Einleitungsrede Internationales Seminar 100 Jahre Oktoberrevolution
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Liebe Freundinnen und Freunde, Genossinnen und Genossen aus dem In- und Ausland, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Helfer und Unterstützer unseres heutigen theoretischen Seminars anlässlich des 100. Jahrestags der großen sozialistischen Oktoberrevolution 1917 in Russland!
Ich freue mich, dass sich bisher etwa (…) Menschen entschlossen haben, an unserem Seminar teilzunehmen.
Wir befinden uns seit geraumer Zeit im internationalen Maßstab in einem Prozess der gesellschaftlichen Polarisierung.
Einerseits gibt es einen länderübergreifenden fortschrittlichen Stimmungsumschwung unter der Arbeiterklasse und unter den breiten Massen, der verbunden ist mit einer Suche nach einem gesellschaftlichen Ausweg.
So erleben wir eine in ihrem Umfang und ihrem Gehalt jetzt bereits die weltweiten Anti-Vietnam Krieg-Proteste der 1970er Jahre übertreffende Protestbewegung gegen den US-Imperialismus und die faschistoide Trump-Regierung.
Eine neue länderübergreifende gesellschaftskritische Jugendbewegung umfasst Hunderttausende.
Die internationale revolutionäre Arbeiterbewegung steht am Beginn eines neuen Aufschwungs.
Zugleich erleben wir einen weltweiten Rechtsruck der imperialistischen Regierungen.
Er hat in letzter Zeit dazu geführt, dass der Masseneinfluss faschistischer, rassistischer und ultrareaktionärer Parteien außerordentlich zugenommen hat.
In verschiedenen Ländern sind Faschisten sogar an der Regierung beteiligt bzw. stellen den Regierungschef.
In Deutschland zog bei den Wahlen im September mit der AfD erstmals eine Partei in den Bundestag, in dem auch eine Reihe offener Faschisten Mitglied sind.
Mit 12,6 Prozent und 92 Abgeordneten hat sich diese Partei eine gesellschaftliche Akzeptanz in der bürgerlichen Gesellschaft erkämpft. Sie ist in vielen Talkshows zu sehen
und bekommt breiten Raum in den Massenmedien. Auch wenn die AfD noch keine offen faschistische Partei ist, so hat sie doch eine bedeutende Rolle für die Vorbereitung des Faschismus. Ideologisch vertritt sie heute schon die völkisch-faschistische Weltanschauung.
Sie hat sich von den Massenmedien zu einer Protestpartei erküren lassen und mit ihrer sozialen Demagogie auch unter Arbeitern und armen, unterdrückten Menschen Einfluss gewinnen können. Die AfD hat sich schnell an die Spitze der antikommunistischen »Linksextremismus-Kampagne« der bürgerlichen Parteien gestellt und das Verbot der MLPD gefordert.
Die Faschisten, die sich in Deutschland jahrzehntelang verleugneten, treten wieder offen hervor und wittern Morgenluft.
In einer solchen Situation ist es besonders wichtig, nicht nur einen Kampf gegen die faschistische Gefahr zu führen, sondern auch verstärkt die Perspektive des echten Sozialismus unter den Massen zu propagieren.
Der 100. Jahrestag der großen sozialistischen Oktoberrevolution gibt uns und den breiten Massen die Möglichkeit, eine breite Diskussion über die Lehren dieses Ereignisses zu führen und die sozialistische Idee besser kennen zu lernen.
Die Durchführung solcher Jahrestage ist umso wichtiger, da wir uns in einer nichtrevolutionären Situation befinden. Sie muss vor allem dazu dienen, die sozialistische Revolution vorzubereiten.
Die Herrschenden haben sich mit einer Antikommunismus- und »Linksextremismus«-Kampagne zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution auch zu Wort gemeldet. So wurde im deutschen Fernsehsender ZDF-Info eine mehrteilige Serie mit dem Titel »Aufstieg und Fall des Kommunismus« ausgestrahlt. Ihr Leitgedanke war, »Was bleibt, ist der Schmerz über Millionen Tote und ein geplatzter Traum«.
Unter Verwendung eines umfangreichen authentischen historischen Foto- und Filmmaterials, kommentiert durch verschiedene bürgerliche, ehemals linke, Historiker, wird der täuschende Eindruck einer sachlichen, vorurteilsfreien historischen Aufarbeitung erzeugt.
