Über die ideologisch-politischen Bedingungen der Oktoberrevolution
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Die Oktoberrevolution im Russischen Reich, deren hundertsten Jahrestag wir begehen, bedeutete einen gigantischen Sprung in der Geschichte der Menschheit. Ihre Lehren, ausgehend von ihren Besonderheiten, haben universelle Gültigkeit. Wir lernen aus ihr, ebenso wie aus den Revolutionen in anderen Ländern des 20. Jahrhunderts, egal ob sie siegreich waren oder besiegt wurden, wie es mit der Pariser Kommune im 19. Jahrhundert geschah.
Der große Führer und Organisator der Partei des Proletariats, die die Oktoberrevolution in Russland 1917 zum Sieg führte, Wladimir Iljitsch Uljanov, führte eine tiefgehende Analyse über die Bildung des imperialistischen Weltsystems durch, wobei er sich von den grundlegenden Beiträgen von Karl Marx und Friedrich Engels leiten ließ; er fasste diese Analyse in dem zusammen, was er einen populären Aufsatz nannte: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, fertiggestellt Anfang 1916. Das war ein grundlegender theoretischer Beitrag zum Marxismus, in dem er das Wesen des 1914 begonnenen 1. Weltkriegs diskutierte.
Dabei kam er zu dem Schluss, dass sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts die imperialistischen Züge des Kapitalismus gefestigt hatten, die sich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entwickelten, und dass der Kapitalismus in sein imperialistisches Stadium eingetreten war. Es begann, wie Lenin es definierte, die Epoche des Imperialismus und der proletarischen Revolution. Lenin zeigte, dass der Imperialismus politisch durch die Entwicklung des Militarismus, die Aufrüstung, die extreme Gewalt gegen die Arbeiterklasse und die Völker, die Spaltung der Arbeiterbewegung und ganz besonders durch den Krieg gekennzeichnet ist. Er fasste zusammen: "Der Imperialismus … ist Reaktion auf der ganzen Linie" ("Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus", Lenin, Werke, Bd. 22, S. 302). Die imperialistischen Bourgeoisien beuten nicht nur die Arbeiterklasse ihrer Länder aus, sondern sie unterdrücken und plündern die ganze Welt und machen dabei die Mehrzahl der Länder der Welt zu Kolonien, Halbkolonien und abhängigen Ländern.
Diese Epoche ist gekennzeichnet durch die ausgeprägte Ungleichheit der Entwicklung der imperialistischen Länder, die Entstehung neuer Monopole und imperialistischer Mächte, und durch den Rückgang anderer, was die Konkurrenz zwischen den imperialistischen Monopolen und die Rivalität zwischen den imperialistischen Mächten um die Kontrolle der Welt verschärft und neue Kriege um ihre Neuaufteilung mit sich bringt.
Der zwischenimperialistische Kampf um die Kontrolle der Welt brachte 1914 den 1. Weltkrieg hervor. Während dieses Krieges leitete die Kommunistischen Partei (Bolschewiki) Russlands unter der Führung von Lenin den bewaffneten Aufstand der Arbeiter, Bauern und Soldaten im Oktober 1917, der zum Sieg der sozialistischen Revolution in Russland führte.
Lenin zeigte, entgegen der Positionen von Kautsky über den "Ultraimperialismus", dass sich die dem Kapitalismus innewohnende ungleiche Entwicklung nicht abschwächte, sondern sich im Gegenteil in seinem imperialistischen Stadium verschärfte. Deshalb war der Krieg ein unvermeidliches Ergebnis der Rivalität zwischen den Monopolen und den Imperialisten; um ihm entgegen zu treten, war die sozialistische Revolution notwendig und möglich.
Auch angesichts dieser Realität zeichnete sich eine revolutionäre Strategie ab, die darauf setzte, "die Kette" der imperialistischen Herrschaft an seinem "schwächsten Glied" zu brechen, dort wo sich alle Widersprüche am schärfsten konzentrierten und den Sieg der Revolution und ihre weitere Ausbreitung möglich machten.
Es ist bekannt, dass die Mehrheit der europäischen sozialistischen Partei der Zweiten Internationale im schändlichsten Verrat an der Arbeiterklasse versanken, indem sie sich auf die Seite der Bourgeoisien ihrer Länder schlugen. Lenin und die Bolschewiki dagegen hielten treu am Marxismus und am proletarischen Internationalismus fest und stellten die Linie auf, "das Gewehr von einer Schulter auf die andere zu legen" ("Zwei Taktiken der Sozialdemokratie in der demokratischen Revolution", Lenin, Werke, Band 9, S. 33) und den imperialistischen Krieg in einen Bürgerkrieg gegen die eigene imperialistische Bourgeoisie zu verwandeln. In diesem Sinne war die Oktoberrevolution die praktische Umsetzung dieser Position.
