Rote Fahne 26/2024

Rote Fahne 26/2024

Managementfehler? Kapitalistischer Systemfehler!

Die Rote Fahne dokumentiert einen aktuellen Redebeitrag von Gabi Fechtner, Parteivorsitzende der MLPD, zu den Hintergründen der krisenhaften Entwicklung in der Automobilindustrie:

Managementfehler? Kapitalistischer Systemfehler!
Kapitalistischer Systemfehler – Überproduktion und Vergeudung oder Vernichtung von menschlichen und natürlichen Ressourcen (Foto: Pexels/Pixabay)

Die Umstellung auf E-Mobilität greift tief in den gesamten Produktionsprozess ein. Um an der Spitze zu stehen, sind neue hoch digitalisierte Werke notwendig. Das verlangt riesige Investitionen.

 

Außerdem verschärft sie das grundlegende Problem im Kapitalismus, dass nur menschliche Arbeitskraft Mehrwert erzeugt und die sinkende Profitrate durch Steigerung der Profitmasse ausgeglichen werden muss. So stellte die FAZ¹ am 15. Oktober verwundert fest: „Der große Hype um künstliche Intelligenz ist in vielen Unternehmen Skepsis gewichen. Die Implementierung konkreter Anwendungen stockt.“

 

Allein in Deutschland stehen auf Grundlage der jetzigen Prognosen bis 2035 rund 300.000 Arbeitsplätze in der Automobilindustrie auf der Abschussliste, das sind bis zu 40 Prozent. Zwar wächst der Absatz von E-Autos weltweit, aber viel geringer als die spekulativ aufgeblähten Kapazitäten, vor allem in China. Hier verbindet sich die Struktur- mit der Überproduktionskrise. Der verschärfte internationale Konkurrenzkampf um die Technologieführerschaft nimmt den Charakter einer Vernichtungsschlacht in der Autoindustrie an.

Spekulative Ausweitung der Kapazitäten

Gegenwärtig werden kaum weniger Autos produziert als früher. Prognosen gehen davon aus, dass 2025 weltweit 90,1 Millionen Autos produziert werden, 2023 waren es 90,5 Millionen. Tatsächlich haben alle Autokonzerne in der Hoffnung auf einen schneller wachsenden Markt und auf ihre Überlegenheit gegenüber den Konkurrenten spekulativ Kapazitäten ausgebaut. Selbst in China erreichen viele Autokonzerne nicht mehr die 80-prozentige Auslastung ihrer Werke, was als Grenze für maximalprofitbringende Produktion angesehen wird.

 

Waren das also alles Management-Fehler, wie die IG-Metall-Führung behauptet? Sicherlich sind die Topmanager überbezahlte Arroganzlinge. Aber das eigentliche Problem ist ein kapitalistischer Systemfehler! Denn die Kapitalisten sind gesetzmäßig dazu gezwungen, „die Profitmasse (zu) steigern, indem sie die Produktion als Ganzes ausdehnen und immer mehr Arbeiter in die Lohnarbeit einbeziehen bzw. ihre lebendige Arbeitszeit fortwährend ausdehnen. Gelingt das nicht, weil zum Beispiel von den stagnierenden Märkten die gesteigerte Warenflut nicht mehr aufgenommen werden kann, kommt es zu Überproduktionskrisen und anderen Erscheinungen der Überproduktion des Kapitals.“²

Sozialismus: Planmäßige Umgestaltung der Produktion

Wie überlegen ist doch eine sozialistische Gesellschaft, in der die Produktion planwirtschaftlich nach den Bedürfnissen von Mensch und Natur planmäßig aufgebaut wird. Technologie-Fortschritte wie die E-Mobilität oder Digitalisierung werden dann zum gesellschaftlichen Nutzen von Mensch und Natur eingesetzt, statt absurde neue Krisen hervorzurufen.