Rote Fahne 03/25
Ukraine: Kriegsmüdigkeit nimmt zu
Der folgende Brief eines Genossen der ICOR-Organisation „Koordinierungsrat der Arbeiterbewegung in der Ukraine“ (KSRD) erreichte kürzlich die Redaktion
Bald ist es drei Jahre her, dass das imperialistische Russland einen blutigen Krieg in der Ukraine entfesselt hat. In dieser Zeit wurden Zehntausende von Zivilisten getötet, Millionen haben ihre Heimat verloren und sind zu Flüchtlingen im In- und Ausland geworden.
Während die einfachen Menschen an der Front sterben oder gezwungen sind, unter russischem Beschuss zu überleben, zieht die herrschende Klasse weiterhin ihren Profit aus den Arbeitern, veranstaltet luxuriöse Partys und verbringt ihre Zeit in teuren Villen.
Kriegsmüdigkeit nimmt zu
Die Massen sehen dies im Großen und Ganzen und erkennen, was vor sich geht, auch wenn sie kein ausreichendes Klassenbewusstsein besitzen. Aus diesem Grund nehmen die „Kriegsmüdigkeit“ und die Proteststimmung unter den Massen zu, auch wenn es weiterhin noch wenig öffentliche Proteste gibt.
Diese Stimmungen werden durch die Aktionen offizieller „Mobilisierungsgruppen“ verstärkt, die auf offener Straße oder in Geschäften die Dokumente von Männern überprüfen, sie festhalten und in die territorialen Rekrutierungszentren verfrachten dürfen.
30 Prozent unter der Armutsgrenze
Die Kapitalisten versuchen, vom Krieg zu profitieren: Im Jahr 2024 wird die Inflation in der Ukraine zwölf Prozent übersteigen. Wie immer versuchen sie, dies mit „steigenden Rohstoffpreisen“ zu erklären. Aber warum sollten die Werktätigen dafür bezahlen, dass jemand irgendwo die Preise erhöht hat? Die Wachstumsrate der Reallöhne bleibt hinter der Inflation zurück, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Zehntausende von Arbeitsplätzen durch Putins Aggressoren einfach vernichtet worden sind.
Selbst nach offiziellen Angaben leben in der Ukraine bereits 30 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.
Feinde im eigenen Land werden deutlicher
All dies sind objektive Voraussetzungen für das Erstarken der Proteststimmung und die Intensivierung der öffentlichen Proteste nicht nur zu bestimmten akuten Themen, sondern auch gegen die Herrschenden und gegen den Krieg. Unter den Massen ist der Hass und die Verachtung für das Kreml-Regime nach wie vor stark ausgeprägt, aber immer mehr Menschen erkennen, dass die Arbeiter auch innerhalb des Landes ernstzunehmende Feinde haben.
Es ist zu erwarten, dass im Jahr 2025 die Kritik an den Herrschenden zunehmen wird, und Streiks in den Betrieben sind durchaus möglich.