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Einige Lehren aus der Oktoberrevolution für die sozialistische Revolution *

MLPD Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (Marxist-Leninist Party of Germany) - Beitrag Nr. A16 für die „Internationale Internetdiskussion zur Bedeutung 100 Jahre Oktoberrevolution“, 27. September 2017

1. Der Sieg der Oktoberrevolution und der Aufbau des Sozialismus war nur möglich, weil der Marxismus verteidigt und allseitig weiterentwickelt wurde in seinen drei Bestand­teilen: dia­lektischer und historischer Materialismus, politische Ökonomie und Lehre vom Klassenkampf. Lenin betonte in der Auseinandersetzung mit den Revisionisten und Dog­matikern, worin das „innerste Wesen, die lebendige Seele des Marxismus besteht: die konkrete Analyse der kon­kreten Situation.“1 Seit Len­ins Zeit haben sich wesentliche Ver­änderungen in der Natur, Ge­sellschaft und im menschlichen Denken herausgebildet, die in der Festsetzung und Weiterent­wicklung der ideologisch-politischen Linie der marxistisch-leninistischen Partei ihren Nieder­schlag finden müssen.

2. Die MLPD hat in ihrem Aufbau als Partei neuen Typs nicht nur den Marxismus-Leni­nismus gegen den modernen Revisionismus und Dogmatismus verteidigt. Sie zog von Beginn an Schlussfolgerungen aus Stärken und Schwä­chen der alten kommunistischen Bewegung und Veränderungen im imperialistischen Weltsys­tem für den revolutionären Klassenkampf. Der schöpferische Charakter des Mar­xismus-Leninismus gründet sich in der materialistischen Dia­lektik. Die MLPD machte die be­wusste Anwendung der dialektischen Methode auf die brennenden Fragen der Zeit zur Leitlinie ihrer theoretischen und praktischen Tätigkeit:

3.a) Veränderungen in der politischen Ökonomie des imperialistischen Weltsys­tems: Als Lenin die politische Ökonomie des Imperialismus erforschte, hatte die Um­wandlung des Mono­polkapitalismus in den staatsmonopolistischen Kapitalismus und die Internationalisierung der Produktionsweise gerade begonnen. Auf der Grundlage der staatsmonopolistischen Machtba­sis wurde die interna­tionalisierte kapitalistische Produk­tionsweise mit der Neuorgani­sation der internationalen Produktion seit Beginn der 1990er Jahre vorherrschend. Eine führende Schicht von etwa 500 internationalen Übermonopolen errichtete die Alleinherrschaft über die Weltwirt­schaft, die Weltpolitik und das internationale gesellschaftliche Leben, während die Machtorgane der internationalen Monopole nationalstaatlich organisiert bleiben. Die Überakku­mulation des Kapitals wurde chronisch und bewirkte eine neue Qualität der allgemei­nen Krisenhaftigkeit des Imperia­lismus. Die zwischenimperialistische Konkurrenz und die all­gemeine Kriegsgefahr verschärft sich mit der Herausbildung zahlreicher neuimperialistischer Länder aufs Äußerste. Die drohende globale Umweltka­tastrophe und die allgemeine Kriegsge­fahr stellen die menschlichen Lebensgrundlagen existentiell infrage. Erbitterte Kämpfe der Ar­beiter und der breiten Massen deuten an, dass ein wachsendes Potential für eine neue revolu­tionäre Weltkrise entsteht. Die materiellen Vorbereitungen des Sozialismus haben sich mit der Entwicklung des imperialistischen Weltsystems weiter vervollkommnet. Eine neue historische Umbruchphase vom Kapita­lismus zum Sozialismus wurde eingeleitet.

3.b) Veränderungen im Verhältnis von Spontaneität und Bewusstheit in der Arbeiterbe­wegung. Die Oktoberrevolution war ein Sieg der Bewusstheit über die opportunisti­sche Anbe­tung der Spontaneität. Sie war ein Sieg der Fähigkeit der revolutio­nären Par­tei, auf der Grund­lage der spontanen Klassenkämpfe die entscheidende Mehr­heit der Ar­beiterklasse für den So­zialismus und breite Massen als Verbündete zu gewin­nen. Seither haben sich vor allem drei neue Probleme im Wechselverhältnis von objekti­ven und sub­jektiven Faktoren für die sozialis­tische Revolution herausgebildet. Sie wer­den identisch in der Frage der Denkweise.

Erstens wurde der Sozialismus von innen heraus zerstört. Wesentlicher Faktor waren Ver­änderungen in der Le­bensweise führender Kader. Sie veränderten ihre Denkweise, bis sie sich in kleinbürgerliche Bürokraten verwandelten. Diese rissen nach Stalins Tod die Macht an sich und setz­ten als neue Bourgeoisie die Restauration eines bürokra­tisch-staatsmonopolistischen Kapi­talismus neuen Typs in der Sowjetunion durch.

