Rote Fahne 02/25
Dramatische Entwicklung der Weltmeere
Die Weltmeere befinden sich in einem Prozess des beschleunigten Übergangs zu irreversibler Selbstzerstörung:
Die Weltmeere sind eine unverzichtbare Lebensgrundlage der Menschheit. Das Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ qualifiziert: „Alle wesentlichen Parameter zur Beurteilung des Zustands der Meere haben sich demnach verschärft. Das bedeutet eine neue Qualität der Entwicklung hin zum Verlust notwendiger Funktionen der Weltmeere für die gesamte Biosphäre.“¹
Zwiespältiger Bericht von Copernicus
Der Bericht des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus von Oktober 2024 enthält neue interessante Fakten zum Zustand der Meere.²
Gleichzeitig spielt er die Verlangsamung der atlantischen Umwälzströmung (AMOC) sogar als stark schwankend ohne signifikante Abnahme herunter. Prof. Stefan Rahmstorf vom Postdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Peter und Susanne Ditlevsen (Universität Kopenhagen) legten dagegen erdrückende Belege für eine bereits laufende Abschwächung und einen womöglichen Zusammenbruch als Folge der begonnenen Klimakatastrophe vor.³
Beschleunigte Erwärmung
Die Weltmeere absorbieren über 90 Prozent der Energie der Erderwärmung. Im arktischen Ozean stieg die Temperatur seit 1980 um 4,37 Grad, eine meereisfreie Arktis in zehn bis 25 Jahren rückt näher. Hitzewellen treten durch den verstärkten Energieeintrag häufiger, intensiver und jährlich inzwischen auf 80 Prozent der globalen Meeresoberflächen auf.
Der Anstieg des Meeresspiegels nahm von 2,1 Millimeter pro Jahr in den 1990er-Jahren auf 4,3 Millimeter pro Jahr aktuell zu. Das bedroht immer akuter Inseln im Pazifik oder Küstenstädte bei verheerenden Sturmfluten.
Destabilisierung des Zirkumpolarstroms
Ozeane und Atmosphäre beeinflussen sich gegenseitig. Zum einen schmilzt Meereis, wenn sich die Luft erwärmt. Andererseits verhindert die Meereisschicht den Wärmeaustausch zwischen Meer und Luft. In Bereichen der Randmeere, wo der Rückgang des Eises im Jahr 2023 bis zu 80 Prozent gegenüber 1991 bis 2020 betrug, ging mehr Wärme in die Atmosphäre. Dadurch stieg die Zahl stürmischer Tage in den Monaten Juni und Juli von neun auf bis zu 16 Tage (Weddellmeer) mit der Folge von mehr Eisbruch.
Durch Zufrieren des Meeres wird das Wasser darunter salzhaltiger. Das kalte, dichte, salzhaltige Meerwasser sinkt, fließt vom Kontinentalschelf ab und speist den mächtigen antarktischen Zirkumpolarstrom.⁴
Durch die Abnahme des Meereises funktioniert dieser Mechanismus immer weniger. Die geringere Dichte des zirkumpolaren Tiefenwassers schwächt seine Austauschfunktion von warmem und kaltem Wasser mit weitreichenden negativen Folgen für alle Meeresströmungen und die Speicherkapazität von Kohlendioxid.