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Buchbesprechung: Jeschow vs. Stalin 2. Teil

CPA-ML VANGUARD Australien, Kommentar Nr. C04 für die „Internationale Internetdiskussion zur Bedeutung 100 Jahre Oktoberrevolution“, 24. September 2017


Buchbesprechung von Grover Furrs Buch "Yezhov vs. Stalin"

Eine Person, die in den Archiven nachgeforscht hat, ist Grover Furr, ein amerikanischer Professor für mittelalterliche englische Literatur an der Montclair Staatsuniversität.

2014 veröffentlichte Furr z.B. eine umfangreiche Widerlegung von Timothy Snyders viel gelesenem Buch Bloodlands, in dem Stalin mit Hitler gleichgesetzt wurde und beide der Ermordung von Millionen von Menschen in der Ukraine, Weißrussland und Polen beschuldigt wurden.

Kommen wir zurück zur Einschätzung Stalins durch die Chinesen und viele andere echte Marxisten-Leninisten, dass Stalin zu 70% Recht hatte und zu 30% Unrecht, dann gab es die folgenden besonderen Kritiken an Stalins Fehlern: 1937 und 1938 gab es den Fehler, den Umfang der Unterdrückung von Konterrevolutionären auszuweiten. In der Tat gab es in diesen beiden Jahren eine große Zunahme von Hinrichtungen angeblicher Spione, Verschwörer und Konterrevolutionäre. Doch, wie Furr in seinem letzten Buch, Yezhov vs. Stalin: The Truth About Mass Repressions and the So-Called ‘Great Terror’ in the USSR (2016), ausführt, war Stalin das Ausmaß der Unterdrückungen nicht bewusst und er nicht verantwortlich für Jeschows Privatkrieg gegen loyale Parteimitglieder und Kommunisten.

Furr stellt die Entschlossenheit Stalins dar, die Macht der Parteibürokratie durch die Einführung seiner Verfassung von 1936 zu beschränken, die geheime Wahlen von mehreren Kandidaten vorsah. Das zusammen mit dem garantierten Recht, gewählte Vertreter abzuberufen, die das Vertrauen der Wähler verloren hatten, war dazu bestimmt, den Werktätigen weltweit zu zeigen, dass die Diktatur des Proletariats das demokratischste Regierungssystem und allem überlegen ist, was bürgerliche Demokratien praktiziert haben.

Doch die mächtigen regionalen Ersten Sekretäre und andere hohe Beamte vereitelten und widersetzten sich Stalins Versuch der Demokratisierung und fügten sich still Jeschows Behauptungen einer erneuten, weit verbreiteten Verschwörung, die neue repressive Maßnahmen erforderte, weil sie den Einfluss bei den Wahlen von Tausenden von Kulaken und anderen, die 1935 aus den Staatsgefängnissen entlassen wurden, fürchteten. Als das Ausmaß der kriminellen Aktivitäten Jeschows Stalin bekannt wurde, ließ er ihn verhaften und durch Beria ersetzen, der die Unterdrückungen beendete.

Nach Furr besteht das „Anti-Stalin-Paradigma“ aus folgendem:

  • Stalin war ein „Diktator“. Deshalb initiierte er entweder alles Wichtige, was geschah, oder hätte es verhindern können. Deshalb geschah alles, was passierte, weil er es so oder so ähnlich wollte. Stalin hatte immer die „Kontrolle“.

  • Die angeblichen Verschwörungen gegen die Regierung Stalins sind Erfindungen. Keine davon gab es wirklich.

  • Daraus folgt, dass die Beweise, die durch die Aussagen in den Moskauer Prozessen, in den Verhören und Geständnissen geliefert und allmählich seit dem Ende der UdSSR 1991 veröffentlicht wurden, ebenfalls Erfindungen sein müssen und deshalb ignoriert werden.

  • Stalin wollte niemals demokratische Wahlen. Der Kampf Stalins und seiner Anhänger für Wahlkämpfe zu den Sowjets (der legislative Arm der Sowjetregierung) wurde entweder zum Schein geführt oder war als Mechanismus bestimmt, um fest verwurzelte lokale Führer loszuwerden, deren Macht Stalin in gewisser Weise als bedrohlich betrachtete.

Doch „fast unmöglich“ ist nicht das gleiche wie „völlig unmöglich“. Eine massenhafte Neubewertung und Wertschätzung Stalins wird nicht über Nacht erfolgen, aber sie wird erfolgen.

Die Geschichte wird zu Stalin freundlicher sein als zu Trotzki, Chruschtschow, Conquest und anderen, die einen Strohmann, eine Karikatur, einen dämonisierten Stalin benutzen, um die kommunistische Alternative zum Kapitalismus anzugreifen und sich ihr zu widersetzen.

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