Rote Fahne 24/2025

Rote Fahne 24/2025

AfD-Jugend 2.0 – Faschisten im „modernen“ Gewand

Am 29. November will die AfD ihre neue Jugend­organisation gründen. Zehntausende wollen dagegen auf die Straße gehen. Was steckt hinter der Neugründung? Im Januar 2025 beschloss die AfD, die bisherige Jugendorganisation „Junge Alternative“ aufzulösen. Ausgerechnet der AfD-Bundesvorstand behauptet, er wolle seinem Jugendverband „Grenzen setzen – auch nach Rechtsaußen“.¹ Eine völlige Verharmlosung des eigenen faschistischen Charakters und der Rolle der künftigen Jugendorganisation. Das zeigen schon deren Logovorschläge in NS-Ästhetik und Faschisten wie Götz Kubitschek auf der Gästeliste des Gründungskongresses. Viele Antifaschisten schließen daraus, dass sich mit der Neugründung nichts groß ändern wird. Tatsächlich soll die neue ­Jugendorganisation künftig vor allem auf den modernen Faschismus der AfD eingeschworen werden.

Von ro
AfD-Jugend 2.0 – Faschisten im „modernen“ Gewand
Du willst nie wieder Faschismus? Mach dich auch für den Sozialismus stark

Der AfD-Parteichef von NRW, Martin Vincentz, erwartet, dass so „die neue Parteijugend möglichst breite Spektren von Jugendlichen“ ansprechen kann, anstatt wie bisher als „kleiner verschworener Machtkader“ zu agieren.² Durch ihre enge organisatorische Anbindung an die Partei will die AfD zudem einem Verbot per Verwaltungsakt begegnen.

 

Faschismus ist die offen terroristische Herrschaft der reaktionärsten Teile des Monopolkapitals – Gewalt wird die hauptsächliche Herrschaftsmethode, Betrug die Nebenseite. Der moderne Faschismus ist eine Übergangsform, er bewegt sich noch hauptsächlich im Rahmen der bürgerlichen Demokratie und setzt auf das System der kleinbürgerlichen Denkweise. Versteckt hinter Phrasen von Demokratie und Meinungsfreiheit verbreitet er eine völkische und kleinbürgerlich-faschistische Denkweise. Die Faschisten reagieren damit auf die Tatsache, dass der offene Faschismus nach dem Zweiten Weltkrieg unter den Massen isoliert war. Doch der moderne Faschismus zielt letztlich auf die Errichtung einer offen faschistischen Diktatur – das zeigt derzeit Donald Trump in den USA.


Das Bündnis „Widersetzen“ mobilisiert zusammen mit vielen anderen Organisationen seit Monaten zu den Gegenprotesten. Die MLPD und der Jugendverband REBELL sind daran aktiv beteiligt. Wo immer die AfD auftritt, ist breiter Protest angebracht, schon um ihre Normalisierung zu bekämpfen. Die neue AfD-Jugend gehört genauso verboten wie die faschistische AfD! Von zentraler Bedeutung ist jedoch, sich in den Kampf um die Denkweise unter den Massen und besonders der Jugend gegen den Einfluss des modernen Faschismus zu begeben und ihn zu gewinnen.

Polarisierung unter der Jugend

Im Februar 2025 wählten 21 Prozent der 18- bis 24-jährigen Wähler die AfD – 14 Prozentpunkte mehr als noch 2021. Die AfD flutet Social Media mit völkischer Jugendkultur, organisiert Partys, Kampfsportgruppen und rassistische KI-generierte Lieder. Zunehmend treiben auch offen faschistische Jugendgruppen wieder ihr Unwesen. Der Masseneinfluss der AfD gerade unter der Jugend ist ein ernstzunehmendes Problem. Allerdings ist die Darstellung eines Teils der bürgerlichen Medien und Jugendforscher, die Jugend gehe insgesamt nach rechts, Stimmungsmache.

 

Kennzeichnend ist eine stärker werdende Polarisierung. Im Kampf gegen die akute faschistische Gefahr entwickelt sich auch der Linkstrend und er ist unter der Jugend heute die Hauptseite. 2018 begannen die größten Umweltproteste seit Jahrzehnten, ab 2024 nahmen die antifaschistischen Proteste sprunghaft zu. Die Solidaritätsbewegung mit Palästina ist nicht nur groß und in großen Teilen antiimperialistisch, sondern auch jung. Die Linkspartei erhielt bei der Bundestagswahl 25 Prozent unter den 18- bis 24-Jährigen.

