Rote Fahne 01/2024

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COP28: Wachsende Widersprüche zum offiziellen Kurs

Vier Tage lang beteiligte sich eine Delegation von MLPD, United Front und Mediengruppe Neuer Weg am 28. Weltklimagipfel in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate)

Von lg/dr
COP28: Wachsende Widersprüche zum offiziellen Kurs
Proteste von Umweltorganisationen: nur im abgeschirmten Bereich zugelassen

Die Kehrseite der Medaille

Dubai ist eine Stadt des Prunks und der Dekadenz. Doch als wir in unsere günstige aber schlichte Unterkunft im Zwölf-Bett-Zimmer kamen, erlebten wir auch die andere Seite: 90 Prozent der Bevölkerung der Vereinigten Arabischen Emirate sind Migranten. Man sah ausschließlich pakistanische, nepalesische und indische Arbeitsmigranten auf der Straße. Aufgrund ihrer Ausbeutung erheben sich die Vereinigten Arabischen Emirate zu einem neuimperialistischen Land.

Der Rahmen der Weltklimakonferenz …

... war bewusst entfremdet beziehungsweise ein Kontrast zur begonnenen globalen Umweltkatastrophe. Die „Green Zone“ (das eigentliche Massenprogramm) auf dem imposanten Expo-Gelände in Dubai war ein Konglomerat großer Messestände und Podiumsveranstaltungen mit CEOs¹ von Konzernen, kleineren kommerziellen Ständen von Startups, nachhaltigen Kochkursen, einem bürgerlichen Kulturprogramm und einer Rundum-Atmosphäre der Verharmlosung mit Entspannungsmusik und vom Band eingespieltem Vogelgezwitscher. Es verkam so zu einer Monopolmesse, während es in der „Green Zone“ keinen einzigen Stand einer Umweltorganisation gab. Wenn hier in den bürgerlichen Medien verbreitet wird, der Gipfel wäre doch noch mindestens ein Fortschritt geworden, kann man dazu nur sagen: Die Beschlüsse des Gipfels sind ein einziges Verbrechen. Sehenden Auges wird mit der weiteren jahrzehntelangen Verbrennung von Kohle, Gas und Öl die Menschheit weiter in den Abgrund der globalen Umweltkatastrophe gerissen.

 

Im „Energy Transition Hub“ (Energiewende-Treffpunkt) verkauften General Electric Vernova und Lightbrige Company Atomstrom auch als immer verfügbare Energie für Militäranlagen. Es gab aufwändige Stände über die „nachhaltige Polizei der Zukunft“, bei der an Panzer erinnernde Robo-Cops solarbetrieben durch die Städte ziehen sollen.

Heftige Widersprüche

Insbesondere Vertreter aus neokolonial abhängigen Ländern, kapitalistischen Ländern der Südhalbkugel sowie Inselstaaten hatten massive Widersprüche zum Gipfel, weil „immer sehr viel geredet wurde, aber danach kaum was getan wird“. Bei dem pompös aufgezogenen Abendprogramm „Green Africa“ war höchstens ein Drittel der Plätze besetzt. Zahlreiche Umweltgruppen hatten den Gipfel dieses Mal boykottiert.

 

Vertreter aus dem Sudan, von Kenia, Pakistan, Malawi und Nigeria berichteten der Delegation von brutalen Umweltzerstörungen und dem Leid der Menschen. Ein ums andere Mal befanden wir uns in paradoxen Situationen, die einem schon mal Tränen der Wut in die Augen trieben: Da sitzen einem drei junge, tieftraurige Sudanesen gegenüber, die von einer akuten Existenzkrise durch das Zusammenwirken von dramatischer Umweltzerstörung, Hunger und Krieg berichten – während im Hintergrund Entspannungsmusik läuft, an den Tischen ringsherum sichtlich wohlhabende Geschäftsleute in bester Laune Deals abschließen und das ganze Ambiente eine riesige PR-Kampagne ist.

Aufgeschlossenheit für Sozialismus

Zunächst gab es in der Delegation ein wenig Enttäuschung: Nirgends Protest! Dieser Eindruck änderte sich, als wir zahlreiche Gespräche mit Menschen aus insgesamt sicher 100 Ländern geführt hatten. Unter der Oberfläche gab es zahlreiche Kritik und es war sehr wertvoll, sich vor Ort damit auseinanderzusetzen und neue Bündnispartner zu gewinnen.

 

Am eindrücklichsten war für uns, dass der Sozialismus offenbar länderübergreifend beginnt, bei einer wachsenden Minderheit ein neues Ansehen, einen „positiven Klang“ zu erhalten. Ein junger Sudanese: „Dieser Gipfel bringt jedenfalls keine Lösungen. Also brauchen wir eine andere Alternative. Vielleicht ist es der Sozialismus, ich bin offen dafür.“ Eine jugendliche Besucherin aus den USA: „Sozialismus habe ich in letzter Zeit öfter gehört, das kommt offenbar wieder in den Trend!“ Wir knüpften 66 Kontakte in 40 Länder.

Das einzige und verbotene Buch

In der „Green Zone“ war das neue Buch der Redaktion revolutionärer Weg „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ das weit und breit einzige Buch. Wir machten uns also dran, das Buch in zahlreichen Gesprächen in die Welt zu tragen! Doch COP28-Security, das Gipfelbüro, die Kriminalpolizei Dubai und die Einheit des Innenministeriums für Terrorismusbekämpfung verboten uns den weiteren Vertrieb dieses marxistisch-leninistischen Buchs. Zuvor musste sich die Delegation zweieinhalb Stunden lang verhören lassen. Unter Beachtung unserer Sicherheit setzten wir den Vertrieb fort und verkauften unter diesen erschwerten Bedingungen 30 Bücher, sieben Broschüren beziehungsweise Programme und verbreiteten einen Informationsflyer auf Englisch an Vertreter eines Großteils der anwesenden Länder.