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Die Notwendigkeit des sozialistischen Aufbaus in einem Land in Verbindung mit dem Aufbau einer kommunistischen Weltbewegung, deren internationales Bollwerk die SU bildete; die Bedeutung der Komintern.

Bolschewistischen Partei (NordKurdistan/Türkei), Beitrag Nr. A20 für die „Internationale Internetdiskussion zur Bedeutung 100 Jahre Oktoberrevolution“, 15. Oktober 2017

 

Mit der Oktoberrevolution hatte in Russland das Proletariat im Bündnis mit den armen Bauern, zunächst in den Zentren die politische Macht der Bourgeoisie zerschlagen und die Diktatur des Proletariats errichtet.

Russland war zu dieser Zeit, verglichen mit den anderen kapitalistisch entwickelten Ländern, ein relativ rückständiges Land. Sowohl was die Ökonomie als auch den Überbau betraf. In einem solchen Land stand das Proletariat vor der gigantischen Aufgabe den Aufbau des Sozialismus in Angriff zu nehmen. Dazu musste der alte bürgerliche Staatsapparat von Grund aus zerschlagen und ein neuer Verwaltungsapparat in Gestalt der Sowjetorganisationen geschaffen werden. Mit der Machtübernahme der Sowjetregierung, unter Ausschluss der Bourgeoisie, trat Russland nach Lenins Worten „in eine neue Epoche seiner Geschichte ein, und diese, die dritte russische Revolution muß in ihrem Endergebnis zum Sieg des Sozialismus führen.“1

Eine der nächsten Aufgaben der neuen Sowjetmacht bestand darin, sofort den Krieg zu beenden. Um aber diesen Krieg zu beenden, der mit der Kapitalistisch imperialistischen Ordnung eng verknüpft ist, musste die Arbeiterklasse das Kapital selbst niederringen. Lenin und die Bolschewiki rechneten damit, dass der russischen Revolution, zügig Revolutionen in anderen kapitalistischen Ländern, aber auch in vom Imperialismus abhängigen Ländern folgen werden. Lenin brachte diese Erwartung so zum Ausdruck:

Dabei wird uns die internationale Bewegung der Arbeiter helfen, die sich bereits in Italien, England und Deutschland zu entfalten beginnt. Der gerechte, sofortige Frieden, den wir der internationalen Demokratie anbieten, wird überall unter den Massen des internationalen Proletariats leidenschaftlichen Widerhall finden. Um dieses Vertrauen des Proletariats zu festigen, müssen sofort alle Geheimverträge veröffentlicht werden.“2

Im Februar 1918 als die deutsche Armee an der ganzen Front gegen das revolutionäre Russland vorging, stand die Frage nach einem sofortigen Separatfriedens mit Deutschland an, um seinen Vormarsch zu stoppen. Die Hälfte der ParteifunktionärInnen plädierte in dieser Situation fast für den sofortigen Beginn eines revolutionären Kriegs gegen Deutschland. Lenin hingegen analysierte mit kühlem Kopf die Lage und entwickelte die leninistische Taktik: „Mit dem revolutionären Krieg steht es also im gegenwärtigen Augenblick folgendermaßen: Sollte die deutsche Revolution in den nächsten drei, vier Monaten ausbrechen und siegen, dann würde vielleicht die Taktik des sofortigen revolutionären Krieges unsere sozialistische Revolution nicht zugrunde richten. Wenn aber die deutsche Revolution in den nächsten Monaten nicht ausbricht, so werden die Ereignisse bei einer Fortsetzung des Krieges unvermeidlich so verlaufen, daß schwerste Niederlagen Rußland zwingen werden, einen noch ungünstigeren Separatfrieden zu schließen, wobei dieser Frieden nicht von der sozialistischen Regierung geschlossen würde, sondern von irgendeiner anderen (beispielsweise von einem Block der bürgerlichen Rada und der Tschernowleute oder irgend etwas Ähnlichem) … Bei einer solchen Lage der Dinge wäre es eine absolut unzulässige Taktik, das Schicksal der in Rußland bereits begonnenen sozialistischen Revolution aufs Spiel zu setzen nur wegen der Hoffnung auf den Ausbruch der deutschen Revolution in der nächsten Zeit, innerhalb einer sehr kurzen, nach Wochen zählenden Frist. Eine solche Taktik wäre Abenteurerpolitik. Wir haben kein Recht, ein solches Wagnis einzugehen.3