Mit der raffinierten Mischung aus Wahrheiten, Halbwahrheiten und bewussten Fälschungen soll der Zuschauer zu der Schlussfolgerung geführt werden, dass die Große proletarische Oktoberrevolution ein »reiner Mythos ist« und nichts anderes gewesen sei als ein »Putsch zur Ergreifung der Macht durch Lenin« – einen Rückhalt unter den Massen habe es dafür nicht gegeben. Die noch schwachen Triebe einer liberalen Demokratie unter Kerenskij seien nach dem Sturz des Zaren sogar gegen die Mehrheitsmeinung durch die führenden Bolschewiki zertreten und ein »bolschewistischer Polizeistaat« errichtet worden, wo jegliche Opposition als konterrevolutionär gebrandmarkt und vernichtet worden sei.
Bei allem sei es Trotzki gewesen, der die eigentliche Arbeit zur Durchsetzung der politischen Ziele der Bolschewiki geleistet habe, während Lenin ängstlich im Hintergrund gewirkt habe.
Wir dürfen die Wirkung, die die millionenfache Verbreitung solch einer antikommunistischen Geschichtsfälschung unter den Massen hinterlässt, nicht unterschätzen.
Wer würde schon Parteien vertrauen, die auf die Errichtung eines despotischen Regimes hinarbeiten?
Wenn die Herrschenden in Anbetracht ihres hochgerüsteten Gewaltapparats sich vor einer Sache nicht zu fürchten brauchen, dann wäre es der Putsch einer kleinbürgerlich-radikalen Minderheit, die in ihrer Enttäuschung über die Massen den Verstand und jeglichen Bezug zur Wirklichkeit verloren hat.
Was sie wirklich fürchten, ist, dass der schon länger andauernde Gärungsprozess, den wir weltweit erleben, in eine Revolutionierung der Massen umschlägt und in eine revolutionäre Weltkrise.
Tatsächlich war die Oktoberrevolution die Machtübernahme der entscheidenden Mehrheit der russischen Gesellschaft, die sie in einem revolutionären Kampf der imperialistisch feudalen Zarenherrschaft abgerungen hat. Der Aufbau des Sozialismus war ein welthistorisches Ereignis der Befreiung der Menschheit, der in einer einzigartigen Weise das kommunistische Freiheitsstreben umsetzte. In nur wenigen Tagen wurden bedeutende Errungenschaften für die Arbeiterklasse und die Masse der armen Bauern verwirklicht:
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In der Familienordnung die Neuordnung des Scheidungsrechts, die Gleichstellung von Mann und Frau;
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auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet
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die Enteignung der Großbetriebe und ihre Überführung in Gemeineigentum,
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die Enteignung des Großgrundbesitzes und seine Verteilung an die Millionen armer Bauern,
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die Einführung des Achtstundentags;
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auf politischem Gebiet
das Verbot der Todesstrafe, -
die Zerschlagung des bürgerlich-feudalen Staatsapparats und die Errichtung der Diktatur des Proletariats,
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die Bildung bewaffneter Formationen der Arbeiter und Bauern zur Niederhaltung des Widerstands der Ausbeuter und zur Verwirklichung umfassender Rechte und Freiheiten für die Massen.
Dass dieser revolutionäre Wandel den erbitterten Hass der Herrschenden auf sich zog, war nicht anders zu erwarten.
Er bestand ideologisch in einer gigantischen antikommunistischen Hetzkampagne, die bis heute andauert.
Militärisch fielen bis zu 14 Länder, die im Ersten Weltkrieg noch gegeneinander gekämpft hatten, vom Ausland über das junge sozialistische Russland her und versuchten den reaktionären weißen Truppen des Zaren und der feudalen Großgrundbesitzer wieder zur Herrschaft zu verhelfen.
Dieser Krieg dauerte drei Jahre. Ihn zu gewinnen, war eine historische Leistung und Bewährungsprobe der jungen revolutionären Gesellschaft.
Im Ergebnis führte sie zur Gründung der Sowjetunion im Jahre 1922.
Der Aufbau des Sozialismus gestaltete sich äußerst schwierig, weil durch jahrelangen Krieg die Produktion am Boden lag und eine Mangelwirtschaft entstanden war.
Eine Zeit lang mussten zur Belebung der Wirtschaft viele Zugeständnisse an Kleinproduzenten und bürgerliche Elemente gemacht werden, um an den sozialistischen Aufbau im eigentlichen Sinne herangehen zu können.
