Rote Fahne 09/25

Rote Fahne 09/25

Wie die Schifffahrt zur Verschmutzung der Weltmeere beiträgt

Ein Leser aus Münster schickte uns interessante Überlegungen und Recherchen zu diesem Thema zu. Sie sind das Ergebnis einer Diskussion in der Lesegruppe zum Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ (leicht gekürzt)

Von einem Korrespondenten aus Münster
Wie die Schifffahrt zur Verschmutzung der Weltmeere beiträgt
Vögel gehören zu den ersten Opfern, wenn Öl ins Meer gelangt

Wir haben in Münster eine feste Lesegruppe und haben hier das Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ gemeinsam zu Ende studiert. Dabei ist uns aufgefallen, dass zum Thema Verschmutzung der Weltmeere durch Stickoxide, Chemikalien, Lärmemissionen durch den weltweiten wachsenden Schiffsverkehr keine Ausführungen zu finden sind. Lediglich den Hinweis auf Unfälle von Öltankern und ihre Auswirkungen auf die maritimen Ökosysteme.

Wir haben das diskutiert und dachten uns, euch Konkretisierungen dazu zur Verfügung zu stellen.

90 Prozent des Warenhandels per Seeweg

  • Wir wissen, dass heute 90 Prozent des weltweiten Warenhandels über den Seeweg transportiert werden. Dabei umspannen die Handelsrouten zu Wasser den ganzen Erdball. Besonders dicht ist der kommerzielle Schiffsverkehr im Nordatlantik, im Mittelmeer und im Nordpazifik. Zehntausende von Frachtschiffen sind jährlich unterwegs. Hinzu kommen Hunderte von Kreuzfahrtschiffen und Fischereiflotten.¹
  • Bekannt ist auch, dass trotz Weltwirtschaftskrisen allein von 2011 bis 2023 die Zahl der Container-Schiffe um 17 Prozent angewachsen ist.²
  • Für die Verhütung der Verschmutzung der Meere durch die Schifffahrt ist das internationale Übereinkommen MARPOL seit 1973 weltweit gültig.³ Es verpflichtet die Vertragsstaaten, das Einleiten von Schadstoffen wie Öl, Chemikalien und Müll durch den Schiffsbetrieb mittels spezifischer Vorschriften zu verhindern. Unklar ist, welchen Erfolg dieses Abkommen bis heute aufweist?

Ölverschmutzung aus verschiedenen Quellen

  • Öl ist die bekannteste durch die Schifffahrt verursachte Verschmutzung. Dazu gehören dann auch die schon im Buch „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ genannten Tankerunfälle, die meist mit schwerwiegenden Umweltschäden in marinen Ökosystemen verbunden sind. Der größte Teil der Ölverschmutzung im Meer stammt neben den Abwässern vom Land, vom Auswaschen der Bilgen⁴ und Ballastwasserentleerungen auf See durch Handelsschiffe. Trotz des MARPOL-Übereinkommens gelangen mehrere Hunderttausend Tonnen Öl jährlich nur durch den Schiffsbetrieb infolge von Unfällen und illegaler Entsorgung in die Weltmeere.
  • Wir wissen, dass die weltweite Schifffahrt nicht nur einen Anteil an der Verschmutzung und Vergiftung der Weltmeere hat, sondern auch zur atmosphärischen Schadstoffbelastung durch Kohlendioxid und andere Treibhausgase, Schwefel- und Stickoxiden sowie Feinstaub beiträgt. Die Kohlendioxidemissionen bedingen zusätzlich die Versauerung der Ozeane, eine Hauptursache für das weltweite Sterben von Korallenriffen.

Gefahr des Unterwasserlärms

  • Es ist bekannt, dass die giftige Flüssigkeit Tributylzinn (TBT) über Jahrzehnte als Anstrich bei Schiffen verwendet wurde, um den Algen- und Pilzbewuchs an Schiffsrümpfen zu verhindern. Die IMO (Internationale Seeschifffahrt-Organisation) verbietet TBT in Schiffsfarben seit 2008, da die Substanz sehr toxisch für Wasserorganismen ist, hormonaktiv bei Muscheln wirkt und sich in der Nahrungskette und im Sediment anreichert.
  • Eine der größten Gefährdungen für Meerestiere ist der Unterwasserlärm. Schiffe produzieren Tieffrequenztöne von 10 bis 1000 Hertz, die über enorme Distanzen hörbar sind und den am weitesten verbreiteten Lärm im Meer darstellen. Der Schiffslärm generiert unter Wasser einen stets präsenten akustischen „Nebel“, der natürliche Geräusche und Laute übertönt und so die Migrationsrouten von Meeressäugern stört, zu Kollisionen von Walen mit Schiffen führt und ihre Kommunikations- sowie Orientierungsfähigkeit einschränkt.

Anregung zur Debatte

Dass alle diese Tatsachen keinen größeren Anteil an der Verschmutzung, Vergiftung und Vermüllung der Weltmeere haben sollen, konnten wir uns nicht vorstellen und haben uns überlegt, diesen Punkt genauer auszuführen. Gut gefallen am Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ haben uns auch die jeweiligen nötigen Forschungsschwerpunkte entlang aller alten und neuen Hauptmerkmale der begonnenen Umweltkatastrophe. Hier könnten wir uns eine weitere Nennung bzw. Präzisierungen von Forschungsschwerpunkten auf Seite 455 unter dem Punkt „Schutz der Weltmeere und Gewässer“ vorstellen.

Wir hoffen, dass unser Artikel eine Debatte im Rote Fahne Magazin über all diese Fragen anregt. Vielleicht berichten weitere Lesegruppen von ihren Debatten, Einsichten und Ergänzungen. Uns würde es freuen.