Für den Sieg der proletarischen Weltrevolution war in dieser Situation der größte Beitrag der Bolschewiki, die einzig existierende proletarische Macht auf der Welt zu konsolidieren und die sozialistische Revolution in Russland voranzutreiben. Die Konsolidierung der Sowjetmacht war nicht Selbstzweck. Sie war der erste Stützpunkt der begonnenen proletarischen Weltrevolution. Ihre Konsolidierung war für die russischen RevolutionärInnen die Hauptaufgabe. Darum haben sie haben den Separatfrieden mit Deutschland unterschrieben. Sie haben die in Russland anstehenden Aufgaben angepackt.

Die Kommunistische Partei musste im Inneren die Überreste der Ständeordnung und das Regime der nationalen Unterdrückung beseitigen, die Privilegien der Kirche abschaffen, die konterrevolutionäre Presse und die konterrevolutionären Organisationen aller Art liquidieren, die bürgerliche konstituierende Versammlung auflösen; den Boden nationalisieren und die Verfügungsgewalt darüber denen geben, die den Boden bearbeiten, die gesamte Großindustrie und die Banken nationalisieren. Alle diese Maßnahmen wurden in etwa 8 Monaten durchgeführt.

Die Erfolge der Sowjetmacht, überhaupt das Vorhandensein einer solchen Macht war ein Ansporn und direkte Hilfe für alle revolutionären Parteien, Organisationen der Welt. Während die junge Sowjetmacht im Inneren gegen die Konterrevolution vorging, unterstützten Lenin und Bolschewiki die kommunistischen und revolutionären Kräfte überall in der Welt, sie arbeiteten daran die Kommunistische Internationale aufzubauen. Die Erfolge der neuen Sowjetmacht in Russland machten die Imperialisten und die innere Reaktion immer wilder und wütender. Um diese einzige Macht des Proletariats in einem Land zu stürzen intervenierten zahlreiche imperialistische Mächte direkt militärisch und unterstützen mit allen Mitteln die innere Reaktion in Russland. Die junge Sowjetmacht musste sich in einem blutigen Bürgerkrieg behaupten.

Die Imperialisten und ihre russischen Helfershelfer konnten in dem Interventions- und Bürgerkrieg die junge Sowjetmacht nicht zerschlagen. Sie siegte über die Intervention und Weißgardisten. Die Revolution in Deutschland, auch wenn sie scheiterte und beginnende revolutionäre Bewegungen in anderen europäischen Ländern, aber auch nationale, demokratische Erhebungen in den Kolonien und Halbkolonien haben als Unterstützung für Sowjetrussland eine zentrale Rolle gespielt.

Erst 1921 konnte die proletarische Diktatur in Russland mit der friedlichen Aufbau-Arbeit beginnen. Wobei erst einmal die Widerherstellung der durch den Weltkrieg und Bürgerkrieg daniederliegenden Volkswirtschaft im Mittelpunkt stand. Die NÖP musste eingeführt werden. Dadurch wurde eine kontrollierte Existenz der kleinen und mittleren kapitalistischen Wirtschaft unter der Diktatur des Proletariats zeitweilig zugelassen, um die Bedingungen zu schaffen, den sozialistischen Aufbau in einem Lande anzupacken. Erst 1927 konnte die Sowjetmacht einen Generalangriff auf den Kapitalismus insgesamt beginnen.