Das war nicht unproblematisch, weil dadurch das kleinbürgerliche Element im Denken, Fühlen und Handeln mehr gesellschaftlichen Spielraum bekam.
Die junge Sowjetunion musste sich behaupten, die Diktatur des Proletariats verteidigen und weiter entwickeln, um sowohl mit den erbitterten Feinden des Sozialismus von innen und außen fertig zu werden, als auch um Methoden zur Verwirklichung breitester Demokratie für die Massen zu finden.
Das war eine gigantische Leistung unter Führung Lenins und später auch Stalins, die aufgrund mangelnder historischer Erfahrungen sicherlich nicht ohne Irrtümer und Fehler war.
Gleichwohl war sie wegweisend für das gesamte internationale Industrieproletariat, denn sie schuf für den Befreiungskampf der Arbeiterklasse in der ganzen Welt ein nachvollziehbares, anziehendes Vorbild.
Natürlich ist auch Gegenstand, wie es möglich war, dass dieses Bollwerk der Weltrevolution zerstört werden konnte.
Der Sozialismus/Kommunismus bleibt auch nach dieser historischen Niederlage das Ziel der revolutionären Arbeiter- und Volksbewegung auf der ganzen Welt.
Aber wir müssen aus der Geschichte lernen!
Vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund kann unser Seminar auch keine »Insiderveranstaltung« sein, keine exklusive Diskussion unter Funktionären und Theoretikern!
Unser Seminar zielt darauf ab, die Klarheit und Überzeugungskraft unserer Kleinarbeit in der Arbeiterklasse und unter den Massen zu stärken, um zur Entwicklung des revolutionären Bewusstseins beizutragen und die notwendigen Organisationsformen zu schaffen.
Dazu wird die außerordentliche, bedeutende Zusammensetzung der Teilnehmerschaft dieses von der Weltorganisation ICOR einberufenen und gemeinsam vorbereiteten Seminars beitragen:
Ich begrüße Vertreterinnen und Vertreter von revolutionären Organisationen aus insgesamt … Ländern.
Ein bedeutendes Markenzeichen unseres Seminars ist, dass die vor uns liegende fruchtbare Diskussion aus der breiten Einbeziehung der Erfahrungen schöpft, die unsere Mitglieder, die revolutionären Arbeiter, Frauen und Jugendlichen alltäglich in ihrer systematischen Kleinarbeit für die Vorbereitung der internationalen Revolution im Kampf gegen den modernen Antikommunismus sammeln.
Und dass ebenso die Organisationen und Einzelpersonen, die mit uns im Internationalistischen Bündnis solidarisch und gleichberechtigt zusammenarbeiten, ihre Erfahrungen einbringen werden. Dazu kommen sicher noch viele Parteilose, die an der Auseinandersetzung über eine befreite Gesellschaft, ohne Ausbeutung und Unterdrückung interessiert sind.
Auch sie alle begrüße ich herzlich!
Wir haben uns auch ganz konkret mit verbreiteter Skepsis und Vorbehalten auseinanderzusetzen, welche durch die Geschichtsfälschungen, Verleumdungen und die Hetze des offen reaktionären Antikommunismus wie des getarnten, modernen Antikommunismus millionenfach unter den Massen genährt werden.
Um das Streben der Massen nach Freiheit, Demokratie und Sozialismus zu fördern und zu festigen, haben wir die Überzeugungskraft und Massenwirksamkeit unserer revolutionären Kleinarbeit bedeutend höher zu entwickeln und den Menschen zu helfen, mit den Wirkungen der kleinbürgerlich-antikommunistischen Denkweise fertigzuwerden.
Wenn wir uns mit den Lehren der Oktoberrevolution befassen, dann müssen wir genau unterscheiden lernen, was allgemeingültige Wahrheiten der Oktoberrevolution sind, die sozusagen für die gesamte Periode des Kampfs gegen des Imperialismus gelten und was es für Besonderheiten gibt, die zeitbezogene oder besondere russische Fragen sind und nicht einfach kopiert werden können.
Das alles erfordert die Fähigkeit zur Durchdringung der konkreten Fragen der heutigen Zeit mit den Lehren der Oktoberrevolution.
Dieser dialektische Prozess schließt jede dogmatische Vereinfachung und schematische Übertragung der Oktoberrevolution auf die aktuelle Situation aus und erfordert ein selbständiges dialektisches Denkvermögen aller Diskutanten.
