Rote Fahne 11/25

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„Digital Detox“¹: Pause von der digitalen Sucht?

Man muss schonungslos feststellen: Die Nutzung der "sozialen Netzwerke" der Tech-Monopole, besonders mit Smartphone, macht prinzipiell süchtig und kann die ganze Lebensführung negativ beeinträchtigen. Immer mehr Menschen erkennen das und versuchen, sich dem zu entziehen.

Von fu
„Digital Detox“¹: Pause von der digitalen Sucht?
Digital Detox: Nur fünfzehn Prozent halten durch (grafik: bitcom.org)

Dass die Methoden, mit denen die Tech-Monopole arbeiten, greifen können, liegt daran, dass sie an dem berechtigten Bedürfnis der Menschen nach Vernetzung und Austausch ansetzen. Aber gemacht wird im Kapitalismus, was Profit bringt: Deswegen werden Apps und Smartphones gezielt so entwickelt, dass sie zu Suchtverhalten anleiten.

 

Die Folgen gleichen anderen Süchten: Die Suchtkranken ordnen ihren Alltag der Sucht zunehmend unter, leiden unter Druck und Stress sowie unter Entzugserscheinungen, wenn sie der Sucht nicht nachgehen. Diese spezielle Sucht hat die Gesellschaft weitgehend durchdrungen und erscheint deswegen sogar normal.

 

Dementsprechend tut sich die bürgerliche Psychoanalyse schwer, das Problem zu benennen, aber zahllose ihrer ­Studien zeigen, dass eine Vielzahl psychologischer Probleme in Folge des Umgangs mit der Kombination aus Smartphone und Monopol-Netzwerken auftreten: „Es gibt immer mehr Belege dafür, dass PSU² häufig mit psychiatrischen Erkrankungen, einschließlich Depressionen und Angstzuständen, einhergeht“, fassten die Autoren einer Prüfung von 14 Studien zu dem Thema zusammen, die Ende Januar 2025 veröffentlicht wurde.³

Wachsendes Problembewusstsein

Immer mehr Menschen erkennen, dass sie ein Problem haben. So verzeichnete die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz zwischen 2021 und 2022 rund 25 Prozent mehr Hilfeanfragen.

 

Als ein Mittel der Selbsthilfe wird „Digital Detox“ – der zeitlich begrenzte, teilweise oder völlige Verzicht auf Smartphone sowie bestimmte Apps und Netzwerke – immer populärer. Die aktuelle Umfrage des bitkom e.V. zeigt, dass 36 Prozent der Deutschen für 2025 einen „Digital Detox“ für durchschnittlich sechs Tage planen.

Zweifelhafter Erfolg

Allerdings hielten gerade mal 14,6 Prozent derjenigen, die 2024 „Digital Detox“ versuchten, auch nur mehrere Tage durch.

Menschen brauchen ein solidarisches Leben in der wirklichen Welt mit echten Beziehungen. Das moderne Internet bietet viele Möglichkeiten, muss aber sehr bewusst genutzt werden. Die von den Tech-Konzernen unabhängigen Netzwerke aus dem Fediverse⁴ sind frei von suchtfördernden Algorithmen und können dabei ein Ansatzpunkt sein.