Rote Fahne 17/2025

Rote Fahne 17/2025

Christian Link – Bergarbeiterführer und mutiger Kämpfer gegen Giftmüll unter Tage

Christian Link war lange Jahre Betriebsratsvorsitzender beim Bergbauunternehmen Redpath Deilmann. Er wurde kürzlich verdient und würdig in die Rente verabschiedet. Die Rote Fahne sprach mit ihm

Christian Link – Bergarbeiterführer und mutiger Kämpfer gegen Giftmüll unter Tage
Chris Link, wie ihn viele kennen – als mutiger Sprecher der kämpferischen Bergarbeiterbewegung (2024, Neukirchen-Vluyn)

Rote Fahne: Ist die Geschäftsleitung immer so respektvoll mit dir umgegangen?

Christian Link: Es war überhaupt das erste Mal, dass bei der Firma ein Betriebsratsvorsitzender in dieser Form verabschiedet wurde. Die Geschäftsleitung hat gesprochen und meine Leistungen gewürdigt. Die haben ein großes Buffet aufgebaut. Meine Kollegen aus Verwaltung, Werkstatt und Lehrwerkstatt waren zu fast 100 Prozent da, selbst von auswärts.

 

Es gab aber auch ganz andere Zeiten. 2014 habe ich von der RAG ein bundesweites Anfahrverbot (Arbeitsverbot) erhalten, weil ich den Giftmüll unter Tage öffentlich gemacht habe. Deilmann hat dem nachgegeben. Ich bekam eine Abmahnung und sollte nach Russland verlegt werden, der Änderungskündigung zustimmen oder entlassen werden. Dank der Solidarität von meinem damaligen Betriebsratskörper, aber auch aus dem In- und Ausland wurde das schlussendlich durch ein Gerichtsurteil verhindert.

 

Was möchtest du aus deinen Erfahrungen den Jüngeren mit auf den Weg geben?

Lasst euch nicht verbiegen! Habt den Mut, offen anzusprechen, wenn etwas ist. Das braucht viel Rückgrat. Wichtig ist, das nicht als Einzelkämpfer anzugehen. Du musst dich immer mit deinen Kollegen zusammentun, das mit denen besprechen – auch, welche praktischen Schritte man unternimmt. Schaltet auch immer den Betriebsrat ein. Der hat durch seine Funktion mehr Schutz und kann eher den Mund aufmachen. Aber ich warne vor der Vorstellung, ich gehe einfach zum Betriebsrat und sag‘ zu denen „Mach mal“ – und dann machen die. Man muss immer für seine Sachen auch selbst eintreten. Das ist das A und O. Und immer fragen: Wer ist der Nutznießer von einer eventuellen Sauerei? Und dann selbst klar Position beziehen.

 

Warum kandidierst du als langjähriger Bergmann erneut für AUF Gelsenkirchen?

Ich bin angetreten, um den Giftmüll unter Tage bekannt zu machen. Daran hat sich seit der letzten Kommunalwahl nicht viel geändert. Inzwischen sind noch viel mehr Hinterlassenschaften der Ruhrkohle AG zutage getreten, mit denen sich die Menschen im Ruhrgebiet rumschlagen müssen.

 

Deswegen führen wir auch im Rahmen dieses Wahlkampfs ein Tribunal durch (siehe Seite 35 – Anm. d. Red.). Ich trete dafür ein, dass die Ruhrkohle diese ganzen Schäden bezahlen muss. Das kann man natürlich nicht durch Wahlen klären. Aber im Wahlkampf kann die öffentliche Diskussion ganz anders geführt werden. Deshalb trete ich auch wieder bei den Kommunalwahlen an. Ich sag‘ den Leuten auch: Man muss sich organisieren und selber praktisch tätig werden. Glückauf!

 

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg!