Rote Fahne 18/2024

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Daimler Benz und der Hitler-Faschismus

Die Vorstände von Daimler-Benz haben sich nach der Niederlage des Hitler-Faschismus 41 Jahre Zeit gelassen, die Vergangenheit des Konzerns „während des Nationalsozialismus von einer unabhängigen Expertenkommission wissenschaftlich untersuchen und aufarbeiten“ zu lassen (1)

Von (wb/gp)
Daimler Benz und der Hitler-Faschismus
Foto: Kevin Hackert/CC BY-NC 2.0

Die Expertenkommission kam zu dem Ergebnis, dass sich der Konzern angeblich „widerstrebend mit den Nazis arrangieren (musste), um überhaupt seine Produktion aufrechterhalten zu können.“2 Da hat die faschistische Regierung den armen Konzern doch tatsächlich dazu gezwungen, zu einem der wichtigsten Produzenten von Munition, Pistolen, Granaten, Panzern und Flugzeugmotoren zu werden. 1944 lag der Rüstungsanteil des Konzerns bei 95 Prozent3 und der Umsatz des Konzerns stieg von 65 Millionen Reichsmark 1932 auf 945 Millionen 1944.

 

Dem Konzern war das richtig peinlich, hätte er doch viel lieber zivile Pkw gebaut, statt „widerstrebend“ schwindelerregende Gewinne durch die Rüstungsproduktion zu machen. So stellt man die Geschichte auf den Kopf und macht aus einem Täter ein Opfer!


Wie war es wirklich?

 

Bereits 1933 bemühte sich der Vorstand, den Konzern kooperativ in die NSDAP aufnehmen zu lassen und ließ sich als NS-Musterbetrieb feiern. Mit SS-Mann Jakob Werlin saß ein „enger Vertrauter Hitlers“ im Vorstand des Konzerns.

 

Das ging einher mit einem raschen Wachstum der alten und zahlreicher neuer Werke in den besetzten und annektierten Gebieten. Mit dem Zweiten Weltkrieg wollte der deutsche Imperialismus durch Überfall und Unterdrückung fremder Länder zu einer führenden Großmacht aufsteigen. Dem diente die Kriegswirtschaft.


Zerschlagung der Organisa­tionen der Arbeiterbewegung

 

Mit der Herrschaftsform des Faschismus, bei der die Gewalt die Hauptseite bildet, reagierten die reaktionärsten Teile der Monopolbourgeoisie 1933 auf die Verschärfung der Klassenkämpfe. Sie sahen ihre Herrschaft bedroht. Am 23. März 1933 verbot Hitler die KPD, wenig später die SPD. Am 2. Mai 1933 stürmten SA und SS die Gewerkschaftshäuser und beschlagnahmten das Vermögen. Auch in den Daimler-Werken wurden die Betriebs- und Arbeiterräte vor die Wahl gestellt, zurückzutreten oder verhaftet zu werden. Mit der faschistischen Betriebsorganisation, der Beschäftigte bis zum Vorstand angehörten, und der Errichtung eines Führerprinzips sollte „jeder Klassenkampf unmöglich gemacht“4 werden.

 

Dabei wurde die Ausbeutung auf die Spitze getrieben. Die Daimler-Arbeiter mussten immer länger arbeiten: 1937 zum Beispiel im Werk Marienfelde 48 Stunden die Woche – zuletzt waren es sogar 60 Stunden. Dazu wurden auch immer mehr Fremdarbeiter, Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlingr unter menschenverachtenden, grausamen Arbeitsbedingungen ausgebeutet. Ende 1944 stellten diese die Hälfte der auf 63.000 Beschäftigte angewachsenen Belegschaft.

 

In den Werken in Berlin-Marienfelde, -Genshagen oder Stuttgart gab es antifaschistische Widerstandsgruppen. Mit illegalen Betriebszeitungen und Flugblätter entlarvten und griffen sie die NS-Propaganda an. Neben einzelnen Sabotageaktionen beteiligten sie sich auch an der Hilfe für Zwangsarbeiter.4

 


Abgrenzung von der AfD – taktisches Manöver

 

Der Konzern brüstet sich auf seiner Webseite damit, dass „Rassismus und Diskriminierung in unserem Unternehmen nicht geduldet werden.“ Und Konzernchef Ola Källenius grenzt sich taktisch von der AfD ab: nicht wegen ihres faschistischen Charakters, sondern weil sie im Augenblick den Export stört. Das heutige Bekenntnis zur Herrschaftsform der bürgerlichen Demokratie wird aber nicht daran hindern, erneut eine faschistische Diktatur zu errichten. Dann nämlich, wenn Daimler und Co. durch einen revolutionären Aufschwung der Kämpfe ihre Herrschaft ernsthaft gefährdet sehen. Deshalb gibt Daimler auch heute schon der faschistischen Betriebsorganisation „Zentrum Automobil“ Spielraum für ihre Attacken auf die Gewerkschafts- und Umweltbewegung. Sie arbeitet inzwischen eng mit der AfD zusammen.

 

Nicht zuletzt hat der Konzern gezeigt, dass er keinerlei Skrupel gegenüber der Zusammenarbeit mit faschistischen Regimes oder Militärdiktaturen hat. Jahrzehntelang hat Daimler das faschistische Apartheidsregime in Südafrika durch die Lieferung von Maschinen und Fahrzeugen für Polizei und Militär die Unterdrückung des Widerstands unterstützt und von der Rechtlosigkeit der Arbeiter profitiert. Der argentinischen Militärjunta versprach der damalige stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, Hanns Martin Schleyer, die Junta dabei zu unterstützen, „subversive Elemente aus den Fabriken rauszuhalten“.5 17 Gewerkschafter aus dem Daimler-Werk in Argentinien wurden entführt und 14 sind bis heute verschwunden.

 

Hanns Martin Schleyer war bekennender ehemaliger SS-Führer und Verantwortlicher für die Einverleibung der tschechischen Wirtschaft. Er wurde 1956 Personalchef und 1963 Mitglied im Vorstand von Daimler; später stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzen­der und Präsident der Monopolverbände BDA und BDI (1977).

 

Heute gilt es, die Lehre aus der Geschichte zu ziehen, die faschistische Gefahr ernstzunehmen und mit beim Aufbau einer antifaschistischen Einheitsfront anzupacken. Wer dem Faschismus an die Wurzel will, der kann dies am besten mit und in der MLPD im Kampf für den echten Sozialismus.