Rote Fahne 24/2023
Treibhausgasausstoß auf Rekordniveau: 1,5-Grad-Ziel gescheitert
Obwohl der Sommer in Brasilien noch gar nicht angefangen hat, ächzt das Land unter extremer Hitze und Trockenheit. In der Millionenmetropole Rio de Janeiro stiegen die Temperaturen bereits deutlich über 40 Grad. Dehydrierung, Kopfschmerzen, Übelkeit und Kreislaufprobleme quälen die Menschen.
Der bedrohte Amazonas-Regenwald, die „grüne Lunge der Welt“, erlebt die schlimmste Trockenheit seit 120 Jahren. UN-Klimachef Simon Stiell appelliert im Vorfeld der 28. Weltklimakonferenz in Dubai, sie müsse für die Einhaltung der Klimaziele „ein klarer Wendepunkt sein“.¹ Solche Appelle sollen dem schwindenden Vertrauen in die Umweltpolitik der imperialistischen Länder neues Leben einhauchen. Sie ändern nichts daran, dass der Betrug der von ihnen selbst erklärten Obergrenze einer 1,5-Grad-Erwärmung der globalen Erdtemperatur gegenüber der vorindustriellen Zeit vollständig gescheitert ist.
Im Pariser Klimaabkommen von 2015 verständigten sich die Staaten auf diese willkürlich gewählte Grenze einer maximalen Erderwärmung um 1,5 bis höchstens 2 Grad. Ein Klimarekord jagt seitdem den anderen. Trotz aller Appelle und Warnungen von Wissenschaftlern ist die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre 2022 auf ein neues Rekordniveau angestiegen. So hohe CO2-Konzentrationen wie jetzt habe es zuletzt vor drei bis fünf Millionen Jahren gegeben, meldet die UN- Wetterorganisation WMO am15. November. Da lag die Durchschnittstemperaturzwei bis drei Grad höher und die Meeresspiegel waren 10 bis 20 Meter höher.
„Das derzeitige Niveau der Treibhausgaskonzentration setzt Entwicklungen in Gang, die bis zum Ende des Jahrhunderts einen Temperaturanstieg weit über den Zielen des Pariser Klimavertrags zur Folge haben werden“, so Petteri Taalas von der WMO bei der Vorstellung ihres Berichts.²
Dabei blendet die WMO aus, dass die Erhitzung der Atmosphäre immer mehr zerstörerischen Charakter für das Weltklima annimmt und irreversible Prozesse in Gang gesetzt hat. Das betrifft das dramatische Abschmelzen des Polareises, des Eisschilds auf Grönland und das Schwinden des Eisschilds im Westen der Antarktis, das Auftauen der Permafrostböden, die sich ausbreitenden Ozonlöcher, die Abschwächung der Meeresströmungen und der Jetwinde bis zum möglichen Erliegen.
Schon heute liegt die mittlere globale Oberflächen temperatur der Meere ebenfalls bei einem neuen Rekord von 20,98 Grad. Dies senkt deren Fähigkeit drastisch, weiterhin CO2 und Wärme aufzunehmen, beschleunigt das Abbrechen und Abschmelzen des polaren Eises und das Verdunsten von Wasser, was wiederum Wetterextreme fördert. All das forciert die Eigendynamik der zerstörerischen und selbstzerstörerischen Prozesse der begonnenen globalen Umweltkatastrophe. Selbst wenn alle fossile Verbrennung ab morgen eingestellt würde, wäre die weitere Erderhitzung nicht aufzuhalten. „Die globale Klimakatastrophe erweist sich so als ‚Initialkatastrophe‘, die die Eigendynamik weiterer Merkmale der Umweltkrise und ihren Umschlag in die globale Umweltkatastrophe forciert.“³
Pariser Klimaabkommen von vornherein Betrug
Im Buch „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ wird behandelt, dass der renommierte Umwelt- und Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber das völlig unzureichende Abkommen als „Kompromiss zwischen dem wissenschaftlich Gebotenen und dem ökonomisch Günstigen“ lobte. Dazu wird weiter ausgeführt: „Er widersprach damit eigenen Erkenntnissen, dass bereits auf einer höchstens 1,5 bis 2 Grad wärmeren Erde unwiderruflich Kipppunkte des globalen Klimasystems überschritten werden. Schellnhubers ‚Kompromiss‘ läuft auf die Leitlinie hinaus: Umweltschutz darf die Profite des Monopolkapitals nicht schmälern.“⁴
Trotz 27 Klimakonferenzen stieg der Ausstoß an fossilem CO2 von 1990 bis 2020 um 58,3 Prozent und der atmosphärische CO2-Gehalt bis 2022 um 17,8 Prozent.⁵ „Wir sind eher auf dem Weg in eine Drei-Grad-Welt bis Ende des Jahrhunderts“, warnte Prof. Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie im September beim Hamburger Extremwetterkongress.⁶
Hoffnung auf „Vernunft“?
