Einige Lehren aus der Oktoberrevolution für die sozialistische Revolution *
Bestehende Übersetzungen
- Einige Lehren aus der Oktoberrevolution für die sozialistische Revolution *
- Some Lessons from the October Revolution for the Socialist Revolution *
- Algunas enseñanzas de la Revolución de Octubre para la revolución socialista *
- Quelques enseignements de la révolution d'Octobre pour la révolution socialiste *
- Некоторые уроки Октябрьской революции для социалистической революции *
1. Der Sieg der Oktoberrevolution und der Aufbau des Sozialismus war nur möglich, weil der Marxismus verteidigt und allseitig weiterentwickelt wurde in seinen drei Bestandteilen: dialektischer und historischer Materialismus, politische Ökonomie und Lehre vom Klassenkampf. Lenin betonte in der Auseinandersetzung mit den Revisionisten und Dogmatikern, worin das „innerste Wesen, die lebendige Seele des Marxismus besteht: die konkrete Analyse der konkreten Situation.“1 Seit Lenins Zeit haben sich wesentliche Veränderungen in der Natur, Gesellschaft und im menschlichen Denken herausgebildet, die in der Festsetzung und Weiterentwicklung der ideologisch-politischen Linie der marxistisch-leninistischen Partei ihren Niederschlag finden müssen.
2. Die MLPD hat in ihrem Aufbau als Partei neuen Typs nicht nur den Marxismus-Leninismus gegen den modernen Revisionismus und Dogmatismus verteidigt. Sie zog von Beginn an Schlussfolgerungen aus Stärken und Schwächen der alten kommunistischen Bewegung und Veränderungen im imperialistischen Weltsystem für den revolutionären Klassenkampf. Der schöpferische Charakter des Marxismus-Leninismus gründet sich in der materialistischen Dialektik. Die MLPD machte die bewusste Anwendung der dialektischen Methode auf die brennenden Fragen der Zeit zur Leitlinie ihrer theoretischen und praktischen Tätigkeit:
3.a) Veränderungen in der politischen Ökonomie des imperialistischen Weltsystems: Als Lenin die politische Ökonomie des Imperialismus erforschte, hatte die Umwandlung des Monopolkapitalismus in den staatsmonopolistischen Kapitalismus und die Internationalisierung der Produktionsweise gerade begonnen. Auf der Grundlage der staatsmonopolistischen Machtbasis wurde die internationalisierte kapitalistische Produktionsweise mit der Neuorganisation der internationalen Produktion seit Beginn der 1990er Jahre vorherrschend. Eine führende Schicht von etwa 500 internationalen Übermonopolen errichtete die Alleinherrschaft über die Weltwirtschaft, die Weltpolitik und das internationale gesellschaftliche Leben, während die Machtorgane der internationalen Monopole nationalstaatlich organisiert bleiben. Die Überakkumulation des Kapitals wurde chronisch und bewirkte eine neue Qualität der allgemeinen Krisenhaftigkeit des Imperialismus. Die zwischenimperialistische Konkurrenz und die allgemeine Kriegsgefahr verschärft sich mit der Herausbildung zahlreicher neuimperialistischer Länder aufs Äußerste. Die drohende globale Umweltkatastrophe und die allgemeine Kriegsgefahr stellen die menschlichen Lebensgrundlagen existentiell infrage. Erbitterte Kämpfe der Arbeiter und der breiten Massen deuten an, dass ein wachsendes Potential für eine neue revolutionäre Weltkrise entsteht. Die materiellen Vorbereitungen des Sozialismus haben sich mit der Entwicklung des imperialistischen Weltsystems weiter vervollkommnet. Eine neue historische Umbruchphase vom Kapitalismus zum Sozialismus wurde eingeleitet.
3.b) Veränderungen im Verhältnis von Spontaneität und Bewusstheit in der Arbeiterbewegung. Die Oktoberrevolution war ein Sieg der Bewusstheit über die opportunistische Anbetung der Spontaneität. Sie war ein Sieg der Fähigkeit der revolutionären Partei, auf der Grundlage der spontanen Klassenkämpfe die entscheidende Mehrheit der Arbeiterklasse für den Sozialismus und breite Massen als Verbündete zu gewinnen. Seither haben sich vor allem drei neue Probleme im Wechselverhältnis von objektiven und subjektiven Faktoren für die sozialistische Revolution herausgebildet. Sie werden identisch in der Frage der Denkweise.
Erstens wurde der Sozialismus von innen heraus zerstört. Wesentlicher Faktor waren Veränderungen in der Lebensweise führender Kader. Sie veränderten ihre Denkweise, bis sie sich in kleinbürgerliche Bürokraten verwandelten. Diese rissen nach Stalins Tod die Macht an sich und setzten als neue Bourgeoisie die Restauration eines bürokratisch-staatsmonopolistischen Kapitalismus neuen Typs in der Sowjetunion durch.