Zweitens erwies sich beim Neuaufbau marxistisch-leninistischer Parteien die kleinbürgerli­che Denkweise als Hauptursache für Spaltung und Liquidatorentum. Sie äußerte sich in der Missachtung der Gewinnung klassen­bewusster Arbeiter, Aktionismus, Unter­schätzung der sys­tematischen Kleinarbeit, Geringschätzung der ideologisch-politischen Arbeit und des wissen­schaftlichen Arbeitens, Dogmatis­mus, Überheblichkeit, kleinbür­gerlicher Streitkul­tur, Ultrade­mokratismus und Ultrazentralismus, Unfähigkeit zu Selbst­kritik usw..

Drittens hatte die relativ langanhaltende relative Ruhe im proletarischen Klassenkampf in allen imperialistischen Ländern ihre Ursache auch in dem verfeinerten staatsmonopolisti­schen Be­trugsapparat. Das allein herrschende internationale Finanzkapital entwickelte ein ganzes Sys­tem der kleinbürgerlichen Denkweise als Regierungsmethode in mehr oder weniger allen Län­dern, um den proleta­rischen Klassenkampf zu desorientieren, zu desorganisieren und zu demoralisieren.

Mit der Lehre von der Denkweise erarbeitete die MLPD die Schlussfolgerungen für den Auf­bau der revolutionären Partei, den proletarischen Klassenkampf und den Aufbau des Sozialis­mus auf der Grundlage der proletarischen Denkweise.

3.c) Veränderungen in der Lehre vom Klassenkampf: Lenin hatte die Strategie der inter­nationalen proletarischen Revolution von Marx und Engels weiterentwickelt. All­gemeingültig bleiben das grundlegende Ziel der vereinigten sozialistischen Staaten der Welt und die Errich­tung der Diktatur des Proletariats.

Die MLPD hat auf Grund der seitherigen Veränderungen die Strategie und Taktik der inter­nationalen sozialistischen Revolution konkretisiert und weiterentwickelt. Heute umfasst die Strategie der inter­nationalen Revolution nicht mehr nur wenige entwickelte kapitalistische Län­der, son­dern den proletarischen Klassenkampf und den antiimperialistischen Befreiungskampf in allen Ländern der Welt. Unmittelbarer Gegner ist das allein herrschende internationale Fi­nanzkapital und das imperialistische Weltsystem, auch wenn in jedem Land der jeweili­ge im­perialistische Hauptfeind bekämpft und besiegt werden muss. Heute muss sich das etwa 500 Millionen starke internationale Industrieproletariat in den weltweiten Produkti­onsverbünden an die Spitze des Kampfs der internationalen Arbeiterklasse und seiner Verbün­deten gegen den Imperialis­mus und für den Sozialismus stellen. Neben den Klein- und Mittelbauern wird die kleinbürgerliche Intelligenz mehr und mehr zum Hauptbündnispartner des revolutionären Pro­letariats.

Lenin ging von einer Kettenreaktion nacheinander folgender proletarischer Revolutionen in den kapitalistischen Ländern aus. Heute entfaltet sich die internationale Revolution als wech­selseitiger Prozess zeitlich versetzter und in ihrem Charakter unterschiedli­cher Revolu­tionen in den einzelnen Ländern, die sich gegenseitig revolutionieren, mit­einander kooperie­ren bzw. mit­einander koordiniert werden müssen.

Die Oktoberrevolution siegte mit dem proletarischen Internationalismus als allgemei­ner Grundlage der kommunistischen Bewegung. Heute muss hierbei besonders das proleta­risch-internationalistische Bewusstsein der internationalen Arbeiterklasse in dialekti­scher Einheit mit dem in­ternationalistischen Bewusstsein der breiten Massen gefördert werden. Das muss sich durchsetzen gegen die Einflüsse der kleinbürgerlich-sozialchauvinisti­schen Denkweise, der kleinbürgerlich-nationalistischen Denkweise und der kleinbürger­lich-internationalistischen Denkweise.

Heute ist ein vielfältiges System internationaler Organisationsformen zur Koordi­nierung und Revolutionierung der Kämpfe der Arbeiterklasse und der mit ihr ver­bundenen Massenbewegungen erforderlich. Die ICOR als Form der dauerhaft organi­sierten Zusam­menarbeit der revolutionären internationalen Arbeiterbewegung bekommt eine Schlüsselrolle, die sub­jektiven Voraussetzungen für die internationale sozialisti­sche Re­volution herauszubil­den. Die Stärkung des subjektiven Faktors ist das Gebot der Stunde!

Oskar Finkbohner (MLPD)

* Der Beitrag wurde am 10.10.17 aktualisiert

1 Lenin, Werke, Bd. 31, S. 154

 

 

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