Rote Fahne 16/2024
NATO steuert „Dark Eagles“ von Wiesbaden aus
Das Kriegsziel von NATO und Ukraine, Russland zu besiegen, ist im Begriff zu scheitern. Ein langer Abnutzungskrieg wird die bereits anwachsende Kriegsmüdigkeit in der Ukraine verstärken. Die westlichen Imperialisten fürchten, dass sich die Stimmung der Arbeiter und der breiten Massen gegen den Krieg wendet
Der NATO-Gipfel vom 9. bis 11. Juli in Washington hat den Kriegskurs in der Ukraine verschärft und Beschlüsse zur weiteren Weltkriegsvorbereitung gefasst. Für das Kriegsführungszentrum der US-Army in Wiesbaden bedeutet das:
Das US-Kommando mit deutschem Stabsoffizier für Waffenlieferungen in die Ukraine, Ausbildung ukrainischer Soldaten und der Koordinierung und Steuerung des Krieges in der Ukraine¹ wurde ab dem 12. Juli zum NATO-Kriegsführungszentrum erhoben. Dies soll bis September abgeschlossen sein. Die Personalstärke wird von 300 auf 700 mehr als verdoppelt und ein deutscher General wird stellvertretender Kommandeur.
BRD will militärische Führungsrolle ausbauen
Der deutsche Imperialismus betont damit seine europäische Führungsrolle im Krieg der imperialistischen Blöcke um die Neuaufteilung der Welt. Die auf dem NATO-Gipfel bekanntgegebene Vereinbarung zwischen den USA und Deutschland, atomar bestückbare Mittelstreckenraketen ab 2026 in Deutschland zu stationieren, ist Ausdruck des globalen Wettrüstens der imperialistischen Länder. Entgegen bisherigen Planungen, einen Teil des Systems in den USA zu stationieren, wird nun die vollständige Verlegung nach Deutschland vorgesehen.
Das Militärmagazin „Europäische Sicherheit & Technik“‘ vom 22.3.2022 schreibt dazu: „Das neue Element der Multi-Domain Task Force Europe verfügt über Fähigkeiten zum Operieren in folgenden Domänen und mit folgenden Systemen: Aufklärung – Cyber- und Informationsraum – Elektronische Kampfführung – Weltraum – Luftverteidigung – Raketensysteme mittlerer Reichweite – Hypersonische Waffensysteme langer Reichweite (‚Dark Eagle‘) … Wenn die in der Phase ‚Competition‘ getroffenen Maßnahmen zur Verhinderung der militärischen Eskalation nicht erfolgreich waren, werden in der Phase ‚Penetrate‘ feindliche A2/AD-Langstreckensysteme sofort neutralisiert.“
Von wegen „Verteidigung“!
Kriegsminister Boris Pistorius (SPD) behauptet, man könne mit diesen Waffensystemen „einem möglichen russischen Aggressor deutlich machen, wir sind in der Lage und bereit, uns zu verteidigen“.² Tatsächlich sind sowohl die Marschflugkörper vom Typ „Tomahawk“ als auch die Hyperschallraketen „Dark Eagle“, die von Wiesbaden aus durch die 2. Multi-Domain-Task-Force (MDTF) gesteuert werden, Erstschlagwaffen. Sie sollen den Gegner im Krieg sofort derart schwächen, dass ein Gegenschlag mit strategischen Langstreckenwaffen nicht mehr möglich sein soll. Damit rückt Deutschland und seine Bevölkerung noch mehr in den Fokus eines präventiven atomaren Angriffs, eines verheerenden Zweitschlags, oder auch der „versehentlichen“ Auslösung eines Atomkriegs. Nicht umsonst entstand in den 1980er-Jahren als Antwort auf die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen eine massenhafte Friedensbewegung.