Rote Fahne 23/2024
Unter dem Radar: Vorbereitung des Kriegstheaters im Südchinesischen Meer
Der ehemalige US-Admiral James Stavridis hat zusammen mit Elliot Ackerman das Buch „2034“ geschrieben mit dem Untertitel „Ein Roman des nächsten Weltkriegs“
Die fiktive Story beginnt mit einer Schiffskollision im südchinesischen Meer. Daran entfaltet sich eine Eskalation bis zu gegenseitigen Atomschlägen zwischen den USA und China – der Beginn des Dritten Weltkriegs. Hohe US-Militärs meinen, das Szenario sei durchaus plausibel, nur der Zeitpunkt sei unrealistisch spät gewählt.
Realer Hintergrund solcher Spekulationen ist die Tatsache, dass die USA und China strategische Rivalen um die imperialistische Beherrschung der Welt sind. Die Entscheidung kann letztlich nur militärisch ausgetragen werden, da die bisher einzige imperialistische Supermacht nicht ruhig zusehen wird, wie sie erst wirtschaftlich, dann auch politisch und militärisch auf den zweiten Platz verwiesen wird.
Beide Rivalen bauen imperialistische Blöcke auf: Die USA schmieden neben der NATO Allianzen im Indo-Pazifischen Raum vor allem mit Japan und Australien, aber auch mit Indien, Südkorea oder den Philippinen. China dominiert wirtschaftlich und politisch in Südostasien und hat mehreren BRICS-Staaten¹ vor allem aufstrebende neuimperialistische Mächte auf seiner Seite, darunter die aggressive Atommacht Russland.
Das Meer der Entscheidung
Gegenwärtig befeuert vor allem der Ukrainekrieg und der Krieg im Nahen Osten die Weltkriegsgefahr. Das in Zukunft wahrscheinlichste Kriegstheater ist das südchinesische Meer. Die revisionistische Führung Chinas hat erklärt, dass sie Taiwan erobern wollen, was die USA zu eine Reaktion zwingen würde. Gleichzeitig ist China äußerst verwundbar, wenn zum Beispiel die Straße von Malakka durch feindliche Kriegsschiffe blockiert würde. Es handelt sich um die meistbefahrene Wasserstraße der Welt, zumindest solange die Nordostpassage nicht eisfrei ist. Mit aktuell etwa 64 000 Schiffen pro Jahr wird hier der Großteil des Welthandels abgewickelt. Durch diese Meerenge bezieht China 80 Prozent seiner Energie-Importe. Eine Blockade ist mit wenigen Schiffen möglich und könnte einen Weltkrieg auslösen.
Die Inselketten-Strategie
Beide Seiten bauen fieberhaft Stützpunkte für Marine und Luftwaffe im Südchinesischen Meer auf. Die Chinesische Kriegsmarine ist inzwischen mit 730 Kriegsschiffen zahlenmäßig stärker als die der USA mit 484¹. Dabei haben die USA aktuell elf Flugzeugträger, China drei. Für China liegt dieser Kriegsschauplatz vor der Haustüre, für die USA 11 000 Kilometer Luftlinie entfernt. Deshalb bauen die USA als Hauptkriegstreiber in der Welt mit ihrer „Indo-Pazifik-Strategie“ an einer Kette von Insel-Stützpunkten zur Einkreisung Chinas (siehe Karte). Die erste Inselkette zieht sich von den Kurilen im Norden über Japan, Taiwan, die Philippinen bis nach Kalimantan (Borneo) und Vietnam im Süden.
Die zweite Kette reicht von Okinawa über Guam und den neuen Stützpunkt Tinian auf den Marianen-Inseln, Palau bis nach Neuguinea. Dahinter liegt die dritte Kette von US-Stützpunkten von den Aleuten im Norden über Hawaii, Samoa und die Fiji-Inseln nach Neuseeland.
Diese drei Inselketten-Stützpunkte gehen schon auf die frühen 1950er-Jahre zurück, als die USA versuchten, mit dem Koreakrieg die damals sozialistische Volksrepublik China in die Knie zu zwingen. Diese Stützpunkte werden heute erweitert und intensiv ausgebaut. Als Reaktion auf immer weiter reichende Raketen Chinas bauen die USA auch weiter entfernt liegende Militärbasen aus, speziell in Australien, wo die militärische Präsenz von 2500 Soldaten auf 16 000 aufgestockt wird². Häfen wie Darwin und Militärbasen wie Pine Gap werden intensiv ausgebaut.
Neu sind Anstrengungen, eine vierte und fünfte Inselkette im Indischen Ozean aufzubauen. Die vierte Kette soll von Pakistan über die Malediven, Diego Garcia bis ins südliche Eismeer reichen. Die fünfte Inselkette soll sich an der gesamten afrikanischen Ostküste entlang ziehen, um die Handelswege vom Suezkanal bis zum Kap der Guten Hoffnung für China abzuschneiden.
Neuen Weltkrieg verhindern!
Die weltweite Aufrüstung hat im Jahr 2023 einen neuen Rekord von 2,44 Billionen Dollar erreicht. Japan, Indien oder Australien steigern ihre Rüstung sprunghaft. Sieben der zehn stärksten Armeen der Welt sind in Asien mit über sieben Millionen Soldaten. Der Dritte Weltkrieg passiert nicht zufällig. Er wird systematisch vorbereitet und die Menschheit muss ihn aktiv verhindern!