Rote Fahne 02/2024

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Die Dramatik der Revolution 1979 im Iran - Leidvolle Erfahrungen der Revolutionäre mit der „Querfront“-Politik

1979 verjagte die iranische Revolution das faschistische Schah-Regime. Um die revolutionäre Entwicklung im Iran niederzuhalten, setzte der US-Imperialismus auf reaktionäre bis faschistische islamistische Kräfte. Ayatollah Chomeini, der bis dahin in Paris im Exil gelebt hatte, wurde zurückgeholt und als Führer der iranischen Opposition aufgebaut. Ziel war die Niederwerfung der revolutionären Bewegung.

Von jg
Die Dramatik der Revolution 1979 im Iran - Leidvolle Erfahrungen der Revolutionäre mit der „Querfront“-Politik
Iranische Revolutionäre haben leidvolle Erfahrungen mit der "Querfront"-Politik gemacht (Solidaritätsktion auf dem Rebellischen Musikfestival 2023)

Die Moskau-hörige, revisionistische Tudeh-Partei unterstützte das Khomeini-Regime. Aber auch revolutionäre und marxistisch-leninistische Organisationen vertrauten auf die scheinbar antiimperialistische Haltung des neuen Regimes. Dies kostete in den Folgejahren mindestens 20 000 politische Gefangene das Leben. Darunter die Mehrheit der Revolutionäre und Aktivisten der Revolution von 1979.

Prinzipielle Selbstkritik

Die Ranjbaran Partei – eine marxistisch-leninistische Organisation im Iran und Mitglied der ICOR – leistete dazu auf ihrem 2. Parteikongress 1984 eine prinzipielle Selbstkritik. Sie gibt wichtige Hinweise für die Gefährlichkeit einer Querfrontpolitik.

 

„In theoretischen Bereichen: … Wir überschätzten den Imperialismus so sehr, dass er auf die Ebene eines großen Konflikts gerückt wird, und unterschätzten den Klassenkampf innerhalb der Gesellschaft. Wir ignorierten den Klassencharakter der nationalen Bourgeoisie (insbesondere ihres religiösen Flügels) und unterschätzten ihre reaktionären, antikommunistischen und antidemokratischen Aspekte. Einseitige Betonung der Einheit mit der nationalen Bourgeoisie und Verfolgung der Politik der Klassenkonvergenz und Nichtberücksichtigung des Konflikts zwischen dem Proletariat und der nationalen Bourgeoisie als dominierendem Aspekt und der Beziehung zwischen diesen beiden Klassen. … Verstoß gegen das marxistische Prinzip der ‚Trennung von Religion und Staat‘ und Missachtung des marxistischen Prinzips ‚Religion ist das Opium der Massen‘ und Zuweisung einer positiven historischen Rolle des Islam in dieser Zeit. … Auf dem Gebiet der Politik litten wir unter dem rechten Opportunismus, dessen Erscheinungsformen folgende sind: Aufgabe der eindeutigen revolutionären Aufgabe des Proletariats, d. h. des Kampfes zum Sturz des herrschenden bürgerlichen Regimes und zur Errichtung der Demokratischen Volksrepublik. … Unterstützung der bürgerlichen Regierung, die unter dem Deckmantel des ‚antiimperialistischen‘ und ‚Unabhängigkeits‘-Kampfes gegen die Arbeiterklasse sowie nationale und Massenbewegungen entstand und versuchte, diese zu unterdrücken.“¹

Unversöhnliche Gegensätze

Dies macht deutlich: Eine gemeinsame Front „quer“ über die unversöhnlichen weltanschaulichen und politischen Gegensätze von Faschismus und Marxismus-Leninismus kann und darf es nicht geben!