Rote Fahne 16/2024

Rote Fahne 16/2024

Nicht nur die RAG – auch Kali + Salz kann „verbrannte Erde“

Seit mehr als 100 Jahren werden Kalisalze an Weser und Werra industriell abgebaut. Diese gehören deshalb zu den am stärksten mit Salz belasteten Flüssen Europas

Von gb
Nicht nur die RAG – auch Kali + Salz kann „verbrannte Erde“
Der riesige „Monte Kali“ in Heringen. Photo by CEphoto, Uwe Aranas

Durch die Verschmutzung der Flüsse gibt es auch Umweltalarm für Grundwasser, Trinkwasser und das ganze Ökosystem! Verantwortlich: das börsennotierte internationale Bergbaumonopol Kali + Salz – mit Aktivitäten von Kanada bis Schweden – und sein Großaktionär BASF!

Wasser- und Bodenvergiftung

Über 70 Prozent der abgebauten Salze gelten als Abfall und werden entweder in die Flüsse eingeleitet oder auf gigantische Abraumhalden („Monte Kali“) von bis zu 200 Meter Höhe deponiert. Der extrem hohe Salzgehalt aus dem Kalibergbau und erhöhte Wassertemperaturen in Weser und Werra gefährden den Fischbestand. Die Werra hat mit einer Chloridkonzentration von 300 Milligramm pro Liter höhere Salzkonzentrationen als die Oder. Dort gab es im August 2022 durch Hitze und niedrigen Wasserstand ein gigantisches Fischsterben. In der Gemeinde Gerstungen sind drei von acht Trinkwasserbrunnen gesperrt. Anwohner von Tiefenort berichten, dass sie das Apfelernten aufgegeben haben, weil die Äpfel salzig schmecken.

Gefahr droht auch unter Tage

Durch Niederschlag auf die Halden entsteht dort Salzwasser. Da die alten Haldenbereiche keine Basisabdichtung besitzen, sickert täglich Salzwasser in den Boden. Es zerstört dort die Tonminerale und setzt so Schwermetalle frei, die zusammen mit dem salzigen Abwasser das Grundwasser verschmutzen. Bei Starkregen kann die Salzwasserpipeline das Haldenwasser nicht mehr aufnehmen. Im Februar 2024 ließ Kali + Salz deswegen jeden Tag zwei Güterzüge das zusätzliche Haldenwasser abtransportieren. Der Konzern drängt darauf, Haldenwasser bald wieder unterirdisch verpressen zu können.

AfD – Partei der Bergbaukonzerne

Zur Spaltung der Belegschaft und Stimmungsmache gegen den Umweltschutz wird der Einfluss der AfD bei Kali + Salz gezielt gefördert. Dabei schert sie sich genausowenig um die Interessen der Bergleute wie um die Rettung der Umwelt. In einer Kleinen Anfrage im Bundestag vom 12.5.2021 – unterzeichnet unter anderem von Alice Weidel – fabuliert sie: „Eine sichere, nachhaltige und verantwortungsvolle Rohstoffversorgung ist von großer Bedeutung für Deutschland als Industrie- und Exportstandort.“ Während die AfD die Verantwortung für die Profitinteressen der nationalen Industrie über alles stellt, tauchen die Bergleute in dem ellenlangen, dreiseitigen Text noch nicht mal dem Namen nach auf.

Montagsdemo und Bergarbeiter­bewegung gemeinsam

Der gemeinsame Aufruf der bundesweiten Montagsdemo und der kämpferischen Bergarbeiterbewegung zur Demonstration in Eisenach am 17. August führt aus: „Aktuell deckte ein Bergmann mutig auf, dass 80 000 Tonnen Giftmüll von Kali + Salz in der Untertagedeponie in Herfa/Neurode falsch eingelagert wurden. Umweltschutz ist dringend notwendig, aber nicht auf Kosten von uns, sondern auf Kosten der Konzerne als Hauptverursacher.“