 

Fürchtet ihr, dass der Ukrainekrieg sich ausweitet? 81 Prozent der Jugendlichen sagen: Ja! Zwei Drittel sorgen sich um Inflation und Armut. 63 Prozent halten die Klimaerwärmung für eine existenzielle Krise.³ Das ZDF fasst zusammen, dass eine Mehrheit die Gesellschaft „auf dem absteigenden Ast“ sieht. Das Vertrauen in die bisherigen Regierungsparteien ist im Keller. Die Herrschenden sorgen sich, dass die Jugend rebelliert und eine sozialistische Jugendbewegung entsteht. Dagegen richten sich die Rechtsentwicklung der bürgerlichen Parteien, die faschistische AfD und besonders die neue AfD-Jugend.

Faschistischer Kader Hohm

Als künftiger Vorsitzender der AfD-Jugend wird der brandenburgische Landtagsabgeordnete, Jean-Pascal Hohm, gehandelt. Online stellt er sich vor: „Besonders die soziale Ungerechtigkeit …, dass zum Beispiel Rentner … Pfandflaschen sammeln müssen …, hat mich bereits als Schüler politisiert. Gerade die anhaltende Massenzuwanderung seit 2015 verändert unser Land nachhaltig zum Negativen.“⁴ Praktisch tut die AfD nichts, um das Leben armer Menschen zu verbessern. Im Gegenteil! Hohm ist gegen ein günstigeres Deutschlandticket bei geringem Einkommen.⁵ Die AfD stimmt gegen die Erhöhung des Mindestlohns und mehr tarifgebundene Arbeit⁶ – und ist damit im Gegensatz zu den Flüchtlingen, gegen die sie hetzt, mitverantwortlich für Altersarmut!


Ständig schreit die AfD „Hilfe, Masseneinwanderung“ und präsentiert ihre faschistischen Vertreibungspläne als Allheilmittel. In seltener Ehrlichkeit plaudert der AfD-Funktionär Erik Lehnert aus, was ihre Umsetzung wirklich bedeuten würde: „Ihr werdet in Zukunft länger arbeiten müssen und weniger Urlaub machen.“⁷ Die AfD zeigt sich damit gleich in doppelter Weise als Arbeiterfeind. Die von ihr beschimpften Migranten gehören zum Großteil zur Arbeiterklasse und machen oftmals die härtesten und am schlechtesten bezahlten Jobs. Die Arbeiter, die nach deren Massenabschiebungen übrig sind, sollen dann noch schärfer ausgebeutet werden. Über die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus hinter den Krisen wirft die AfD damit einen braunen Schleier. Wahrlich eine „soziale Gerechtigkeit“ nach dem Geschmack der Kapitalisten!


Auf seiner Homepage schwärmt Hohm vom Fußball und wie er den FC Energie Cottbus „unterstützt“. Aber er ist kein Fußballer wie du und ich. Hohm ist Teil der neofaschistischen Fanszene, die 2017 Hitlergruß zeigend „Arbeit macht frei“ und „Zecken, Zigeuner und Juden“ brüllte. Solche faschistischen Gruppen gehen aggressiv auch gegen Linke und Antifaschisten vor. Wegen allzu offener Verbindung zu Faschisten im In- und Ausland verlor Hohm mehrfach sogar seine Anstellung bei der AfD. An die Spitze der AfD-Jugend rückt mit Hohm also ein ausgemachter Faschist – aber einer, der ganz „modern“ gelernt hat, sich als harmlos und heimatverbunden zu tarnen.

Antifaschistische Front aufbauen

Es braucht eine breite antifaschistische Front aller demokratisch gesinnten Menschen, die sich auch gegen jeden Antikommunismus richtet. Unser aller großer Einsatz sollte noch mehr darauf konzentriert werden, in Stadtteilen, Schulen, Betrieben, Unis und Familien den Einfluss der AfD zu bekämpfen.

 

MLPD und REBELL bringen dafür ein: Organisierte Arbeit in den wichtigsten industriellen Großbetrieben und den Gewerkschaften, viel Erfahrung im Kampf um die Denkweise, zum Beispiel im Wahlkampf in Thüringen unter der Losung „Wer AfD wählt, wählt Faschismus“ sowie die Perspektive einer befreiten Gesellschaft im echten Sozialismus. Denn der Faschismus ist kein Betriebsunfall, er kommt auch nicht spontan aus den Köpfen. Die akute faschistische Gefahr kommt daher, dass der Imperialismus darin immer mehr sein Heil sucht.

 

Wer gegen den Faschismus kämpfen will, muss zugleich dem Antikommunismus entgegentreten. Wer die Wurzeln des Faschismus beseitigen will, muss sich für eine sozialistische Zukunft stark machen.