Rote Fahne 14/2024

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Wohnungsbau: Was im Sozialismus möglich wäre

Bei den Protesten gegen Wohnungsnot und horrende Mieten gerät der Kapitalismus immer mehr in die Kritik, allerdings oft noch verbunden mit der Illusion, die Wohnungsfrage im Kapitalismus lösen zu können – etwa durch Enteignung der Wohnungskonzerne oder eine andere Regierungspolitik.

Von bl/ms
Wohnungsbau: Was im Sozialismus möglich wäre
Auch heute gibt es schon Wohnanlagen, in denen Generationen zusammenleben und im Grünen zusammenkommen können – wenn auch leider nicht für die Masse der Bevölkerung (Olgaareal, Stuttgart)

Das würde jedoch nichts daran ändern, dass im Kapitalismus Wohnungen den Charakter von Waren haben, die verkauft oder vermietet werden – und damit zugleich eine wesentliche Profitquelle sind. Im Sozialismus – wenn die großen Wohnungskonzerne oder dekadente Luxusanwesen enteignet sind – sind Wohnungen in erster Linie nützliche Gebrauchsgegenstände, die den breiten Massen zugute kommen.¹ Zwar wird es auch für diese Wohnungen für eine Übergangszeit noch relativ geringe Mieten geben, die aber dem sozialistischen Staat zugute kommen und nicht mehr der Profitmaximierung.

Enorme Potenziale bereits vorhanden

Heute bricht der Wohnungsmarkt regelrecht ein, obwohl immer mehr Wohnungen gebraucht werden. Dabei könnte man viel mehr Wohnungen bauen, wenn die vorhandenen Kapazitäten ausgeschöpft werden. So stieg die Arbeitsproduktivität im Baugewerbe gemessen am Umsatz pro Beschäftigten zwischen 1991 und 2021 um 173 Prozent.² Die durchschnittliche Fertigstellungsdauer einer Wohnung - ab Baugenehmigung – lag 2022 bei 22 Monaten. Und das, obwohl die baulichen und technischen Anforderungen heute viel höher sind. Nicht zuletzt ist bei den aktuell 928 000 Beschäftigten des Baugewerbes, den Bauarbeitern, Ingenieuren und Architekten hohes Know-how für die Planung und den Bau von zweckmäßigen, attraktiven und umweltgerechten Wohnungen gebündelt. Anders als heute würden sie in einer sozialistischen Gesellschaft mobilisiert, nicht nur ausreichende und preisgünstige Wohnungen zu bauen, sondern auch längst vorhandene fortschrittliche Konzepte umzusetzen. Warum müssen denn rund 40 Prozent der Neubauten Eigenheime sein? Das ist nicht nur unökonomisch, sondern auch ökologisch schädlich – genauso wie Hochhaussiedlungen. Im Sozialismus könnte man viel mehr großzügige Wohnanlagen errichten, in denen Jung und Alt, Familien und Singles zusammenleben – mit Gemeinschaftsräumen, Kantinen, Kinder- und Altenbetreuung, wohnortnaher Verkehrsanbindung und vielem mehr.

Umweltgerechtes Bauen wird Standard

Angesichts der begonnenen globalen Umweltkatastrophe muss alles daran gesetzt werden, vorhandene Wohnungen mit staatlicher Hilfe und entsprechenden Anreizen umfangreich zu sanieren und vorwiegend Mehrfamilienhäuser oder große Wohnanlagen neu zu bauen. Der Schutz vor regionalen Umweltkatastrophen wie Hochwasser, Starkregen und Dürren wird bei der Bauplanung und -genehmigung viel größeren Stellenwert bekommen. Dazu gehört eine vorausschauende Landschafts- und Städteplanung in Einklang mit Industrie- und Landwirtschaftsflächen.