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Kommentar im Diskussionsforum »Leninistischer Parteiaufbau und Kritik an der pseudomarxistischen „Zwei-Phasen-Theorie“ im Diskussionsbeitrag von Bolshevik-Partizan zu Themenblock 6«

Dieter Ilius, (Mitglied der Redaktion des theoretischen Organs der MLPD, Revolutionärer Weg), Kommentar Nr. C06 für die „Internationale Internetdiskussion zur Bedeutung 100 Jahre Oktoberrevolution“, 24. Oktober 2017

 

Die große sozialistische Oktoberrevolution wäre nicht möglich gewesen, ohne den rechtzeitigen Aufbau der revolutionären Kampfpartei der Arbeiterklasse unter Führung Lenins. Heute entwickelt sich eine neue Qualität der allgemeinen Krisenhaftigkeit des imperialistischen Weltsystems und wachsen Faktoren für die Herausbildung einer neuen revolutionären Weltkrise heran. Dies erfordert die entschiedene Stärkung des marxistisch-leninistischen Parteiaufbaus in den verschiedenen Ländern und die dauerhaft organisierte Zusammenarbeit der revolutionären internationalen Arbeiterbewegung in der ICOR. In dieser Situation orientiert der Beitrag von Bolschevik Partizan zu Themenblock 6 auf eine in der Praxis längst gescheiterte „Zwei Phasen-Theorie“ des Parteiaufbaus. In verhüllter Form wird damit auf den Aufbau von Propagandazirkeln, statt auf die Entwicklung und Stärkung marxistisch-leninistischer Kampforganisationen orientiert. Verbunden wird dies mit überheblichen Belehrungen und Angriffen auf die internationale marxistisch-leninistische Bewegung, wo angeblich die »Vertuschung« und »Bemäntelung der Fehler und Unzulänglichkeiten« vorherrschend ist.

.Beim Aufbau der MLPD und ihrer Vorläuferorganisation haben wir schon in den 1970er Jahren die „Zwei Phasen-Theorie“ des Parteiaufbaus als liquidatorisch zurückgewiesen. Begründet wurde und wird diese mit einer aus dem historischen Zusammenhang gerissenen Aussage von Lenin über die Gewinnung „der Vorhut des Proletariats für den Kommunismus“. Eine Quelle für den Zitat-Fetzen, „die Vorhut des Proletariats für den Kommunismus“ zu gewinnen, wird dabei von BP in ihrem Beitrag nicht angegeben. In der Schrift „Der linke Radikalismus`, die Kinderkrankheit im Kommunismus“ heißt es: „Solange es sich darum (und insoweit es sich noch darum handelt), die Avantgarde für den Kommunismus zu gewinnen. Solange und insoweit tritt die Propaganda an die erste Stelle;“ (Lenin Werke Bd. 31, S. 81) Diese Aussage von Lenin bezog sich auf die ersten Anfänge der russischen Arbeiterbewegung, als der Marxismus noch nicht sehr verbreitet war. Im Schlusswort von „Was tun?“ bezeichnete er dies als 1. Periode des Parteiaufbaus 1884 -1894. (Lenin-Werke Bd. 5, S. 538) In der Geschichte der KPdSU (B) „Kurzer Lehrgang“ heißt es zu dieser Periode: „Sowohl die Gruppe `Befreiung der Arbeit` wie die marxistischen Zirkel jener Zeit waren praktisch mit der Arbeiterbewegung noch nicht verbunden. Dies war in Russland noch die Periode des Entstehens und der Festigung der Theorie des Marxismus, der marxistischen Ideen, der programmatischen Leitsätze der Sozialdemokratie.“ (Geschichte der KPdSU (B),S. 20)

Willi Dickhut, der 1992 verstorbene Mitbegründer und Vordenker der MLPD stellte daran anknüpfend schon 1976 fest: „Hieraus geht klar hervor, dass es sich bei der fast ausschließlichen Konzentration auf die theoretische, ideologische Seite nicht um einen Grundsatz des Parteiaufbaus, sondern um eine durch die objektiven Verhältnisse in Russland erzwungene Beschränkung und Einseitigkeit handelte, die aber nur eine Zeitlang Berechtigung hatte.“ (REVOLUTIONÃRER WEG Nr. 15, „KAMPF DEM LIQUIDATORENTUM“, S.52) Mit der 1895 unter Lenins Führung in Petersburg erfolgten Gründung des „Kampfbundes zur Befreiung der Arbeiterklasse“ wurde diese Beschränkung und Einseitigkeit überwunden. „Lenin stellte dem `Kampfbund` die Aufgabe, sich mit der Massenbewegung der Arbeiter enger zu verbinden und sie politisch zu leiten.“ Der Kampfbund war der „erste bedeutsame Keim einer revolutionären Partei.., die sich auf die Arbeiterbewegung stützt.“ (ebenda S. 21 und 23)

Seit 1984 verbreiten Bolshevik Partizan und die mit ihr verbundene Gruppe „Trotz alledem“ in Deutschland erfolglos das kleinbürgerlich-intellektuelle Konzept der „Zwei Phasen-Theorie“ des Parteiaufbaus, wo die Propaganda an der ersten Stelle steht und die Theorie die Hauptseite bildet. In der Praxis ist dies vollständig gescheitert. Es wird nicht besser dadurch, dass es jetzt in die ICOR hineingetragen wird. Die auf dieser Basis entwickelte „Theorie“ ist dogmatisch und abstrakt. Seinen Ausdruck findet dies unter anderem darin, dass es nach Auffassung von Bolshevik Partizan seit 100 Jahren in der Entwicklung des imperialistischen Weltsystems angeblich nur „quantitative Veränderungen" gegeben hat. Dies negiert völlig die Dialektik zwischen dem weiterhin gültigen allgemeinen Wesen des Imperialismus und dem besonderen Wesen, das in neuer Phasen oder Stufen der Entwicklung des imperialistischen Weltsystems zum Ausdruck kommt. Die „Zwei Phasen-Theorie“ des Parteiaufbaus läuft auf eine Kapitulation vor den vor uns stehenden Aufgaben im Klassenkampf und Parteiaufbau bei der Vorbereitung der internationalen sozialistischen Revolution hinaus.

 

Dieter Ilius (Mitglied der Redaktion des theoretischen Organs der MLPD, REVOLUTIONÄRER WEG)

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