Rote Fahne 12/2025

Rote Fahne 12/2025

Kamerun: „Das Schwarz, das wir tragen, hat viele Bedeutungen“

Jeden Freitag protestieren in Kamerun Menschen, indem sie schwarze Kleidung tragen. Ein Bericht von André Bayemi, einem Vertreter der UPC-Manidem aus Kamerun:

Kamerun: „Das Schwarz, das wir tragen, hat viele Bedeutungen“
(foto: Flick, hdptcar, CC BY 2.0)

Seit mehr als sechs Jahrzehnten wird Kamerun von einem neokolonialen Regime als Geisel gehalten. Zunächst unter dem Banner der „Union Nationale Camerounaise“ (UNC)¹ und später unter dem „Rassemblement Démocratique du Peuple Camerounais (RDPC)“². Diese Herrschaft wurde auf der systematischen Verweigerung von Freiheitsrechten, der Unterdrückung politischer Alternativen und der ständigen Manipulation der Wahlverfahren aufgebaut.

Wahlrecht verkommt zur Farce

Am Vorabend der für Oktober 2025 geplanten Präsidentschaftswahlen wird alles getan, um das System abzuschotten, die Opposition auszuschalten, die Zivilgesellschaft mundtot zu machen und dem sterbenden Regime die x-te Wahlmaskerade zu bescheren.

 

In Kamerun wird das Wahlrecht seines demokratischen Wesens beraubt. Alle Mitglieder der Wahlkommission (ELECAM) werden vom Staatsoberhaupt ernannt, wodurch eine direkte Unterordnung unter die Exekutive gewährleistet wird. Das Wählerverzeichnis bleibt für eine unabhängige Prüfung unzugänglich. Die Entscheidungen über die Kandidaturen – direkt von Organen des Regimes – sind willkürlich.

 

Hinzu kommen der Ausschluss alternativer Kräfte aus der öffentlichen Medienlandschaft, das fast systematische Verbot von politischen Demonstrationen und Versammlungen sowie die Kriminalisierung von Protesten. Die Gesetzgebung wird zur Unterdrückung der Oppositionellen instrumentalisiert, während die Anhänger der Macht völlige Handlungsfreiheit genießen, gestützt auf die territoriale Verwaltung.

 

Der gesamte Staatsapparat dient einer verbrauchten politisch-ökonomischen Elite, die besessen davon ist, sich trotz offenkundigen Scheiterns an der Macht zu halten. Öffentliche Mittel werden verschwendet, obwohl dieses Geld Krankenhäuser und Schulen verbessern oder den Zugang zu sauberem Trinkwasser gewährleisten könnte, einen Zugang, der der Mehrheit immer noch schmerzlich fehlt.

 

In den Städten Douala, Yaoundé, Bafoussam, Maroua oder Garoua sind die Bilder von gelben Kanistern, langen Warteschlangen an Brunnen und behelfsmäßigen Bohrungen zum Symbol für das Versagen eines Staates geworden, der seine Bürger missachtet. Diese Macht, die die nationalen Ressourcen verschleudert hat, will sich nun eine weitere Amtszeit genehmigen. Aber wozu, wenn nicht um die neokoloniale Ordnung aufrechtzuerhalten, die Privilegien einer parasitären Minderheit zu bewahren? Das kamerunische Volk hat etwas Besseres verdient.

Systematischer Terror trifft auf Widerstand

Dem wachsenden Wunsch nach Veränderung setzt das Regime eine systematische Strategie des Terrors entgegen: Willkürliche Verhaftungen, Versammlungsverbote, juristische Schikanen, Suspendierung von Organisationen, Einschüchterung potenzieller Kandidaten, Militarisierung des öffentlichen Raums. Alles wird getan, um jede autonome Volksdynamik im Keim zu ersticken, den kollektiven Willen zum Umbruch zu brechen und zum Schweigen zu zwingen.

 

Doch dieses aufgezwungene Schweigen trifft auf einen hartnäckigen Widerstand, bescheidenen, aber entschlossenen. Wir, die Aktivisten der UPC-MANIDEM und Mitglieder der Bewegung „Stand Up For Kamerun“³, haben eine friedliche, aber bedeutungsschwere Form des Widerstands gewählt. Jeden Freitag protestieren wir am „Vendredi en Noir“ („Freitag in Schwarz“) still und würdevoll, indem wir schwarze Kleidung tragen. Mit dieser Geste bringen wir unsere Weigerung zum Ausdruck, an dieser Wahlfarce teilzunehmen. Wir prangern die Illegitimität eines Regimes an, das sich in einem moralischen Bankrott befindet. Das Schwarz, das wir tragen, hat viele Bedeutungen. Es ist das Schwarz der Trauer um die Demokratie, aber auch das Schwarz des erwachten Bewusstseins, der klarsichtigen Wut und der Entschlossenheit, eine andere Zukunft aufzubauen.

„Wir tragen die Hoffnung auf kommende Umbrüche“

Wir lassen uns nicht täuschen. Wir werden in diesem makabren politischen Theater nicht mitspielen. Wir weigern uns, als Bürge für ein Regime zu dienen, das weder die Stimme, noch das Leben, noch die Würde des Volkes respektiert. Aber wir werden weiterhin sprechen, marschieren, den Widerstand organisieren und die Forderungen nach einem freien, demokratischen, gleichberechtigten und panafrikanischen Kamerun hochhalten. Unsere Treue gilt nicht den korrupten Institutionen des bürgerlichen kamerunischen Staates, sondern der Volkssouveränität, der sozialen Gerechtigkeit, dem Andenken an unsere Märtyrer und der Zukunft der Volksmassen.

Wir haben die Erinnerung an die vergangenen Kämpfe. Wir tragen die Hoffnung auf kommende Umbrüche.

Wir stehen hier, schwarz gekleidet, und wir werden weitermachen.

Ein anderes Kamerun ist möglich, nur andere Entscheidungen sind notwendig.