Rote Fahne 19/2024

Rote Fahne 19/2024

„Es gibt eine große Bereitschaft,  gute Literatur zu kaufen und zu lesen“

Monika Kuske aus Magdeburg gründete vor einem Jahr eine Agentur von People to People¹. Im Gespräch berichtet sie über ihre Erfahrungen und gibt Anregungen zum Nachmachen

„Es gibt eine große Bereitschaft,  gute Literatur zu kaufen und zu lesen“
Monika Kuske aus Magdeburg im Einsatz. Foto: privat

Rote Fahne: Erzähl mal, wie arbeitest du als Agentur?

Monika: Bei den unterschiedlichsten Aktivitäten – Demos, Kundgebungen, Veranstaltungen zum antifaschistischen Kampf, zur Weltkriegsgefahr, zum Frieden, zu Umweltfragen, zu Palästina – habe ich immer entsprechende Literatur von People to People dabei. Mit meiner Agentur unterstütze ich auch den Frauen­verband Courage und die Umweltgewerkschaft. Mal gibt es ein komplettes Angebot mit Büchern, Kunsthandwerk und Wein, mal nur Literatur zu den Themen. Im letzten Jahr führte ich einen Weihnachts­basar mit befreundeten Organisationen durch. Das war ein Erfolg für alle. Ich habe 240 Euro eingenommen. Von den fünf vorgestellten Bücher habe ich nicht nur alle verkauft, sondern musste nachbestellen. Inzwischen hat es sich etwas rumgesprochen, dass bei mir auch jedes andere Buch bestellt werden kann. Ich kann nur sagen, bisher klappt die Zusammenarbeit mit People to People ganz gut.


Du warst auch vorher als Mitglied der MLPD aktiv im Literaturverkauf. Was hat sich seither verändert?

Der Literaturverkauf hat eindeutig zugenommen. Mehr als die Hälfte meiner bisherigen Einnahmen von 1300 Euro sind auf den Verkauf von Büchern zurückzuführen (770 Euro). Ich weiß, auch am Ort konnte die MLPD ihren Verkauf steigern. Heute sind immer entsprechende Bücher mit im Einsatz. Das freut mich sehr. Es wird immer besser verstanden, dass der Literaturverkauf nicht etwas Zusätzliches, sondern eine nette Möglichkeit ist, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen.


Der letzte Parteitag der MLPD hat beschlossen, dass eine Vervielfachung des Literaturvertriebs nötig ist, um den wissenschaftlichen Sozialismus unter den Massen zu verankern. Hältst du das für möglich?

Das ist ein sehr ehrgeiziges Ziel. Ich denke, es ist unbedingt richtig und notwendig. Viele Menschen sind auf der Suche nach einer gesellschaftlichen Perspektive und wollen Infos, wie zum echten Sozialismus oder auch zur Umweltfrage. Die MLPD hat sehr umfangreiche Antworten auf die Tausenden von Fragen und das Angebot von People to People ergänzt das wunderbar. „Heute verkaufe ich das Buch“, so nehme ich mir das bei jeder Möglichkeit konkret vor. Wenn viele so rangehen, ist es möglich, das Ziel zu erreichen.


Ihr hattet früher relativ viele Bücher auf Lager und habt in der Kleinarbeit vor allem Flugblätter zum Einsatz gebracht. Wie bewertest du das aus heutiger Sicht?

Nichts gegen Flugblätter, sie sind ein wichtiges Mittel in der Agitation. Sich darauf zu beschränken, bedeutet faktisch, vor der heute so notwendigen weltanschaulichen Klärung auszuweichen. Es ist doch eine  > Selbsttäuschung, zu meinen, es kann nichts verkauft werden, weil die Menschen nicht das Geld und kaum Interesse haben. Das ist defensiv und unterschätzt die Bereitschaft, gute Literatur zu kaufen und zu lesen.


Was hast du alles im Angebot und was sind deine Bestseller?

An Büchern habe ich ein breites Spektrum. Da sind antifaschistische Bücher, Kinder- und Jugendliteratur, Bücher zur Umweltfrage, zur Arbeiter- und Frauenbewegung, zum Aufbau des Sozialismus in China und der Sowjetunion – aber auch zur Flüchtlingsfrage oder zu Palästina. Und vor allem fremdsprachige Bücher sowie Romane und Gedichte. Etwas Wein und Kunsthandwerk biete ich auch an. Kaffee aus Togo ist mein Bestseller. Den beziehen einige inzwischen im Abo.

 

Bei Büchern sind es „Erinnerungen von Esther Bejarano“, von Jean Ziegler „Was ist so schlimm am Kapitalismus?“ und „Butje Pieter und sein Held“ von Max Zimmering. Bei fremdsprachiger Literatur sind es das Parteiprogramm der MLPD und die Broschüren „Über die Herausbildung neuimperialistischer Länder“ sowie „Der Ukrainekrieg und die offene Krise des imperialistischen Weltsystems“.


Trägt sich deine Agentur finanziell selbst?

Das Konzept der Agenturen von People to People bietet verschiedenste Möglichkeiten. Deshalb muss sich eine Agentur nicht gleich finan­ziell selbst tragen. Es kann alles in Kommission bestellt werden. Meine Familie hat ein Ausgabenlimit beschlossen. Entsprechend kaufe ich direkt bei People to People. Überschüsse spende ich an die MLPD. In 15 Monaten waren es fast 200 Euro. Ich sehe aber auch meinen Kauf bei People to People als Unterstützung.


Wieviel Zeit verwendest du im Schnitt pro Monat für die Agentur? Ist sie mit viel Bürokratieaufwand verbunden?

Eine selbstrechnende Übersicht mit Bilanz habe ich mir selber angelegt. Das hat schon etwas Zeit gebraucht. Lieferungen und Verkäufe eintragen, Material packen – das geht inzwischen fix. Abends stöbere ich gerne mal auf der Internetseite von People to People für neue Bestellungen. Je nach Anzahl und Umfang der Aktivitäten sind es vier bis sechs Stunden im Monat.