Rote Fahne 01/25
Die Blinden von der „GewerkschaftsOpposition“
Man findet ja oft wirklich komische Dinge im Internet. Datiert vom 17. Oktober 2024 bekam ich einen Artikel einer „GewerkschaftsOpposition“ in die Hände mit der Überschrift „Die dunklen Flecken der IG Metall“. Autorenschaft: anonym
Nach dem Artikel „besteht“ die IG Metall aus „gelernten Funktionären“, die auf „fein gepolsterte Pöstchen“ hinarbeiten. Ja – davon gibt es sicherlich einige. Aber wie blind muss man sein, zu behaupten, die IG Metall „bestehe“ aus solchen Funktionären? Sind den Autoren wirklich die über 2,1 Millionen Mitglieder entgangen? Was ist mit den Hunderttausenden, die sich eine IG Metall als Kampforganisation wünschen? Und denjenigen, die sich dafür einsetzen, diese dazu zu machen? Was ist mit den Zigtausenden Vertrauensleuten, die das Ohr an der Schiene haben und an der Organisierung der Einheit der Belegschaft unermüdlich arbeiten? Streiks Hunderttausender IG-Metaller in der Tarifrunde 2024 mit vielfältigen Initiativen, die sich ausdrücklich gegen die Klassenzusammenarbeitspolitik richteten - all das gab es demnach wohl auch nicht? Wie blind muss man da sein?
Neuauflage der Gewerkschaftsopposition
Es gehört schon ein besonders dickfelliger Dogmatismus dazu, die äußerst schädliche Politik der Gewerkschaftsopposition aus der Weimarer Republik neu aufzulegen. Sie förderte in den 1920er- und 1930er-Jahren die Spaltung der deutschen Arbeiterbewegung zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten. Sie war mit ein wesentlicher Grund, dass die dringend notwendige Arbeitereinheit gegen den Faschismus nicht zustande kam. Daraus hat die Arbeiterbewegung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg die Lehre gezogen, die weltanschauliche Aufspaltung der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung zu überwinden.
Die MLPD hat die Politik der Gewerkschaftsopposition mit dem Aufbau eigener Gewerkschaften von Beginn an kritisiert und daraus die Lehre einer positiven Gewerkschaftsarbeit gezogen. Die Mitglieder der MLPD sind vorwärtstreibende Aktivposten in den Gewerkschaften, sie setzen sich in einer tagtäglichen Kleinarbeit für die Belange der Gewerkschaftsmitglieder ein, bekämpfen jede Form der Politik der Klassenzusammenarbeit und tragen stattdessen den Geist des Klassenkampfs in die Gewerkschaften hinein. Sie setzen sich dafür ein, dass die Gewerkschaften Kampforganisationen zur Verteidigung und Verbesserung der Lohn-, Arbeits- und Lebensbedingungen werden. Kämpfe um Reformen müssen als Schule des Klassenkampfs geführt werden. Gegebenenfalls ist es notwendig, den gewerkschaftlichen Rahmen zu durchbrechen und zu selbständigen Streiks überzugehen. Der Gewerkschaftsapparat (gemeint sind vor allem die freigestellten Funktionäre) und die reformistische Führung sind ideologisch und politisch ein Ordnungsfaktor im Kapitalismus. Die Politik der Gewerkschaftsopposition überlässt dagegen die Millionen Mitglieder dem Einfluss dieses Apparates.
Wir erleben Zeiten einer reaktionären Wende in der Politik. Die Gewerkschaftsbewegung muss dabei auch fertigwerden mit zunehmenden Angriffen und Zersetzungsversuchen der AfD und anderer Faschisten, wie auch reaktionärer Monopolpolitiker wie Musk. Wer heute „von links“ die Einheitsgewerkschaft angreift, der spielt auch – ob er will oder nicht – diesen faschistischen Hetzern und Reaktionären in die Hände. Die MLPD vertritt den Standpunkt, dass die Zukunft der Gewerkschaften im Zusammenschluss zu einer wirklichen und kämpferischen Einheitsgewerkschaft auf antifaschistischer Grundlage liegt. Denn das spiegelt wider, dass der Kampf um die Klasseninteressen höher steht als die einzelner Branchen oder Berufsgruppen.
Berthold Huber – ein U-Boot der MLPD?
Der peinliche Höhepunkt des Artikels ist die Behauptung, die MLPD hätte „ihren Berthold Huber in die IG Metall“ eingeschleust. Um damit zu „beweisen“, dass die MLPD verantwortlich sei für seine zahlreichen Winkelzüge des Klassenverrats. Dabei müsste jeder einigermaßen politisch Interessierte wissen, dass sich die Wege der MLPD und Berthold Hubers Ende der 1970er-Jahre getrennt hatten und grundsätzlich entgegengesetzt verliefen.
Unter seinem Vorsitz wurden – unter anderem entgegen eines Beschlusses des IG-Metall-Gewerkschaftstags – die Unvereinbarkeitsbeschlüsse gegen die MLPD mit einem Gutachten ultrareaktionärer und faschistoider „Extremismusexperten“ erneuert. Was für eine bösartige und an den Haaren herbeigezogene Unterstellung, die MLPD für die Politik der IG-Metall-Spitze verantwortlich zu machen.
Was bleibt am Ende übrig vom Artikel der „GewerkschaftsOpposition“? Der klägliche Versuch, jahrzehntelange, sektiererische Fehler in der Gewerkschaftsarbeit zu rechtfertigen. Die Kapitulation davor, eine geduldige marxistisch-leninistische Kleinarbeit in den Gewerkschaften zu machen.
Sollen die Autoren des Artikels ruhig da bleiben, wo sie sind: anonym, in der Versenkung. Und dorthin gehören auch ihre „neuen“, abgestandenen Ideen.