Rote Fahne 25/2023

Rote Fahne 25/2023

„China legt seine friedliche Maske zunehmend ab“

Die Rote Fahne hatte Gelegenheit, mit dem in China lebenden Professor Fred Engst¹ über die Situation dort und die wachsenden Kriegsgefahr im Südchinesischen Meer zu sprechen

„China legt seine friedliche Maske zunehmend ab“
(grafik: RF)

Rote Fahne: Wir sehen eine Verschärfung der Widersprüche im Südchinesischen Meer. Was ist deine Einschätzung dazu?

Genosse: Da das chinesische Kapital aus China in die ganze Welt exportiert wird, braucht es eine militärische Kraft, um das Investment überall zu schützen. Ansonsten könnten die USA einfach ihr Investment zerstören. China hat aus dem Libyen-Krieg vor zehn Jahren gelernt. Es hatte dort riesige Investments, die einfach ausgelöscht wurden. Das ist der Grund für den Aufbau des Militärs.

 

Das Südchinesische Meer ist der erste Schritt zur Erreichung dieses Ziels. Es braucht so viel Militär nicht, um das Taiwan-Problem anzugehen. Taiwan war ein Vorwand, um das Militär aufzubauen, aber tatsächlich sehe ich keinen Vorteil, Taiwan militärisch einzunehmen. Was hätte die Volksrepublik China davon?

 

Ein anderer Standpunkt ist, dass die USA versuchen würden, China in einen Krieg mit Taiwan zu drängen …

Da ist etwas Wahrheit drin. Ich denke, angefangen mit Ex-Präsident Barack ­Obama haben die USA Asien als Drehscheibe gesehen. Es wurde klar, dass es mit der enormen wirtschaftlichen Kraft, mit den Firmen und dem Ausbau des Militärs eine Achse in Asien gibt. Insgesamt sind die USA in Asien immer noch im Niedergang.

 

Die japanischen Kapitalisten wollen unbedingt ein größeres Militär, um sich aus der US-Kontrolle zu lösen. Die USA wollen Japan aber vor allem als Stützpunkt für ihre Militärbasen. Die Rivalität in Asien wird intensiver.

 

Dass China angefangen hat, die Riffe zu Inseln mit Flughäfen umzubauen, hat den USA wirklich klar gemacht, was China vorhat. Im US-Englischen gibt es einen Spruch „Takes one to know one“. Wenn du ein Imperialist bist, erkennst du andere. Es ist egal, was du sagst, es kommt darauf an, was du tust.


Nach außen stellt sich China als friedlich dar, oder?

Das hat die chinesische Regierung inzwischen heruntergefahren. In Pakistan, wo China viel in Häfen und Straßen investiert hat, gab es einen tödlichen Anschlag auf Chinesen. Das chinesische Außenministerium sagte danach: Wenn ihr nicht für die Sicherheit sorgen könnt, können wir das für euch übernehmen.

 

Auch in Myanmar und Thailand wird China aggressiver. Man kann nicht danach gehen, was es sagt. Ich sage immer, wenn ein kapitalistisches Land volle Souveränität hat, nicht nur wirtschaftlich, politisch sondern auch militärisch, dann wird es ein imperialistisches Land werden.


Vielen Dank für das Interview!