Natürlich muss man wissen, dass die Oktoberrevolution auch von den Revisionisten, Opportunisten und Dogmatikern gewürdigt wird, die die Lehren der Oktoberrevolution geradezu verfälschen.
Die Revisionisten verfälschen in erster Linie die Machtfrage. Sie negieren die große Bedeutung der Diktatur des Proletariats als das strategische Ziel einer sozialistischen Revolution, die Notwendigkeit, sich der gewaltsamen Auseinandersetzung mit dem herrschenden imperialistischen System zu stellen. Sie entwickeln eine Reihe von sogenannten »Taktiken«, die alle darauf hinauslaufen, sich dem scheinbar Möglichen unterzuordnen.
Dieser Opportunismus kommt heute auch in einem weit verbreiteten Pragmatismus zum Ausdruck. Dieser schätzt allgemein die theoretische Seite in unserer revolutionären Kleinarbeit gering, beschäftigt sich nur mit dem Nächstliegenden und rückt den unmittelbar praktischen Nutzen in den Vordergrund.
Die Dogmatiker wollen nicht wahrhaben, dass sich die Welt und auch die Bedingungen des Klassenkampfs unaufhörlich verändern. Sie sind deshalb nicht in der Lage, auf die konkreten und aktuellen Fragen und Probleme der Massen eine überzeugende Antwort zu geben.
Die zweite Weltkonferenz der ICOR hat rechtzeitig die Initiative ergriffen, den 100. Jahrestag der Oktoberrevolution dafür zu nutzen, sich intensiv mit den Lehren der Oktoberrevolution zu befassen und sie auch in einer entsprechenden Art und Weise unter die Massen zu tragen.
Die Internationale Konferenz Marxistisch-Leninistischer Parteien und Organisationen sowie einige weitere Organisationen haben sich dieser Initiative angeschlossen und sind auch Mitveranstalter für das heutige Seminar.
Es ist nicht einfach, ein Seminar mit über 1000 Menschen durchzuführen, ohne diese Diskussion in einer gewissen Art und Weise zu strukturieren und ihr auch einige Regeln zu geben.
Das Wichtigste ist zunächst einmal, dass wir eine gleichberechtigte Diskussion führen.
Jeder Seminarteilnehmer, egal, welche Funktion er hat, welchem Land er angehört, kann hier nur 5 Minuten sprechen, genauso wie der Stahlarbeiter aus Duisburg, die Frauenaktivistin aus Bangladesch usw.
Zur proletarischen Streitkultur gehört auch, dass man Respekt vor allen Diskussionsbeiträgen ausübt, zuhört und sich auf die Argumente der anderen Diskutanten bezieht, statt nur vorbereitete Statements vorzutragen.
Natürlich muss eine offene, kritische und selbstkritische Diskussion stattfinden, aus der wir alle unsere Schlussfolgerungen ziehen können.
Zugleich wissen wir natürlich, dass eine solche Diskussion nicht auf dem Seminar zu Ende geführt werden kann.
Deshalb wird sie vor allem ein Anstoß sein, weiter zu diskutieren, die eigenen Standpunkte weiter zu hinterfragen, sie weiter zu entwickeln und zu bereichern.
Dazu haben wir vorgeschlagen, nach dem Seminar eine Dokumentation herauszugeben, die ermöglichen soll, diese Diskussion nach dem Seminar auch noch in den einzelnen Organisationen, Gruppen und unter den Massen weiterzuführen.
Wir haben uns für das Seminar überlegt, dass wir die Diskussion in sechs Diskussionsblöcke unterteilen, damit eine bestimmte Struktur hereinkommt.
Natürlich gibt es bei diesen Diskussionsblöcken immer auch Überschneidungen, aber diese sollen möglichst gering gehalten werden.
Vor allem wollen wir Wiederholungen vermeiden.
Es ist ein Gebot der Ökonomie der Zeit, der gleichberechtigten Teilnahme, dass wir alle gemeinsam den roten Faden unserer Auseinandersetzung im Auge behalten und die Diskussionsregeln eisern einhalten.
Zur Einleitung eines jeden Blocks wird ein namhafter Genosse oder Aktivist der internationalen, revolutionären Arbeiterbewegung in einem 15-minütigen Beitrag den Block einleiten.
Er vertritt natürlich in seinem Beitrag seine persönliche Auffassung, die dann auch zur Diskussion gestellt ist.
