen und Mitglieder.

  • System der Organisations- und Kaderarbeit neuen Typs um das wissenschaftliche Arbeiten zur Führung des Parteiaufbaus zu entwickeln. Selbständig denkende und handelnde Marxisten-Leninisten als Ergebnis geduldiger und konsequenter Kadererziehung und Kaderpflege. Bewusste Förderung der Arbeiter, Frauen und Jugendlichen, gezielter Generationswechsel, um die Partei rechtzeitig zu erneuern und neue Führungspersönlichkeiten zu entwickeln. Marxistisch-Leninistische Jugendarbeit als Massentaktik des Parteiaufbaus, der Jugendverband REBELL ist Vorschule, Instrument und Reservoir der Partei. Proletarischer Ehrgeiz: Persönliche Vorteilsnahme und Privilegien aufgrund politischer Tätigkeit sind Tabu. Bescheidener Lebensstil: Hauptamtliche Funktionäre erhalten maximal einen durchschnittlichen Facharbeiterlohn. Anziehendes und solidarisches Parteileben als Schule des Sozialismus mit proletarischer Kultur- und Freizeitarbeit, unverbrüchlicher Solidarität in allen Lebenslagen.

Diese Seiten der Partei neuen Typs kennzeichnen den langsamen, zuweilen mühsamen und doch erfolgreichen und viel versprechenden Aufbau der revolutionären Arbeiterpartei in einem Kernland des Imperialismus. Es ist kein abgeschlossenes System, die Selbstveränderung ist das Lebenselexier auch des künftigen Parteiaufbaus zur Vorbereitung der internationalen sozialistischen Revolution.

Download als PDF

Artikelaktionen