Zweitens erwies sich beim Neuaufbau marxistisch-leninistischer Parteien die kleinbürgerliche Denkweise als Hauptursache für Spaltung und Liquidatorentum. Sie äußerte sich in der Missachtung der Gewinnung klassenbewusster Arbeiter, Aktionismus, Unterschätzung der systematischen Kleinarbeit, Geringschätzung der ideologisch-politischen Arbeit und des wissenschaftlichen Arbeitens, Dogmatismus, Überheblichkeit, kleinbürgerlicher Streitkultur, Ultrademokratismus und Ultrazentralismus, Unfähigkeit zu Selbstkritik usw..
Drittens hatte die relativ langanhaltende relative Ruhe im proletarischen Klassenkampf in allen imperialistischen Ländern ihre Ursache auch in dem verfeinerten staatsmonopolistischen Betrugsapparat. Das allein herrschende internationale Finanzkapital entwickelte ein ganzes System der kleinbürgerlichen Denkweise als Regierungsmethode in mehr oder weniger allen Ländern, um den proletarischen Klassenkampf zu desorientieren, zu desorganisieren und zu demoralisieren.
Mit der Lehre von der Denkweise erarbeitete die MLPD die Schlussfolgerungen für den Aufbau der revolutionären Partei, den proletarischen Klassenkampf und den Aufbau des Sozialismus auf der Grundlage der proletarischen Denkweise.
3.c) Veränderungen in der Lehre vom Klassenkampf: Lenin hatte die Strategie der internationalen proletarischen Revolution von Marx und Engels weiterentwickelt. Allgemeingültig bleiben das grundlegende Ziel der vereinigten sozialistischen Staaten der Welt und die Errichtung der Diktatur des Proletariats.
Die MLPD hat auf Grund der seitherigen Veränderungen die Strategie und Taktik der internationalen sozialistischen Revolution konkretisiert und weiterentwickelt. Heute umfasst die Strategie der internationalen Revolution nicht mehr nur wenige entwickelte kapitalistische Länder, sondern den proletarischen Klassenkampf und den antiimperialistischen Befreiungskampf in allen Ländern der Welt. Unmittelbarer Gegner ist das allein herrschende internationale Finanzkapital und das imperialistische Weltsystem, auch wenn in jedem Land der jeweilige imperialistische Hauptfeind bekämpft und besiegt werden muss. Heute muss sich das etwa 500 Millionen starke internationale Industrieproletariat in den weltweiten Produktionsverbünden an die Spitze des Kampfs der internationalen Arbeiterklasse und seiner Verbündeten gegen den Imperialismus und für den Sozialismus stellen. Neben den Klein- und Mittelbauern wird die kleinbürgerliche Intelligenz mehr und mehr zum Hauptbündnispartner des revolutionären Proletariats.
Lenin ging von einer Kettenreaktion nacheinander folgender proletarischer Revolutionen in den kapitalistischen Ländern aus. Heute entfaltet sich die internationale Revolution als wechselseitiger Prozess zeitlich versetzter und in ihrem Charakter unterschiedlicher Revolutionen in den einzelnen Ländern, die sich gegenseitig revolutionieren, miteinander kooperieren bzw. miteinander koordiniert werden müssen.
Die Oktoberrevolution siegte mit dem proletarischen Internationalismus als allgemeiner Grundlage der kommunistischen Bewegung. Heute muss hierbei besonders das proletarisch-internationalistische Bewusstsein der internationalen Arbeiterklasse in dialektischer Einheit mit dem internationalistischen Bewusstsein der breiten Massen gefördert werden. Das muss sich durchsetzen gegen die Einflüsse der kleinbürgerlich-sozialchauvinistischen Denkweise, der kleinbürgerlich-nationalistischen Denkweise und der kleinbürgerlich-internationalistischen Denkweise.
Heute ist ein vielfältiges System internationaler Organisationsformen zur Koordinierung und Revolutionierung der Kämpfe der Arbeiterklasse und der mit ihr verbundenen Massenbewegungen erforderlich. Die ICOR als Form der dauerhaft organisierten Zusammenarbeit der revolutionären internationalen Arbeiterbewegung bekommt eine Schlüsselrolle, die subjektiven Voraussetzungen für die internationale sozialistische Revolution herauszubilden. Die Stärkung des subjektiven Faktors ist das Gebot der Stunde!
Oskar Finkbohner (MLPD)
* Der Beitrag wurde am 10.10.17 aktualisiert