Jeden Tag kann man zig Appelle an die Regierung im Internet unterschreiben und die Unterzeichner hoffen auf die „Macht ihrer Argumente“. Viele können sich nicht vorstellen, dass die Herrschenden so uneinsichtig sind und die Welt, in der sie selbst leben, sehenden Auges in den Abgrund führen. Das Buch weist nach: Die heutigen ökonomischen Gesetze des Kapitalismus zwingen sie dazu. Der Imperialismus kann nur noch auf der Grundlage eine immer um fassenderen und beschleunigten Umweltzerstörung existieren.
Der neue „Production Gap Report 2023“ des UN-Umweltprogramms UNEP enthüllt, dass die „alten“ imperialistischen und wichtigsten neuimperialistischen Länder gar nicht daran denken, ihre Produktion und ihren Verbrauch an fossilen Energien zu senken. Die USA, China, Indien, Russland, Saudi-Arabien, Brasilien, Katar und Kanada planen bis 2030 den größten Anstieg der Produktion fossiler Brennstoffe. Gemessen am idealistischen 1,5-Grad-Ziel errechnete UNEP bis 2030 eine „überhöhte Produktion“ von 460 Prozent bei Kohle, 29 Prozent bei Öl und 82 Prozent bei Gas.⁷ Um seiner Maximalprofite willen reißt das allein herrschende internationale Finanzkapital die Welt mutwillig und in vollem Bewusstsein in den Abgrund.
Wir befinden uns in einem Wettlauf mit der Zeit zur Verhinderung des weiteren Ausreifens der globalen Umweltkatastrophe. Erst wenn die Macht des alleinherrschenden internationalen Finanzkapitals revolutionär überwunden ist und vereinigte sozialistische Staaten errichtet sind, kann die Menschheit einen Paradigmenwechsel vollziehen und gerettet werden. Die Umweltbewegung muss deshalb zu einer gesellschaftsverändernden Kraft werden.
Arbeiter- und Umweltbewegung gemeinsam!
In den Betrieben hört man nicht selten: „Wir können von Deutschland aus nicht die Welt retten.“ Klar, können das nicht die Arbeiter und breiten Massen in einem einzelnen Land, zumal die globale Umweltkatastrophe an keinen Grenzen halt macht. Die Menschheit retten, bedeutet selbst aktiv werden, dem Übel an die Wurzel gehen und die Koordinierung im internationalen Umweltkampf zu stärken. Die Monopole und ihre Regierungen müssen als Hauptverursacher ins Visier genommen werden.
„Die entscheidende Mehrheit der Arbeiterklasse und die breiten Massen müssen den Kampf um die Rettung der Menschheit vor dem Ausreifen der globalen Umweltkatastrophe zu ihrer Sache machen. Es muss tief in ihr Denken, Fühlen und Handeln eingehen, dass dies nur durch die revolutionäre Überwindung des imperialistischen Weltsystems und den Aufbau des Sozialismus und Kommunismus möglich sein wird. Sie können darauf vertrauen, dass der Prozess der globalen Umweltkatastrophe Milliarden Menschen gegen das imperialistische Weltsystem aufbringen wird.“⁸
Vom diesjährigen weltweiten Umweltaktionstag am 9. Dezember, der von der revolutionären Weltorganisation ICOR als internationaler Umweltkampftag begangen wird und zu dem auch die 3. Internationale Bergarbeiterkonferenz und der 1. Weltkongress der Einheitsfront gegen Faschismus, Krieg und Umweltzerstörung aufrufen, muss ein starkes Zeichen ausgehen: der Zusammenschluss der breiten Massen unter der Führung der Arbeiterklasse gegen die begonnene globale Umweltkatastrophe!
Die MLPD und der Jugendverband REBELL werden am 9. Dezember und der vorausgehenden Aktionswoche in den Betrieben, Wohngebieten, Schulen und Universitäten dafür breit mobilisieren. Mit dem Vertrieb des neuen Buchs „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ zusammen mit dem Buch „Katastrophenalarm! ...“ werden sie die Bewusstseinsbildung über die globale Umweltkatastrophe, ihre Ursachen und Lösung im echten Sozialismus intensivieren und neue Mitglieder werben.