Rote Fahne 09/2024

Rote Fahne 09/2024

Aus Leben und Werk von Willi Dickhut für den Kampf um den Sozialismus heute schöpfen

An jeden Revolutionär, jede Revolutionärin und alle fortschrittlichen Menschen steht heute die Aufgabe, einen Beitrag dafür zu leisten, dem Sozialismus zu einem neuen Ansehen unter den ­Massen zu verhelfen. Leben, Werk und Vermächtnis von Willi Dickhut, dem Vordenker und Mitbegründer der MLPD, sind ein großer Quell von Erkenntnissen und Hilfen für diese Aufgabe. Am 29. April 2024 wäre Willi Dickhut 120 Jahre alt geworden.

Von gis
Aus Leben und Werk von Willi Dickhut für den Kampf um den Sozialismus heute schöpfen
Willi Dickhut, Arbeiter und Arbeitertheoretiker, in seinem Arbeitszimmer in Solingen

Die MLPD würdigte und würdigt Willi Dickhut seit jeher, indem sie von ihm lernt und sein Lebenswerk fortsetzt. „Wenn wir uns das Lebenswerk von Willi Dickhut zu eigen machen, geht es uns darum, von Willi Dickhut zu lernen, von seiner ungebrochenen Siegeszuversicht, von seiner Massenverbundenheit, von seinem unendlichen Einfallsreichtum, von seiner Zielklarheit, von seiner Systematik, seiner Disziplin und seinem proletarischen Ehrgeiz und Willen, der ihn nie hat untergehen lassen – auch nicht im Konzentrationslager oder als zum Tode Verurteilter im Gefängnis.“¹

 

Dies sagte der damalige MLPD-Vorsitzende Stefan Engel in seiner Rede auf einer Veranstaltung zu Ehren Willi Dickhuts am 9. Mai 2002 in Wuppertal, zehn Jahre nach dessen Tod.

Frage der Denkweise als roter Faden

1928/1929 war Willi Dickhut zusammen mit drei anderen Solinger Genossen als Spezialist in der Sowjetunion, in der Stadt Slatoust, um einen Beitrag für den sozialistischen Aufbau zu leisten. Dort musste er einen entnervenden Kampf mit Schlendrian, Bürokratie und egoistischem Handeln seitens der Verantwortlichen in Betrieb und Verwaltung führen und wurde bitter enttäuscht.

 

In seinem Buch „So war’s damals“ schildert er diese Erlebnisse und beurteilt sie: „Ich will hier bereits darauf hinweisen, daß ich in meiner weiteren Arbeit einen ständigen Kampf gegen die Bürokratie führen mußte. Noch war die Bürokratie nicht so kleinbürgerlich entartet, daß sie zu einer unmittelbaren Gefahr für den Sozialismus werden konnte. Leider war mir damals das Problem der kleinbürgerlichen Entartung der Bürokratie mit oder ohne Parteibuch in der Tasche und der damit verbundenen Gefahr der Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion nicht bewußt, und ich hatte Lenins Hinweise über die Bürokratie nicht begriffen.“²

 

Willi Dickhut hatte in seiner Zeit in der Sowjetunion hervorragende proletarische selbstlose Genossen kennengelernt, die allerdings die Gefahr der Entartung verkannten.

Kampf um die dialektische Einheit von Theorie und Praxis

Früh erkannte Willi Dickhut, dass nur die Einheit von Theorie und Praxis erfolgversprechend ist. Er studierte konsequent den Marxismus-Leninismus und drang ein in die dialektische Methode. So festigte sich durch eisernen Willen, tiefe Überzeugung von der Sache des Sozialismus und wachsende Fähigkeiten in der Anwendung der dialektischen Methode seine proletarische Denkweise.

 

Dabei war ihm stets wichtig, anderen Menschen zu helfen, durchzublicken, den eigenen Kopf zu gebrauchen. Die MLPD-Vorsitzende Gabi Fechtner schreibt in ihrer Broschüre „Willi Dickhut – Ein ungewöhnlicher Arbeiterführer und revolutionärer Theoretiker – Vorbild für die Jugend“: „Er trainierte sich früh und unter kompliziertesten Bedingungen im Faschismus im Verständnis und in der Anwendung des dialektischen Materialismus. Dafür stehen seine Studien ‚Proletarischer Widerstand gegen Faschismus und Krieg‘ und ‚Materialistische Dialektik und bürgerliche Naturwissenschaft‘. … Seine theoretische Arbeit durchdrang sich allseitig mit seiner praktischen Arbeit.“³

Grundlagen der Lehre von der Denkweise

1966 wurden Willi Dickhut und seine Frau Luise aus der im Zuge der Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion ebenfalls revisionistisch entarteten KPD ausgeschlossen. Er hatte es sich nicht verbieten lassen, chinesisches Material zu lesen, darunter die Peking Rundschau. Die Große Proletarische Kulturrevolution erkannte er als geeignete Methode gegen die Gefahr der Restauration des Kapitalismus.

 

Als sich Willi Dickhut und wenige andere Arbeiterkader Ende 1968 daran machten, die revolutionäre Partei neu aufzubauen, bestand er darauf, dass eine ideologisch-politische Linie ausgearbeitet wurde, beginnend mit der Antwort auf die Frage: „Wie konnten die Bürokraten die proletarische Demokratie zerstören und sich zu kapitalistischen Herren der Sowjetunion aufschwingen?“⁴

 

In dem Buch wird analysiert, wie sich in der zentralen Bürokratie der Staats-, Wirtschafts- und Parteiführung ein kleinbürgerliches Machtgefühl ausbreiten konnte, Selbstherrlichkeit, bürgerlicher Ehrgeiz und die Gier, für sich und Familienangehörige Privilegien herauszuschinden. Das Problem der Denkweise im Sozialismus erwies sich als so grundlegend, dass Willi Dickhut zu dem Schluss kam: „Mit einer kleinbürgerlichen Denkweise kann eine proletarische Partei zugrunde gerichtet werden! Mit einer kleinbürgerlichen Denkweise lässt sich der Sozialismus nicht aufbauen! Mit einer kleinbürgerlichen Denkweise kann man die sozialistische Gesellschaft zerstören!“⁵

 

Willi Dickhut stellte auch die Weichen für die MLPD als Partei neuen Typs und ihre umfassenden Lehren aus dieser Entwicklung. Sie hat die Lehre von der Denkweise ausgehend von dem Buch von Stefan Engel „Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung“ schöpferisch weiterentwickelt, zusammengefasst und auf die heutigen Fragen angewandt.