Die klare Haltung von Lenin und den Bolschewiki zu dieser ersten großen militärischen Konfrontation zwischen den imperialistischen Mächten dient als Bezug zur Gegenwart, wo die Faktoren des Krieges in der Welt wachsen und auf der ganzen Welt eine Diskussion entsteht, ob sich die Arbeiter- und Volkskräfte gegen einen imperialistischen Krieg stellen oder hinter der einen oder anderen Seite herlaufen sollen.
Die sowjetischen Revolution entstand tatsächlich als Antwort auf den imperialistischen Krieg und nutzte seine Widersprüche; sie eröffnete eine Periode des revolutionären Aufschwungs in Europa und weltweit. Die hervorstechendsten Fälle waren das Entstehen der Revolution in Deutschland und Ungarn, auf die die Bolschewiki große Hoffnungen setzten, um mit der sozialistischen Umgestaltung in Russland weiter zu kommen. Dennoch wurden die Revolutionen niedergeschlagen.
Auf der anderen Seite weitete sich die Oktoberrevolution durch den Bürgerkrieg und gegen die Intervention von 14 ausländischen Mächten auf die durch den Zarismus und den russischen Imperialismus unterdrückten Nationen und Völker aus. Dieser Prozess sicherte ihren Sieg und machte die nationale Befreiung und den sozialistischen Aufbau in den asiatischen Gebieten des alten russischen Reiches möglich, wobei Jahrhunderte lang unterdrückte Völker eine Vorreiterrolle spielten. Es bewahrheitete sich auch, dass in der neuen Epoche die Zuspitzung des Widerspruchs zwischen den imperialistischen Mächten und den unterdrückten Nationen und Völkern der "nationalen Frage" einen neuen Charakter gab, deren Lösung auf der Grundlage der Herrschaft des Proletariats und des Bündnisses zwischen Arbeitern und Bauern möglich wurde.
Obwohl die proletarische Revolution damals nur in der UdSSR siegte, wo die russischen Arbeitern und Bauern den Weg des sozialistischen Aufbaus aufgrund der imperialistischen Einkreisung unter sehr schwierigen Bedingungen beschreiten mussten, strahlte ihr Fortschritt weltweit aus.
Besonders begünstigte sie den Kampf der vom Imperialismus unterdrückten Völker im 20. Jahrhundert, in einer Etappe des revolutionären Bewegung, in der das Proletariat die Macht in Ländern eroberte, die mehr als ein Drittel der Menschheit umfassten.
Die Bedeutung der Partei als Avantgarde
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts kämpfte Lenin für den Aufbau einer revolutionären Partei der Arbeiterklasse. Diese Partei sollte von der marxistischen Theorie geleitet sein, sie sollte unabhängig von der Bourgeoisie sein und sich von der revisionistischen Sozialdemokratie abgrenzen. Indem sei ihr revolutionäres Heer aufbauten, vollbrachten Millionen von Ausgebeuteten zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit die Heldentat, bei der das Proletariat seine Diktatur aufrechterhalten und beginnen konnte, eine neue Gesellschaft aufzubauen, das Land der Großgrundbesetzer einzuziehen und die Produktionsmittel des Großkapitals zu enteignen.
Das Vorhandensein einer in den verschiedenen Kampfformen abgehärteten und in den Massen verwurzelten Vorhutpartei war entscheidend dafür, dass das Proletariat die Macht eroberte und behielt; dabei stützte es sich auf das Bündnis zwischen Arbeitern und Bauern. Die Tatsache, dass die Fragen nicht richtig gelöst wurden, sollte in dieser Epoche zu tragischen Niederlagen des Proletariats in mehreren europäischen Ländern führen. (Sinn des Satzes wird nicht klar – Übersetzung?)
Die Beiträge Lenins bedeuteten eine neue Etappe in der Entwicklung des Marxismus. Der Leninismus ist eine Weiterentwicklung des Marxismus, sowohl weltanschaulich, d.h. in Bezug auf den dialektischen und historischen Materialismus, wie auch in der Theorie und Praxis der Revolution im Stadium des Imperialismus; das beinhaltet die Theorie von der führenden Rolle des Proletariats in der demokratischen Revolution, die Diktatur des Proletariats und die proletarische Partei, und den sozialistischen Aufbau. In den Monaten vor der Oktoberrevolution schrieb Lenin "Staat und Revolution", das den Untertitel trägt "Die Lehre des Marxismus vom Staat und die Aufgaben des Proletariats in der Revolution". Es handelt sich um einen grundlegenden theoretischen Text bei der Vorbereitung des proletarischen Aufstandes, in dem Lenin die revisionistischen und bürgerlichen Argumente grundlegend widerlegt und vertritt, dass die Arbeiterklasse die von den Ausbeuterklassen geschaffene bürokratisch-militärische Maschinerie zerstören muss, damit sie ihr historisches Ziel erreichen kann, jede Form der Ausbeutung zu beenden. Beinahe 50 Jahre später sagte Erneste Che Guevara, dass "angesichts der heutigen Wirklichkeit 'Staat und Revolution die klarste und fruchtbarste Quelle der marxistischen Literatur" ist.