Zugleich ist es ein Eröffnungsbeitrag für die Diskussion und soll Impulse geben, den Diskussionsrahmen umreißen und eine Hilfe sein, die Diskussionsbeiträge entsprechend einzubringen.
Wir haben uns für das Seminar drei Tage Zeit genommen und trotzdem relativ wenig Zeit, Zumal wir am Ende des zweiten Tags noch eine kulturelle Großveranstaltung zur Würdigung der Oktoberrevolution durchführen.
Deshalb müssen wir auch diszipliniert arbeiten.
Wir beginnen mit der Voraussetzung jeder Revolution, der Bedeutung der theoretischen Arbeit, der konkreten Analyse der konkreten Situation, wie sie meisterhaft von Lenin vor der Oktoberrevolution gemacht wurde.
Lenin hatte sich den Marxismus allseitig angeeignet, da er auch die Originalschriften von Marx und Engels in Deutsch studieren und verstehen konnte.
Er hat sie aber nicht schematisch angewendet, sondern durch seine wissenschaftliche Analyse die Verwandlung des Kapitalismus zum Imperialismus, die veränderten Voraussetzungen der proletarischen Revolution begriffen.
Es ist eine ausgesprochen dogmatische Tendenz zu behaupten, der Imperialismus habe sich in den letzten 100 Jahren nicht weiter entwickelt und man müsse nur die allgemeingültigen Wahrheiten des Kampfs gegen den Imperialismus beachten, ohne eine konkrete Analyse der konkreten Situation der Entwicklung des Imperialismus zu leisten.
Dieser Widerspruch wird sicherlich eine zentrale Rolle im ersten Themenblock bilden.
Beim zweiten Block geht es darum, dass Lenin die Strategie der internationalen sozialistischen Revolution verfolgte, die er zugleich weiterentwickelte.
Gingen Marx und Engels noch von einer einheitlichen, gleichzeitigen internationalen proletarischen Revolution aus, hat Lenin die internationale Revolution als eine Kettenreaktion zeitlich und in ihrem Charakter unterschiedlicher Revolutionen verstanden.
Das beruhte auf seiner Analyse der ungleichmäßigen Entwicklung der kapitalistischen Länder.
Diese Dialektik zwischen der Strategie der internationalen Revolution und der Verschiedenheit der revolutionären Bewegungen und Bedingungen wird im zweiten Block entscheidend sein.
Im dritten Block geht es um die Lehren der konkreten Strategie und Taktik des bewaffneten Aufstands.
Lenin hat erstmals die verschiedenen Etappen des proletarischen Klassenkampfs entwickelt, entgegen der Behauptung, dass man eine Revolution jetzt und immer durchführen könne.
Er unterschied zwischen einer demokratischen Revolution und der sozialistischen Revolution und befasste sich insbesondere damit, wie man von der demokratischen zur sozialistischen Revolution übergehen konnte. Gleichzeitig arbeitete er sehr intensiv an den subjektiven Voraussetzungen für eine solche Revolution.
Diese bestanden besonders in der Gewinnung der entscheidenden Mehrheit der Arbeiterklasse und der Herausbildung einer Partei neuen Typs, die in der Lage und willens war, die Arbeiterklasse und die breiten Massen in der damaligen Zeit in ihrem Kampf zu führen und mit einer flexiblen Taktik die Revolution zum Erfolg zu bringen.
Im vierten Themenblock werden wir uns mit dem Aufbau des Sozialismus nach der Oktoberrevolution befassen.
Es war nicht geplant, dass die Sowjetunion zunächst alleine den Sozialismus aufbauen würde.
Lenin ging davon aus, dass nach der Oktoberrevolution auch in Europa die proletarische Revolution siegen würde.
Die revolutionären Kämpfe in Europa für eine siegreiche Revolution waren aber nicht ausgereift.
Insbesondere hatten die Revolutionäre der verschiedenen Länder versäumt, rechtzeitig eine marxistisch-leninistische Partei aufzubauen und mit dem Opportunismus der 2. Internationale zu brechen. Deshalb war die Sowjetunion gezwungen, den Sozialismus in ihrem eigenen Land aufzubauen, wozu auch die Voraussetzungen bestanden.
Auch bei diesem Aufbau des Sozialismus wurde die Strategie der internationalen Revolution verfochten, indem die Sowjetunion den Aufbau des Sozialismus von vornherein als Bollwerk der Weltrevolution verstand. Deshalb organisierten Lenin und Stalin von Anfang an die Wechselwirkung des Aufbaus des Sozialismus mit dem Wirken der Kommunistischen Internationale.
