Rote Fahne 17/2025
„Uffruhr!“ – vor 500 Jahren und heute
„Uffruhr!“ (Aufruhr) ist der Titel einer interessanten Ausstellung des Landesmuseums Württemberg zum Bauernkrieg
Gezeigt werden Exponate aus der damaligen Zeit wie verschiedene Drucke der „Zwölf Artikel“ mit den Forderungen der Bauern bis hin zu Knochenfunden von einem Schlachtfeld aus dem Bauernkrieg. Deutlich wird, welche Rolle der Fortschritt der Produktivkräfte mit der Entwicklung der Drucktechnik für die Ausbreitung der Aufstandsbewegung gespielt hat. Die Ausstellungsmacher haben auch Wert darauf gelegt, immer wieder die aktive Rolle der Frauen herauszustellen.
Lebendiges Streitgespräch
Protagonisten und Protagonistinnen des Bauernkriegs, die in den verschiedenen Ausstellungsräumen auf Videowänden auftreten und zu den Besuchern sprechen, lassen die Geschichte und teils auch den Kampf um die Denkweise lebendig werden. So gibt es am Schluss der Ausstellung ein Streitgespräch zwischen einer Bäuerin und einer Baderin, ob es richtig war, sich mit einzelnen Zugeständnissen zufriedenzugeben und den Kampf aufzugeben – oder ob man nicht hätte weiterkämpfen müssen.
Bezug zur heutigen Zeit
Bemerkenswert ist, dass die Ausstellungsmacher nicht bei einer Betrachtung der Geschichte stehenbleiben, sondern von Anfang bis Ende den Bezug zur heutigen Zeit herstellen. Schon vor Beginn der Ausstellung sind Video-Interviews mit Bauern und Bäuerinnen, Gewerkschafterinnen und anderen zu sehen, die über ihre heutigen Kämpfe und Forderungen sprechen. In der Ausstellung hängt dann neben einer 500 Jahre alten Chronik auch mal ein Zeitungsartikel über die großen Bauernproteste von 2024.
An einem Bildschirm können die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung sich positionieren zu der Frage, ob es richtig war, dass die Bäuerinnen und Bauern zum Aufstand übergingen. Zum Zeitpunkt unseres Besuches hatten zwei Drittel „Ja, Uffrur!“ angeklickt. Ein Drittel entschied sich für: „Nein, Ermahnung zum Frieden!“
Dass die Zustimmung zum „Uffrur!“ sich nicht nur auf die Vergangenheit beschränkt, kann man am Ende der Ausstellung auf einer großen Tafel mit der Überschrift „Dagegen würde ich Widerstand leisten – notfalls mit Gewalt“ zum Ausdruck bringen (siehe Foto). „Faschismus“, „Ausbeutung“ oder „Unterdrückung“ gehören hier zu den meistgenannten Themen. Der Besuch der Ausstellung ist also nicht nur informativ, sondern regt auch zur weiteren Auseinandersetzung über diese Fragen an.