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Ohne organisierte Arbeiterklasse kein revolutionärer Kampf!

Von N. Papavasileiou, Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Griechenlands (m-l), Beitrag Nr. A17 für die „Internationale Internetdiskussion zur Bedeutung 100 Jahre Oktoberrevolution“, 13. Oktober 2017


Vor nun über 150 Jahren entstand mit dem Aufkommen einer neuen Klasse, der Arbeiterklasse, etwas historisch Neues im Klassenkampf. Damit sah Karl Marx die Notwendigkeit und die Möglichkeit, dass die Menschheit von ihrer Vorgeschichte – den ausbeuterischen Klassengesellschaften – zu ihrer Geschichte, dem Sozialismus und Kommunismus, übergeht. So arbeitete Marx seine Theorie vom Kommunistischen Manifest bis zu „Das Kapital“ aus. Grundlage der russischen Revolution und des siegreichen Oktobers war die Existenz und der Kampf der Arbeiterklasse. Der Oktober ist heroisch, weil er Marx bestätigte, weil er die Fähigkeit der Welt bestätigte, die dazu verdammt ist, ihren Kampf für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung zu gewinnen. Der Oktober erlebte auch die Weiterentwicklung des Marxismus mit Lenins Werken und der siegreichen Revolution. Er bestätigte das Verhältnis Praxis – Theorie - Praxis. Lenin und die Bolschewiki gaben die notwendigen Antworten, damit die Oktoberrevolution siegen konnte. Seit 1902 („Was tun?“), während der Jahre des imperialistischen Kriegs und des Bankrotts der 2. Internationale („Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“) bis zu den Tagen vor der Revolution („Staat und Revolution“).

Hundert Jahre später, angesichts der kapitalistischen Restauration und der Niederlage der kommunistischen Bewegung, unter den Bedingungen der Krise und der unverminderten kapitalistisch-imperialistischen Barbarei, in der die Werktätigen und die Volksmassen von der systemischen Vorherrschaft bombardiert werden, was tendenziell die Enttäuschung und Trägheit verstärkt, meinen wir, dass wir erneut bestätigen müssen, dass die Arbeiterklasse die Grundlage und das Rückgrat des neuen Himmelssturms ist. Der grundsätzlichste Teil der Theorie, die selbst von Kräften ignoriert oder entstellt wird, die sich auf die Revolution und den Sozialismus/Kommunismus beziehen, ist die Erkenntnis, dass es „ohne eine als Klasse für sich organisierte Arbeiterklasse weder einen revolutionären Kampf noch eine revolutionäre Perspektive“ gibt. Denn dies ist die einzige Klasse, die einzige gesellschaftliche Kraft, die mit ihrer Stellung in der Produktion in der Lage ist, die Bourgeoisie zu stürzen und auf revolutionäre Weise den Sozialismus/Kommunismus aufzubauen. Mit anderen Worten, es ist die einzige Klasse, die den Kampf für die Befreiung der gesamten Gesellschaft von der kapitalistischen Sklaverei führen kann. Das gilt nicht nur vor und während der Revolution, sondern auch nach der Eroberung der politisch-gesellschaftlichen Macht, wenn die revolutionäre Umgestaltung entsteht, die für den langen Weg zum Kommunismus notwendig ist.

Diese Position ist heute selbst in seinem ersten Teil, nämlich der Notwendigkeit der Organisierung der Arbeiterklasse im Kapitalismus, nicht für alle allgemeingültig. Die Abweichung und die Verzerrung geschieht nicht direkt, sondern auf vielen verschlungenen Wegen – auf eine Weise, die die Sache liquidiert. Es gibt eine Welle von Neuausgaben des Gothaer Programms voller Verfälschungen und Illusionen, deren Kern die angebliche Möglichkeit einer kleinbürgerlichen Führung der Bewegung ist. Es gibt eine Schwemme von Vorschlägen und Programmen, die den Kapitalismus stürzen wollen, und zwar mit der Bildung von Genossenschaften und sozialen Wirtschaftsprojekten innerhalb des Kapitalismus, die eine „gerechte Verteilung“ des produzierten Reichtums „verlangen“, während sie die kapitalistischen Produktionsverhältnisse und die kapitalistische Macht außer Acht lassen. In Wirklichkeit drückt dies den Groll aus, hervorgerufen durch die Abnahme und Schwäche der kleinbürgerlichen Schichten. Das Alles zirkuliert unter Kräften, zu denen die klassische „Linke“ Sozialdemokratie gehört und die bis hin zu anarchistischen Ideen reichen, selbst bei Kräften, die sich auf die Linke und den Kommunismus beziehen! Arbeitsprogramme im Namen der Arbeiterklasse sind im Umlauf!

