Rote Fahne 24/2025

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Jean Ziegler: „Trotz alledem – warum ich die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht aufgebe“

91 Jahre ist Jean Ziegler inzwischen alt – aber weit entfernt von jeder Altersresignation. Sein neuestes Buch ist eine aufrüttelnde Anklage gegen die herrschende „kannibalische Weltordnung“. Er will damit „geistige Waffen“ liefern, um sie zu überwinden:

Von wm/rem
Jean Ziegler: „Trotz alledem – warum ich die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht aufgebe“

Das Buch liefert tatsächlich eine Fülle von Daten, Gedanken und Argumenten für den weltanschaulichen Kampf und strahlt Optimismus aus – in einer historischen Umbruchsituation. Die latente Existenzkrise der Menschheit ist allgegenwärtig: In dem schreienden Gegensatz von wenigen Superreichen und Oligarchen, die unsere Welt beherrschen, und den Milliarden von Ausgebeuteten und Unterdrückten, für die das Leben immer unerträglicher wird.

 


Ziegler berichtet als Zeitzeuge, der Partei ergreift. Insbesondere auch gegen die seit 1948 währende Vertreibung und den Völkermord am palästinensischen Volk. Dabei zieht er sich immer wieder den Hass der Mächtigen zu, zuletzt der Netanjahu-Regierung.

 

Wichtig ist ihm der Kampf gegen die Ideologie des Neoliberalismus. „Er ist eine Eroberungswaffe, er verkündet einen ökonomischen Fatalismus, gegen den jeder Widerstand zwecklos erscheint. Er ist wie AIDS: Er greift das Abwehrsystem seiner Opfer an.“ (P. Bourdieu).

 

„Indem die Diktatur des Kapitals sich hinter blinden und anonymen ‚Marktgesetzen‘ versteckt, zwingt sie uns die Vision einer geschlossenen und unbeweglichen Welt auf“, so Jean Ziegler.


Die Hoffnung sieht er in der „Revolte der planetarischen Zivilgesellschaft“, die sich mit vielen Kämpfen gegen die Kapitallogik anbahnt. Die „United Front“¹ hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Kämpfe weltweit zu koordinieren und zusammenzuführen zu einer breiten Gegenmacht, um die kapitalistische Herrschaft zu überwinden. Hingegen unterschätzt Jean Ziegler die organisierende Seite und die Bedeutung des ideologischen Kampfs gegen alle Spielarten der bürgerlichen Weltanschauung. Er setzt Hoffnung in ein Wiedererstarken der UNO, obwohl die Imperia­listen das Völkerrecht immer offener mit Füßen treten. Dennoch liefert sein Buch geistige Waffen für den Kampf zum Sturz des Kapitalismus, der für ihn nicht reformierbar ist. Damit ist er auch eine Reizfigur für die bürgerliche Presse. Wechselweise bezeichnet sie ihn als Landesverräter der Schweiz, als „radikalen Globalisierungs-Kritiker“ oder als „Marxisten mit lebensfernen revolutionären Utopien“.


Durch seine scharfsinnige, überzeugende Polemik, seine aufrüttelnde Sprache und seine moralische Autorität spricht Jean Ziegler eine breite Leserschaft an. Auch mit diesem absolut lesenswerten Buch. Es macht Mut, für eine sozialistische Welt zu kämpfen.