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Der Widerstand von Kobane wird über die Tyrannei siegen

Erklärung der Kampagne Frieden in Kurdistan, 16. Oktober 2014 (Wir dokumentieren hier diese Erklärung, die uns von der "Kampagne für eine politische Lösung der kurdischen Frage" zur Verfügung gestellt wurde)

 

Das kurdische Volk in Kobane hat enormen Mut und Widerstandskraft in ihrem Widerstand gegen den Ansturm der ISIS bewiesen. Die Entschlossenheit der Männer und Frauen in ihrem Kampf zur Verteidigung des Gebiets, wo sie eine demokratische Selbstverwaltung errichtet haben, hat die Menschen rund um die Welt inspiriert.

Die Kurden in Kobane verteidigen die Werte der Demokratie, der Integration, des Respekts gegenüber Unterschieden und der Geschlechtergleichstellung, gegen eine rücksichtslos intolerante Kraft, die nur eine Orgie des Blutvergießens anzubieten hat und Massaker, öffentliche Hinrichtungen, widerlichen Missbrauch von Frauen und sogar die Ablehnung des Rechts auf Bildung, zu lernen und auf unabhängige Gedanken. Der kurdische Widerstand und besonders die tapferen Männer- und Frauenkämpfer der Volksverteidigungseinheiten (YPG/YPJ), repräsentieren die Hoffnung, dass diese humanen Werte über eine Tyrannei triumphieren werden, welche die Menschheit zurück zum Mittelalter bringen würde. Als solche haben die Kurden weit verbreitete Anerkennung erhalten.

In völligem Gegensatz dazu hat sich die Türkei für ihre Doppelzüngigkeit entlarvt und ihre vollständige Unzuverlässigkeit als Bündnispartner in der Koalition gegen die ISIS-Bedrohung. Die Führer der Türkei von Präsident Erdogan abwärts haben es bevorzugt, lieber kurdische Lager zu bombardieren, wie am 14. Oktober, statt rasche und effektive Aktionen gegen die mörderischen Dschihadisten zu ergreifen.

Die Türkei hat am 6. Oktober 25 Panzer nahe Mursitpinar in der Nähe von Kobane eingesetzt, aber keinerlei Bemühungen wurden gemacht, um zu intervenieren mit dem Ziel, die strategisch wichtige Stadt zu retten. Die Türkei hat es bevorzugt, mit ihren Verbündeten zu schachern, um Unterstützung für den Plan der Einrichtung einer Pufferzone in der kurdischen Region in Syrien zu erhalten und die US-geführte Koalition zu zwingen, einen Angriff auf Damaskus zu starten statt der ISIS direkt entgegen zu treten. Man will uns glauben machen, dass die „Pufferzone“ dazu dient, die Zivilisten als sicherer Hafen zu schützen, aber in Wirklichkeit hatten die Kurden ihren eigenen sicheren Hafen für sich selber in Rojava gesichert. Kobane ist ein Teil davon. Rojava braucht die Anerkennung als demokratische Einheit statt die Unterstützung irgendwelcher Bemühungen der Türkei, eine Pufferzone einzurichten. Wie kann man der Türkei vertrauen, im Gefolge ihres bestenfalls lauwarmen Herangehensweise, der ISIS entgegen zu treten?

Die Türken haben nicht nur einfach als passive Beobachter an der Grenze gestanden, während die Stadt Kobane bestürmt wurde, sie haben bewusst die Krise verschärft, um den kurdischen Widerstand zu schwächen. Die türkischen Führer haben sich zunehmend wilder und unbegründeter Anschuldigungen gegenüber Kobane und den Motiven der Kurden bedient.

Türkische Truppen haben zum Leid der Zivilbevölkerung von Kobane beigetragen, indem sie Freiwillige behindert haben, die versuchten zu helfen, die Stadt zu verteidigen.

Sie haben die Grenze für Nachschub geschlossen und Kurden aus der Türkei blockiert, die versuchten nach Kobane zu gelangen, um den Widerstand zu stärken. Überall in der Welt haben die Menschen völlig entsetzt die schockierenden Aktionen der Türkei beobachtet und sie haben ihre eigenen Schlussfolgerungen gezogen. Viele sehen die Türkei jetzt an als jemand, der in geheimer Absprache mit der ISIS agiert und teilen die Empörung der Kurden, dass das ein schändlicher und nicht zu vergebener Vorgang ist.

