Rote Fahne 23/2024

Rote Fahne 23/2024

Die Furcht des italienischen Faschisten­führers Mussolini vor dem Kommunismus

Vielen ist nicht bekannt, wo der italienische Faschistenführer Benito Mussolini (1883 –1945) seinen politischen Werdegang begann. Er trat im Jahr 1900 der Sozialistischen Partei Italiens (PSI) bei, in der bereits sein Vater organisiert war. Als Journalist wurde er 1912 Chefredakteur der PSI-Zeitung „Avanti!“

Von hs
Die Furcht des italienischen Faschisten­führers Mussolini vor dem Kommunismus
Vom opportunistischen „Sozialisten“ zum Faschisten: Mussolini (Mitte) am 24. 10. 1922 in Neapel

Mussolini vertrat jedoch bereits früh nationalistische und chauvinistische Positionen. Sie leugneten den Widerspruch zwischen der Klasse der Arbeiter und der Kapitalisten. Stattdessen sollten die italienischen Arbeiter die nationalen Interessen Italiens im Wettstreit der imperialistischen Staaten um die Aufteilung der Welt an die erste Stelle rücken.


Als der Erste Weltkrieg 1914 entfesselt wurde, stimmte die Sozialistische Partei Italiens (PSI) gegen die Kriegskredite und den Eintritt Italiens in den Krieg. Mussolini dagegen befürwortete eine Kriegsbeteiligung und ging zu reaktionären militaristischen Positionen über.

Die „neue Elite“ und die Oktoberrevolution

Mussolini meldete sich freiwillig zur Front und schrieb Ende 1916: „Ich habe ungeachtet aller Unbill und aller Gefahren das Privileg, der Entstehung der Aristokratie des Schützengrabens beizuwohnen, der neuen und besseren Elite, die das Italien von morgen beherrschen wird.“¹


Der „neuen Elite“ militaristischer Schlächter jagte die siegreiche sozialistische Oktoberrevolution in Russland genauso einen Schrecken ein wie ihren Auftraggebern im italienischen Monopolkapital, das von den Millionen Todesopfern des Kriegs profitierte.


Der dortige Aufbau des Sozialismus entwickelte auch auf die Arbeiterbewegung in Italien große Anziehungskraft. Die 1921 gegründete Kommunistische Partei Italiens (KPI) erstarkte.

„Wenn nötig, mit Gewalt ...“


Dass die Arbeiterklasse nun in Russland die Macht hatte und die Geschicke der Gesellschaft bestimmte, beunruhigte Mussolini außerordentlich. 1917 drohte er: „Wer Vaterland sagt, sagt Disziplin; wer Disziplin sagt, anerkennt eine Hierarchie der Autorität, der Funktionen, der Intelligenzen. Und wo diese Disziplin nicht freiwillig akzeptiert wird, wo man ihre Notwendigkeit nicht einsieht, muß sie aufgezwungen werden. Wenn nötig, mit Gewalt …“²


Das praktizierten dann auch seine mordenden Schlägertrupps der „Fasci di combattimento“, zu Deutsch „Kampfverbände“ oder auch „Schwarzhemden“, die seit 1919 vor allem gegen streikende und kämpfende Arbeiter vorgingen. Bis 1922 ermordeten sie über 3000 von ihnen. 1922 berief König Vittorio Emanuele III. Mussolini zum Ministerpräsidenten. Er sollte eine revolutionäre Entwicklung in Italien verhindern. Dazu errichtete er im Auftrag der Monopole erstmals eine faschistische Diktatur.


Die Entwicklung Mussolinis vom opportunis­tischen „Sozialisten“ zum Faschisten zeigt, wie eine völkische Einstellung sowie eine chauvinistische nationalistisch ausgerichtete Klassenzusammenarbeit („Mein Land zuerst“) dem Faschismus den Weg bereitet.