Rote Fahne 12/2025

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Olga Benario: Ein kurzes Leben im Dienst der Weltrevolution

Eine sehr widersprüchliche Dokumentation zum Leben der deutsch-brasilianischen Revolutionärin Olga Benario-Prestes hat der Geschichtsprofessor Christopher Kopper Ende Februar im Suhrkamp-Verlag vorgelegt

Von Anna Bartholomé
Olga Benario: Ein kurzes Leben im Dienst der Weltrevolution
(foto: Bundesarchiv_Bild_183-P0220-303)

Mit unendlicher Akribie und oft auch neuem Quellenmaterial wird der Lebensweg der jungen Kommunistin verfolgt. Ihre Herkunft im bürgerlichen Umfeld in München; ihre engagierte Tätigkeit im kommunistischen Jugendverband in Berlin-Neukölln; ihre Beteiligung an einer Gefangenenbefreiung im Jahr 1928, die sie zur Flucht in die Sowjetunion zwingt - all das wird detailliert und faktenreich dargestellt und ist sicherlich auch heute noch von Interesse.

 

Von 1928 bis 1934 arbeitete Olga Benario in Moskau für die Kommunistische Internationale (Komintern) und insbesondere mit Reisen nach Frankreich und England für die Jugend-Internationale. 1935 begleitete sie im Auftrag der Komintern den brasilianischen Revolutionär Prestes nach Brasilien in den Bemühungen für eine Aufstandsbewegung. Diese scheiterte, weil die Kenntnisse der Komintern über die Lage im Land voreilig und unzureichend waren – und weil ein Spion des britischen Geheimdienstes und des brasilianischen Regimes die Pläne der Revolutionäre verriet. Prestes und Olga Benario wurden verhaftet und die schwangere Olga Benario vom brasilianischen Regime völkerrechtswidrig an das faschistische Deutschland ausgeliefert. Auch nach der Gefängnisgeburt ihrer Tochter Anita wurde sie qualvollen Verhören ausgesetzt, blieb unerschütterlich standhaft. Bis man ihr das Kind wegnahm und sie ins Konzentrationslager brachte. Auch da erfährt man Neues darüber, dass sie nun als jüdische Bolschewikin extremen Schikanen ausgesetzt war und sich dennoch am illegalen Widerstand beteiligte. Bis sie 1942 verschleppt und ermordet wurde.

 

Während die Schilderungen über den Lebensweg sorgfältig recherchiert sind, verzichtet der Autor auf die Darstellung der historischen Umstände und saubere Quellen. So lässt er seinen antikommunistischen Auslassungen über die Sowjetunion unter der Führung Stalins und die Arbeit der Komintern freien Lauf. Mehrfach betont der Autor, dass Olga Benario sich dazu nie geäußert habe. Ob aus Unkenntnis oder aus Solidarität mit der im Überlebenskampf gegen das Hitlerregime stehenden Sowjetunion, bleibt offen.

 

Der Autor Christopher Kopper schildert Olga Benario sicherlich voller Respekt – aber in der Frage, wo die tiefen Wurzeln für ihre revolutionäre Grundüberzeugung liegen, bleibt er auf einer merkwürdigen Distanz.