Dieser Zusammenhang ist grundlegend, um die Strategie der internationalen Revolution beim Aufbau des Sozialismus zu verstehen.
Fünftens:
Die Oktoberrevolution konnte nur siegen, weil die Partei und die Massen in dieser Situation mit dem Opportunismus und dem Sektierertum fertig geworden sind.
Das ist ein Problem, mit dem wir heute noch intensiver zu kämpfen haben, wo der Opportunismus als gesellschaftliches System der kleinbürgerlichen Denkweise unaufhörlich über die Massenmedien auf die Partei, die Arbeiterklasse, die Volksbewegung und die Jugendbewegung einwirkt.
Dieser Kampf gegen den Opportunismus reduziert sich aber nicht auf theoretische Auseinandersetzungen.
Er erfordert auch eine praktische Tätigkeit, die die Massen erzieht, mit den verschiedenen Formen der kleinbürgerlich-reformistischen, kleinbürgerlich-dogmatischen, kleinbürgerlich-antiautoritären, anarchistischen Denkweise fertig zu werden.
Ein großes Problem ist heute auch die kleinbürgerlich-antikommunistische Denkweise, die zweifellos tief die Massen eingedrungen ist und einen wichtigen Damm bildet gegen die Revolutionierung der Massen.
Im sechsten Themenblock wollen wir dann Schlussfolgerungen für den revolutionären Klassenkampf ziehen.
Diese Schlussfolgerungen müssen sich vor allem auf den subjektiven Faktor beziehen, auf den Parteiaufbau, die Arbeit der Revolutionäre unter den breiten Massen sowie den Zusammenschluss der Revolutionäre über Ländergrenzen hinweg.
Jetzt möchte ich noch das von der ICOR und den Veranstaltern eingesetzte Präsidium vorstellen, das das Seminar leiten wird.
Zum Präsidium gehören: Joly (Bangladesch), K.N. Ramachandran (Indien), Sidwell (Südafrika), Dan (Philippinen), Eugenio (Argentinien), Stefan Engel (Deutschland)
[Zwei, die bereits zugesagt hatten, haben krankheitsbedingt ihre Teilnahme am Seminar abgesagt: Jose Maria Sison (Philippinen) und Otto Vargas (Argentinien);.]
Ich möchte auch kurz über den engen Zeitplan sprechen,
den dieses Seminar hat.
Freitag
9 h – Einleitungsrede S.E. und
12.30 h Themenblock 1
Pause 1,5 h
14 h – 17 h Themenblock 2
Themenblock 3 (ab 17 h)
Samstag
9 h - 12.30 h Fortsetzung Themenblock 3 (bis 11 h)
Themenblock 4 (ab 11 h)
Pause 1,5 h
14.00 h – 17.00 h Fortsetzung Themenblock 4 (bis 15 h)
Themenblock 5 (ab 15 h)
18 h (Einlass 17 h) Internationales Kulturfest (Beginn des Fests wurde nicht verschoben! Daher müsste das Seminar spätestens um 16:30 Uhr enden wegen der Fahrtzeit zur E.-L.-Halle)
Sonntag
9.30 – 12.30 Themenblock 5 (bis 11 h)
Themenblock 6 (ab 11 h) 1,5 h
Pause 1 h
13.30 h – 15.00 h Fortsetzung Themenblock 6
15.00 h – 15.30 h Schlussresolution
Schlusswort S.E. (ab 15 h) 0,5 h
Tagungsgesamtzeit Seminar 23 h
Natürlich wird unser Seminar auch die unterschiedlichsten Widersprüche und Unterschiede in den Auffassungen zur Oktoberrevolution widerspiegeln.
Das soll uns nicht schrecken, wenn wir nur verstehen, mit einer proletarischen, einer dialektischen Diskussions- und Streitkultur an die Probleme heranzugehen.
Die aufgetretenen Fragen und Widersprüche werden uns helfen und animieren, den Dingen und Problemen noch mehr auf den Grund zu gehen und weitere Antworten und Lösungen für die Theorie und Praxis der Vorbereitung der internationalen sozialistischen Revolution zu finden.
In diesem Sinne eröffne ich das Seminar zu den theoretischen und praktischen Lehren der Oktoberrevolution und wünsche uns allen einen vollen Erfolg.