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Antwort der Bolschewistischen Partei (Nordkurdistan/Türkei), BP (NK/T) zum Kommentar von Dieter Ilius zu unserem Beitrag zum Themenblock 6

Bolschewistischen Partei (NordKurdistan/Türkei), Antwort zum Kommentar von Dieter Ilius zu unserem Beitrag zum Themenblock 6, 15. November 2017

 

Im Internet-Diskussionsforum von ICOR zu „100 Jahre Oktoberrevolution“ wurde eine Schrift mit dem Titel veröffentlicht: »Kommentar im Diskussionsforum „Leninistischer Parteiaufbau und Kritik an der pseudomarxistischen ‚Zwei-Phasen-Theorie‘ im Diskussionsbeitrag von Bolshevik-Partizan[1] zu Themenblock 6“ Dieter Ilius, (Mitglied der Redaktion des theoretischen Organs der MLPD, Revolutionärer Weg), Kommentar Nr. C06 für die „Internationale Internetdiskussion zur Bedeutung 100 Jahre Oktoberrevolution“, 24. Oktober 2017.«

Unsere Position zu diesem Kommentar:

1. Zwei Phasen des Parteiaufbaus

Bereits im Titel führt Dieter Ilius seine Hauptthese an: Die „Zwei Phasen Theorie“ des Parteiaufbaus sei eine „pseudomarxistische“ Theorie! Er begründet diese Behauptung folgendermaßen: »In der Schrift „Der linke Radikalismus`, die Kinderkrankheit im Kommunismus“ heißt es: „Solange es sich darum (und insoweit es sich noch darum handelt), die Avantgarde für den Kommunismus zu gewinnen. Solange und insoweit tritt die Propaganda an die erste Stelle;“(Lenin Werke Bd. 31, S. 81). Diese Aussage von Lenin bezog sich auf die ersten Anfänge der russischen Arbeiterbewegung, als der Marxismus noch nicht sehr verbreitet war. Im Schlusswort von „Was tun?“ bezeichnete er dies als 1. Periode des Parteiaufbaus 1884 -1894.«

Diese Behauptung ist einfach falsch. Lenin hat, weder in „Was tun?“ noch irgendwo anders den Zeitraum 1884-1894 als „1. Periode des Parteiaufbaus“ benannt. In dem von Ilius angeführten „Schlusswort“ spricht Lenin bewusst nicht von „Perioden des Parteiaufbaus“ sondern von den „Perioden der Geschichte der russischen Sozialdemokratie“ bis 1903![2]

Für Lenin und Stalin ist diese Zeit, eine Art „Vor-Partei“-Phase, organisatorisch die Zeit der Herrschaft des Zirkelwesens und ideologisch-politisch des Ökonomismus und Spontaneismus. Für sie beginnt der wirkliche Parteiaufbau erst mit Erscheinen der Parteipublikation Iskra. Dazu führt Stalin im „Kurzen Lehrgang der Geschichte der KPdSU“ aus: „Die Herausgabe der ersten Nummern der „Iskra" (1900 bis 1901) bedeutete den Übergang zu einer neuen Periode, der Periode der tatsächlichen Bildung der einheitlichen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands aus den zersplitterten Gruppen und Zirkeln.“[3] Gestützt auf die Erfahrungen der Partei und bezugnehmend auf Lenin’s „Der ‚Linksradikalismus’, die Kinderkrankheit im Kommunismus“ teilt Stalin selbst in seiner Schrift „Die Partei vor und nach der Machergreifung“ den Parteiaufbau (vor der Machtergreifung) in zwei Perioden (bzw. Phasen) ein und zwar:

„Die erste Periode ist die Periode der Formierung, der Schaffung unserer Partei. Sie umfaßt, ungefähr, die Zeitspanne von der Gründung der ‚Iskra’ bis zum III. Parteitag einschließlich (Ende 1900 bis Anfang1905).

In dieser Periode ist die Partei als treibende Kraft schwach.(…) Die Strategie der Partei ist, (…), notwendigerweise engbegrenzt, recht arm. Die Partei beschränkt sich darauf, den strategischen Plan der Bewegung zu umreißen, das heißt den Weg festzulegen, den die Bewegung gehen muß (…).

Die Taktik der Partei ist (…) notwendigerweise ebenfalls engbegrenzt, entbehrt des Schwunges.

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und der Sorgen der Partei steht in dieser Periode die Partei selbst, ihre Existenz, ihre Erhaltung. Die Partei wird in dieser Zeit als eine gewisse sich selbst genügende Kraft betrachtet (…) Die grundlegende Aufgabe des Kommunismus in Rußland besteht in dieser Periode darin, die besten, aktivsten und der Sache des Proletariats ergebensten Kräfte der Arbeiterklasse für die Partei zu werben, die Partei des Proletariats zu formieren und auf die Beine zu stellen. Genosse Lenin formuliert diese Aufgabe dahin, ‚die Vorhut des Proletariats für den Kommunismus zu gewinnen’“. [4]

„Die zweite Periode ist die Periode der Gewinnung der breiten Arbeiter- und Bauernmassen für die Partei, für die Vorhut des Proletariats. Sie umfaßt, ungefähr, die Zeitspanne vom Oktober 1905 bis zum Oktober 1917. (…) In dieser Periode ist die Partei bei weitem nicht mehr so schwach wie in der vorangegangenen; sie verwandelt sich als treibende Kraft in einen sehr ernst zu nehmenden Faktor. Jetzt kann sie nicht mehr bloß eine sich selbst genügende Kraft sein, denn für ihre Existenz und ihre Entwicklung bestehen bereits sichere Garantien, jetzt verwandelt sie sich aus einer sich selbst genügenden Kraft in ein Werkzeug zur Gewinnung der Arbeiter- und Bauernmassen, in ein Werkzeug zur Führung des Kampfes der Massen für den Sturz der Macht des Kapitals.

