Rote Fahne 22/2024
„Unter allen Dingen sind die Menschen das Wichtigste“
Dieses Leitmotiv Mao Zedongs war auch ein Prinzip für das Gesundheitswesen in der sozialistischen Zeit Chinas bis 1976
Im Widerspruch zu teilweise bedeutenden wissenschaftlichen Erkenntnissen im Bereich der Medizin ist das Gesundheitswesen in Deutschland dem Profitprinzip und der bürgerlichen Weltanschauung untergeordnet. Deshalb wird es zunehmend von Krisen geschüttelt. Viele dieser Errungenschaften können so der Bevölkerung in Deutschland nicht zugute kommen. Doch wie kann ein Gesundheitswesen zum Wohle der Masse der Bevölkerung aussehen?
China war nach der volksdemokratischen Revolution von 1949 eines der ärmsten Länder der Welt, zerstört vom Krieg gegen die japanische Besatzung und dem Kampf gegen die alten Machthaber der Kuomintang. Auf der Grundlage der veränderten ökonomischen Struktur wurde auch das Gesundheitswesen umgewälzt.
„Auf der ersten Gesundheitskonferenz im August 1950 wurden die Grundsätze der Gesundheitspolitik festgelegt. Die wichtigsten Prinzipien sind: Der Gesundheitsdienst soll vornehmlich den Massen der Werktätigen dienen. Verhütung von Krankheit soll Vorrang erhalten. Die traditionellen und modernen Ärzte sollen eng zusammen arbeiten. Wenn möglich, soll Gesundheitsarbeit in Form von Massenkampagnen geleistet werden. Die medizinischen Arbeiter sollen aktiv daran beteiligt werden.“¹
Aus Fehlern lernen statt sie vertuschen
Dr. Joshua S. Horn, ein britischer Chirurg, selbst als Junge in Armut aufgewachsen, entschied sich gegen eine Unikarriere. Er zog vor, in China mit seiner ganzen Kraft den Aufbau des Sozialismus zu unterstützen.
Er berichtet: „Das Arzt–Patient–Verhältnis basiert in China auf Gleichheit und gegenseitiger Achtung, Ärzte wie Patienten tragen zum Aufbau des Sozialismus bei, jeder arbeitet in seinem Beruf für das gemeinsame Ziel. Überheblichkeit oder Bevormundung, plumpe Herzlichkeit, falsche Vertraulichkeit oder andere Verhaltensformen von Seiten des Arztes, die sich bei uns gemeinhin hinter ‚taktvollem Auftreten‘ am Krankenbett verbergen, gibt es nicht. Uneingeschränkte Aufgabe des Arztes ist es, den Interessen des Patienten zu dienen.“² Das zeigt sich am Umgang mit Fehlern.
„In China verhält man sich medizinischen Fehlern gegenüber nach der Devise: sie verhindern, sie zugeben, aus ihnen lernen. Durch tägliche Versammlungen, an denen auch Vertreter der Patienten teilnehmen, können Fehler leicht verhindert werden.“ Das Prinzip „Lerne aus den Fehlern“ wurde in der Kommunistischen Partei Chinas schon immer praktiziert. Mao Zedong schrieb dazu: „Wir sind durch die Fehler und Rückschläge belehrt, wir sind klüger geworden, arbeiten besser. Fehler sind bei jeder Partei und bei jedem Menschen schwer zu vermeiden, aber wir wollen möglichst wenige begehen. Wenn ein Fehler begangen wurde, muss er korrigiert werden, und je schneller und gründlicher das geschieht, um so besser.“³ Wie ist der Umgang in Deutschland mit Fehlern im Gesundheitswesen? Statt einem offenen Umgang damit werden die meisten Beschwerden abgebügelt.
Erfolgreiche Kampagne gegen Wurmkrankheit
Unter der Parole „Tod den Schnecken“ wurde eine beispiellose, erfolgreiche Kampagne gegen die Wurmerkrankung Schistosomasis entwickelt, die im Süden Chinas ganze Familien auslöschte.
Nach einer gemeinsamen genauen Analyse des Lebenszyklus des Wurms wurde Verhütung und Behandlung festgelegt. Mit Bildtafeln, Vorträgen wurden die Bauern genauestens über den Lebenskreislauf des Erregers informiert und für den Kampf gewonnen. Sie entwickelten verschiedene Initiativen. Hygiene war angesagt. Der Kot der Tiere wurde nicht mehr auf die Felder ausgebracht, sondern die Eier durch Erhitzen zerstört. Die Bauern fuhren die Bäche und Flüsse ab, um die Schnecken einzusammeln, legten Bäche still und gruben das Erdreich um. So wurden ganze Landstriche schneckenfrei. Bilharziose (Schistosomasis) gehört dagegen in Afrika bis heute zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten, da sie “nur“ die Ärmsten der Armen betrifft und einen chronischen langen Verlauf hat. Inzwischen breitet sich der Erreger auch in Europa aus.
Chang, der Leiter der Schistosomasis-Verhütungsstation mahnte im Gespräch mit Joshua Horn: „Das alles Entscheidende war der Klassenkampf. Jeden Zoll des Weges mussten wir gegen die diejenigen erkämpfen, die das Rad zurückdrehen wollten. Auch in Zukunft werden wir zu kämpfen haben. Wenn wir nicht ständig wachsam sind, werden wir unterliegen. … Wir können die Schistosomasis nur besiegen, wenn wir auf dem Weg des Sozialismus bleiben. Weichen wir von diesem Weg ab, gewinnen die Schnecken und wir sind die Unterlegenen.“⁴
Nach der Restauration des Kapitalismus in China wurde das Sammeln der Schnecken als Zeitverschwendung angesehen und eingestellt. Inzwischen sind in China 30 Millionen Menschen wieder von der Ansteckung bedroht und als einzige Hilfe gibt es Medikamente.⁴