Rote Fahne 23/2025

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Luisa Neubauer: „Was wäre, wenn wir mutig sind?“

In den bürgerlichen Medien ist es eher still geworden um die Jugendumweltbewegung „Fridays for Future“. Eine frühere Repräsentantin, Luisa Neubauer, zieht in ihrem neuen Buch eine persönliche Bilanz:

Von wm
Luisa Neubauer: „Was wäre, wenn wir mutig sind?“
(foto: Stefan Müller (climate stuff)/CC BY 2.0)

Dass Klimaschutz für die Mächtigen unserer Welt immer mehr zu einer Randnotiz wird, ist für Neubauer „ein vermeidbares Fundamentalversagen gegenüber der Klimakrise“.

 

Sie kritisiert berechtigt, dass man Klimaaktivisten heute vorwirft, ein „Weltuntergangs-Szenario“ heraufzubeschwören, Utopisten, Fundamentalisten oder Moralisten zu sein. Neubauer beschreibt eindrucksvoll, wie sich der dramatische Übergang in eine globale Klimakatastrophe vollzieht. Aber auch, wie die „Katastrophe da draußen“ immer mehr uns selbst und unsere Gesundheit betrifft. Dass es „in dieser Menschheitskrise … keine Reservebank und keine Zuschauertribüne gibt“.

Ursachenanalyse bleibt systemkonform

Vor der Analyse der tieferen Ursachen und den ­Konsequenzen weicht Luisa­ Neubauer allerdings aus. Wenn sie von einem „letzten Aufbäumen der fossilen Industrien“ spricht, lenkt sie ab von der Tatsache, dass die Umwelt­zerstörung mittlerweile zu einer Gesetzmäßigkeit des Kapitalismus geworden ist. Alle Konzerne sind daran beteiligt und keineswegs nur diejenigen, die fossile Rohstoffe verwenden.

 

Die Vorbereitung eines Dritten Weltkriegs und die Tendenz zur drastischen Rücknahme aller Umweltschutzmaßnahmen – all das taucht bei Neubauer nirgendwo auf. Dabei verschärft es die begonnene globale Umweltkatastrophe enorm. Der aufkommende Faschismus wird von ihr als „autoritäres Erstarken“ verharmlost. Neubauer spricht von einem „fossilen Drall in unserem Handeln, Denken und Fühlen“. Sie lenkt damit von den tatsächlich Hauptverantwort­lichen ab und gibt stattdessen der Masse der Bevölkerung die hauptsächliche Schuld an der Klimakatastrophe.

 

Den „sozialen Wandel beschleunigen“ – das ist für sie das höchste der Gefühle, was sie sich an Veränderung vorstellen kann. Fragt sich nur, welcher „soziale Wandel“ und wie er zustandekommen soll? Der aktuelle führt zu noch mehr Arbeitsplatzvernichtung, Umverteilung von unten nach oben und Verschärfung der Klassenwidersprüche.

Wie steht’s um den „Mut“ von Luisa Neubauer?

Bezeichnend ist ihre Frage im Buchtitel: „Was wäre, wenn wir mutig sind?“ Der Umweltkampf erfordert heute mehr denn je Mut. Doch dazu gehört eben auch die revolutionäre Konsequenz des gesellschaftsverändernden Kampfs für den Sozialismus. Als Aktivistin der Grünen will Neubauer davon bisher nicht viel wissen. Ihre durchaus kritische Bestandsaufnahme bietet zugleich Anknüpfungspunkte für den gemeinsamen Kampf die gegen akute faschistische Gefahr und globale Umweltkatastrophe.

Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen

469 Seiten

29 €

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