Rote Fahne 17/2024

Rote Fahne 17/2024

Sind Revolutionen „toxisch“?

Mit einer offensiven Kampfansage beantworteten Stefan Engel, Gabi Fechtner und Monika Gärtner-Engel die systematische Unterdrückung und das Totschweigen ihres Buchs „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“. Über 130 Rezensionsexemplare wurden an Zeitungen, Wissenschaftsmagazine, Personen des öffentlichen Lebens verschickt – doch nach wie vor herrscht Schweigen im Blätterwald:

Von mgr
Sind Revolutionen „toxisch“?
Offensive Kampfansage von den Autoren gegen systematische Unterdrückung und Totschweigen des Buchs. Foto: Gabi Eder / pixelio.de, Montage: RF

Da ist es durchaus wert, einen Blick auf die Bücher zum Thema Umwelt zu werfen, die stattdessen breit beworben wurden. Der Titel „Demokratie und Revolution – Wege aus der selbstverschuldeten ökologischen Unmündigkeit“ von Bernd Ulrich und Hedwig Richter springt einem geradezu ins Auge. Tatsächlich liest es sich wie ein Gegenentwurf. Es erklärt zwar zu Beginn, gegen die „verschärfte ökologische Krise“ sei eine revolutio­näre Befreiung nötig. Doch was die Autoren unter Revolution verstehen, ist reichlich enttäuschend. Es gehe ihnen nicht nur um eine politische Wende, „sondern auch um eine des Menschen- und Naturbildes, also um eine intellektuelle und spirituelle“.

Wer bestimmt die Richtung?

Ihr ganzer Ansatz bezieht sich ausdrücklich auf die individuelle Veränderung, was auch noch ausgerechnet mit einem Marx-Zitat („Die Menschen machen ihre eigene Geschichte“) garniert wird. So fabulieren sie: „Die Stimmen der Einzelnen bestimmen die Richtung der Politik, aber die Politik gestaltet den öffent­lichen Raum und damit wiederum auch das poli­tische Selbstbild dieser Einzelnen.“ Die Einzelnen, die tatsächlich die Richtung der Politik bestimmen, sind jedoch die Vorstände der herrschenden Monopole und ihrer Verbände BDI und BDA. Warum sonst werden einem internationalen Übermonopol wie Intel zehn Milliarden Euro an Subventionen gezahlt¹, aber zugleich 4,7 Milliarden Euro bei den Bürgergeld-Regelsätzen gekürzt?²

Befreiung durch „die Demokratie“?

Doch zur Rolle der Monopole herrscht in dem Buch schreiende Stille. Die Rettung vor Umweltzer­störung, Krieg und Rechtsentwicklung liege allein in der Rettung „der Demokratie“: „Sie hat Menschen befreit und selbstermächtigt. Noch nie ging es den Menschen aller Schichten ökonomisch so gut wie in den Demokratien …“. Das Wort „Demokratie“ wabert dabei wie eine zähe Nebeldecke über allen Klassenwidersprüchen und verschleiert, wie viele Menschen bereits in regionalen Umweltkatastrophen ihr letztes Hab und Gut verloren haben, in Armut und Elend leben oder aufgrund ihrer sozialistischen Weltanschauung im Gefängnis sitzen.

 

Dagegen schrieb Lenin der heutigen, bürger­lichen Demokratie ins Stammbuch: „Auch die demokratische bürgerliche Republik … konnte niemals etwas anderes sein als eine Maschine zur Unter­drückung der Werktätigen durch das Kapital, ein Werkzeug der politischen Macht des Kapitals, die Diktatur der Bourgeoisie. Die demokratische bürgerliche Republik versprach der Mehrheit die Macht, proklamierte sie, konnte sie aber niemals verwirklichen, solange das Privateigentum am Grund und Boden und an den übrigen Produktionsmitteln bestand.“³

 

Natürlich ging die Entwicklung des Kapitalismus mit einer enormen Steigerung der Produktion einher. Für einen Teil der Werktätigen vor allem in den imperialistischen Ländern verbesserten sich zur Zeit der Reformen von oben die Lebensbedingungen. Doch all das nur durch die Ausbeutung und Unterdrückung der internationalen Arbeiterklasse und einen ungezügelten Raubbau an den Rohstoffen, der uns an den Beginn der globalen Umweltkatastrophe gebracht hat. Auch die bürgerlich-demokratischen Rechte werden immer mehr eingeschränkt, wie die Zensur des Wahlwerbespots der MLPD bei den Europawahlen oder die Förderung der Faschisten in den Massenmedien zeigen.

Von Revolution reden – Sozialismus verunglimpfen

In dem Kapitel „Revolution und Reform“ offenbaren die Autoren ihre antikommunistischen Untiefen. Da ist dann zu lesen: „Es wird oft ausgeblendet, wie toxisch … gewalttätige Revolutionen sein können. … Die besonders gewalttätige russische Revolution von 1917 brachte eine Herrschaftsform hervor, die noch grausamer war als das extrem reaktionäre Zarenregime.“

 

Wie so oft muss eine solche Verleugnung der sozialistischen Revolution natürlich nicht belegt werden. Kein Wort auch über die riesigen Fortschritte für die Arbeiter und Bauern in Russland, die Frauenrechte oder Rechte der Homosexuellen. Von Revolution reden, den Sozialismus verunglimpfen und die Verteidigung des imperialistischen Weltsystem predigen, das ist Demagogie.

 

Kein Wunder allerdings, wenn man bedenkt, dass Bernd Ulrich nicht irgendein Journalist ist, sondern Chefredakteur der „Zeit“ und Büroleiter der Bundestagsfraktion der Grünen war. Auch Hedwig Richter war nicht irgendeine Historikerin, sondern ist Geschichtsprofessorin an der Universität der Bundeswehr in München. Schon der Gedanke an eine wirkliche, sozialistische Revolution ruft bei solchen Leuten offenbar toxische Reaktionen hervor. Dabei sind sie es, die Gift und Galle dagegen spucken, dass die revolutionäre Arbeiterbewegung in Russland es wagte, ihre Diktatur des Proletariats zu errichten.

 

Wer wirklich etwas darüber lesen will, wie die Menschheit vor der Entfaltung der globalen Umweltkatastrophe zu retten ist, dem sei das Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ empfohlen.