Präsident Erdogans wiederholte Behauptungen, dass die PKK genau so eine Bedrohung wie die ISIS ist, wenn nicht gar größer, sind einfach unergründlich und entbehren jeglicher Untermauerung durch Fakten. Aber diese scheinbar perverse Haltung enthüllt die tief sitzenden Feindseligkeiten gegen die Kurden, die große Teile der türkischen Öffentlichkeit hegen und es ist klar geworden, dass das bis mitten in das Herz der Regierung reicht. Ankara erkennt, dass mit jedem von den Kurden in Syrien erreichten Erfolg seine strategischen Interessen gefährdet sind, weil das die Kurden innerhalb der Türkei mobilisieren wird, ähnliche Rechte zu fordern. Das Experiment der Selbstregierung in den drei Rojava-Kantonen in Nordsyrien muss die türkischen politischen Entscheidungsträger mit äußerster Bestürzung erfüllt haben und es scheint, als hätten sie das Auftauchen der ISIS als eine Chance angesehen, Rojava zu destabilisieren, wenn nicht sogar insgesamt  zu stürzen. Die Unnachgiebigkeit, die sie gegenüber Kobane an den Tag legen, ist eine eindeutige Demonstration solch übler Absichten. 

Der Widerstand in Kobane und die Verbindungen zwischen der Türkei und der ISIS, seien sie wirklich oder nur in der Vorstellung, die in den letzten Wochen ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Welt gedrungen sind, haben die politischen Wahrnehmungen radikal umgestaltet. Das ist ein Element der Umgestaltung in der globalen Politik. Vielen weiteren Menschen ist nun die rücksichtslose Berechnung, die die Politik der Türkei bestimmt, nur allzu bewusst geworden. Dass sie die ISIS den Kurden gegenüber bevorzugt, stellt selbst für die härtesten Verteidiger der Türkei eine Herausforderung dar, das auch nur mit scheinbar überzeugenden Argumenten zu unterstützen.

Im Gegensatz dazu haben die Kurden enorme Anerkennung für ihre Standhaftigkeit und Entschlossenheit bekommen, gegen die ISIS so lange und so erfolgreich einen Widerstand aufzubauen angesichts der ungeheuren Widrigkeiten. Die ISIS ist eine erhebliche Kraft; sie ist gut finanziert, gut bewaffnet und kann mit einigen mächtigen Unterstützern rechnen.

Die bemerkenswerte Unterstützung, die von Kurden im Vereinigten Königreich und überall in Europa deutlich wurde, hat einen enormen Einfluss darauf gehabt, die öffentliche Meinung zu ändern. Die Unterstützung für die Kurden entwickelt Momentum da immer mehr Menschen überzeugt werden von ihrer eindrucksvollen Haltung  gegen die ISIS, die als Feind der Menschheit angesehen wird.

Der Konflikt zwischen den Kurden und dem türkischen Staat ist der Grund für die Haltung der Türkei gegenüber der ISIS in der gegenwärtigen Krise um Kobane. Eine glaubwürde Lösung dieses Konflikts muss beinhalten, die einzige Partei zu entkriminalisieren, die wirklich die Kurden in der Türkei repräsentiert und die mit dem kurdischen Widerstand in Syrien verbunden ist, nämlich die PKK. Erdogans Versuch, die PKK als eine weitere ISIS zu charakterisieren entbehrt jeder Glaubwürdigkeit und ihr sollte von den Mitgliedern der Koalition, die zum Kampf gegen die ISIS gebildet wurde, kein Glaube geschenkt werden. Viele von ihnen sind NATO-Partner der Türkei.

Letztendlich wird keine Alternative zum Friedensprozess zwischen der Türkei und den Kurden bleiben trotz der Feindseligkeit, die Erdogan gegenüber den kurdischen Interessen in Rojava an den Tag legt. Es muss viel wirksamerer Druck auf die Türkei aufgebaut werden, um den Friedensprozess neu zu beginnen und konkrete Schritte zu unternehmen, um eine politische Lösung des Konflikts auszuhandeln. Zu dieser sollte gehören, die PKK von der Liste zu streichen und die Freilassung von Abdullah Öcalan.

Die Kurden haben sich ihre Berechtigung verdient, als Gleichberechtigte in jeglichem ausgehandelten Frieden behandelt zu werden. Das ist die zentrale Lehre, die aus der Belagerung von Kobane und den inspirierenden kurdischen Widerstand gegen die Tyrannei der ISIS gezogen werden muss.

Frieden in Kurdistan

Kampagne für eine politische Lösung der kurdischen Frage

Email: estella24@tiscali.co.uk

www.peaceinkurdistancampaign.com

Kontakt: Estella Schmid 020 7586 5892 & Melanie  Sirinathsingh - Tel: 020 7272 7890

Fax: 020 7263 0596

Unterstützer: Lord Avebury, Lord Rea, Lord Dholakia, Baroness Sarah Ludford, Jill Evans MEP, Jean Lambert MEP, Jeremy Corbyn MP, Hywel Williams MP, Elfyn Llwyd MP, Conor Murphy MP, John Austin, Bruce Kent, Gareth Peirce, Julie Christie, Noam Chomsky, John Berger, Edward Albee, Margaret Owen OBE, Prof Mary Davis, Mark Thomas, Nick Hildyard, Stephen Smellie


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