Nach Hundert Jahren verteidigen wir die Erfahrungen der Oktoberrevolution
Die Ideologen der Bourgeoisie haben sich große Mühe gegeben, der Russischen Revolution diese Bedeutung zu nehmen, von der Aussage, dass sie ein Unfall oder ein Irrtum gewesen sei, und dass die ökonomische Basis, die in diesen Auffassungen auf die "Produktivkräfte" reduziert wird, sie unmöglich machte, bis dahin, dass sie historisch unvermeidlich war - wie Gorbatschow schrieb -, aber von Grund auf bösartig, denn sie brachte den revolutionären Terror mit sich, etwas "unmoralisches" aus der Sicht der heuchlerischen bürgerlichen Moral, für die die einzige Demokratie diejenige ist, die er ermöglicht das System zu verewigen. Man kann auch nicht vertreten, dass sie unnötig war, mit dem Argument der 40 Jahre später erlittenen Niederlage: Schon Lenin sagte vier Jahre nach der Revolution: "… daß nur der Kampf darüber entscheiden wird, wie weit es uns (letztlich) gelingen wird, vorwärts zu kommen, welchen Teil der unermeßlich hohen Aufgabe wir erfüllen, welchen Teil unserer Siege wir uns auf die Dauer sichern werden. Die Zeit wird's lehren. Aber wir sehen auch gegenwärtig schon, daß beim Werk der sozialistischen Umgestaltung der Gesellschaft — für ein verwüstetes, zerquältes, rückständiges Land — gigantisch viel geleistet worden ist. (…) Wir haben dieses Werk begonnen. Wann, in welcher Frist, die Proletarier welcher Nation dieses Werk zu Ende führen werden, das ist unwesentlich. Wesentlich ist, daß das Eis gebrochen, daß die Bahn frei gemacht, daß der Weg gewiesen ist." (Zum vierten Jahrestag der Oktoberrevolution, Lenin, Werke, Band 33, S. 32 und 36)
Die russische Revolution bestätigte die leninistische Theorie der Vorherrschaft des Proletariats und die marxistische Auffassung der ununterbrochenen Revolution, die sich in Etappen vollzieht, die Mao Zedong später über den Charakter der Revolution in den kolonialen, halbkolonialen und abhängigen Ländern entwickelte.
Um im Kampf für die Beendigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen im Weltmaßstab voranzukommen, muss die Arbeiterklasse ihre Partei als Vorhut aufbauen und die Revolution in jedem Land leiten und durchführen. Das Zusammenführen der universellen Wahrheiten des Marxismus-Leninismus-Maoismus mit der Wirklichkeit der Revolution in jedem Land ist die Bedingung, um das zu erreichen. Das historische Ziel der Arbeiterklasse ist die Gesellschaft ohne Ausbeuter und ohne Ausgebeutete: die kommunistische Gesellschaft. Eine Gesellschaft, in der alle Klassen, die Privilegien und die Unterdrückung in aller Welt beseitigt sind. Eine Gesellschaft, in der sklavische Unterordnung der Individuen unter die Arbeitsteilung und mit ihr der Gegensatz und die Unterordnung zwischen Hand- und geistiger Arbeit, zwischen Land und Stadt, zwischen Frau und Mann und alle sozialen Ungleichheiten, die sie mit sich bringt, verschwunden sind. Dann wird die Arbeit nicht nur ein Mittel zum Leben sein, das hauptsächliche Mittel der Verwirklichung des Menschen; mit der allseitigen Entwicklung der Individuen werden auch die Produktivkräfte wachsen, werden die Quellen des kollektiven Reichtums im Überfluss strömen und es wird ein neues Bewusstsein erreicht sein.
Obwohl mit den Niederlagen der sozialistischen Revolutionen des 20. Jahrhunderts eine Etappe in der Geschichte der revolutionären Bewegung des Proletariats zu Ende ging, besteht weiterhin die Epoche des Imperialismus und der proletarischen Revolution, die sich im Entstehen und im Sieg der Oktoberrevolution manifestierte, ebenso wie der lange Kampf um den Sozialismus und Kommunismus. Deshalb bleiben die Lehren dieser Revolution, derer wir heute gedenken, in der heutigen Welt gültig.