Die Strategie der Partei erhält in dieser Periode Schwung,… Die Taktik der Partei erhält ebenfalls Schwung. Die grundlegende Aufgabe der Partei besteht in dieser Periode darin, die Millionenmassen für die proletarische Vorhut, für die Partei zu gewinnen, zum Sturz der Diktatur der Bourgeoisie, zur Eroberung der Macht. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Partei steht nicht mehr die Partei selbst, sondern stehen die Millionenmassen der Bevölkerung. Genosse Lenin formuliert diese Aufgabe dahin, die ‚Millionenmassen’ an der sozialen Front so ‚zu verteilen’, daß der Sieg ‚in den bevorstehenden entscheidenden Kämpfen’ gesichert ist.“[5]

Diese zwei Perioden (oder Phasen) wird jede kommunistische Partei in ihrem Aufbau erleben. Die zwei Phasentheorie ist nicht pseudomarxistisch, es ist die marxistisch-leninistische Theorie vom Parteiaufbau, die Lenin und Stalin entwickelt haben. Diejenigen die diese grundlegende Theorie karikieren, indem sie die erste Phase so kennzeichnen, in der es angeblich um die „fast ausschließliche Konzentration auf die theoretische, ideologische Seite“ geht  - wie Ilius von Willi Dickhut zitiert, vertreten eine pseudomarxistische Theorie. Denn für Lenin und Stalin und alle Marxisten Leninisten ist die erste Phase des Parteiaufbaus nicht eine Phase in der es um eine „fast ausschließliche Konzentration auf die theoretische, ideologische Seite“ geht. Was die Klassiker unter den beiden Phasen des Parteiaufbaus verstehen ist oben zitiert. Daraus geht hervor, dass die Aufgaben, Studieren/Propagieren/ Organisieren für die Marxisten-Leninisten in allen Phasen des Parteiaufbaus eine untrennbare Einheit bilden und die Unterschiede der zwei Phasen, wie angeführt, in der Konzentration der Partei auf unterschiedliche Schwerpunkte beruhen.

 

2. Richtigstellung falscher Tatsachen-Behauptungen

Wie unernst in der Debatte von Seiten einiger Mitglieder der MLPD gearbeitet wird, zeigt sich an folgender Behauptung von Dieter Ilius in seinem Kommentar: „Seit 1984 verbreiten Bolshevik Partizan und die mit ihr verbundene Gruppe „Trotz alledem“ in Deutschland erfolglos das kleinbürgerlich-intellektuelle Konzept der „Zwei Phasen-Theorie“ des Parteiaufbaus, wo die Propaganda an der ersten Stelle steht und die Theorie die Hauptseite bildet.“ (Hervorh. BP (NK/T))

*  1984 existierte in Deutschland die Auslandsorganisation der TKP/ML (Bolschewiki), die für den Aufbau der Partei in Nordkurdistan/Türkei und nicht für Deutschland arbeitete. Die TKP/ML(B) hat sich 1994 in Bolschewistische Partei Nordkurdistan/Türkei  umbenannt.

* Die Bolschewistische Initiative Deutschland wurde Mai 1996 gegründet und hat zeitgleich die erste Nummer ihres Publikationsorgans „Trotz alledem!“ herausgegeben. Sie hat also mitnichten seit 1984 Konzepte zum Parteiaufbau vertreten?!

 

3. Einschätzung der Weltentwicklung/Neuimperialistische Länder

Was die Entwicklungen des imperialistischen Weltsystems seit 100 Jahren betrifft haben wir dazu unsere Meinung in unser Schrift „Kritische Randnotizen zu dem Buch »Götterdämmerung über der ‚neuen Weltordnung’« “ dargelegt. Die Entwicklungen bedeuten keine qualitative Veränderung des imperialistischen Systems. Wir leben nach wie vor in der Epoche des Imperialismus und der proletarischen Weltrevolution.

Wir haben auf unsere Kritiken noch immer keine Antwort erhalten.

 

15.11.2017



[1] Wir legen Wert auf die Feststellung, dass es sich hierbei nicht um einen Beitrag von „Bolshevik Partizan“ handelt, sondern der Bolschewistischen Partei (Nordkurdistan/Türkei) – wie auch auf der ICOR-Internetseite zu ersehen ist. „Bolşevik Partizan“ ist eine Zeitschrift, BP(NK/T) ist eine Partei!

[2] siehe LW, Bd. 5, S. 538ff

[3] Stalin, Kurzer Lehrgang, S. 35

[4]  Stalin Werke, Bd.5, S. 87-88

[5]  Stalin Werke, Bd. 5, S. 89/90ff. Wir haben hier sehr verkürzt zitiert. Am besten ist, die LeserInnen studieren den ganzen Text im Zusammenhang.

 

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