Die Strategie Lenins und der Bolschewiki ging von der Möglichkeit des Aufbaus des Sozialismus in einem Lande aus. Das siegreiche Proletariat in Russland musste diese Aufgabe unmittelbar anpacken. Aber sie gingen auch davon aus, dass die Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus nicht ohne die Hilfe des internationalen Proletariats beendet werden kann. Die erwarteten Revolutionen, die der proletarischen Macht zur Hilfe kommen sollten, entwickelten sich nicht. So musste Sowjetmacht der sich 1922 konstituierenden Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, gestützt vor allem auf die eigene Kraft, die gigantische Aufgabe des Aufbaus des Sozialismus – bis zum Ende des zweiten Weltkriegs – als die einzige Diktatur des Proletariats allein schultern. Mit diesem großen Aufbauwerk haben die sowjetischen Werktätigen für die proletarische Weltrevolution einen enormen Beitrag geleistet.

Lenin und die Bolschewiki haben als KommunistInnen die Revolution immer als proletarische Weltrevolution gedacht, die Revolution in einem Lande immer als Teil dieser Weltrevolution begriffen. Sie wussten, dass die Revolutionen sich gegenseitig unterstützen, dass ein Sieg im Weltmaßstab nur möglich ist, wenn die proletarischen RevolutionärInnen sich als Teil eines weltrevolutionären Prozesses verstehen und so handeln. Sie waren deswegen auch die VorkämpferInnen für eine internationale Organisation der proletarischen revolutionären Parteien. Lenin und die Bolschewiki haben mit dem schändlichen Niedergang der II. Internationale, 1914 sich sofort an die Arbeit für die Gründung einer neuen, proletarisch-revolutionären Internationale gemacht. Erst nach gründlicher ideologischer Vorbereitung wurde nach der Oktoberrevolution, im Jahre 1919, mitten im blutigen Bürgerkrieg unter schwierigsten Bedingungen „Die Kommunistische Internationale“ in der Welthauptstadt der proletarischen Weltrevolution, in Moskau gegründet. Das war ein großer Sieg des proletarischen Internationalismus und ein schwerer Schlag gegen den Imperialismus und seinen sozialdemokratischen, sozialchauvinistischen und versöhnlerischen Helfershelfern. Die Kommunisten der Welt hatten nun ein Hauptquartier, einen Generalstab der Weltrevolution. Die Komintern war als die Kommunistische Weltpartei eine mächtige Waffe in der Hand der Kommunistischen Weltbewegung. Sie wurde 1943, unter den Bedingungen des 2. Weltkriegs,- unserer Meinung nach mit falschen Begründungen- aufgelöst. Die 1947 gegründete und 1956 aufgelöste Kominform, und die später stattfindenden internationalen Konferenzen der Kommunistischen und Arbeiterparteien, die unter der Vorherrschaft des Revisionismus stattfanden, haben das durch Auflösung der Komintern entstandene Vakuum nicht füllen können.

Heute befindet sich die kommunistische Weltbewegung in einem sowohl ideologisch als auch organisatorisch schwachen und zersplitterten Zustand. Wir lernen aus den Erfahrungen der Oktoberrevolution, wie wichtig eine kommunistische Weltorganisation, eine Kommunistische Internationale für das Vorantreiben und die Führung der Weltrevolution ist. Allerdings sind heute die Bedingungen für eine neue kommunistische Internationale noch nicht reif. Was wir heute machen können und versuchen ist eine Aktionseinheit der revolutionären Kräfte im internationalen Rahmen zu schaffen. Auch sind Diskussionen und der ideologische Kampf um die richtige Linie offen zu führen. Die ICOR kann dafür eine gute Arbeit leisten, wenn sie Lenins ideologische Kampfmethoden sich zu Eigen macht. Auch in diesem Sinne:

Vom Oktober lernen, heißt von Lenin lernen, heißt siegen lernen!

 

1 Lenin, „Rede Über die Aufgaben der Sowjetmacht“, LW, Bd.26 S.228

2 ebenda, S.228-229)

3 Lenin, „Zur Geschichte der Frage eines unglückseligen Friedens“, LW, Bd.26 ,S. 448-449

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