Rote Fahne 21/2024

Rote Fahne 21/2024

Tarifrunde in Zeiten einer offenen politischen Krise

Die diesjährige Tarifrunde für die 3,9 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie findet in einer außerordentliche Situation einer offenen politischen Krise in Deutschland statt

Von (gp)
Tarifrunde in Zeiten einer offenen politischen Krise
Dieser gefüllte Einkaufswagen kostet heute 34 Prozent mehr als 2021: Aktion von Münchner Azubis zum Auftakt der Tarifrunde

Bei den ersten bezirklichen Verhandlungen haben bereits Tausende Kolleginnen und Kollegen für ihre Forderung nach 7 Prozent mehr Entgelt und 170 Euro mehr für die Auszubildenden demonstriert. Allein in München waren es 5000!


Das Argument, die offizielle Infla­tionsrate sei mit inzwischen 1,6 Prozent so niedrig wie seit drei Jahren nicht mehr, konterten Auszubildende in München. Sie präsentierten einen Einkaufskorb mit Lebensmitteln. Der gleiche Korb ist heute genau 34 Prozent teurer als 2021!


Viele der Auszubildenden leben heute selbständig, deshalb sind die 170 Euro das Mindeste! Es gibt also keinen Grund von den beschlossenen Forderungen auch nur ein Komma abzurücken.


Monopole fordern Nullrunde


Teil der offenen politischen Krise ist auch der eingeleitete Taktikwechsel der Monopole mit offenen Angriffen auf die Arbeiterklasse. Das kündigt sich auch in der Tarifrunde an.


So hält der Verhandlungsführer von Südwestmetall, Harald Marquardt eine „Forderung über der Zahl null“ für unangebracht. Und der Chef des Verbands der Metall- und Elektroindustrie NRW, Arndt Kirchhoff, sieht „die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland massiv gefährdet.“ Und er droht damit, dass die Durchsetzung der Forderung „auch dazu führen (würde), dass wir noch mehr im Ausland machen.“


Seit wann hängt der Rückfall der deutschen Wirtschaft gegenüber ihren Konkurrenten von den Löhnen der Arbeiter und Angestellten ab? Sie machen oft nur 10 Prozent vom Umsatz aus. Der Rückfall ist vor allem eine Folge der anhaltenden Weltwirtschafts- und Finanzkrise und der großen Exportabhängigkeit der deutschen Monopole.


Und wer glaubt an das Märchen, dass ein Konzern seine Produktion nicht nach Polen, Ungarn oder China verlagert, wenn die Kolleginnen und Kollegen hier auf Lohn verzichten? Sollen sie jetzt mit den niedrigeren Löhnen in Polen oder Ungarn konkurrieren? Andersrum wird ein Schuh daraus!


Nicht spalten lassen


Die Arbeiter müssen über Konzern- und Ländergrenzen hinweg lernen, sich gegenseitig im Kampf um höhere Löhne und Gehälter, im Kampf um ihre Arbeitsplätze zu unterstützen, gemeinsam den Kampf gegen die Abwälzung der Kriegs- und Krisenlasten führen. Die diesjährige Tarifrunde hat von vornherein wichtige politische Aspekte.


Für eine offensiv geführte Tarifrunde gegen den eingeleiteten Taktikwechsel der Monopole!


Einsatz der ganzen gewerkschaftlichen Kampfkraft zur vollen Durchsetzung der 7 Prozent und 170 Euro für die Auszubildenden! Kein Verzicht!


Nieder mit dem kapitalistischen Lohnsystem – für eine von Ausbeutung und Unterdrückung von Mensch und Natur befreiten Gesellschaft, den echten Sozialismus!