Rote Fahne 25/2024
„Entlastung“ bei der Inflation – warum spürt man das nicht beim Einkaufen?
Die offizielle Inflationsrate lag im Oktober 2024 bei zwei Prozent. Warum ist aber bei vielen schon Tage vor dem Monatsende das Konto leer?
Die amtliche Statistik beschränkt sich auf den Vergleich der letzten zwölf Monate. Der Einjahresvergleich blendet die sprunghaft gestiegene Inflation seit 2021 aus. Sie stieg also schon vor dem Ukrainekrieg an. Der wurde dann besonders schamlos zur Preissteigerung und Spekulation genutzt. So trieben die marktbeherrschenden Monopole den Rohstoffpreisindex von Januar bis Juli 2022 um rund 60 Prozent in die Höhe.¹ Rechnet man die offiziellen Steigerungsraten seitdem zusammen, kommt man schon mal auf rund 19 Prozent. Für eine Arbeiterfamilie waren es sogar um die 27 Prozent – also rund 7 Prozent jährlich.² Die Durchschnittswerte blenden natürlich aus, dass es bei einzelnen Warengruppen große Unterschiede gab und die Inflation auch wieder relativ zurückging.
Massiver Kaufkraftverlust
Seit 2018 sind die Löhne im Durchschnitt nur um 20 Prozent gestiegen, das liegt selbst noch unter der offiziellen Inflationsrate von 22,3 Prozent für diesen Zeitraum. Die Einmalzahlungen während der Corona-Pandemie oder in den Tarifrunden haben nur kurzfristig für Entlastung gesorgt – während die höheren Preise in den meisten Fällen blieben. Die Renten sind von 2018 bis 2024 um durchschnittlich 27,3 Prozent gestiegen, auch das liegt für die Mehrzahl noch unter der realen Inflationsrate.³ Das vermindert sich durch den jährlich steigenden Steuerabzug für die Renten.
Ein Lieblingsthema reaktionärer Scharfmacher sind die Erhöhungen beim Bürgergeld. Der Regelsatz beim Bürgergeld für einen alleinstehenden Erwachsenen ist seit 2021 bis 2024 um etwa 26 Prozent gestiegen. Angesichts der realen Inflation für eine Arbeiterfamilie bedeutet das für die Betroffenen eher eine Verschlechterung. Das wissen auch die Hetzer von der CDU. Sie wollen den Satz nicht kürzen, aber den Kreis der Empfänger deutlich senken – und das bei steigender Arbeitslosigkeit!
MLPD: Konsequente Inflations- und Kapitalismuskritik
Der finanzpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Kay Gottschalk, gibt sich inflationskritisch: „Diese Preissteigerungen treffen besonders die Grundversorgung und somit alle Bevölkerungsschichten.“⁴ Sitzen Kapitalisten und Superreiche mit den Arbeitern also kaufkraftbezogen im gleichen „völkischen“ Boot? Von wegen! Es ist ja wohl ein kleiner Unterschied, ob die Grundversorgung wie bei Arbeiterfamilien 55 Prozent oder bei Großverdienern 10 Prozent des Einkommens ausmacht. Mit dem Kampf für höhere Löhne auf Kosten der Monopolprofite hat die AfD folglich auch nichts am Hut.
Die MLPD ist die einzige Partei, die die sprunghafte Inflation vom Standpunkt der Arbeiterinteressen angreift. Sie tritt für selbstständige Kämpfe für Lohnerhöhungen ein und für die Perspektive des echten Sozialismus, in dem die Inflation der Vergangenheit angehört.