Rote Fahne 25/2024
„Es herrschte ein starkes Gefühl der Solidarität und Unterstützung“
Chaba Seini, Generalsekretärin der UNMS (Union Nacional de Mujeres Saharauis¹), bewertet im Interview mit der Roten Fahne ihre Erfahrungen beim diesjährigen Frauenpolitischen Ratschlag in Kassel
Rote Fahne: Du hast am Frauenpolitischen Ratschlag vom 1. bis 3. November teilgenommen. Was ist dein Eindruck?
Chaba Seini: Es war erstaunlich zu sehen, wie mehr als 700 Frauen unterschiedlichen Hintergrunds und aus verschiedenen Kulturen in einem gemeinsamen Ziel vereint sind: Gerechtigkeit und Gleichheit, Widerstand gegen Unterdrückung, Faschismus und Imperialismus. Es erfüllt mich mit Stolz, dass Frauen in der Lage sind, ein solches Treffen unabhängig und selbstständig zu organisieren. Das zeigt die Stärke und Entschlossenheit von Frauen, sich für Veränderungen einzusetzen.
Hier zu sein inmitten dieser Vielfalt, hat mir gezeigt, dass die Herausforderungen, mit denen Frauen auf der ganzen Welt konfrontiert sind, doch ähnlich sind. Es bestätigt, dass wir durch Einigkeit und Eintreten für unsere Rechte die Welt verändern können.
Wie war die Reaktion auf deinen Bericht über die Westsahara und die sahaurischen Frauen?
Ich erhielt bewegende Reaktionen von vielen Teilnehmerinnen, die großes Interesse an der Situation der saharauischen Flüchtlinge zeigten und an der Situation im besetzten Teil der Westsahara, der letzten Kolonie in Afrika. Es herrschte ein starkes Gefühl der Solidarität und Unterstützung, und einige äußerten ihr Erstaunen darüber, dass wir seit über 50 Jahren in Süd-Algerien in Flüchtlingslagern in der Wüste leben.
Ich habe neue Kontakte zu Frauen in verschiedenen Ländern geknüpft, die sich bereit erklärten, uns zu unterstützen und die saharauische Sache bekanntzumachen. Diese neuen Verbindungen geben mir Hoffnung, dass wir uns gemeinsam in der Welt Gehör verschaffen und Bewusstsein für die saharauische Sache schärfen können.
Überlegt ihr, euch dem kontinentalen Weltfrauenprozess in Afrika anzuschließen?
Ich sehe die Verbindung unter den afrikanischen Frauenbewegungen als einen wesentlichen Teil unseres Kampfes als Frauen. Das gibt uns die Möglichkeit, unsere Stimme zu verstärken und Beziehungen zu Frauen aus ganz Afrika und der Welt zu knüpfen – Frauen, die sich nach Freiheit sehnen. Durch diesen Prozess können wir auch größeres Verständnis für unsere saharauische Sache erreichen und das Bewusstsein unserer Mitstreiterinnen in der Region schärfen, sowie andere Frauen in der Region und Kämpfe für Gerechtigkeit und Gleichheit auf der Welt unterstützen.
Das Besondere ist ja nicht nur, dass wir als Flüchtlinge 50 Jahre in der Wüste leben, sondern auch das dunkle Verschweigen unserer gerechten Sache in den Medien. Aber wir Saharaui-Frauen werden weiter kämpfen!
Vielen Dank für das Interview!