Rote Fahne 17/2024
Hitlers Putschversuch in Österreich im Juli 1934 - Austrofaschismus, Hitlerfaschismus und Arbeiterwiderstand
Der Erschütterung des Kapitalismus durch die Weltwirtschaftskrise 1929 versuchte das Monopolkapital in verschiedenen Ländern mit dem Übergang zur faschistischen Herrschaftsform entgegenzutreten. Der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler im Januar 1933 folgte kurz danach Österreich: Im März 1933 setzte Bundeskanzler Engelbert Dollfuß von der Christlichsozialen Partei die Auflösung des Parlaments durch. Der Austrofaschismus schuf eine Staatsform nach dem Vorbild des italienischen Faschismus Mussolinis stützte sich auf die Katholische Kirche und lehnte sich politisch an Italien an.
Teile des österreichischen Monopolkapitals favorisierten dagegen einen großdeutschen Kurs. Sie verneinten die Existenz der österreichischen Nation und suchten den Anschluss an Deutschland. Eine österreichische Organisation der Hitlerpartei NSDAP wurde dazu aktiv und schon 1930 war in Wien der faschistische Stoßtrupp „SS-Sturm 77“ entstanden. Dollfuß verbot jedoch im Juni 1933 die Partei und ihre Untergliederungen, einschließlich SA und SS. In der Illegalität steigerte sich die Terrorpolitik der Nazis. Von Deutschland aus wurden sie weiterhin durch Hitler unterstützt, der im Auftrag des Monopolkapitals mit einem Großdeutschen Reich die Weltherrschaft erringen wollte.
Putschversuch scheitert
Im Februar 1934 erhoben sich Teile der Arbeiterklasse zum bewaffneten Kampf gegen den Austrofaschismus, erlitten jedoch eine Niederlage.¹ Die aufgewühlte Situation und die Erschütterung des Dollfuß-Regimes suchten die Nazis für ihre eigenen Ziele zu nutzen: Am 25. Juli 1934 wollten sie durch einen Putsch die Macht ergreifen und ermordeten dabei Bundeskanzler Dollfuß. Sowohl die entscheidenden Kräfte der herrschenden Klasse wie auch der Aufmarsch italienischer Truppen an der Grenze bewirkten jedoch das Misslingen des Putsches. Die führenden Nazis mussten zunächst nach Deutschland fliehen.
Hitler annektiert Österreich
Durch seine Verständigung mit dem faschistischen Regime Mussolinis wurde Hitler in der Folgezeit gestärkt und setzte gegenüber Österreich 1936 ein Abkommen durch mit dem Grundsatz „Zwei Staaten – ein Volk“. 1938 annektierten die Nazis das Nachbarland und hatten damit „Großdeutschland“ als Ausgangsbasis des Zweiten Weltkriegs geschaffen, den sie 1939 begannen.
Befreit wurde Österreich 1945 von der Roten Armee der sozialistischen Sowjetunion. Auf sowjetische Initiative hatte die Moskauer Außenministerkonferenz im Jahr 1943 mit der „Deklaration über Österreich“ das Ziel eines selbständigen Staates verkündet. „Die heutigen Nutznießer können sich wahrscheinlich kaum vorstellen“, schrieb dazu eine österreichische Kommunistin, „was es mitten im Krieg für jeden bewußten Österreicher bedeutete, nun ein verbürgtes Recht auf kommende Freiheit erhalten zu haben.“²