Das ist der springende Punkt bei der Sache. Diejenigen Kräfte, die auf diese Weise und mit diesen Inhalten im Namen der Arbeiterklasse sprechen, haben dafür gesorgt, den Begriff der Arbeiterklasse zu verzerren! Die Gleichung „Arbeiterklasse gleich Gesamtheit der Lohnempfänger“ hat sich durchgesetzt. Doch dies leugnet das Wesen der marxistischen These, dass die Arbeiterklasse diejenige Klasse ist, die sich nicht die Arbeit einer anderen Klasse aneignen kann. Es leugnet auch die These, dass die Arbeiter nicht nur Gebrauchswerte, sondern Mehrwert schaffen. Mit dieser falschen Definition kommt als politisches Ergebnis heraus, dass sich die mittlere und kleinbürgerliche Schicht selbst die Führung der Arbeiterklasse übernimmt und durch sie das Kapital und die Bourgeoisie. Gleichzeitig führen die aus dieser falschen Definition herrührenden Ziele nur zu einem gerechteren und gemäßigteren Kapitalismus.

Die korrekte Erkenntnis der Arbeiterklasse ist nicht bloß Altertumsforschung und Wortklauberei, sondern eine entscheidende politische Frage. Übrigens, die Verzerrungen in Bezug darauf, wer die Arbeiterklasse ist (ob sie überhaupt existiert) sind nicht das Ergebnis davon, den Marxismus falsch zu lesen und zu verstehen. Dies ist Ausdruck einer politischen Anpassung an das gegenwärtige negative Kräfteverhältnis, Ergebnis des Rückzugs und der Niederlage der kommunistischen Bewegung. Die politische Dominanz dieser Abweichungen und Ideen innerhalb der Bewegung wird, objektiv und unabhängig von ihrer Absicht, zum Gehilfen des kapitalistischen und systemischen Angriffs auf die Arbeiterklasse. Dieser Angriff hat einen strategischen Charakter und verfolgt nicht nur das Ziel, die Ausbeutung zu intensivieren und mehr Mehrwert herauszuholen. Er zielt – weil das Kapital und der Kapitalismus im Allgemeinen seinen Gegner kennt – auch auf die Zersetzung der Arbeiterklasse ab, auf einen Schlag gegen Bedingungen, unter denen sich das Proletariat organisiert und zuerst für ihre eigenen Interessen kämpft. Hier liegen die grundlegenden Aufgaben für alle Kräfte, die auf einen neuen Himmelssturm abzielen. Sie müssen alle gemeinsam und mit ihrer ganzen Kraft für die Neuorganisierung der Arbeiterklasse kämpfen, dort wo das nur möglich ist: im Klassenkampf, gegen den kapitalistischen Angriff, für das Recht auf eine feste und dauerhafte Arbeit. Das ist das grundlegende und tatsächliche Testfeld der Praxis, die heute verlangt wird. Diese Neuorganisierung ist unbestritten, um den Weg zum revolutionären Kampf und allem, was dazu gehört, zu öffnen: Bündnisse der Arbeiterklasse mit den Volksmassen, taktische Entscheidungen und natürlich die Grundlage der politischen Vorhut der Arbeiterklasse, die revolutionäre kommunistische Partei. Das alles hat keine festgelegte Reihenfolge, der Klassenkampf ist unvorhersehbar, die Geschichte wird nicht kopiert! Aber sie haben eine dialektische Beziehung, und die Anforderungen auf dem Feld des Kampfes und die Entstehung des sozialen Subjekts können ohne diese nicht übersprungen und beantwortet werden!

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